Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1880
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- 1880-06-07
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- 07.06.1880
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Nun bedenke man, daß hier nicht bloß von deutscher Literatur die Rede ist, sondern daß alle Völker, die eine solche aufzuweisen haben, herangezogen sind, daß nicht bloß die schönenWissenschastenbehandelt werden, sondern alle Wissenschaften und Künste; selbst die Tanz- und Reitkunst ist nicht übersehen, und man staunt über dies Riesenwissen und über diesen Riesenfleiß Gräße's; die Vorarbeiten dazu waren ja nicht allzu reich geboten, Mithilfe Wohl im Verhältniß dürftig. Störend ist im 1. und 2. Theil die Einstreuung von Noten und Anmerkungen in den Text, was aber im 3. Theile ver mieden ist. Von Seiten des Verlegers, der Arnoldischen Buchhandlung in Dresden, gehörte Muth dazu, ein so unsangreiches Werk zu verlegen und zu Ende zu führen, da ein großer Absatz durchaus nicht in Aus sicht stand, und wir können für dies Opfer nicht dankbar genug sein. FürAntiguariatsgeschäfte ist dasselbe eigentlich unentbehrlich; aber wegen des 3. Theiles verdient es auch einen Platz in der Geschästs- bibliothek größerer Sortimentshandlungen. Ein Auszug aus diesem großen Werke ist das „Handbuch der allgemeinenLiteraturgeschichte aller bekannten Völker der Welt, von der ältesten bis auf die neuesteZeit, zum Selbststudium und für Vor lesungen. 4 Bde. 1844—50". Ist das große Werk für den Sorti menter zu ausführlich, so ist dieser Auszug um so dankenswerther für ihn; er sollte in keiner Geschäftsbibliothek fehlen. Wenn die Kritik dem Verfasser vielfach Ungenauigkeiten in beiden Werken vorwarf, so muß man bedenken, welche Riesenarbeit insbesondere das größere war und daß keine nennenswerthe Vorarbeit vorhanden war und Fehler in den Jahreszahlen zu leicht sind, da dem Ver fasser ja nicht alle ausgesührten Werke zur Vergleichung Vorlagen. Das Unangenehmste sind die Fehler in dem Register, was oft recht störend ist. Das kleine Handbuch wurde früher vollendet als das größere Lehrbuch; der 4. Band des Handbuches, die Neuzeit, erschien 1850, während der Schluß des Lehrbuches erst 1858 erschien. Die Kritik hat beide Werke lange nicht genug gewürdigt. Zuletzt brachte der Verfasser auf Antrieb des Verlegers einen „Leitfaden der allge meinen Literaturgeschichte, zum Gebrauche für höhere Bürger- und Realschulen" (Leipzig 1854, Baensch), ein allerdings sehr dürftiges Büchlein, wie es auch auf 308 Seiten nicht anders sein konnte. Von den beiden größeren Werken Gräße's sei das Handbuch der jungen Buchhändlerwclt noch heute aus das wärmste empfohlen. Was Ritter im Gebiete der Geographie war, das ist Grüße auf literarhistorischem Gebiete. Th. Mundt ließ 1846 eine „allgemeine Literaturgeschichte" in 3 Bänden (Bd. 1.Literaturgeschichte der altenBölker. Bd. 2. Die Resormationsperiode und das 18. Jahrhundert. Bd. 3. Die Revolutionsperiode) erscheinen, von der 1853 eine 2. Auflage er schien. Wie von Mundt nicht anders zu erwarten, eine ansprechende, doch von Hegel'schem Geiste durchwürzte Arbeit. Zum Selbststudium dürfen die „Synchronistischen Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Geschichte der deutschen Literatur bis zum Jahre 1800" von Carl Eitner (Breslau 1842 —46, Kern, dazudas1856 erschienene Supplement „Das Id.Jahrhundert bis1832"empfohlen werden. Eine fleißige und interessante Arbeit, die wohl eine weitere Fortführung verdiente, die aber nicht die ver diente Würdigung erfahren hat, denn der Verleger hat den Laden preis von 6 auf 3 M. herabgesetzt, ein Beweis für den schwachen Absatz. Eingreifend für das Studium der Literaturgeschichte in Schule und Leben wirkte A. F. C. Vilmar mit seiner „Geschichte der deutschen Nationalliteratur", Marburg 1845, von der 187S die Id. Auflage erschien. Ganz besonders ist in dieser die Geschichte der alten deutschen Literatur als eine geistreiche Arbeit anznerkennen; die Neuzeit ist etwas dürftig