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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1880
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Mecklenburger die Augen öffnen; denn wer es mit der Wahr heit nicht genau nimmt, dessen Sache ist gleich von vorn herein gerichtet. Ein Grund, mit mir die Geschäftsverbindung auf zuheben, ist durchaus un findbar, da, wie ich nochmals aus drücklich erkläre, ich mich in keiner Weise gegen die Ver leger-Erklärung vergangen habe. Leipzig, 13. September 1880. Julius Drescher. Statistiker vor! ») Nur ein kurzes Wort, aber bedeutungsvoll für unser inter nationales Ansehen. Ich werde gleich sagen, wie und warum. Die Ordensverleihungen anläßlich der französischen National- seier am 14. Juli haben in der Pariser Schriftstellerwelt viel böses Blut gemacht. Mittelmäßige Musikanten, unbedeutende Farben kleckser, baufällige Architekten, Hinz und Kunz von hohen und nie der» Schulen, ganze Legionen von Beamten und politischen Meistern, Gesellen und Handlangern sind an dem hohen Tage von der Regie rung mit dem herrlichen Knopflochschmuck bedacht worden. Nur die Helden der Feder gingen so gut wie leer aus! Klagen und nichts als Klagen! Wer eine Feder führt und ein Journal zu seiner Verfügung hat, machte seinem gepreßten Herzen in umsaugreichen Jeremiaden Lust. Am lautesten und bittersten Hr. Emile Bergerat im „Voltaire", wo er als „ktowms masqus" für die gesammte literarische Brüderschaft sich ausärgert und die Regierung thurmhoch mit Vorwürfen zudeckt, „kro ckomo inen" ist der ungestüme Aufsatz überschrieben, eine Musterleistung wüthender Paradoxie. Hätte er die ganze unerquickliche Ordens geschichte als französischen Familienstreit behandelt, so wäre unsererseits absolut nichts dawider zu sagen. Nachdem er aber für gut befunden, das literarische Ausland mit in das grausame Spiel zu ziehen und besonders uns Deutschen im Vorbeigehen eine grobe Beleidigung ins Gesicht zu schleudern, sind wir gezwungen, aus der Rolle der passiven Zuschauer herauszutreten und dem Angreifer energisch Widerpart zu halten. Hr. Bergerat behauptet, die Republik verachte das Buch und seine Urheber, und fährt dann wörtlich fort: „Lins cks livrss, ckitvL-vous; alors L quoi Lsrt 1a LslZiqus, st qu'sst-os qu'slls oantrslait? Hrpsöt-os qn'on lit ä Lötsrs- bonrz? tzu'ö8t-Sö qu'ou traänit SN Italis? tzn'sst-ss qu'ou uckaxts su ämglsterr«, st qu'est-ss quon vols sn .1 l16- inagns?" Da haben wir die Bescherung! Das französische Buch ist dazu da, um von Deutschland gestohlen zu werden! Belgien druckt es nach, Petersburg liest es, Italien übersetzt es, England „adaptirt" es, aber das ehrliche Deutschland — stiehlt es! Darum mein Ruf: Statistiker vor! Wir müssen mit nüchternen Zahlen, mit authentischen Nachweisen diesem überhitzten Lästerer, diesem ignoranten Großmund heimleuchten. Wir müssen eine literarische Consumstatistik aufstellen und zu ermitteln suchen, wie viel gutes deutsches Geld nach Frankreich geflossen, um die Herren Hugo, Dumas, Sardou s tntti quauti zu Millionären machen zu helfen. Wir müssen berechnen, welche fabelhasten Summen unser deutsches Publicum alljährlich an französische Romane und Theater stücke zweiter, dritter und tieferer Qualität verschwendet, denn es ist leider Gottes weltbekannt, daß unsere Leser und Theatergänger selbst den ärgsten Pariser Schund sich noch ein schönes Stück Geld *) Aus dem Mag. s. d. Lit. d. Ausl. kosten lassen. — Wir gelten zwar für eine arme Nation, aber wir sind gewohnt, unsere Geschmacksausschweisungentheuer zu