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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1922
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- 1922-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1922
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Redaktioneller Teil. X- 145, 24. Juni 1S22. liehen und südlichen Nachbarn Ungarns — auf dem Gebiete der Industrie oder überhaupt des wirtschaftlichen Lebens. Einen Bruchteil dieser Arbeit will die vorliegende Übersicht darstellen. Nichts liegt mir ferner als die Annahme, die Frage in ihrem vollen Ümfange erschöpft zu haben. Aus dem Bereiche der nächsten Nachbarn Ungarns waren bloß die Ziffern über die Büchererzeugung der Tschecho-Slowakei zu beschaffen; ähnliche ^Zahlen hinsichtlich Jugoslawiens und Rumäniens sind vorerst 'unauffindbar. Auch der Begriff der »Bücher« wird im folgenden auf das engste begrenzt; die vergleichenden Übersichten erstrecken sich weder auf das Zeitungswesen, noch auf die wissenschaftlichen oder sonstigen Zielen dienenden Zeitschriften. Es sei nicht verschwie gen, daß selbst die hinsichtlich der im engsten Sinne verstandenen »Bücher« gebotenen Ziffern nicht alle in den Jahren 1913 und 1921 erschienenen ungarischen Bücher ausnahmslos enthalten dürsten. Die Zahlen sind dem offiziellen Organ der ungarischen Verleger und Buchhändler, der »Corvina« entnommen, und es mutz sicherlich angenommen werden, daß die eine oder die andere der »Corvina« nicht zugesandte Privatedition unberück sichtigt blieb. Dieser Umstand kann jedoch ans die Ziffern von keinem nennenswerten Einfluß sein, denn auch die »Corvina« sucht die im Selbstverläge erschienenen Bücher in einer beson deren Rubrik nachzuweisen und zusammenzufassen. Es sei noch vorausgeschtckt, daß die vorliegenden Ausführun gen nicht als kritische Würdigung der ungarischen Büchererzeu gung, sondern bloß als ihre aus bibliographischem Material ge schöpfte Darstellung gelten wollen. Es hieße meine bescheidenen Kräfte überschätzen, wenn ich allen Gesichtspunkten, die bei einer kritischen Würdigung in Frage kommen, gerecht werden wollte; auch wäre hiermit der Rahmen einer ziffernmäßigen Übersicht überschritten. Es sind denn auch aus dem vorliegenden Mate rial Schlüsse bloß insofern gezogen, als es die bibliographische Statistik an sich ermöglicht. Das gesammelte Material jedoch ist in der Bibliothek der St. Stefans-Gesellschaft zu Budapest ver wahrt und dort jedermann uneingeschränkt zugänglich. Als Vergleichsjahre wählte ich die Jahre 1913 und 1921. Ersteres, weil es das letzte vollständige Friedensjahr mit nor malen Erzeugungsverhältnissen darstellt und weil damals so wohl die ungarische, als auch die Verlagstätigkeit der ganzen Welt sozusagen ihren Höhepunkt erreicht hatte. Das Jahr 1921 hingegen zeigt wieder eine gewisse Stabilisierung, allerdings vornehmlich eine Stabilisierung des Elends. Die Erschütte- rungen der Revolutionen sind vorüber, die Papierbezttge gehen wieder ungestört vor sich, neue Verlage entstehen als untrügliches Zeichen des gesteigerten Interesses zum Buche, auch der Versand nach den abgetrennten Staatsgebieten wird ermöglicht: die Vsr- lagstätigkeit begegnet demnach keinen wesentlichen Schwierig keiten. Wir wollen vorerst untersuchen, wie sich die Verlags tätigkeit des ungeteilten Ungarn und jene des jetzigen Rest- Ungarn gestaltete; anschließend daran sei dann die ungarische Kultur an dem Maßstabe der mondialen Büchererzeugung ge messen. I. Als erstes Ergebnis des Vergleichs springt der schmerzliche Rückgang in der Gegenwart ins Auge. Als wertvollstes Gebiet der literarischen Tätigkeit kann Wohl das der religiösen und wissenschaftlichen Literatur gelten, und in beiden Be langen zeigt das Jahr 1921 gegenüber 1913 einen Rückschritt. Im Jahre 1913 erschienen 133 religiöse Schriften (Gebetbücher und Erbauungsschristen), im Vorjahre bloß 118. Die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen betrug im Jahre 1913 826, im Vorjahr nur 539. Der Rückgang in der Zahl der religiösen Schriften findet zum Teil seine Erklärung und verliert auch seine Bedeutung durch den Umstand, daß es sich — da hauptsächlich Gebetbücher in Frage kommen — weniger um erste Ausgaben, als vielmehr um Neuauflagen handelt und naturgemäß ange sichts der jetzt so eng gezogenen Staatsgrenzen die Veranlassung für Neuauflagen spärlicher war; es entfallen denn auch im Jahre 1913 von 99 Gebetbüchern 39, d. h. ungefähr die Hälfte auf Neuauflagen, im Vorjahre hingegen von 42 bloß 6, demnach