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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.03.1926
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- 1926-03-23
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- 23.03.1926
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1)4 6g, 23, März 1928, Redaktioneller Teil, 3. Die Gewinnung neuer Käuserschichten. Das ist ein Problem, dem besonders schwer bcizukommcn ist. Die Werbearbeit aller buchhändlerischen Betriebe, des Verlags sowohl wie des Sortiments, war bisher eingestellt auf immer die selben Kreise, die erfahrungsgemäß Bücher zu kaufen pflegten. Jetzt sind gerade diese Kreise oft am wenigsten imstande, Geld für Bücher auszugeben, weil ihr Einkommen gering ist, die vor dem Kriege aber allüberall vorhandenen, wenn auch oft bescheidenen Vermögcnsrcservcn verschwunden sind. Diese Sachlage ist all gemein bekannt, und wir mutzten mit ihr rechnen, aber trotzdem hat die Werbearbeit ihre Ziele noch nicht erweitert. Nur die Bnchgemcinschasten haben hier eingesetzt und cs anscheinend ver standen, auch gewisse neue Kreise zu gewinnen. Diese sind aber dem legitimen Buchhandel verloren, und autzcrdcm sind es wohl kaum die, die wir im Auge haben. Die weiten Kreise der Bauern bevölkerung und der Arbeiterschaft fehlen uns noch fast vollständig. Wir wissen, daß in dem kleinen Dänemark die Bauernschaft einen gewaltigen Büchcrkonsum hat, Ilbernll bestehen dort kleine Lesc- vereiuigungcn, die eifrig Lektüre pflegen und austauschcn, Das war nicht immer so, sondern ist durch jahrelange zielbewusste Arbeit erreicht worden, die aus wirtschaftspolitischcn Gründen von den Be hörden lebhaft unterstützt wurde. Sollte das nicht auch in Deutsch land auf dem Lande möglich sein und ebenso bei der Arbeiter schaft, in deren intelligenteren Kreisen zweifellos großes Bedürf nis nach geistiger Nahrung besteht? Es kann sein, daß ein neuer Buchtyp geschaffen werden müßte, der sich wohl vom Reclamhcft nicht allzu weit zu entfernen brauchte. Aber wir müssen nicht das Volk mit Bildung beglücken wollen, sondern wir müssen ihm sicherlich zunächst einmal das bieten, was es haben will. Ob das Bücher vom Schlage Karl Mays und Gcrstäckcrs oder solche vom Typ der Marlilt und Hcimburg oder ganz andere sind, das müßte der Versuch ergeben. Aber eins ist sicher: durch unsere heutigen Buchhandlungen kommen wir nicht gn diese neuen Käuserschichten heran. Weder der Bauer noch der Arbeiter wird in sie hincin- gehcn, selbst dann nicht, wenn das Schaufenster mit allen denk baren Mitteln in den Dienst ihrer Gewinnung gestellt würde. Der Auch-Buchhändlcr könnte vielleicht mehr wirken. Sollen wir davon nicht lernen? Die nachstehenden Ausführungen mögen vielen ketzerisch und unmöglich erscheinen, Sic wollen auch nichts wenigers als etwa jetzt schon praktische Verwirklichung anstrebcn. Aber sic können wohl immerhin zum Nachdenken anregen und die Diskussion befruchten. Es handelt sich um absolutes Neuland, und auf diesem kann man zuerst natürlich leicht einmal in die Irre gehen. Wie wäre es, wenn sich Jungbuchhändlcr, beraten viel leicht von älteren Kollegen oder als deren Angestellte, in den Dienst der Sache stellten und meinetwegen ein Zigarrenlädchen oder gar einen Kramladen aufmachten, in dem es auch Bücher gäbe? Das wären dann zur Abwechslung auch einmal »Auch- Zigarrenhändler« statt Auch-Buchhändlcr, Und je nach der Ge schicklichkeit des Betreffenden könnte dann den Büchern allmählich ein etwas breiterer Raum zugeteilt werden. Natürlich sind auch die Bkcherwagcn eine Möglichkeit, die am Lohntag am Ausgang großer Werke Hallen müßten, aber ebenso vielleicht von Dorf zu Dorf ziehen und mit Unterstützung von Lehrer und Pfarrer arbei ten könnten, vielleicht nach geeigneter vorheriger örtlicher Wer bung für das Buch schlechthin. Und ebenso könnte man daran denken, Büchcrlädcn und Bücherabteilungcn anderer kleinerer Ge schäfte zu schaffen, die den Pariser Buchläden ähnlich sehen könnten. Alles sind Möglichkeiten, Die erste will uns noch die aussichts reichste erscheinen, und sie wäre vielleicht eine wirksame Waffe im Kampfe gegen den Auch-Buchhandcl, Das alles -sind Zukunftsgedanken, aber gewißlich keine Uto pien, Wer vor zwanzig Jahren Reisen im Flugzeug prophezeit hätte, wäre ausgelacht und als Wolkenkuckucksheimer verschrien worden, zu einer Zeit, die noch nicht einmal das Automobil