bezahlen. Dies die materielle Seite der Frage, deren Beantwortung den deutschen Buchhändlern und Theaterunternehmern zufällt. Bleibt noch die intellectuelle Seite, die uns Publicisten und literarische Producenten angeht. Hier ist das Material schwieriger zu beschaffen, allein der teutonische Forschungseifer ist der Aufgabe gewachsen. Welche Ideen, Motive, Ornamente unserer literarischen Künstler lassen sich nachweisbar auf französischen Ursprung zurückführen? Welches geistige Rohmaterial liefern die Franzosen unsern Roman- und PossensabrikantengeringererOrdnung? Und dann: Wie halten sich dafür die Franzosen an den Deutschen schadlos? Welche Plagiate haben die französischen Literaten an deutschen Schriftwerken be gangen? Wenn ich recht berichtet bin, wurden den Herren Dumas, Feuillet, Sardou u. A. gelegentlich schon recht auffällige Entlehnun gen aus dem deutschen Geistcsschatz nachgewiesen. Es ist an der Zeit, einmal systematisch zu ergründen und in regelmäßigen Berichten klarzustellen, welcher Art unsere literarischen Beziehungen mit Frankreich sind. Der Vorwurf des Diebstahls ist kein vereinzelter, nicht Bergerat allein hat ihn erhoben. Der Moment scheint mir gekommen, wo dieLeiterundJnteressentendesLiteratur- Handels von Volk zu Volk auf das stille Geschäftsgebaren verzichten und die Bücher zu öffentlicher Prüfung und Einsichtnahme auf- schlagen müssen. Dann werden nicht nur die gemeinen Verdäch tigungen widerlegt, sondern auch eine Fülle werthvoller Kenntnisse von dem positiven literarischen Verkehr der tonangebenden Kultur völker Gemeingut werden. Aller Anfang ist schwer. Bearbeiten wir zunächst eine möglichst vollständige Uebersetzungs-Statistik! Es ist bereits dafür gesorgt, daß sich der nächste internationale Schriftsteller-Congreß in Lissabon mit dieser Forderung beschäftigen wird. Darum Statistiker vor! Paris. vr. M. G. Conrad. Pcrsonalnachrichtcn. (Durch Zufall verspätet.) Am 4. ds. feierte die hiesige Firma F. A. Brockhans ihr sünfnndsiebzigjähriges Jubiläum. Am Vor mittag hielt, wie wir der Leipziger Zeitung entnehmen, einer der Chefs der Firma, Herr vr. Eduard Brockhaus eine Ansprache an das versammelte Personal, worin er den Entwicklungsgang des Hauses verführte. Dem folgte eine Beglückwünschung beider Chefs desselben durch eine Deputation aus dem Geschäftspersonal, woraus Herr Rudolf Brockhaus dem Personal Worte des Dankes aussprach für die Unterstützung, welche vom ihm den Leitern desselben ge worden, und zugleich hervorhob, wie dies in so erfreulicher und ehrender Weise durch eine ziemliche Zahl treubcwährter Mitarbeiter bestätigt werde, die dem Hause bereits seit 50, 40, 30 und 25 Jahren ihre Dienste widmeten. So feierten mit den: heutigen Tage auch die beiden Procuristen der Firma ihr sünsundzwanzigjähriges Dienstjubiläum. Der Rath der Stadt Leipzig hatte ein Glückwunsch schreiben übersendet, und fortwährend liefen Glückwünsche und Gratulationstelegramme ein. Ein Ständchen des Thomanerchors schloß die Feier des Vormittags. Der Nachmittag vereinigte das ganze Geschästspersonal wieder um seine Chefs im Saale des Schützcnhauses zu einem Festmahl, bei welchem zahlreiche Toaste ausgcbracht wurden und insbesondere auch die Trinksprüche der als Ehrengäste anwesenden Herren Geh. Hofrath Professor vr. Zarncke, Geh. Hofrath vr. Rudolf von Gottschall, vr. Schliemann und vr. Laster lebhaften Anklang fanden. Den Schluß der Jubiläums feier bildete ein Ball, an dem die Angehörigen des Geschäfts personals Theil nahmen.
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