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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1919
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- 1919-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1919
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.V 75, >6. April 1919 Redaktioneller Teil Landsmann Friedrich Hebbel, besuchte darauf aber noch das Lehrerseminar in Tondern und erhielt, nachdem er sein Examen bestanden, eine Anstellung als Müdchenlehrer in seinem Heimat ort, Seine Lehrerbildung von jeher selbständig vertiefend, kam er nun zum Studium Johann Peter Hebels und Robert Burns und begriff, daß er, was diese für ihr Volkstum geleistet, für das scinige leisten müsse. Aber der Weg war schwer: die platt deutsche Dichtung war längst zur Spaßmacherci herabgesunkcn, und es mußte für sie geradezu eine vollständig neue Technik ge schaffen werden. Durch Überanstrengung krank geworden, zog sich der Dichter im Jahre 1847 zu einem Freunde auf die Insel Fehmarn zurück, und dort gelang ihm das große Werk: Nachdem ihm die ersten Stücke gelungen, kam die Flut der Gedichte immer schneller und mächtiger, und im Jahre 1852 konnte er sie zu der Sammlung »Quickborn, Volksleben in plattdeutschen Gedichten Dithmarscher Mundart« zusammenstellen, die Anfang November des Jahres bei Mauke (Perthes, Besser L Mauke) in Hamburg erschien, Ihre Ausnahme war glänzend: Nicht nur Klaus Groths Landsleute Klaus Harms und Karl Müllenhoff, auch die großen allgemeindeutschen Autoritäten wie Gervinus, der Literaturgeschichtsschreiber, und Alexander von Humboldt begrüßten den »Quickdorn« begeistert, und er drang auch sehr rasch ins Volk, Der Müllcrssohn und Volksschullehrer von Heide war mit einem Schlage ein berühmter Mann geworden. Der »Quickborn« hat dann bei Lebzeiten seines Dichters zwanzig Auflagen erlebt, und es steht für alle Urteilsfähigen heute fest, daß er nicht bloß eine hervorragende dichterische Ver öffentlichung, sondern auch so etwas wie eine Tat für das nie derdeutsche Volkstum war. Es gibt ja auch heute noch Leute, Literaturhistoriker sogar, für die alle Dialekldichtung nur so etwas wie Kuriositätswert hat; bei mancher kann man auch von einem solchen reden, aber die Klaus Groths gehört jeden falls nicht dazu; der Dithmarscher Dichter ist einer der großen deutschen Lyriker, Ich habe ihn der Art seines Talents nach schon öfter mit Uhland verglichen, und ich glaube, daß er in der Tat der norddeutsche Uhland ist, dem Schwaben durch Tiefe und Schlichtheit des Gefühls, echte Volkstümlichkeit und zugleich reife Kunst ganz nahe verwandt. Die gewaltige Vielseitigkeit, die der Balladendichtcr Uhland anfweist. hat er nicht, dafür bringt er aber mehr Seiten seines Volkstums zur Erscheinung, Wollte man etwas wie einen »Quickborn« für Schwaben schaf fen, so müßte man die einzelnen Stücke nicht bloß ans Uhlands Gedichten, sondern auch aus denen Juslinus Kerners, Gustav Schwads, Eduard Mörikes und vielleicht noch mancher kleineren nehmen. Das Wunderbare am »Quickborn« ist eben die Allseitig keit, »Klaus Groth ist Meister im ganzen Gebiet der lyrischen Poesie und auch noch in ihren Grenzgebieten«, heißt es schon in meiner »Geschichte der deutschen Literatur«; »ihm gelingt das Persönliche subjektive Gedicht (das aber immer im Rahmen des Volkstums bleibt) ebensogut wie das im Volkslicdton, er schafft Kinderlieber, die ohnegleichen, nur nnt Ludwig Richters besten Illustrationen znsammenzustellen sind; er stellt das Tier- lcben wunderbar dar, er ist ein großer Balladendichtcr, dem die schlichte Geschichts- ebensogut gelingt wie die unheimliche Ge spensterballade — hier kommt er sogar über Annette Droste hinaus —; er zeichnet zahlreiche Volksskizzen, ernst und humo ristisch, er ist ein ausgezeichneter Jdhllendichter, er vermag auch größere poetische Erzählungen lyrisch-epischen Charakters voll Leben in künstlerischer Rundung hinzustellen«. Es ist schon etwas dran, wenn man den »Quickborn« als niederdeutsche Dichtung einfach neben den »Reineke Vos« stellt: Gibt dieser so zusagen de» ganzen Weltlanf, so der »Quickborn« das allseitige Volksleben, und zwar in künstlerischer Vollendung, Das Volk meiner Heimat hatte auch die richtige Empfindung dafür, in dem es den »Quickborn« einfach »Dat Book« nannte. Ich hoffe, wie gesagt, daß er noch wieder das Buch für alle wird — viel leicht mit den Bildern Otto Speckters, die zuerst in einer Aus gabe von 1856 erschienen und im Jahre 1900 von Hermann Krumm in der 5, Auflage herausgebracht worden