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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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schauender Blick erkennt diese Einrichtung als eine neue gefähr liche Klippe, als eine Anomalie auch nach ganz allgemein kaufmännischer und volkstpirthschastlicher Seite hin. Dagegen befürwortet er die Association der Sortimenter nach Bezirken zu gemeinsamen Bezügen, In den Verhandlungen der Weimarer Conferenz war mehr fach die Nothwendigkeit einer Revision der Börsenvereins- Statuten im Sinne der veränderten Gestaltungen im Buch handel hervorgehoben worden. Die Cantate-Versammlung 1879 beschloß, durch eine vom Börsenvorstande cinzusetzende Commission Vorschläge zur Abänderung ausarbeiten zu lassen, Kaiser wurde als Delegirter der Berliner Corporation deputirt. War das Vertrauen seiner Corporationsgenossen nicht ohne Grund, so blieb seine Arbeit nicht ohne Erfolg, Den Berathungen der Redactions-Commission entsprang ein Entwurf, dem jedoch jede Aussicht aus Annahme in der Haupt versammlung verschlossen blieb, Kaiser kämpfte unverdrossen aus Seiten der Minorität; der überzeugenden Logik seiner oft maß gebenden Ideen verdankt dieser Entwurf sehr wesentliche Theile seiner Gestalt, In der October-Versammlung der Berliner Corporation berichtete er über die Verhandlungen, Wer von den Berliner Collegcn erinnert sich nicht jenes glänzenden Referats, wer hätte der Gewandtheit seines Vortrags, der Klarheit, womit er die auscinanderstrebenden Ansichten, den überaus mannigfachen und verwickelten Gang der Debatten dem Verständnis; der Zuhörer in kurz bemessener Zeit entgegenführte, nicht ungetheilten Bei fall gezollt? Der Entwurf der September-Conferenz galt nur als neue Vorlage für eine aus ihrem Schoße gewählte Fünfer-Commission, der er wiederum als Mitglied zugetheilt war. Zunächst erledigte er sich der mühevollen Aufgabe, aus den Protokollen der September- Conferenz den authentischen Text zusammenzustellen, mit dem ihm iün redactionelle Arbeiten eigenen künstlerischen Geschick, Während der Commission»,Verhandlungen entwickelte er eine welche sich ebensowohl aus die Durchführung der MMMi Charakter und seinen duchhändlcriichcn Erfahrungen ent allgemeinen organisalorischen Grnndiähe, alo ani die WMnige Arbeit präcisester Formgestaltung erstreckte. Ein Gegenstand seiner ernsten Bestrebungen war die An weisung der, seiner Ueberzeugung nach, richtigen Stellung, d, i, Unterordnung, der Kreisvereine im Gesammt-Organismus des Börsenvereins; er suchte deren Zusammenhang mit dem Verein lediglich in einem gewissen Cartel-Verhältniß, Mit der Einsicht wohlbegründeter Ueberzeugung wirkte er aus den Fortfall der Bestimmungen zur Bekämpfung der Schleuderei und der Rabatt normen, die er unter allen Umständen für interne Angelegenheiten der Local-, Kreis- und namentlich der Verleger-Vereine erachtet. Endlich wendet sich seine Waffe gegen alle Bestimmungen, welche an Stelle der glücklich abgestreiften staatlichen Bevormundung eine Retablirung durch den Börsenverein zu setzen geeignet er schienen, Auch hier sind es wieder ethische Impulse, welche sein Verhalten leiten, die Sorge vor dem Sinken der Standesmoral durch Denunciantenthum und Polizeiwirthschaft, — Ein glücklicher Erfolg krönte endlich diese Bestrebungen, Gleichzeitig tagte ein Ausschuß zur Berathung der Frage über die Umgestaltung des Börsenblattes, dem Kaiser eben- salls als Mitglied angehörte. Die Verhandlungen betrafen Ver änderungen in den Befugnissen der Redaction, Vertiefung des Inhalts, Zweitheilung und Entziehung des Postdebits behufs Secretirung des sachbuchhändlerischen Theils; Fragen, welche mit tiefgreifenden Schäden des Buchhandels in engem Zusammenhänge stehen und daher der ernstesten Erwägung einsichtiger Männer unterstellt werden mußten, Ueber die Verhandlungen der Fünfer-Commission sowohl als über die des Börsenblatt-Ausschusses, verdanken wir wiederum dem Fleiße Kaisers umfassende, musterhaft klare und formvollendete Berichte.