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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1926
- Strukturtyp
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- 1926-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1926
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- Deutsch
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M 208, 7. September 1926, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. steig 26), zu wenden, dabei aber anzugebcn, daß das Zimmer in der Nähe des Deutschen Buchhändlerhauses gelegen sein möchte. Auf Ansuchen hat sich auch das Jugendamt des Rates der Stadt Leipzig, Töpfcrstratze 2, bereit erklärt, jüngere Damen und Herren für die Dauer der Kursuswoche gegen ein Entgelt von Mk.'—.50 für jede Nacht aufzunehmen; es ist jedoch erforderlich, daß die Meldungen hierfür rechtzeitig ergehen, da die Vermittlung durch die Kanzlei der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt erfolgen mutz. Zur Einnahme des Mittagessens bietet sich, je nach den An sprüchen, Gelegenheit im Hotel-Restaurant »Sachscnhos», Jo hannisplatz I, in der Gastwirtschaft »Bauers Brauerei», Täubchen- wcg 7, Ecke Kurze Stratze, und im Auguste-Schmidt-Haus (kein Trinkzwang), Dresdner Straße 7. Alle sich noch ergebenden etwaigen Anfragen sind zu richten an die Kanzlei der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt. Deutsche Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig, e. V. Der Vorsitzende: Der Studiendirektor: Degener. Prof. vr. F r e n z e l. Der Kursus-Ausschuß: Or. Werner Klinkhardt. Zum 1VV. Geburtstage Leopold Ullsteins am 6. September 1926. Will einer in der Belt was erjagen. Mag er sich rühren und mag sich plag«»'. Es ist eine alte Wahrheit, die in Wallensteins Lager zum besten gegeben wird. Ihrer mag der junge Bursch eingedenk gewesen sein, ihren Sinn hatte er jedenfalls beherzt in sich aus genommen, als er, der dritte Sohn eines weitblickenden, wohl habenden Geschäftsmannes, mit kaum zwciundzwanzig Jahren den Entschluß faßte, sich auf eigene Füße zu stellen. Der Vater betrieb einen über ganz Deutschland ausgedehnten Papiergroß- handel in Fürth und belieferte schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch die »Vofsische Zeitung». Als der alte Herr sich — um 1848 herum — zur Ruhe setzte und die beiden ältesten Söhne die Firma H. H. Ullstein übernahmen und nach Leipzig, dem Hauptsitz des deutschen Buchhandels, -verlegten, siedelte Leopold Ullstein nach Berlin über, um die erwor benen Fachkenntnisse selbständig unter der eigenen Namensfirma zu verwerten. Gewandt, umsichtig, zuverlässig, gewann er bald Verbindungen, die ihm hervorragende Bedeutung aus dem Ge biet des Papiergroßhandels sicherten. Zu seinen Kunden gehörten Verleger von Rang, wie Albert Hofmann vom »Kladderadatsch», v. -Schäffer-Boit vom »Bazar», der Druckereibesitzer Sittenseld, Gustav Hcmpcl, der spätere Herausgeber der Klassiker. Mit allen verknüpften ihn nicht bloß geschäftliche, sondern auch persönliche Beziehungen. So ging es mit wachsendem Erfolg, als in der Zeit wirtschaft lichen Ausschwungcs, nach dem Krieg mit Frankreich unter dem Einfluß des Milliardensegens, ein Finanz-konsortium an Leopold Ullstein mit dem Anerbieten herantrat, vom Handel zur Produk tion übcrzugchcn. Das Konsortium hatte Papierfabriken in Schle sien gekauft und wünschte die Firma Leopold Ullstein zu erwerben, um die Kraft ihres Leiters und die Kundschaft ihrer Abnehmer zu gewinnen. Der Plan gelangte zur Ausführung, und Leopold Ull stein wurde Mitdirektor der Aktiengesellschaft für Papierfabrika tion. Doch er fand in dieser Rolle keine Befriedigung und ent sagte der Stellung schon 1873. Er betätigte sich nun um so eifriger in der -Gemeindepolitik, der er von jeher — ebenso wie den Staatsangelegenheiten — leb haftes Interesse entgegcngebracht hatte. Seit 1871 der Berliner Stadtverordnetenversammlung angehörend, suchte er sozialem Fortschritt die Bahn zu brechen und regte -Reformen an, deren manche erst viel später verwirklicht werden sollten. Als einer der ersten forderte er die Erschließung von Einnahmequellen durch die Gewinnbeteiligung der Stadt an öffentlichen Verkehrsunter nehmungen und die Förderung von Gewerbe und Industrie durch Verbilligung von Licht und Kraft. Darum trat er auch der priva ten Englischen Gasgcscllschaft entgegen, deren fast hundertjährigen