kannte. Die Lösung der Probleme wird Wohl auch kaum auf dem Wege der Diskussion gefunden werden, aber eines Tages wird einer kommen, den Skier bei den Hörnern packen und einfach praktisch neue Wege gehen. Und die anderen ioerdcn dann sagen: -Das lag doch so nahe, das hätte längst gemacht werden sollen, ich hab's! auch schon immer vorgchabt«. Der Buchhandel gehört mit seinen alten Traditionen zu den konservativsten Beruscn, Möge er die Zeichen der Zeit erkennen, den Problemen, die sie bringt, klar ins Gesicht schauen und mit aller Energie deren Bewältigung in An griff nehmen! Lehren aus dem ersten Derlagspropagandisten-Kursus. Von Theodor Marcus, Es wäre wohl richtiger, wenn aus den Reihen der Teilnehmer das Fazit gezogen würde. Aber da es sich bei diesem ersten Ver such darum handelte, eine Form für spätere Wiederholungen zu finden, so ist der aktiv Beteiligte vielleicht doch am besten im stande, mitzuteilen, inwieweit Wünsche und Hoffnungen mit den Ergebnissen der Woche Hand in Hand gingen. Ich beschränke mich hier auf die Beantwortung der Frage: Hat der Kursus den Be weis erbracht, daß derartige Versuche zu wiederholen sind, und hat sich schon heute die Form herauskristalkisiert, in der weitere Kurse geleitet werden können, beziehungsweise müssen? Wie bekannt, hat die große Zahl der Kursusteilnchmer, etwa 129, uns bewogen, zu einem kombinierten Lchrsystem überzugehen, und zwar in der Form, daß die Einleitungsreserate von allen Teilnehmern angehörh^vurdcn, die Kursustciluchmcr sich dann in Arbeitsgemeinschaften auflöstcn, denen ein bestimmtes Buch rich tunggebend zugrunde lag. Am Abend wurden dann die gesamten Teilnehmer vereinigt. Jede Arbeitsgemeinschaft erteilte zunächst durch einen der ihrigen, und da sich dies nicht bewährte, durch ihren Gruppenleiter der Gesamtheit einen Bericht, worauf ich selbst das Tagescrgebnis in einem kurzen Schlußwort zusammen- saßtc, um die Gosamtlinicn immer wieder — auch für den Dcni- schwachcn — herzustellen. Diesem 6—7stündigcm Tagesprogramm wurden dann am Abend die öffentlichen Vorträge in der Universi tät als Ergänzung aufgesetzt, die die Probleme der Propaganda in das Gesamtgebict der Buchhandelssragen überführen sollten. Wenn man berücksichtigt, unter welchen Hemmungen ein der artiger Kursus in einer Großstadt steht, wenn man ferner die Lokalitäten kennt, in denen der Kursus stattfand, so ist es erstaun lich, in wie großem Maße es möglich war, das Interesse der Teil nehmer bis zum Ende wachzuhalten und darüber hinaus die Fäden von-Mensch zu Mensch zu knüpfen. Hat nun auch meines Dafür haltens die kombinierte Lehrmethode ihre Feuerprobe bestanden, so wird doch zu fragen sein, ob bei einer Wiederholung nicht doch eine schärfere Spezialisierung bei den einzelnen Buchtypcn vor genommen werden muß, etwa in der Weise, daß nach einem ge meinsamen Tage, an dem die theoretischen Grundlagen der ge samten Propaganda-Wissenschaft gegeben werden, nun die ein zelnen Arbeitsgemeinschaften sich völlig voneinander lösen, um erst am Schlußtage, dem Tage der großen Berichterstattung, ihre Gesamtergebnisse auszutauschen. Wenn für den letzten Tag eine bis ins kleinste vorbereitete Berichterstattung vorhanden ist, so würde mir dieser Weg als der erstrebenswertere erscheinen, weil man auf ihm leichter die Fragensülle und den Problemandrang wird meistern können; denn alle derartigen Veranstaltungen kranken ja, das wissen wir von Kongressen und ähnlichem, an einer zu großen Stoffülle, Es würde dann wahrscheinlich auch mög lich sein, den Teilnehmern etwas mehr freie Zeit zu lassen — eine Forderung der Entspannung, nicht der Bequemlichkeit —, weil ja das Gehörte von ihnen verarbeitet werden muß. Auch hat man bei meinem Vorschläge besser die Möglichkeit, auftauchende Fragen aus dem Teilnchmerkreisc schon während des Kursus zum Nutzen des Einzelnen und der Gesamtheit zu klären. Diesem sowohl für die Teilnehmer als auch für die beteiligte Firma praktischeren Wege stehen Bedenken gegenüber, daß wir auf diese Weise vielleicht zu sehr Spczialpropagandisten erziehen. Da aber alle derartigen Veranstaltungen eigentlich nichts weiter tun kön nen, als diejenigen, die sich aufwecken lassen wollen, auf zuwecken und ihnen Richtung zu geben, so erscheint mir diese Gefahr der Einseitigkeit gegenüber den unbestreitbaren Bor 1 teilen nicht zu groß. L7I
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