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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1919
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- 1919-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1919
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Redaktioneller Teil. .V> 86. 2. Mai 1St9. Wer sich als dauernd poetisch unfähig erweist, wird dem Militär eingcreihr. Dichter, die alt geworden sind nnd keine tüchtigen Verse mehr schmieden könne», werde» mit leichten Arbeiten, wie Reimsucheu uied Fußzählen, beschäftigt. Die lyrischen Dichter, die bekanntlich am meisten zu Extravaganzen aller Art geneigl sind, werde» vom Staate besonders scharf beauf sichtigt und knapp gehalten. Indes erhalten doch diejenigen, die daS auakreontische Genre kultivieren, täglich einen Schoppen leichten Tafel weins, um sich anzuregeu und in bacchantische Verzückung zu geraten. Allen Lyrikern wird Gelegenheit gegeben, sich unglücklich zu verlieben. Außerdem werden sie, um zu schwärmen, ab und zu truppweise in den Mondschein oder in die Sternennacht geführt. Der Staat als solcher druckt und verlegt alles, was von den Staatsdichtcrn geschrieben worden ist. Da er auch die ganze Kritik in Händen hat, so braucht kein Schriftsteller mehr in Sorge zn sein, ungünstig rezensiert zu werden. Die amtliche Rezension ist aus nahmslos von Wohlwollen getragen. Ebenso kann, da auch daS Theater verstaatlicht ist, kein Stück mehr durchfallen: der Staat über nimmt für jedes der von ihm zur Aufführung gebrachten Stücke die Gewähr unbedingten Erfolges. So weit das Bild von der Verstaatlichung der Literatur, die hoffentlich nicht lange mehr auf sich warten lassen wird. Tritt sie aber ein, so wird sie, dessen kann man gewiß sein, im Umsehen eine neue Blüte unserer vaterländischen Dichtung herbeiführcu, die alles bisher Dagewescne in den tiefsten Schatten stellt. Der Staatsdichtung großes Zeitalter wird seinen Anfang nehmen! belix pati-ia! Zunk, Wilhelm: Philosophie des Schachs. Leipzig 1918. 8°. 165 S. Hans Hedewig's Nachf., C.Ronniger. Preis geheftet ^6. — . Geschenkband ^ 8 - . Die Literatur über das Schachspiel, die sich über 12 Jahrhunderte zurück verfolgen läßt, ist fast so alt wie das Spiel selbst und unüber sehbar groß. Von der Literatur des Orients ganz abgesehen, hat sich seit etwa 1500 in Spanien eine theoretische und praktische Literatur über das edle Spiel entwickelt: im 17. nnd 18. Jahrhundert hat Ita lien ihre Führung, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Frank- reich lPhilidor, um nur diesen Namen zu nennen). Was seitdem Dentschland aus den Jeder» seiner ersten Meister beigestenert hat, braucht nicht erst aufgezählt zu werden. So reich aber diese allge meine Literatur ist, so arm ist sie au zusammeiifassenden Arbeiten, die das Wesen des Schachs vom vergleichenden Standpunkt aus behan deln. Zwar veröffentlichte Weierle in den siebziger Jahren eine Philosophie des Schachs, aber er widmete einen großen Teil seiner Arbeit dem Versuch, die Geheimnisse des Schachs arithmetisch zu er gründen: der Franzose Binct, der sich — 1804 — mit der Psychologie der großen Rechenkünstler und der der Schachspieler beschäftigt, behan delt im zweiten Teil seines Werkes überwiegend das Blindspiel. Da wird allen Freunden des Schachs, die tiefer in das Wesen des Spiels cindringcn wollen, das jüngst erschienene Buch Junks ciuc willkom mene Gabe sein. Wilhelm Junk, der Berliner VerlagSbuchhändlcr und bekannte Schachspieler, hat sein Werk der Berliner Schach gesellschaft von 1827 zu ihrem neunzigsten Geburtstag gewidmet. DaS Buch, dessen Behandlung streng wissenschaftlich, aber allgcmeinvcr- ständlich gehalten ist, ist die Frucht gründlichster und liebevollster Ver senkung in die Probleme des Schachspiels. Es will nicht ein Lehrbuch sein oder Theorien bieten, sondern sucht das Wesen, die Anziehungs kraft und die Anforderungen zu ergründen, die diese Königin unter den Spielen an den menschlichen Geist stellt. Es ist eine Erkenntnis theorie des Schachs und zugleich unendlich viel mehr. Eine eingehende Würdigung, wie sic das treffliche Buch verdient, gehl über den Rahmen eines buchhändlerischcn Fachblattes hinaus: es wird sic in Schachzeitschriften schon gefunden haben oder noch finden. Aber einiges aus feinem reichen, auf jeder Seite anrcgen den Inhalt initzutcilen, können wir uns doch nicht versagen. Im ersten Kapitel (Kategorie) wird die Frage erörtert, in ivcl ches System menschlicher Gcistestätigkeit (Spiel, Sport, Kunst oder Wissenschaft) das Schach cinznordnen ist: es wird ihm eine Sonder stellung zwischen Spiel und Wissenschaft zugcwiescn: es ist etwas von der Phantasie Geschaffenes und doch Gegenstand schärfster Konzentra tion. In der menschliche» Kulturgeschichte gibt es nichts Gleichartiges. Im zweiten Kapitel (Aufbau) wird der wundervolle Aufbau des Schachs behandelt nnd die wunderbare Harmonie, die zwischen den Steinen einerseits und