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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1926
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- 1926-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1926
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M 192, 19, August 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d. Dtschn. Buchhandel. das Buch durch den Sortimenter derart verteuert sei, daß man es sich nicht laufen könne. Man sprach, ungetrübt durch Sachkennt nis, von fabelhaften Gewinnen, die der Buchhändler angeblich machte. Das hat dann zu den 'bekannten unliebsamen Erschei nungen der Selbsthilfe wie den studentischen Bücherämtern, die zum Teil durch die verschiedenen »Astas» eingerichtet wurden und ihre benötigten Bücher durch dunkle Kanäle bezogen, geführt. Ein weiterer Grund ist aber auch bei den Hochschullehrern zu suchen. Gewiß werden heute, wie stets, zu Beginn jeder Vorlesung über das bestimmte Thema Literaturverzeichnisse gegeben; aber sie sind durchweg so umfangreich, baß der Student, besonders das jüngere Semester, von vornherein abgeschreckt wird und darauf verzichtet, sich Literatur anzuschaffen. Er weiß aus der Fülle der genannten Werke nicht das Richtige auszusondern und verzichtet damit ganz. Es wäre eine dankenswerte Ausgabe der wissenschaftlichen Ver lage, ihre Autoren, soweit sie an den Hochschulen lehren, darauf hinzuweisen, wie opportun es sei, am Schluß des gewiß notwen digen Gesamtlitcraturverzcichnisses einige Werke zu nennen, deren Anschaffung dringlich empfohlen wird. Ebenso ist aber auch eine, gemessen an den Vorkriegsverhältnisfen, an den deutschen Univer- isitäten recht große Lässigkeit bei vielen Seminarbetrieben zu ver spüren. Mir wurde ein Fall an einer bedeutenden Hochschule erzählt, daß von einem sehr angesehenen Wissenschaftler ein Semi nar abgehalten wurde über ein Buch, dessen Kaufpreis und damit dessen Anschaffung immerhin im wirtschaftlichen Möglichkeitsbe- reich der Mehrzahl der Teilnehmer gelegen hätte. Der betreffende Dozent, vielleicht unter demselben suggestiven Zwange stehend, daß Bücheranschaffungen unmöglich seien, empfahl aber nicht einmal die Anschaffung des Buches, sondern richtete das Seminar sogar derart ein, daß nicht einmal die Kenntnis des Werkes voraus gesetzt wurde, sondern daß jedermann, auch ohne überhaupt das Buch angesehen zu haben, irgendwie mitkam. Soweit von Dingen, die die Akadcmikerschast selbst angehen. Es soll aber auch nicht geleugnet werden, daß ein wohlge- rütteltcs Anteilmaß an diesem heutigen Stand den Buchhandel selbst trifft. Man braucht die buchhändlerische Verkaufsordnung durchaus nicht zu durchbrechen, wenn man die Einführung einer Maßnahme allgemein dem Sortiment cmpsichlt, die heute nur ganz vereinzelt angewcnhct wird. Es sollen die Bücher der be treffenden an der Hochschule wirkenden Dozenten mit einem wesent lichen Rabatt an die Studenten abgegeben werden, die durch ihr Kollcgicnbuch Nachweisen können, daß sie die Vorlesungen des be treffenden Hochschullehrers belegt haben und hören. Durch ein solches Entgegenkommen wird der Student nach und nach dem suggestiven Denkzwange von den Riescngewinncn und dem mangelnden Entgegenkommen der Sortimenter entzogen, und das ist ungsheuer wichtig; denn wenn der Student nach Abschluß seines Examens mit dieser Einstellung in das Leben geht, wird er sich an seine auf der Hochschule erworbene Haltung andernfalls gewöhnen und sehr zum Schaden seines Berufes und der Wissen schaft sich immer ohne persönliche Anschaffung der notwendigen Literatur durchzuhelsen suchen, soweit es nur eben geht. Wenn der Buchhandel nicht mit allen Mitteln versucht, die Studenten wieder zu regelmäßigen Käufen zu veranlassen, wird für eine lange Dauer von Jahren der Großteil der Akademikerschast, selbst wenn und soweit er wirtschaftlich kaufkräftig ist, als Konsument gänzlich ausfallcn. VickonM, oonsulos! Es sollen und können hier keine allgemein gültigen Rezepte gegeben werden, um dieses Teil- Problem in der Gegnerschaft gegen die Buchanschaffung überhaupt zu lösen. Es bedarf vielmehr einer sorgfältigen und unermüd lichen Kleinarbeit jedes wissenschaftlichen Buchhändlers im Verein mit dem wissenschaftlichen Verlag, durch vorsichtiges Entgegen kommen wieder Käuferschichten hcranzuziehcn, die, wenn es so weiter geht, ganz und gar als Buchkäufcr auch späterhin des nicht- wissenschaftlichen Buches — denn cs wird hier von feiten des Kon sumenten nur allzuleicht generalisiert — ausscheidcn. Die Gefahr wächst von Jahr zu Jahr mehr. Der Student und der Bücherkauf.