behandelt. Der streng religiöse Stand punkt des Verfassers förderte den Eindruck, den dies Buch gleich bei seinem Erscheinen machte und fortdauernd erhalten hat. Hille brand's „Deutsche Nationalliteratur seit Anfang des 18. Jahr hunderts, besonders seit Lessing, bis auf die Gegenwart", 3 Bände, 1. Auflage 1843, 2. Auflage 1850—51, wird der Borwurf gemacht, sie sei zu philosophisch gehalten; sie bietet aber immerhin eine interessante Lectüre. Für das Studium der altdeutschen Literatur ist L. Ettmüller's „Handbuchderdeutschen Literatur von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, mit Einschluß der angelsächsischen, alt- scandinavischen und mittelniederländischen Schriftwerke" (Leipzig 1847, R. Hoffmann) lobend zu erwähnen für Diejenigen, die sich besonders für dieselbe interessiren. Im großen Publicum erregte das1850zuersterschieneneBuchvon Carl Barthel „Die deutsche Nationalliteratur der Neuzeit (seit 1813) in einer Reihe von Vor lesungen dargestellt" viel Aussehen und fand solchen Beifall, daß zuerst fast alljährlich eine neue Auflage erschien. Barthel nahm vor wiegend in denselben den sittlich-religiösen Standpunkt ein, und dies trug Wohl nach der Ernüchterung, die dem Jahre 1848 folgte, viel dazu bei. Die Kritik hatte viel daran zu mäkeln, was indeß der Verbreitung dieser Vorlesungen wenig schadete. Nach Barthel's Tode (1853) übernahm der Bruder, Emil Barthel (Buchhändler) die Besorgung der neuen Auflagen, die bei den Damen besonders immer beliebt blieben. Die jetzt erschienene 9. Auflage besorgte vr. G. R. Röpe (Gütersloh, Bertelsmann) und führte sie bis auf die Jetztzeit fort. Nicht bloß an Umsang hat das Buch erheblich gewonnen,sondernauchaninnerem,tieseremGehalt;es darf mit Recht auch der jungen Buchhändlerwelt empfohlen werden, da es die An schauungen des Verfassers durch Citirung von Stellen aus den be sprochenen Dichtern belegt und zum Nachdenken anregt. Barthel's Standpunkt ist auch von dem neuen Herausgeber streng festgehalten. Von gleichem Standpunkt aus schrieb W. Wackernagel die Ge schichte der Literatur bis zum 30jährigen Kriege, von der Kritik als die beste Darstellung der älteren deutschen Literatur bezeichnet. (Schluß folgt.) Miscellcn. Aus dem Bereiche moderner Bittschreiben. — An eine große Anzahl von Verlegern dürfte dieser Tage ein Schreiben des Schriftführers eines sich „Hansa, Verein der deutschen Kauf leute und Geschäftsreisenden" (Ccntralstelle: Berlin) nennenden Vereins gelangt sein, dessen Gründung in den März d. I. fällt. Dem Schreiben liegt ein Exemplar der Statuten bei, deren nicht wenige sind. Wie viele andere Vereine verspürt auch die „Hansa" Lust, ihren Mitgliedern Lesesutter zu bieten, und wendet sich ganz logisch gemäß dem Spruche, daß Bücher Luxusartikel sind, deren unbeschränkten Besitz sich nur die Verlagsbuchhandlungen erlauben können, welchen sie ja nichts kosten, an die Mildherzigkeit der seligen Besitzer. Der löbliche Zweck, für Bücher nur ja sehr wenig Geld zu opfern, findet sogar in den Statuten seinen gefälligen Ausdruck. Es heißt in tz. 115.: „Die Bibliothek.... wird aus Schenkungen, Ueberweisungen der Verleger und mäßigen Ankäufen gebildet werden." Es bleibt der Einsicht eines Jeden überlassen, zu ermessen, inwieweit „Ueberweisungen" etwas Anderes sind als „Schenkungen". Es liegt aber meines Erachtens in dem ersten Worte ein treffend ausgeprägter Gedanke der Selbstverständlichkeit, derart, daß man annimmt, der Verleger entledige sich gern gewisser Sachen und werde gern bereit sein, die „Ueberweisung" derselben durch eine Bestimmung wie die erwähnte zu adeln. — Es bleibt dahingestellt, ob sich der genannte Verein auch an Tabakshändler und Bier brauer rc. um „Ueberweisung" des entstehenden Bedarfs in dieser Richtung zu wenden Pflegt; jedenfalls sollte sich aber der deutsche Verlagsbuchhandel der blühenden Bücherbettelei gegenüber ein wenig spröde Verhalten. Am trügerischsten ist die Speculation auf den sogenannten „indirecten Nutzen". P. Hbg.
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