X 5b, 7, März 1825. vermischt« »Ntetgai. Wie Krltz Ätürmec Verleger wurde. Iagstbergcn ist eine kleine Universitätsstadt in einem nicht viel größeren süddeutschen Klein- staatc, berühmt dadurch, daß die Mehrzahl der „Ooctores ierum polit^ai'um" hier - nicht durchgefallcn ist, worauf der so oft miß bräuchlich zitierte Volksmund hinweist, wenn er behauptet, daß bereits am Bahnhof Straßen- händlcr die ankommenden Fremden mit dem Ruf empfangen: „Doktorhüte gefällig, Doktorhüte gefällig, für jede, auch die kleinste Kopfform passend." Die wohlbestallten Profcssores dieser Stadt babcn jedoch seit jeher den nicht geringen Ehr geiz, es ihren Kollegen in Berlin und Leipzig, in Königsberg und München glcichzutun und die Wissenschaft ein Stück vorwärts zu bringen. Die zahlreichen Kompendien und Schriften, die sie, fruchtbar wie die Kaninchen, schrieben, gaben sie vertrauensselig Herrn Alois Staub, dem ehrwürdigen Verlagsbuch- händlcr, dessen Haus ein Töchterlein, namens Aurelia, verwaltete, die wiederum die selbst verständliche Verehrung sämtlicher Studierenden in starkem Maße genoß. Herr Alois Staub, Vizebürgermeistcr und Armcnvorstand, denn Verlegern gibt man ja gern dergleichen Ehrenämter, verfuhr fein säu berlich mit den Gcistesprodukten seiner zahl reichen Autoren. Er ließ sie setzen, drucken und binden und zeigte ihr Erscheinen regelmäßig im „Börsenblatt" und am schwarzen Brett der Iagstbergener malei' an. Diese Tätigkeit nannte er Propaganda. Re gelmäßig bat er das Sortiment um „eifrige Verwendung" und ebenso oft kehrte in seinen Inseraten der besonders wirkungsvolle Satz wieder: „Bestellungen werden in der Reihen folge ihres Eingangs ausgeführt." Nun kann inan cs nicht von allen Sorti mentern verlangen, daß sie sich gerade für die Werke der „A. I. Staub'schen Verlags buchhandlung, Söhne und Schwiegersöhne",' Iagstbergcn, besonders stark einsetzen. Mit der Aufforderung allein ist cs sicher nicht getan; denn nur dann wird sich der Sorti- mentsbuchhändlcr besonders für ein Werk verwenden, wenn die Nachfrage aus dem Publikum ihm ein größeres Geschäft ver spricht. So erreichte also Herr Alois Staub nur, daß, wenn jemand unbedingt nach seinen Verlagswesen verlangte, der Buchhändler im stande war, sie nach langem Aufschlagen in Katalogen bei seinem Kommissionär zu be stellen. Die Auflage von 1000 wurde nie über schritten. Das Lager schwoll an, und durch die Anlage eines großen Vermögens in ewig lagernden Verlagswesen wurde eine erhebliche Kapitalnot des Verlages herbeigeführt. Diese Sorgen und das Bewußtsein, für Aurelia unter derartigen Verhältnissen keinen Mann finden zu können, erfüllten den sehr ehrenwerten »Herrn Alois Staub mit schwerer Bedrängnis. ^ Fortsetzung folgt. Ullstein dl. G., Berlin