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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1922
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- 1922-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1922
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Redallioneller Leit. M 139, 17. Juni 1922. lur. Gesammelt und mit einer Einleitung »er sehen von Curt Moreck. Mit 32 Abbildungen nach Gemälden berühmter Meister. Berlin, Bong L C o., 1922, ist eine hübsch zusammengestellte Anthologie, die von Phlegon von Tralles bis zu Else Lasker-Schüler reicht und die, obschon sie sich an einen gröberen Leserkreis wendet, die lite rarisch höheren Sphären nicht verlässt. In diese Anthologie pas sen die Gemäldewiedergaben gut hinein, als eine Art Beispiel sammlung des weiblichen Schönheitsideals im Wandel der Zei ten. Weniger gelungen erscheint die Zusammenstellung, als solche, der Lichtdrucke nach Aquarellen und Handzcichnungen von Carl Roltmann mit Hölderlins Hyperion (Mün chen, G. Hirth, 1921), es ist da ein Gegensatz herauszufühlen. Davon abgesehen, ist es jedoch sehr dankenswert, daß die berühm ten Studien nun allgemeiner durch diese Ausgabe bekannt wer- den. Eine schöne und vollständige Ausgabe des wundervollen Briefromans in Dllnndruck und Taschenformat ist die des Insel- Verlages: Friedrich Hölderlin, Hyperion oder der Eremit in Griechenland. Leipzig, Insel-Verlag, 1922, ihr Anhang gibt auch die Bearbeitungen, Bruchstücke und Entwürfe in sorgfältiger Textbearbeitung. Die Musik eines Werkes im Buche wieder klingen zu lassen, dass sie mit ihren Tönen dem Leser hörbar wird, einen Druck im Einklang mit dem Werke zu rhythmisieren, gehört zu den Ausgaben der Buchkunst. Die Empfindung des Lesers hierfür wird um so stärker sein, je stärker sein musikalisches Gefühl entwickelt ist. An dieser Grenze, die für Sprach- und Tonkunst zusammenfließt, begegnen sich die Buchfreunde und die Musikfreunde. Und schon sie zeigt, daß es auch für den Musikliebhaber nicht gleichgültig sein kann, in wel cher Ausführung sich ihm ein Notenwerk bietet. Hierzu kommt aber noch etwas anderes, was häufig unbeachtet bleibt. Man stellt sich das Notenwerk oft nur als ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Aufführung eines Tonkunstwerkes vor, man vergißt dar über, daß der Musikfreund sich nicht selten einem Notenbuche lediglich als Leser nähert, daß er einer schlechten oder unvoll kommenen Aufführung das Lesen vorzieht, das in seinem Geiste zu einem Nachhören der Notenschrift wird. Dabei ist das gra phische Element des Notenschrtstzeichens wichtig genug, wozu noch kommt, daß mehr noch als der Buchkunstliebhaber der Musik liebhaber durch die verschiedenen Notenschriftvervielfältigungs- verfahren im näheren Zusammenhänge mit der geschriebenen Schrift, mit Autogramm und Kalligraphie, bleibt. Auch berühmte Tonkünstler, Wagner z. B., haben bisweilen selbst ihre Werke auto- graphiert, damit direkt ihre Kompositionen in einem Notenbuche überliefert. Allerdings hat man noch verhältnismäßig wenig die moderne Reproduktionstechnik ausgenutzt, um die Autogramme bedeutender Tonschöpfungen wiederzugeben, die eine doppelte Anziehungskraft auf den Buch- und Musikfreund ausüben wer den, einmal als Autogrammfacsimilia schlechthin, sodann als Notenbücher originalen Wertes. Der Drei Masken Ver lag in München hat es jetzt unternommen, Meisterwerke der Musik in Autogrammfacsimileeditionen zu veröffentlichen, die des allgemeinen Beifalls sicher sein dürfen, so einsichtsvoll für das, worauf es hier ankommt, die Beschränkung auf die Nachbildung selbst, sind sie ausgestattet worden. Diese Ausgaben der Kreuz- stab-Sonate von JohannSeba st ianBach, des Kla viertrios in 2-dur von W. A. Mozart, der Klavier- SonateinL-moll. Op. 111 von Ludwig van Beet hoven sind weder Prachtausgaben noch gelehrte musikgeschicht liche Publikationen, es sind entfach Notenbücher erster Hand, und das ist, in Ansehung der genannten Titel, mehr als genug. Und «uch der Klassiker- und Romantiker-Originalausgabensammler wird sie sich für seine Reihen als Repräsentanten der Tonkunst gern arteignen. Gefällig ist auch der Gedanke, den die Musika lischen Stundenbücher des gleichen Verlages verwirk lichen, zierliche Bändchen, mit Bildnissen geschmückt, mit Einlei tungen versehen, die ausgewählte Stücke der Instrumental- und Vokalmusik den Hausmusikanten liefern. Daß das Kleinformat dieser Drucke manches für sich hat, soll hier ebensowenig erörtert werden, wie ausführlicher auf ihren Inhalt verwiesen werden kann. Nur aus eins sei hingewiesen, was mir beachtenswert