Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1880
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- 1880-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1880
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wesentlich um das Verhältniß des Aufgenommenen zum Werke des Angeklagten; ist dieses wie 1:5 oder gar wie 1:4, so bedarf cs jedenfalls einer besonderen Darlegung, daß hierdurch die im Ge setze vorausgesetzten Grenzen nach allen in Betracht kommenden Gesichtspunkten nicht überschritten sind. Auf Grund aller vorstehen den Erwägungen erscheint der Thatbestand des ß. 7. a. unzureichend sestgestellt Es muß daher das Erkenntniß mit den ihm zu Grunde liegenden Feststellungen aufgehoben, die Sache selbst aber zur ander weitigen Verhandlung und Entscheidung in die Instanz zurück- gcwiesen werden. lVsssu uuä Vsrtlt äor ölksutliodsn Usiuuux. Von vranr von Volteonckorkk. 8. Nünoden 1879 (2. Luüaxs 1880), ItisAsr'sodo Vnlv.-Ruodb. (6. lllwwsr). kreis 3 Ll. Auch diese Schrift gehört zu denjenigen Arbeiten, in welchen berufene Männer der Wissenschaft und von praktischer Erfahrung seit mehreren Jahren die mannigfaltigen Ausläufer der sogenannten socialen Frage behandeln. Bekanntlich hat aus jedem Gebiete des allgemeinen Wissens der dilettirende Unverstand viel gesündigt und in die Erörterung brennender Fragen unverzeihlich viel Unklarheit gemengt; daher ist es ein verdienstliches Werk zu nennen, wenn dann und wann — allerdings selten genug — Männer der Wissen schaft in richtiger Erkennung ihrer Rechte und Pflichten einzelne besonders viel gebrauchte Schlagwörter, an denen unsere Gegenwart überreich ist, auf ihren eigentlichen Begriff zurückzuführen und über diesen von historischem Standpunkte aus Aufklärung zu schaffen be müht sind. In solchem Sinne behandelt der Verfasser der genannten Schrist die „öffentliche Meinung". Daß ein Buch aus V.Holtzendorff's Feder geistvoll geschrieben ist, braucht wohl kaum noch erwähnt zu werden; daß cs leicht lesbar abgesaßt ist und mit überzeugender sachlicher Klarheit eine wohl- thuende Wärme der Sprache verbindet, mag immerhin hervorzu heben erlaubt sein, weil sich einestheils der juristische Verfasser nir gends verleugnet und anderntheils der Gegenstand der Abhandlung, weil in ihr immer und überall die Zeit ihrer Entstehung erkennbar ist, hin und wieder — namentlich in dem Kapitel über die Presse und die öffentliche Meinung — gar leicht zu gewisser Schärfe des Ausdrucks geneigt macht, nm nicht zu sagen heraussordert. Das Capitel über die Genesis der öffentliche» Meinung von geschichtlichem Standpunkte aus kann nur kurz sein, weil weder die alte noch die mittlere und neuere Geschichte an irgendwelchen Aeußcrungen reich ist, die aus eine politische Bethätigung der Massen oder auf Bewährung der öffentlichen Meinung schließen lassen. Doch hat es hieran weder da noch dort gänzlich ge fehlt; man denke an den Ostracismus bei den Griechen, an die Kreuzzüge, Judenverfolgungen, an die Reformation und die Bauernkriege. Jedenfalls aber kann die Untersuchung des Wesens der öffentlichen Meinung nur auf empirischem Wege erfolgreich be trieben werden, den» eben erst unser Jahrhundert bietet alle Er scheinungen dar, welche den eigentlichen Charakter der öffentlichen Meinung in richtige Beleuchtung treten lassen: gewaltige Kriege, staatliche Umwälzungen verschiedenster Natur, welche ihren tief greifenden Einfluß selbst auf die stumpfe Masse des niederen Volkes nicht verfehlen, und endlich die rege Bethätigung der Indi viduen aus friedlichem, innerpolitischem Gebiete. Ihrer Natur nach hat die öffentliche Meinung nur so lange und als solche eigentlichen Werth, wenn sie nicht nur öffentlich, d. h. gemeinsam, sondern auch bloße Meinung bleibt. Sie entäußert sich dagegen ihres eigent lichen Charakters, wenn sie sich entweder als die Macht