*) Eine werthvolle Ergänzung von Kaiser's Auffassung buch händlerischer Fragen, welche in besonders engem Zusammenhang mit wichtigen Aufgaben der Volksbildung stehen, gibt uns der auch später nochmals zu erwähnende Bericht an die Friedrich- Werder'sche-Kreis-Synode vom Jahre 1876. Kaiser be antwortet darin die Frage, wie dem Bildungs- und Lesebedürf nisse der Gemeinden durch Verbreitung guter Schriften am wirksamsten Befriedigung zu verschaffen und so dem verderblichen Einflüsse eines großen Theils der periodischen Presse und der llnterhaltungsliteratur zu begegnen sei. Unumwunden erkennt er an, daß die Beschaffenheit eines sehr großen Theiles der periodischen Presse und der verbreiteten llnterhaltungsliteratur einer Erziehung der Massen zu gesammelter Geistesthätigkeit schädlich entgegen wirkt. Dieser Theil der Zeitungspresse steht, wie er ausführt, unter dem Einfluß des Cliquenwesens und paßt sich lediglich dem Geschmacke des Publikums an, ohne auf höhere geistige Ziele gerichtet zu sein. Gerechte Klage ertönt über das Mißlingen der Versuche, die verbreitetsten Zeitungen zu bewegen, Berichte über bedenkliche Gerichtsverhand lungen und den Abdruck unsittlicher Anzeigen auszuschließen. Von übler Wirkung auf die Ausbildung und Festigkeit ernsten reli giösen Sinnes erachtet er auch die humoristisch-satirischen Wochen schriften, wegen ihrer oft frivolen und durch Caricaturen illu- strirten Kritik staatlicher und bürgerlicher Verhältnisse. Ungleich gefährlicher erscheinen ihm aber die humoristischen Broschüren mit obscönen Titelvignetten, welche in der Nachbarschaft üppiger Photographien in den belebtesten Theilen der Stadt die Schau fenster füllen und die Schuljugend und jugendlichen Arbeiter stets von neuem zu fesseln wissen. Diese unerfreulichen literarischen Erscheinungen sicht er noch vermehrt durch den Colportagc-Roman, welcher eine stark gewürzte, oft frivole, immer aber ungesunde Lectüre für Köchinnen, Gesellen und ähnliche Leselustige liefert. So vielfachen schädlichen Einflüssen zu begegnen, reichen nach seiner Meinung die Vereine für Volksbildung um so weniger aus, als sie selbst ihrer eigentlichen Bestimmung entfremdet, fast ausschließlich zur Erörterung politischer Tagessragen von ein seitigem Parteistandpunkte aus benutzt würden. Nur zu häufig begegne man in ihnen den Tiraden von dem Recht des Arbeiters, während von seinen Pflichten niemals die Rede sei. Die Mittel, welche Kaiser der Synode zur Bekämpfung so großer Nebel empfiehlt, versprechen Wirksamkeit; aber sie er fordern viel Liebe zur Sache, Umsicht, Kenntniß und Opser- willigkeit. Der Jugend, sagte er, soll vor allem das Lesen guter Bücher anerzogen werden; sie müsse Geschmack an gehaltvoller Lectüre für das ganze Leben gewinnen. Deshalb findet er den fruchtbarsten Keim zur Verbreitung guter Schriften in den Schülerbibliotheken, deren Errichtung er allen Lehranstalten dringend empfiehlt und für deren Lesematcrial sittlich reine, ernste Richtung und Gediegenheit des Inhalts unerläßliche Bedingungen sind. Der segensreiche Einfluß gut geleiteter Privatlectüre ver breite sich von hier erfahrungsmäßig auf die Familie, welche den richtig angepaßten Lesestoff des Kindes zu theilen Pflege. Da- *) Börsenblatt 1880, S. 33.
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