*) Von Professor vr. I. W. H e d e m a n n in Jena. Daß der Student dem Erwerb von wissenschaftlichen Büchern aus eigener Tasche heute in außergewöhnlicher Weise ablehnend gegenübersteht, dürfte eine feststehende Tatsache sein. Drei Gründe lassen sich dasür anführen: die wirtschaftliche Notlage, die Ab lenkung durch sportliche Interessen und eine fast suggestiv sich weiterpflanzende Voreingenommenheit. Es dürste unsere Pflicht sein, über diese Gründe nachzudenken und unsere Schüler, soweit es irgend möglich ist, wieder auf den Weg geordneten und plan mäßigen Büchererwerbs zurückzuleiten. Die wirtschaftliche Notlage spricht freilich mit aller Deutlich keit zu uns. Den Etat des Studenten (oder seines Vaters Etat) mehr zu belasten als unbedingt nötig, muß entschieden vermieden werden. Aber man dars nicht verkennen, daß man einen wirklich klaren und wahrhaftigen Eindruck doch nur bekommt, wenn man sich den Gesamtctat vor Augen hält, der für einen Studierenden notwendig ist. Wirklich gesicherte Zahlen sehlen. Rechnet man aber etwa nur, um ein Zahlenbeifpiel zu haben, eine Gesamt ausgabe von 1000 Mark im Jahr, so ist es gewiß nicht ein allzu arges Verlangen, wenn man 90 Mark davon sür Bücher in An spruch nimmt. Es ist dabei doch mit zu veranschlagen, daß sich der Student mittels dieser selbst erworbenen Bücher für seinen Lebensberus wappnet. Es ist meine persönliche, durch lange Beob achtung gefestigte Erkenntnis, daß ein Student, der sich eifrig mit eigenen Büchern in der Studienzeit versehen hat, dies später nie bereut. Selbst rein wirtschaftlich gedacht, hat es sich fast immer »rentiert«, wenn der Vater dem Sohne gewisse Beträge zum Bücherkauf bewilligt hat. Ein sehr eindrucksvolles Bild ergäbe sich, wenn sich die Aus gaben pro anno sür den Sport mit den Ausgaben für Bücher irgendwie vergleichen ließen. Es werden wohl für sportlichen Betrieb einschließlich Wandern durchschnittlich weniger als 50 Mark im Jahre ausgegeben werden, wobei aber nicht vergessen werden darf, daß in sehr großem Umfange öffentliche Mittel durch Stel lung von Plätzen, Hallen und Sportgeräten dem Studierenden den Griff in die eigene Tasche abnehmen. Jedenfalls ist die Aus gabe für den Sport ein Konkurrenzposten, wenn der Vater aus kalkuliert, was etwa sür Bücher übrigbleibt. So kann es wohl kommen, daß, in einer freilich etwas übertriebenen Zuspitzung, »cs für die Bücher nicht mehr langt, weil der Sport schon den letzten verfügbaren Betrag in Anspruch genommen hat«. Gewiß hört man sogleich bei solcher Betrachtung viele Stimmen: Gott sei Dank, das ist nur gut so! Aber mir scheint, daß ein solcher Ausruf zum Modcschlagwort zu werden droht. Wir sind alle aufs innerste davon überzeugt, daß eine Ertüchtigung durch Leibes übungen von allergrößter Bedeutung ist, und namentlich mir wird der, der meinen Bericht in den ^Mitteilungen des Hochschulver- bandes» über das akademische Olympia in Marburg (Jahrgang 1924, Heft 8, S. 149 ff.) gelesen hat, gewiß nicht mangelndes Ver ständnis in dieser Richtung vorwerfen können. Aber die beiden Dinge, Leibesübungen und Bücherevwcrb, find vielleicht überhaupt inkommensurable Größen, sodaß man sie beide nebeneinander im Auge behalten muß. Jedenfalls wäre es schlimm, wenn der Stu dent aus seiner Freude am Sport eine Verachtung des Buches mitnehmcn wollte. Insofern kann man es verstehen, wenn neuer dings schon öfter von Freunden der Jugend der Warnungsruf erhoben worden ist: Stärkt nicht nur den Biceps, sondern auch das Gehirn! Jene an dritter Stelle erwähnte »Voreingenommenheit» hängt mit dem Vorhergehenden zusammen. Was sie davon unterscheidet, ist die drohende Auswachsung zu einer Massensuggestion. Die Formel: -Bücher braucht man nicht« hat auf junge, ungefestigte Gemüter leicht eine verführerische Wirkung, lind dann geschieht es rasch genug, daß -es zu allem anderen langt; zur gemütlichen Bude, zum neuzeitlichen Kragen, zum Fahrrad, zum Tennis schläger, zum gemütlichen Schoppen im kleinen und zum fröhlichen *) Mit gütiger Erlaubnis des Verfassers aus Heft S/i>, Juni küss, der Mitteilungen des Verbandes der Deutschen Hochschulen i (Verlag Wilhelm Knapp in Halle a. S.) abgcdruckt. 1096
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