einer Partei oder Clique darstellt, oder auch, wenn sie in Thätlichkeiten übergeht. Der gegenwärtige Stand, namentlich die Behandlung der öffentlichen Meinung seitens der Presse — ein sehr interessanter Abschnitt des Buches — gibt dem Verfasser Veranlassung, das ab fällige Urtheil eingeweihter Männer wie Wuttke, von Treitschke, Glagau u. A. lebhaft zu bekräftigen. Die gewissenlose Mache, die Scandalsucht, die mangelhaste Bildung unserer Zeitungsschreiber, die Anonymität in den Blätter», welche eine Trennung der Person von der Sache sowohl bei dem Angreifenden als dem Angegriffenen nicht als zulässig anerkennt, ferner die Abhängigkeit der Mehr zahl unserer Blätter von unsauberen Zwecken, ihre Servilität u. a. m bilden auch bei ihm den Gegenstand der Klage und abfälliger An sicht. Mit Recht tadelt er ferner die Einrichtung, daß seitens des Staates keinerlei Gewähr für die ausreichende Bildung, ja nur die bürgerliche Unbescholtenheit eines Redacteurs gefordert, daß dem nach ein so ungemein wichtiges und verantwortliches Gebiet der Volksbildung und Volkserziehung in die Hände völlig Unberufener gegeben wird, denen das Publicum oft nichts weiter ist als die milchende Kuh, die sie mit Butter versorgt. Erwartet nun meines Erachtens auch der Versasser in seinen aus obigen Erscheinungen süßenden Ausführungen zuviel von staatlicher Hilfe und von der Selbsthilfe der bessere» Elemente im Staate zu wenig, so kann ich ihm in seiner weiteren Folgerung nur unumwunden beistimmen, wenn er meint, daß namentlich auch von Seiten unserer wissenschaftlich gebildeten, der sog. gelehrten Welt viel zu wenig geschehe, um die öffentliche Meinung hinsichtlich ihres ethischen Werthes auf der Höhe ihrer Aufgabe zu erhalten, daß, mit anderen Worten gesagt, die Betheiligung unserer gelehrten Herren an der Publicistik eine viel zu geringe sei. Gerade weil dies dort der entgegengesetzte Fall ist, hat sich in England nicht nur die Bethciligung der Massen an Politischen Vorgängen so rege er halten, sondern ist auch die Schulung der Engländer auf diesem Felde eine so hervorragende und sind die politischen Ziele des englischen Volkes so ungemein zweckbewußt. Selten läßt sich in unserer Presse die reine und durchdringende Stimme eines Mannes vernehmen, der über jenes Niveau hervorragt, unterhalb dessen sich der miß tönende Chor unserer Zeitungsschreiber bewegt, und an der Hand einzelner Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung, sowie etwa eines „Leiters" in früheren Jahrgängen der Weserzeitung aus vr. Gildemeister's vortrefflicher Feder, ist man im Stande, die Rohheiten in Stil und Auffassung unserer meisten Blätter ihrem wahren Werthe nach abzuschätzen. Möge sich auch das allgemeine Interesse ernsten Worten, wie denjenigen von Holtzendorff's, zuwenden. Das Büchlein — um dies schließlich zu erwähnen — ist sehr gefällig ausgestattet; warum aber der Verleger den Heftfaden sparen zu müssen gemeint hat, ist mir unerfindlich. Ich empfehle ihm dringend die Lesung des bekannten Artikels von Carl Vogt: Ueber die Ausstattung von deutschen Büchern gegenüber denjenigen des Auslandes. Vielleicht bekehren ihn die drastischen Auslassungen des bekannten Gelehrten zu besserer Ansicht über die Zweckmäßig keit der Heftung. Leipzig, April 1880. Peter Hobbing. Miöcellc». Verrer ^tnre^er /ur VibkroArax/rre u«ck ViMo/5e/M»eenseäa/k. Iler- ausxsxobsn vou vr. .t. vstrkolckt. ckadrx. 1880. Lprll. lnda.lt: KroZor v. kksnnackz: —llvbör Vrokossorvn als Obor- loitor von vibliotdodon. — vio llibllotdolc iw nsuon llnivor- sitüts-llvbLnckö in Wien. Von ll. v. vorstol. (sodluss.) — Instruotion kür Vrcdivaro ans cksm XIV. ckdrdckt. — vi« nous ölkontliodo Ztacktbibliotdslc in vrssäou. — klancksodriktlicdss sur Vittoratnr ckos lVaickv-orlcs. — lnttoratnr nnck dlisoollon.
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