Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-10-25
- Erscheinungsdatum
- 25.10.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18821025
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188210253
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18821025
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-25
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4630 Nichtamtlicher Theil. öl« 218, 25. October. Liederhandschrift, der ältesten Bilderhandschrist unter den Codices des Minnesangs, der Handschrift 6 nach Lachmann's Bezeichnung (Band 5.). Der Text, von Franz Pfeiffer mit philologischer Akribie besorgt, schloß sich genau der handschriftlichen Ueber- lieserung an, soweit dies durch den Druck geschehen kann. Ein Facsimile von Stücken der verschiedenen Schreibarten war bei gegeben. Ein besonderer Schmuck und eine ebenso interessante wie lehrreiche Zugabe war die durch F. Fellner überwachte treff liche Reproduction der Bilder in colorirten Holzschnitten. Bald danach wurde auch die ältere Heidelberger Handschrift ä. in gleicher Weise durch Pfeiffer herausgegeben, ebenfalls mit einer Schriftprobe (in Band 9. 1811). Angesichts dieser beiden Aus gaben, die dem Forscher die Handschriften vollkommen ersetzen, regt sich der Wunsch, daß auch die dritte der wichtigen Lieder handschriften, die Pariser, früher die Manessische genannt, auch einmal durch den literarischen Verein in gleicher Weise und mit Kopien ihrer Bilder herausgegeben werden möchte. Diesen deutschen Liedersammlungen reiht sich eine kostbare Handschrift an, die zum größten Theile lateinische Gedichte, meist erotischen Inhalts, enthält und uns zugleich auch eines unserer ältesten Osterspiele überliefert; auch dieser literarische Schatz wurde durch den literarischen Verein gehoben. Die „Larinins. 6ura.ua" (so genannt, weil der jetzige Münchener Codex sich vormals in Benedictbeuren befand) gab Schmeller anonym heraus (l S.). Unter allen Vereinspublicationen ist diese vielleicht die begehrteste. War für die Hauptwerke der ersten dichterischen Glanzzeit schon anderweit gesorgt, so haben wir es als eine besonders dankens wertste Gabe zu begrüßen, daß der literarische Verein einen Ab druck der merkwürdigen jüngeren Umarbeitung des Nibelungen liedes ermöglichte, die in einer Handschrift des Piaristen-Collegiums in Wien bewahrt wird. Durch Lesartensammlung könnte die Ge staltung dieses Textes nicht lebendig genug heraustreten, und darum wurde auch mehrfach der Wunsch nach einem vollständigen Abdruck rege. Pfeiffer beabsichtigte die Herausgabe, gelangte aber nicht zur Ausführung. Nun ist vor kurzem durch A. v. Keller ein genauer Abdruck besorgt worden (112.). Bon Wichtigkeit ist auch die nach dem muthmaßlich ältesten Drucke besorgte Ausgabe des deutschen Heldcnbuchcs durch A. v. Keller (87. 1867). Aus lyrischem Gebiete leitet von der älteren Zeit in die Periode des Meistergesangs die Colmarer Liederhandschrist, deren Herausgabe Karl Bartsch ver dankt wird (68.). Eine Hauptquelle für die Erkenntniß des Meister gesangs ist bekanntlich Cyriacus Spangenberg's Schrift von der Musica und den Meistersängern aus dem Jahre 1588, die von A. v. Keller für den literarischen Verein nach der Straßburger Original- Handschrift herausgegeben wurde. Ohne den literarischen Verein wären wir über die Epigonen zeit, über das ausgehende dreizehnte und das vierzehnte Jahr hundert nicht so quellenmäßig unterrichtet, wie wir es thatsächlich sind. Denn eine ganze Reihe Dichtungen aus dieser Periode ist durch ihn veröffentlicht worden, für die sich früher schwerlich die Hand eines Verlegers geboten hätte. Die Ausgaben dieser Werke sind zumeist kritisch geartet, wenigstens nehmen sie aus die ver schiedenartigen Ueberlieferungen mehr oder minder Bedacht, oder sie geben, wenn nur eine einzige Handschrift zu Gebote steht, einen gereinigten Text. Es ist hier schwer, einzelne dieser Werke in Hin sicht ihrer literargeschichtlichen Bedeutsamkeit hervorzuheben, weil in keinem sich eine besonders hervorragende dichterische Originalität kundgibt. Am meisten ist dies noch der Fall in Hadamar's v. Lader allegorischem Gedichte „Die Jagd", welches Schmeller edirte (20.). Dieses eigenthümliche, auch in formaler Beziehung interessante Dichtwerk ist