anderseits zwischen den Steinen nnd dem Brett waltet (vier Wunder: kein Konflikt zwischen den Steinen, doch die außerordentlich schweren Konflikte durch die Steine: das rätsel hafte Übergewicht der Position über die Macht der Steine: ,auS den schwierigsten Konflikten immer nur ein einziger, wirklich korrekter Ausweg, ei» einziger richtiger Zug: die Gleichwertigkeit des Läufers .8'0 mit dem Springer, zum mindesten im Mittelspiel). Im Zusammen hang damit wird die Entwicklungsgeschichte des Spiels skizziert. DaS dritte Kapitel (Lockungen) erklärt die große Anziehungskraft des Spiels aus acht Komponenten: der Lockung, daß der Spieler eine zum Beweis seiner Fähigkeit gestellte Aufgabe zu lösen imstande ist: der Lockung, die in dem Nachweise liegt, daß er der Klügere ist, und der. daß er zu täuschen versteht: dem Reiz der Betätigung seiner beson deren Eignung: der Lockung einer durch ihn selbst bewirkten Be endigung von etwas von ihm selbst Begonnenem: dem Reiz, den die Unnützlichkeit des Spiels ausübt; dem Reiz, den die geistige Absorp tion ausübt; endlich dem Reiz des Abenteuers im Schach: diesen hält der Verfasser für den hauptsächlichen. Die ersten vier Lockungen (Lösung einer Ausgabe, größere Klug heit, Täuschung, besondere Eignung) sind verwandt und gründen sich auf den Umstand, daß sie wichtige Stützen unserer Jch-Ül>erschätzung sind; die zweiten vier (Sclbstbcendigung, Unnützlichkeit, Absorption, Abenteuer) haben das gemciusame Merkmal, daß sie ihre große Stärke Ausweicherscheinungen in unserer Psyche verdanken. DaS nächste Kapitel behandelt die Anforder u n gen, die an den Geist des Spielers, besonders im Mittelspiel, gestellt werden (Vorhanden sein von schachlichcn Erinnerungen; Fähigkeit eines sprunghaften Den kens; die Anlage des optischen Gedächtnisses; die Fähigkeit der Kon zentrierung). Das Schlußkapitel endlich stellt dar, wie die An ziehungskraft des Schachs zu den Anforderungen, die dieses stellt, sich verhält, und wieso cs kommt, daß schachliches Können so wenig ver breitet sein kann. Die überwiegende Anzahl der Schachspieler sind die, die zeit lebens, von der hohen Warte des Schachmeisters aus betrachtet oder selbst an weniger strengem Maß gemessen, Stümper bleiben. Ihne» gibt der Verfasser aber einen guten Trost für ihre weitere Spieler laufbahn. Denn wenn auch, nach Binet, Hang zum Schach nicht das Merkmal einer besonderen Eignung zu haben scheint nnd bei andern freiwillig gewählten Beschäftigungen eine viel größere Kongruenz der Lockung nnd Forderung, der Anziehungskraft und Eignung fcst- zustellen ist (z. B. bei der Jagd, beim Sport, selbst bei der Kunst), so liegt das Versöhnliche darin, daß das Schach einen Ausgleich kennt, »der dem eifrigen, aber im höheren Sinne erfolglos Strebenden das Niederdrückende eines auftanchendc» Gefühls seines Mankos mildert. Man kann nämlich beobachten, daß der Enthusiasmus für das Schach nicht — am reinsten und feurigsten im stärksten Spieler lodert, - — — genug, die Erfahrung lehrt, daß die Freude am Spiel am höchsten den schachlichcn Mittelstand erfüllt«. »Jedem ohne Unter schied, auch jenem, der nur strebt, gibt das Schach einen gleichen Schlüssel in die Hand, den zu einem mit hohen Mauern umfriedeten Reiche voller Herrlichkeiten — — Und eine große Freude mehr auf dieser Erde, das will etwas bedeuten, eine Freude, für welche nicht mit Leid bezahlt zw werden braucht.« Wir haben nur die großen Zusammenhänge des Buches kurz wiederzugebeu versucht. Eine Fülle glänzend behandelter Einzel fragen (z. B. Judentum, das bei seinen sonst den Durchschnitt weil überragenden verstandcSmäßigen Leistungen doch die höchsten Stufen im Schach, schöpferischen Positivismus, viel seltener erreicht.; Weibliche Unfähigkeit zum Schachspiel; Endspiel, Problem) gibt Anregung über Anregung. Der bekannte Schachvcrlag hat auch diese Veröffentlichung sehr ansprechend und gut ausgcstattet. Im. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Veränderungen und Einrichtungen. LI bis LN, April INI«, Vorhergehende Liste 1919, Nr. 79. * — In das Adreßbuch neu aufgenvmmene Firma. — B. n Börsenblatt. — H. — Handclsgerichtliche Eintragung (mit Angabe des Erscheinungs tags der zur Bekanntmachnng benutzten Zeitung). — Dir. — Direkte Mitteilung. ' B arkc m eyer , Jo h. B e r n h ard , Ha m bürg, Alstertor 2 (Thalia-Theater). Sort.- u. Vcrlh. Gegr. 15./III. 1919. Fern sprecher: Elbe 4384. Bankkonto: Eommerz- n. Disconto-Bank. Postscheckkonto 22 914. Leipziger Komm.: Wallmann. sB. 82.1 *B a y e r, Anton, Franzens bad. Sort-, Antig.-, Pap- n. Verlagsh. Gegr. Jan. 1919. Wiener Komm.: Lechner K Sohn. Leipziger Komm.: Staackmann. fDir.I *B erger, Erwin, Versag, Berli n W. 62, K urfürsten- str. 125. Gegr. 1./IV. 1919.. Leipziger Komm.: Kvehler. IDirZ B ernhardt, Georg, Leipzi g. Dein Hermann Woldemar Weber u. Richard Otto Hofmann wurde Gesaintprokura erteilt. sH. 23./1V. 1919.1
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