sind: Wirkt auch der »Quickborn« ohne Bilder, so steckt in denen Speckters doch die ganze alte Zeit, aus der er erwuchs — für alle Zeiten! Selbstverständlich ist Klaus Groth der Dichter des »Quick born« geblieben, die beste Lyrik seiner Jugend überholt kein Dichter, aber es ist eine törichte Rederei, wenn man sagt, daß er keine Entwicklung gehabt habe; Er hat die Entwicklung ge habt, die ihm möglich und notwendig war. Nach dem »Quick- vorn« ließ er zunächst, 1854, die hochdeutschen Gedichte »Hundert Blätter, Paralipomena zum Quickborn« erscheinen, die wenig Aufmerksamkeit fanden. Daß Klaus Groth sich auch, wenn er nur hochdeutsch gedichtet hätte, seinen Platz als Lyriker er rungen haben würde, erweist allein das von Brahms kompo nierte »Regenlied«, aber, wie Hebbel sich einmal ausdrückte, den Kreis der lyrischen Poesie steckt das Herz ab, und so kann ein richtiger Niederdeutscher sein Bestes nur niederdeutsch geben. Im besonderen wäre bei der hochdeutschen Dichtung Klaus Groths noch auf feine Sonette zu verweisen - auch da erinnert er wieder an Uhland, der ja diese Form gleichfalls be nutzte, Im Jahre 1855 kam dann der erste Band der »Vertelln«, plattdeutscher Erzählungen, Klaus Groths heraus, der die größere Erzählung »Detels« und die kleinere »De Waterbörs« enthielt. Der »Detelf«, der in den »Gesammelten Werken« den Titel »Wat en holsteenschen Jung drömt, dacht un belebt hett voer, in uu na den Krieg 1848« führt, ist sehr wichtige Zeitdarstellung, nicht bloß für die Schleswig-Holsteiner, Das Jahr 1858 brachte zwei Veröffentlichungen Klaus Groths, die Kinderreime »Voer de Gocrn«, mit Bildern Ludwig Richters, und die »Briese über Hochdeutsch und Plattdeutsch«, die in ihren Forderungen viel leicht ein wenig zu weit gehen, aber in ihren Anschauungen zwei fellos großzügig sind. 1859 trat dann der zweite Band der »Vertelln«, Klaus Groths größte Erzählung »Trina« enthal tend, hervor. Man darf, um es gleich zu bemerken, Klaus Groth als Erzähler nicht neben Fritz Reuter und John Brinckman stellen, aber seine große Bedeutung hat er als solcher auch, da er wirkliches Leben aus treuester Erinnerung mit wahrer Liebe wiedergegebcn hat. Er hatte sich von der Insel Fehmarü zunächst nach Kiel und darauf auf eine größere Reise begeben, die ihn zuerst nach Bonn führte. Hier lebte er im Verkehr mit Dahlmann, Welcker, Arndt, Simrock, Böcking, Helmholtz, Otto Jahn und erhielt für seinen »Quickborn« 1856 den vr. Ml, verliehen. Dann ging er noch nach Weimar, Leipzig und Dresden, wo er Frey tag, Auerbach, Otto Ludwig und Ludwig Richter kennen lernte, und kehrte 1857 nach Kiel zurück, wo er sich im Jahre 1858 mit Toris Finke aus Bremen verheiratete und als Privatdozeut für deutsche Literatur und Sprache habilitierte. 1866, während der Besetzung Kiels durch die Österreicher, wurde er Professor, hat aber kaum Vorlesungen gehalten. Dagegen ist er auf Reisen in die Niederlande und nach London für die niederdeutsche Dichtung eingetreten. Sein Familienleben war sehr glücklich und gab ihm die Entschädigung dafür, daß er nach Reuters Auftreten in der allgemeinen Geltung zurücktrat. Da er Reuters erste Spaßmacher-Poesie ziemlich scharf beurteilte, hat dieser eine scharfe Broschüre gegen ihn geschrieben, Groth hat aber trotzdem Reuters erzählende Dichtung warm anerkannt. Seine späteren Veröffentlichungen waren das Idyll »Rothgetermeister Lainp un sin Dochder« (1862), »Fiv nie Leeder tom Singen un Beden för Sleswig-Holsteen« <1866), »Quickborn, 2, Teil« <1871, mit der poetischen Erzählung »De Heisterkroog«, der Prosa-Erzäh lung »Um de Heid« und »Vermischten Gedichten«), die Schrift »über Mundarten und mundartliche Dichtung« <1873), »Ut min Jungsparadies« <1875, die Erzählungen »Min Jungsparadies«, »Um de Lüttenheid« und »De Hoeder Moel« enthaltend), Klaus Groths »Gesammelte Werke« erschienen zuerst 1893, und hier ist nun der II, Band des »Quickborn« sehr wichtig, der durch Aufnahme des »Rothgetermeisters« und allerlei neuer Dichtungen nun beinahe die Bedeutung des ersten erlangt hat. Den »Roth getermeister« und den »Heisterkroog«, Klaus Groths poetische Er zählungen, darf man auf keinen Fall unterschätzen; sie sind Höherentwicklung von den kleineren Stücken des ersten Teils des »Quickborn« aus und haben auch große Volkstnmsbcdeu- tung. Auch die hochdeutschen Gedichte in den »Gesammelten Werken« und die Erzählungen haben noch einige Vermehrung erfahren, Vielproduktion war bei der Art von Klaus Groths 273
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