für den Buchhändler erscheint: Neuerdings sind in den kleineren und mittleren Städten die sogenannten musikalischen Erbauungs- stunden beliebt geworden, kurze Aufführungen guter Musik. Da müßten doch eigentlich dergleichen Hand- und Taschenbüchlein den eindringcnden Zuhörern ebenso erwünscht sein, wie es die Opern texte den Theaterbesuchern sind. Gerade weil wir nicht mehr in einer Zeit leben, in der man sich den feingeistigen Freuden des Kunstgenusses so rückhaltlos überlassen kann und so rückhaltlos zu überlassen versteht wie in den entschwundenen Biedermeier tagen, von denen Karl Kobald, Schubert, Schwind. Ein Wiener Biedermeierbuch. Wien, Amalthea- Ver lag, 1921, eine sehr lesenswerte Schilderung gibt, sondern in Jahren, von denen es mit Georg Försters Worten heißen kann, die er, der an die französische Revolution geglaubt hatte, an seine Frau schrieb: »Immer nur Eigennutz und Leidenschaft zu finden, wo man Größe erwartet und verlangt, immer nur Worte statt Gefühl, immer nur Prahlerei statt wirklichen Seins und Wirkens, wer kann das aushalten?» Das Fehlen geistiger Richtpunkte Pflegt in Zeiten staatlicher und wirtschaftlicher Zersetzung besonders fühlbar, die Abkehr von den Tagesereignissen vielen geistiger gerichteten Naturen zu einer Flucht vor ihnen in die stilleren Welten von Kunst und Wissenschaft zu werden. Man meint dann wohl im Deutschland unserer Tage, der abgeschaffte Erzellenztitel könnte durch einen neuen Nihilenztitel ersetzt werden, wofern man bei den führenden Persönlichkeiten das Führende und die Persönlichkeit vermißt, aber man begnügt sich auch mit dem laisssr »Iler, das die Diplo maten von den Phhsiokraten übernommen haben. Daran ist zwei felsohne der Mangel historisch-politischer Bildung schuld, der von jeher zu den deutschen Eigentümlichkeiten gehörte und der kenn zeichnend genug auch in den deutschen Privatbibliotheken hervor tritt, die den Anspruch erheben möchten, eine Auslese deutscher Bildungsgllter zu vereinen, wie das etwa die Klassiker- und Romantikersammlungen (wenn sie einen Sinn haben sollen) tun. Der Engländer, der Franzose, der Italiener, der in einer der- artigen Bibliophilenbibliothek der Philosophen und Poeten auch nicht einen einzigen Politiker trifft, sagt sich: das Volk der Den ker und Dichter. Er kennt die Klassiker der Politik seines Landes, er schätzt sie, er wird sie in einer gut eingerichteten Sammlung nicht entbehren wollen und leichthin mit dem deutschen Buch freunde die Schlußfolgerung ziehen: dergleichen gibt es in deut scher Sprache nicht. Tatsächlich ist aber seine Betrachtungsweise von der des deutschen Buchfreundes verschieden. Denn auch dieser hat meist einige deutsche Klassiker der Politik in den Reihen stehen, nur daß er sie, und das ist das Bezeichnende, nicht als solche wertet, sondern allenfalls als Historiker. Es ist also ein anderer Gesichtspunkt, der in der Regel den deutschen Sammler leitet, die Klassiker der Politik weist er nicht der Nationalliteratur, son dern der internationalen wissenschaftlichen zu, und in der Haupt sache lassen sich unsere Liebhaberbüchereien durch eine ästhetisch- literarhistorische Orientierung bestimmen. Deshalb ist die vor trefflich angelegte und weitergesührte Auswahlsammlung Der deutsche Staatsgedanke (Drei Masken Verlag, München) ein seht begrüßens- und empfehlenswertes Unter nehmen. Es bietet, in etwa dreißig Bänden, eine Übersicht der Entwicklung des deutschen politischen Nationalbewußtseins, er läutert an den schrifttumsgeschichtlichen Zeugnissen, die repräsentierend oder typisch für diese Entwicklung sind, eine be quem brauchbare Zusammenfassung dieses Schristtumgutes zu einer historisch-politischen Anthologie. Durch eine geschickte Glie derung (Erste Reihe: Führer und Denker, Zweite Reihe: Die Par- teten und der Staat, Sonderbände: Deutsche Probleme) ist er reicht worden, daß ebenso bedeutende literarische Persönlich, leiten des deutschen politischen Schrifttums in ihrer Sonderart hervortreten, wie die Ausbildung von Hauptfragen und Haupt richtungen der deutschen inneren Politik aus den für sie kennzeich- nend und maßgebend gewesenen literarischen Äußerungen oerdeut, licht wird, ohne daß ein Durcheinander von Meinungsverschieden heiten politischen Tagesstreites den Leser verwirrt, der nüt jedem Bande, aus den Quellen selbst schöpfend, den einheitlichen Ein druck einer Einzelerscheinung gewinnt, sodaß er derart zum Ver- ständnis der Zusammenhänge vordringt, ohne sich in dem Ge- wirre der Gegensätze von vornherein zu verstricken. Es ist selbst.
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