-111 llll Nr. 145 (R. 98). Leipzig, Sonnabend den 24. Juni 1922. 89. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Die Anzeigen im Börsenblatt, wonach unsere Verlegermitglieder ihre Verlagswerke nur noch zum Tagespreise aus- liefern und Preiserhöhungen nicht mehr im Börsenblatt bckanntgeben wollen, mehren sich bedauerlicherweise. Wenn wir auch nicht verkennen, daß die sprunghafte Steigerung aller Herstellungskosten und Spesen eine solche Entschließung verständlich macht, so halten wir doch den hier beschnittenen Weg nicht für erforderlich, aber für äußerst gefahrvoll. Er vermehrt das Durcheinander in der Preisbildung und droht das Sortiment, das sich an einen veröffentlichten Ladenpreis gebunden erachtet, einpfindlich zu schädigen. Wenn sich dieses gegen Kapitalschwund zu schützen sucht, indem es willkürliche Preisfestsetzungen vornimmt, so tritt unter Umständen eine den Absatz des Buches gefährdende und damit auch dem Verlag nachteilige Wirkung ein. Das Buch wird jedenfalls seines Vorzuges, daß es nur zu einem einheitlichen Ladenpreis verkauft wird, fast vollständig beraubt. Die Außenhandclsnebenstelle hat bereits darauf hingewiesen, daß im Ausfuhrgeschäft nur ein Schutz der vom Verleger im Börsenblatt bekanntgcgebenen Preise durchführbar ist, und daß sich demgemäß auch der Gewinnanteil des Verlegers bei den. jenigen Verkäufen mindert, die der Sortimenter in Unkenntnis neuer Preiserhöhungen ansgeführt hat. Wir ersuchen daher unsere Mitglieder auf das dringlichste, die Preiserhöhungen nach wie vor schleunigst im Börsenblatt bekanntzugcbcn. Die Veröffentlichung der Prcisändcrungen läßt sich durch Zusammenfassung bestimmter Verlagswerke zu ein. hcitlichen Gruppen vereinfachen. Leipzig, den 22. Juni 1922. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Arthur Meiner, Erster Vorsteher. Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel. Walther Jäh, Vorsitzender. Der Vorstand des Deutschen Verlegervereins. vr. Georg Paetel, Erster Vorsteher. Bekanntmachung. Herr Georg von Konopka, Prokurist der Fa. Kurt Ehr- lich Verlag in Berlin, überwies uns .K 3VV.- aus Anlaß seiner 25jährigen Berufszugehörigkeit zur Erlan gung der immerwährenden Mitgliedschaft unseres Vereins. Wir danken herzlich für diese Zuwendung. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. vr. Georg Paetel. MaxPaschke. Max Schotte. Reinhold Bor stell. Wilhelm Lobeck. Die ungarische und die mondiale Büchererzcugung. Von Karl Erdösi, Generaldirektor der St. Stefan-Gesellschaft. In dem Trauerdüster, das die ungarische Nation seit dem unglücklichen Ausgange des Weltkrieges umschattet, ist ihr als Lichtstrahl die trostreiche Gewißheit ihrer kulturellen Überlegen heit über jene Nachbarn verblieben, die große Stück« des tausend- jährigen ungarischen Staatsgebietes an sich gerissen haben. In- milten der schmerzvollen Gegenwart — darüber ist sich der nüch tern denkende Ungar klar — kann der niemals verblassende Ge danke der Gebietsintegrität durch kein anderes Mittel wirksam und erfolgreich gefördert werden als durch die Wahrung und Sicherung dieser kulturellen Überlegenheit. Auf diese Weise wird vorerst im ethischen Sinne die Integrität des Ungartums gewahrt und das geistige Fundament des wiederbereinten Ungarn vorbe reitet. Denn die Idee der kulturellen Überlegenheit bleibt nicht bloß der Geistesschatz des verstümmelten Klein-Ungarn; sie umfaßt auch die jetzt fremden Staatsgebieten einberleibten Stammes- brllder und stärkt und stählt sie mit ihrer nie versiegenden Kraft. Die kulturelle Überlegenheit bedarf jedoch, um als Tatsache zu gelten, der ziffernmäßigen Beweise. Seit langem beschäftigt mich bereits der Gedanke, daß alle Faktoren des ungarischen Kulturlebens sich unberweilt in der Arbeit zusammenfinden müs sen, um nicht bloß in schönklingenden Allgemeinheiten, sondern vielmehr mittels unwiderlegbaren Ziffernmaterials vor Freund und Feind Zeugnis von der kulturellen Überlegenheit des Un gartums geben zu können. Beweiskräftiges Material ist reichlich vorhanden, sei es auf wissenschaftlichem Gebiet oder auf jenem des Unterrichtswesens, sei es — zumindest hinsichtlich der öst- «S3