24S0 «0, 12. März 1927. Fertige Bücher. VSrlenitatt f. d. Dtlchn. Suchhanbet Matt einer buchhanölerischen Anzeige! Lieber Freund! Endlich kommt einmal in dir einer, der wirklich berechtigt und berufen ist, uns Schulgeschichten ju fchenken. An Schulgeschichten und Schulgedichten ist ja unser Schrifttum wabrdastig nicht arm. Kein Wunder. Denn dazu glaubt sich jeder berufen, der nur einigermaßen die Feder führen kann und der früher einmal in eine „Penne", we« Nam' und Art sie auch sei, gestiegen ist. Aber die allermeisten dieser Schulgeschichtenschreiber — ich wüßte augen blicklich überhaupt keine Ausnahme — geben doch nur schiefe, unvollkommene oder gar ver zerrte Bilder vom Schulleben. Sie kennen es eben nur von der Schülerseite her,und von dieser Seile muffen sie es ihr ganzes Leben betrachten. Bei dir ist es anders: du kennst auch di« Lehrerseile. Aus deiner MünchnerSchulbubenzeit kennst du die Knabenstele bis in ihre Winkel hinein, als Vater Haft du in deinen vier Kindern die Schulzeit zum zweiten Male burchgemacht, als Lehrer und Leiter von Handelsschulen hast du auch des Schulmeisters Leid und Freud' ge kostet ; mehr Freud' als Leid, du Glücklicher I Du weißt also, daß wederSchüler noch Lehrerreine Engel oder Teufel sind. Du kennst genau „das verhängnisvolle Mißverstehen der Schulen". Weißt du, welche deiner Schulgeschichten den tiessten Eindruck auf mich, den Schulmann, gemacht ha«? Jene ernste Stelle in deiner Ge- schichte „Stumm", wo dem vom Lehrer über raschten „Klaffenviech" Weljl zum erstenmal eine Ahnung ausgeht, „daß Lehrer keine Feinde sind. Das sie Menschen sind mit Freud' und Qual. Daß ihr« Fehler unsere Fehler sind. Daß sie in harten Stunden ihr« Hand herüberreichten. Daß sie nicht »erstanden wurden. Daß sie seitdem, »erhaltener Angst »oll, läng« de« Traben« lausen. Da« »erzogene Antlitz deuten, die am drübren Grabenrand« laufen, als Feindschaft gegen ihre Jugend. Und dazwischen gähnt der Graben — jahrelang." Siehst du, da« ist'«. Fast alle anderen Verfasser von Schul geschichten (von der „Meyeriade" bi« zu Thomas „Lauebuben geschichten") habe» diesen Graben nie übersprungen, konnten ihn auch nicht überspringen, weil sie keine Lehrer waren. Du kennst beide Grabenseiten. Darum ist in deinen Schulgeschichten keine gehässige Verzerrung, keine Schminke und keine Verhimmelung, alles ist echt, Nichts verzierlicht und nichts verkrihelt, Nicht« verändert und nichts verwitzelt. Es ist nicht ganz unmöglich, daß ein überängstlicher Kollege bei dem Gedanken, daß die «ine oder andere deiner Geschichten auch der Schuljugend in die Hand kommt, mit bedenklich hochgezogenen Brauen sagt: „Jaaa, aber die Autorität des Lehrer« —I" Glaub'« nicht. Wie osthabe ich schon manche deiner Schulgeschichten meinen Schülern «or- gelesen. Nicht nur, z. B. bei Schulausflügen, meinenPrimanern, sondern auch den jüngeren, die doch laut Oskar Jäger im „autoriiälS- bedürstigen Alter" stehen. Glaubst du, ich hätte dadurch nur ein« Spur meiner „Auto rität" eingebüßt? Wem'« um seine Autorität bange ist, der hat nie ein« gehabt. Ich wünschte sogar deine Schul geschichten in die Hände recht vieler Schüler. Manche ist drunter, die einen Buben spiegel, ja einen Klaffenspiegel abgeben könnte. Sicher aber wirft du mit deinen Schulze- schichten auf die Gesichter aller Alten ein behag- lichesSchmunzeln zaubern, selbst wenn sie nicht immer die ersten Bänke geziert und ein „stet» tadellose« Betragen an den Tag gelegt" haben. Jeder wird in irgend einer deiner vielen Bubengeftallen sich selbst wiedererkennen und nach dem Lesen so mancher Geschichte au« dem alten Srudenienlied zitieren: Set vergessen, wa« bedrückt mich mit Sorg'undPlage, Heut ein Hoch dem, was beglückt meine jungen Tage! Denn du Haft viele«, wa« unsre jungen Tage beglückt hat, in deinen Schulgeschichten wieder ausleben lasten. Darum begleite ich dein neue« Buch bei seinem Gange in die Welt mit einem herzlichen Glückauf! In treuer Freundschaft Pros. Konrad Meyer (Nürnberg) Blaum genügend Schulgeschichten (224 Seiten Umfang / Mit Zeichnungen von Fritz Eggers) von Krjtz Müller - partenkirchen Geheftet M. Z. — / In Leinen gebunden nur M. 4.50 Ein wichtiges, preiswertes Geschenkbuch l