Privilegien nachmals erst der Weltkrieg ein Ende gemacht hat. Seine frische, freie, kernige Rede und seine unermüdliche Arbeit im Roten Hause trug ihm die Freundschaft -von Männern wie Hobrecht, Hermes, Birchcnv ein und führte ihn weiter aus den Weg der Politik. Als Ende l876 sein Stadtverordnctenmandat erlosch, verfolgte er nur den einen Lieblingsgedanken, der ihm keine Ruhe ließ: an der Bildung der öffentlichen Meinung tcil- zunehmcn, durch die Presse auf Volk und Staat zu wirken. Die eben gegründete --«Berliner Zeitung», -die er im Jahre 1877 über nahm, wurde zum Grundstock eines großen Zeitungsverlages. Erst zehn Jahre später zog der erste Schritt den zweiten nach sich: die »Berliner Abendpost», ein Blatt der Reichshauptstadt sür die Provinz, das abends an dreitausend Poftorte verschickt wurde und am Morgen überall eintraf. Solange die Provinz presse noch in den Kinderschuhen steckte, fühlte man in dieser von Leopold Ullstein erfundenen und ins Leben gerufenen Zeitung, die aus der Hauptstadt kam, den Pulsschlag der Welt. Mit ihr fühlte sich der Kleinstadtbürgcr verbunden, wenn er neben seinem Ortsblättchen die »Abendpost» erhielt. Sie war ihm das Radio von heute. Zur Zeitungsdruckerei kam vier Jahre später eine Akzidenz- druckerei, die für fremde Rechnung die »Berliner Jllu- strirte Zeitung» herstellts, ein Blatt, das nach seinem 1804 erfolgten Übergang an den Verlag Allstein eine beispiellose Ent wicklung nehmen sollte. Den späteren großen Aufstieg dieses Kin des -hat er wohl kommen sehen, aber nicht mehr erlebt. Aber noch als Zwciundsicbzigjähriger ging er mit seinen Söhnen an ein neues großes Wagnis heran: in der Zeit der »Generalanzeiger» ein volkstümliches, wohlfeiles und doch gediegenes, auf den Massenabsatz berechnetes Blatt, die »Berliner Morgen- p o st» zu gründen. Das Experiment gelang über alle Erwartung. Die Auslage stieg in sieben Monaten auf 100 000, in sechzehn Monaten auf 200 000 Abonnenten und machte eine stürmische Erweiterung aller technischen Einrichtungen des Hauses nötig. Man kam zu Ziffern, wie sie in der deutschen Zeitungswelt völlig unbekannt gewesen waren. Und Leopold Allstein, dem anfänglich dieser modernen Erscheinung gegenüber -wohl etwas gebangt hatte, konnte, als er am 4. Dezember 1809 sür immer seine Augen schloß, die Zuversicht mitnehmen, daß das Werk seines Geistes aus festem Grunde ruhe und feste Hand es weiterführen -werde. Er hatte den Reiz der Persönlichkeit. Schlicht und offen herzig, äußerlich mitunter rauh, die bayerische Herkunft nicht ver leugnend, aber innerlich -weich, dabei charakterfest und über zeugungstreu, war er als Unternehmer ebenso wagemutig wie sich der Verantwortung bewußt und auf das Wohl aller seiner Mit arbeiter bedacht. -Er war die Seele des Betriebes in allen seinen -Verzweigungen, eine echte Führernatur. And Leopold Ullstein hat Schule gemacht. Von dem Mann, der sich muß rühren und Plagen, um in der Welt etwas zu erjagen, heißt es im »Wallenstein» -weiter: Will er genießen den Batersegen, -Kinder und Enielein um sich pflegen, Treib' er ein ehrlich Gewerb' in Ruh. Ein ehrlich -Gewerb' hat Leopold Ullstein getrieben, in Ruh, soweit es der Berus zuließ, doch eingedenk, daß Stillstand Rück gang bedeutet. -Auch die Erben seines Werkes -haben diesen -Grundsatz des Vcrlagsgründcrs beherzigt. Sic haben, was der Vater schuf, aus gebaut, ohne jedoch alte Methoden in die neue Zeit mit hinein- nchmen zu wollen. Aus dem Stammblatt -Berliner Zeitung« wurde, als -die alte Form überlebt schien, -die »B. Z. a m Mittag«; die »Abendpost» wurde mit anderen Blättern ver schmolzen, und schließlich -wurde die »B o s s i s ch e Zeitung«, -das älteste Blatt Berlins— seit 1704 erscheinend —, in den Besitz des Verlages übernommen. Der Geist, in dem dieses Blatt ge leitet -wird, ist der fortschrittliche Geist, den Leopold Ullstein be reits dem Stammblatt -des Hauses ein-hauchte. Aber auch hier mußte die Form an die Erfordernisse der Zeit angepatzt werden. Der Ullstein-Nachrichtendienst, der im engsten Zusammenhang mit -der »Vossischen Zeitung» aufgebaut -worden ist, zeugt in seiner weltumspannenden Ausdehnung für -die Veränderungen, die seit dem am 4. Dezember 1889 erfolgten Tod Leopold Ullsteins in der Welt und mit seiner eigenen Gründung vor sich gegangen sind. I0SS
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