weniger als 15 d. H. Doch als Erklärung diene auch die weiten 8S4 Kreisen unbekannte Tatsache, daß im Jahre 1913 der maß gebendste Faktor auf dem Gebiete der ungarischen religiösen Ver- lagStättgkeit ausländische Interessenten waren: vor allem die böhmische Firma Steinbrenner, die nunmehr infolge des Sturzes der ungarischen Valuta ganz ausgeschaltet ist. Auch mutz schlietz- ich berücksichtigt weiden, — später soll darauf noch näher ein- gegangen werden — daß ehedem die Selbstverleger einen sehr großen Anteil an der ungarischen Bllchererzeugung hatten, wo gegen heute sür den Bücherverlag bloß kapitalkräftige Unterneh mungen in Frage kommen, Selbstverleger aber mehr und mehr ausgeschaltet bleiben. Immerhin ist das Gebiet der religiösen Literatur, wie insbesondere aus den späteren internationalen Vergleichsziffern hervorgeht, von der ungarischen Verlagstättg- keit bisher so ziemlich vernachlässigt worden, und es eröffnet sich hierin ein bedeutendes Arbeitsfeld. Von besonderem Interesse ist die nähere Untersuchung des Rückganges bei den wissenschaftlichen Werken. Wie er wähnt, stehen der Zahl 826 im letzten Friedensjahr, 539 Werke im Jahre 1921 gegenüber, der Rückgang beläuft sich demnach fast auf 49 b. H. Die Verminderung zeigt auf dem Ge biete der Rechtswissenschaften, der Politik und Statistik*) einen Rückgang von 122 auf 71, auf dem der Philo sophie von 52 aus 21, bei medizinwissenschaftlichen Werken von 67 auf 16, -bei Erd- und Völkerkunde von 21 auf 7, auf dem Gebiete der praktischen Kenntnisse (Handel, Ge werbe, Bergbau, technische Wissenschaften) von 155 auf 121, auf dem der Geschichtswissenschaft von 91 auf 35, bei rhetorischen Werken von 14 auf 3, auf dem Gebiete der Sozialwissenschaften von 61 auf 39, bei Enzyklopädien von 9 auf 9, bei Fachwerken über Zeichnen, Mal- und Bildhauerkunst von 16 auf 15, schließ lich bei Gesetzesausgaben und Kommentaren zu Gesetzen von 121 auf 89. Bei einzelnen Zweigen der wissenschaftlichen Betätigung zeigt sich hingegen eine Belebung. So vor allem bei Werken der Religionswissenschaft, deren Zahl von 29 aus 28 stieg, die jedoch den Endziffern der religiösen Literatur zugezählt wurden. Eine erfreuliche Steigerung zeigt sich auch in dem Fache der Literatur und Literaturgeschichte — von 34 auf 51 —, in dem der Sprach wissenschaften von 27 auf 34, bei Naturwissenschaften und Mathe matik von 35 aus 41. Als Zeichen der Zeit gelten die sünf Werke des Jahres 1921 über okkulte Wissenschaften gegenüber einem ein- zigen ähnlichen Werke des letzten Friedensjahres. Ungarn folgt hierin dem Beispiel des Auslandes, dessen Büchermarkt von Tag zu Tag von ähnlichen Erzeugnissen überflutet wird. Vergeht doch sozusagen kein Tag, der im Börsenblatt nicht die Ankündigung eines neuerschienenen derartigen Werkes brächte. Die Ursache dieser bemerkenswerten Verschiebung läßt sich leicht in jener bereits erwähnten Tatsache feststellen, daß ein namhafter Teil der ungarischen Veröffentlichungen zur Friedens- zeit im Selbstverlag erschien. Das war dazumal kein so unmög liches Beginnen, wie^s uns heute erscheint. Leute mit geistigem Beruf konnten meist unschwer aus ihrem Jahreseinkommen jene ein- bis zweitausend Kronen opfern, die der Verlag eines Buches erforderte, mutzten sie doch höchstens 10—15 v. H. ihres Jahres einkommens diesem Ziele widmen. Ganz anders lag die Sache im Vorjahre. Selbst eine Hochschulprofessur brachte dem Ordi narius nicht mehr als 40—50 Tausend Kronen als Jahresein kommen, wogegen die Herstellungskosten eines Werkes von bloß 10 Druckbogen eher mehr, denn weniger als 60 Tausend Kronen betrugen; das ganze Einkommen eines Jahres genügte demnach nicht zur Veröffentlichung eines einzigen Werkes von bescheide nem Umfang. Darauf läßt es sich eben zurückführen, daß, wäh rend im Jahre 1913 von 640 im Selbstverläge erschienenen Wer ken 336, -d. h. mehr als 50 v. H. dem wissenschaftlichen Stoffkreis angehörten, dies im Vorjahre von 552 bloß bei 176 zutraf. Es ist mir aus eigener Erfahrung bekannt, daß unzählige wissen schaftliche Werke in den Schreibtischfächern der Veröffentlichung *) Hinsichtlich der Gliederung der wissenschaftlichen Werke nach Fä chern, wie überhaupt hinsichtlich der Gruppierung aller andere» Ver öffentlichungen hielt ich mich an bas Schema der Deutschen Bibliogra phie, vor allem wegen seiner Erprobtheit, doch auch um die Aufnahme der ungarischen Ziffern in die Ausweise der internationalen Biicher- erzcugung zu ermöglichen.
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