dann später nochmals edirt worden. Auch das fünf zehnte Jahrhundert ist in der Bibliothek des literarischen Vereins reichlich vertreten, und hier ragen die einzelnen Erscheinungen be-; deutender hervor, und dies hauptsächlich durch ihre Gattung. Die satirisch-didaktische Richtung jener Zeit repräsentirt das Gedicht „Des Teufels Netz", herausgegeben von K. A. Barack (70.). Eine ergötzliche Verspottung der Bauern finden wir in Heinrich Witten- weiler's „Ring", herausgegeben von Ludwig Bechstein und mit Anmerkungen versehen von A. v. Keller (23.) Den Prosa-Roman und die Prosa-Uebersetzung bieten uns die Ausgaben des ältesten Volksbuches von Tristrant und Jsalde, herausgegeben von Fr. Psasf (152.) und Heinrich Steinhöwel'z Dekameron und dessen Aesop, von A. v. Keller und H. Oesterley herausgcgeben (51. und 117.). Neuerdings sind auch Ausgaben mittelalterlicher Spiele veran staltet worden: Gustav Milchsack edirte sowohl ein Heidelberger Passionsspiel (150.) als auch ein Egerer Fronleichnamsspiel (15k.). Unbestritten die bedeutendste Publication für das fünfzehnte Jahr hundert ist aber die große, mit der Nachlese vier starke Bände um fassende Sammlung der „Fastnachtspiele", durch welche sich A. v. Keller ein unvergängliches Verdienst erworben hat (28.29.30.16.). Für die Nutzbarmachung der Literatur des sechzehnten Jahr hunderts hat der literarische Verein nicht minder in ausgiebigster Weise gesorgt. Nachdem Heinrich Kurz in seiner Deutschen Biblio thek die köstliche Schwanksammlung Georg Wickram's, sein „Roll wagenbüchlein", veröffentlicht hatte, war es sehr erwünscht, daß wir durch den Verein auch die beiden anderen bedeutenden Werke der selben Gattung erhielten: Pauli's Schimpf und Ernst (85.) und Kirchhos's Wendunmuth (sünf Bände, 95—99.), beide von H Oesterley herausgegeben. Die Schwankliteratur ist damit noch nicht erschöpft; wir dürfen hoffen, und es ist auch schon in Aussicht gestellt, daß auch noch von anderen Schwankbüchern, die zumeist bibliothekarisch sehr selten geworden sind, Neudrucke durch den Verein veranstaltet werden. Bei den genannten Büchern schließt sich auch die berühmte Zimmerischc Chronik, in vier Bänden (91—91.) von K. A. Barack herausgegeben, insofern an, als in ihr unter die historischen Berichte auch eine Menge Erzählungen ernsten und heiteren Inhalts eingereiht werden. Die Zimmerischc Chronik ist bekanntlich das einzige vom literarischen Verein publicirte Werk, welches auch später durch den Buchhandel weiteren Kreisen zugäng lich gemacht wurde. Ein sehr willkommenes Prosawerk ist auch „Faust's Leben" von Georg Rudolf Widmann, herausgegeben von A. v. Keller (116.) Drei sehr wichtige und unentbehrliche Publi- cationen aus dem Gebiete der dramatischen Literatur des sech zehnten Jahrhunderts verdanken wir W. L. Holland, H. Palm und A. v. Keller: die Schauspiele des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig nach alten Drucken und Handschriften herausgegeben (36.), Paul Rebhun's Dramen (19.) und die große Sammlung der Dramen Jakob Ayrer's nach dem Opus Tbeatrioum vom Jahre 1618 und einer Dresdener Handschrift (5 Bände, 76—80.). Ein Werk des bedeutendsten Dichtergeistes jener Periode, ein Werk Fischart's, ist bis jetzt noch nicht in der Bibliothek des literarischen Vereins vertreten, aber dafür ist dem „reichsten" Dichter des Re- formationszcitalters nach Karl Goedeke's treffender Bezeichnung, dem Hans Sachs, eine bevorzugte Beachtung zutheil geworden. Im Hinblick auf die Seltenheit der ersten Nürnberger Gesammt- ausgabe war eine vollständige Sammlung der freien Dichtungen dieses fruchtbaren und vielseitigen Dichters dringendes Bedürfnis Bis jetzt liegen von dieser wahrhaft monumentalen Ausgabe, die wir ebenfalls A. v. Keller verdanken, dreizehn Bände vor (102— 106. 110. 115. 121. 125. 131. 136. 140. 119.). Vom zwölften Bande an betheiligte sich auch Edmund Goetze in Dresden, der schon manche wichtige Gaben aus dem Gebiete der Hans Sachs- Literatur darbot, an der Herausgabe, und aus dem Titel des drei zehnten Bandes ist sein Name mit Recht auch als Mitherausgeber genannt. Durch Goetze's Mitarbeiterschaft wird wohl der Druck , des Werkes etwas verzögert, dafür erhalten wir aber auch wichtige
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder