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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1880
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3946 Nichtamtlicher Theil. 224, 27. September. Nichtamtlicher Theil Eduard Hallbcrger. Zur Erinnerung.*) Dem Krösus unter den Berliner Verlegern, Albert Hof mann, ist der zum mindesten ebenso bekannte und an Glucks- gütern wohl noch reicher gesegnete Stuttgarter Buchhändler und Großindustrielle Eduard Hallberger schnell in den Tod gefolgt. Eine ausrichtige und dankbare Freundschaft hat mich an diesen Letzteren gefesselt, und es wird mir nicht verargt werden, wenn ich Angesichts des kaum geschlossenen Grabes diesem Ge fühle hier Ausdruck gebe. Es war ein ausgezeichneter Mann von den seltensten Gaben des Geistes und des Herzens, den sie vor wenigen Tagen in seiner schwäbischen Heimath zur ewigen Ruhe gebettet haben, — ein buchhändlcrisches und kaufmännisches Genie, ein treuer Bruder, ein zärtlicher und sorgender Vater, ein ergebener Freund. Es sind nun nahezu zwanzig Jahre vergangen seit dem Tage, da ich mit der Firma Ed. Hallberger zum ersten Male in Verbindung trat. Die Probcnummer eines neubegründeten illustrirten Wochenblatts gab mir die erste Anregung, mich auch einmal schriftstellerisch zu versuchen; und in einer der ersten Nummern des ersten Jahrgangs von „lieber Land und Meer" ist der erste Aussatz, der von mir überhaupt gedruckt worden ist, erschienen. Fast zwei Jahrzehende sind seitdem vergangen; mir ist's, als wäre es gestern gewesen. Es war ein Brief aus Paris, das ich damals natürlich noch sehr wenig kannte, dessen Eigenthümlichkeiten aber entdeckt zu haben ich mir in jenen glücklichen Tagen der holden Jugendtäuschungen fest einrcdete, und die ich mit der beneidenswerthen Naivität des blutjungen Ansängers schilderte, als wäre das vor mir noch keinem Menschen ans- und eingefallen. Wie stolz war ich, als die betreffende Nummer mit dem Aussatze in Paris eintraf I Und als ich oben ein noch in der „Briesmappe" eine an „P. L. in Paris" ge richtete Notiz mit einem artigen Danke und der Aufforderung zu weiteren Beiträgen, die willkommen wären, fand! Wie oft ich jene Notiz und meinen Aufsatz damals hinter einander gelesen habe — ich weiß es nicht mehr. Einen unermüdlicheren Leser hat es nie gegeben. Hofrath vr. Edmund Zoller, der schon damals die Redaction leitete und noch heute diese Stellung inne hat, schrieb mir sogar noch einen artigen Brief, dessen Ver bindlichkeit ich erst in den späteren Jahren meiner eigenen redactionellen Thätigkeit nach dem vollen Werthe habe würdigen können. Das Blatt, das den ersten Aussatz veröffentlicht, der Redacteur, der ihn zur Aufnahme bestimmt, und der Verleger, der den ersten Geschäftsbrief unterzeichnet hat, bleiben im Da ein des Schriftstellers unvergessen. „Ueber Land und Meer" sollte, wie die „Gartenlaube" für Ernst Keil, wie der „Kladderadatsch" für Albert Hosmann, für Eduard Hallberger die Grundlage seines später so kolossalen Geschäftes und seines großen Vermögens werden. Die Brüder Eduard und Carl Hallberger hatten Fr. W. Hackländer, der zu jener Zeit noch in der höchsten Gnade am Hose des seitdem verstorbenen Königs von Württemberg stand, dafür gewonnen, das Blatt als Herausgeber zu zeichnen. Indessen weder der beliebte Name des unterhaltenden Erzählers, noch seine eigenen Beiträge übten die erwartete Wirkung aus. Das Blatt war verhältnißmäßig theuer. Es brachte wenig Material. Es hielt *) Aus der „Gegenwart" (Verlag von Georg Stille in Berlin) mit gefälliger Bewilligung abgedruckt. die Mitte zwischen der accreditirten Leipziger „Illustrirten" und beliebten Unterhaltungsblättern wie „Gartenlaube", „Jllustrirtes Familienjournal" u. s. w., blieb aber in dem, was es bot, hinter der einen wie der andern zurück. So blieben denn auch die Abonnenten aus. Jahre lang arbeitete das Blatt mit einem starken Deficit und hatte allmählich das verfügbare Capital nahezu vollständig verschlungen. Da faßten die Hallbergers einen kühnen Entschluß. Sie änderten mit einem Schlage die ganze kaufmännische Basis, aus der das Blatt gegründet war. Während sie ursprünglich ihren Calcül so gemacht hatten, daß bei einer relativ bescheidenen Auflage die Betriebskosten schon ge deckt würden, machten sie nun die Berechnung auf Massenabsatz. Sie setzten den Abonnementspreis von einem Tage zum andern aus die Hälfte herab und gaben an Text und Bildern für die Hälfte des Preises das Doppelte des bisher Gebotenen. Die gescheidtesten Buchhändler schüttelten den Kops und sahen in dieser Keckheit nur einen letzten Coup der Verzweiflung. Die Hallbergers aber hatten ihre Rechnung mit dem Wirthe gemacht. Sie zwangen durch Masse die Masse. Die Auslage stieg mit einer in Deutschland nie dagewesenen Rapidität von Quartal zu Quartal um viele Zehntausende, und in kurzer Zeit war „Ueber Land und Meer" das, was es heute ist: eines der ver breitetsten, beliebtesten, künstlerisch und schriftstellerisch reich haltigsten und nebenbei auch einträglichsten illustrirten Blätter unseres Vaterlandes. Es gibt unter den deutschen Schriftstellern Wohl kaum einen Namen von Bedeutung, der sür Ed. Hallberger — für „Ueber Land und Meer" und die andern in Folge des großen Erfolgs dieser Wochenschrift ins Leben gerufenen Blätter, „Deutsche Romanbibliothek" und wie sie alle heißen mögen — nicht gearbeitet hätte. Die größten Erfolge erzielten bei ihm indessen nicht gerade die Träger der berühmtesten Namen, sondern bis dahin noch unbekannte, von ihm „entdeckte". Ich brauche hier nur an Karoline Bauer, an Gregor Samarow, Karl Detlef, Johannes van Dewall u. A. zu erinnern. Der bedeutendste der specifisch Hallbcrgcr'schen Autoren ist Georg Ebers, dessen Romane zwar nicht in den Unterhaltungs blättern, aber doch im Hallberger'schen Verlage in Buchausgabe sammt und sonders erschienen sind. „Die ägyptische Königs tochter", „Uarda", „Homo sum" und „Die Schwestern" haben den Ruhm des Leipziger Professors als Erzähler über unser ganzes Vaterland verbreitet und weit über die Grenzen desselben hin aus getragen. Georg Ebers war einer der besten Freunde Eduard's. Sein letzter Roman ist dem Entschlafenen gewidmet; und wer diese herzliche Widmung liest, wird jetzt von einer wehmüthigen Regung über das zerstörte selten schöne Vcrhält- niß zwischen Autor und Verleger ersaßt werden. Wie sich die buchhändlerische Thätigkeit Eduard Hallberger's mit den Jahren immer mehr und mehr erweiterte, immer neue Gebiete beschritt und eroberte, das habe ich hier, da ich ohne den Anspruch auf Vollständigkeit der Angaben aus dem Ge dächtnis; das eine und andere Wesentliche ausznzeichncn ver suche, nicht zu erzählen. Er war der Erste, der die splendiden Prachtausgaben mit den Illustrationen Gustav Dortz's in Deutschland einsührte. Die Prachtbibcl mit den Dorö'schen Clichös — mit Separattcxten für jede Consession — fand eine für Bücher dieser Art in Deutschland bis dahin beispiellose Verbreitung. Der muthigc Verleger, der das mitleidige Bedauern seiner vorsichtigen Collcgen erweckt hatte, seine Kräfte und finanziellen Mittel an einem
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