Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1927
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19271110
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192711104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19271110
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
- Monat1927-11
- Tag1927-11-10
- Monat1927-11
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 262, 16. November 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d. Dtschn. Buchhandel. wesentlichsten Bereicherungen einer derartigen Woche 'darstellt. Wo ist denn sonst die Gelegenheit, Verlag und Sortiment zu- sammeuzusühreu und die zwei Gesichte fast jedes buchhändleri- schcu Problems zu erörtern? Wenn man ferner bedenkt, das; gerade in der Jetztzeit, wo der weltanschauliche und der Partei- Verlag eine so große Rolle spielen, wohl auch sonst kaum die Möglichkeit besteht, daß die Vertreter entgegengesetzter Anschau ungen sich ruhig und leidenschaftslos aussprcchen können, so er scheinen mir allein diese beiden Momente den Berechtigungs nachweis für die ausgewandte Mühe zu dokumentieren. Hinzu kommt aber, daß die Mehrzahl der jungen Buch händler durch 'Selbststudium allein nie zur planmäßigen Er örterung buchhändlerischer Fragen Vordringen kann, sofern sie nicht von außen her einen Antrieb erhält. Dieser Anstoß, -der ihnen erstmalig, und sei es auch noch so kaleidoskopartig, das Ge samtbild vor Augen führt, wirkt oft so stark, löst so vieles in ihnen, daß aus dieses Ausläsungsmoment nicht verzichtet werden kann. Nach den Anregungen einer solchen Woche, «das zeigt deut lich der sich nachher entwickelnde Briefwechsel, wird der junge Buchhändler wach und ist nun bereit, sich sein bnchhändlcrisches Weltbild durch Selbststudium zu vertiefen. Die Kompliziertheit unserer augenblicklichen Lage nach der toirtschaftlichen wie geistigen Richtung hin läßt den Vortrag als Bkldnngsmittcl mehr und mehr zurücktretcn. Es kommt, so will cs mir scheinen, vor Men Dingen darauf an, nicht fertige Thckscn aufzustellen, sondern die Entwicklungslinic durch die Teilnehmer miterarbeiten zu lassen. Deshalb kann von vornherein nicht gesagt werden, wieviele Arbeitsgemeinschaften in einer der artigen Woche abgehaltcn werden müssen. Vielmehr komint es auf den Takt und die Einfühlung der Leitenden an, zu erkennen, wann tatsächlich der Vortrag, wann tatsächlich das Referat von nöten ist, und wann die Arbeitsgemeinschaft — Wohl meist von der -Seite der Praxis her — das Gehörte nun ergänzen und befestigen kann. 'Man soll durchaus nicht etwa, weil man -modern« sein will, glauben, -daß man durch das Wort Arbeits gemeinschaft alles gelöst hat, daß inan nun unter diesem Schlag wort glaubt, das Bildung-Patent in der Tasche zu haben. Jeder Kurs ist schon durch die Tcilnchmcrzahl vom vorhergehenden so verschieden, daß es unmöglich ist, Richtlinien auszustellen. Viel mehr können die in der Praxis der Ausbi'ldungsarbeit Stehen den am besten schon nach tvenigen Stunden ermessen, was an dem oder jenem Tage den Teilnehmern vorgesetzt werden, resp. was man ihnen zumuten kann. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz scharf dagegen wen den, daß etwa -Pädagogische Richtlinien ausgearbcitet werden, weil ich fürchte, daß mit solchen Richtlinien nichts weiter ge schaffen wird als rein theoretische Arbeit. Für das Gelingen einer derartigen Ausbildungswoche spricht vielmehr die Zu sammensetzung der Leitenden. Man beschränke sie ruhig, wie es auch diesmal in Leipzig geschah, -auf -die Zahl von drei, die sich so gut kennen, daß sic bei aller Differenziertheit im -Grunde über die Auffassungen des Berufes übcreinftimmen. Wenn inan Spvzialvorträgc mit Sachkennern ansetzcn muß, so suche man auch dort nach Möglichkeit den Praktiker, der aus dem Leben schöpfen kann, und vermeide zu stark akademisch Eingestelltes. Nur von der Seite der Praxis, des täglichen Lebens her kann man — meiner Auffassung nach — den erst«u Anstoß zur Weiterarbeit geben. Vorausgesetzt, daß der Vortragende imstande ist, auch die kleinen Dinge des Lebens unter einer einheitlichen geistigen Lebenslinie zu sehen. Doch ich soll mich ja nun wohl mit der Woche selbst -befassen. Die eben angestellten Überlegungen wurden bei der Auls stellung des diesjährigen Programms, vielleicht nur im Unier- bowußtsein, zu berücksichtigen versucht. Die Ausbildungswoche war für Verlag und Sortiment gedacht! Die Zahl der Leiten den äußerst beschränkt! Die vorgesehenen Referate so be schnitten, daß genügend Raum für die Aussprache übrig blieb! Das Aufnahmemaximum von cttva 6 Stunden täglich nirgends durchbrochen! Durch Berücksichtigung dieser Erfahrungsgrund sätze -gelang cs, eine im Ausbildungsgang und Lebensalter äußerst 1322 komplizierte Teilnehmcrschast von rund 70 Personen mühelos durch -die gesamte Woche zu führen. Den Auftakt -sollte am Be-grüßungsabend ein Referat von Herrn Generaldirektor vr. Heß über -Die buchhändle rischen Tagess ragen« eröffnen. An seiner Stelle, er war durch Krankheit verhindert, sprach Herr vr. Runge zum gleichen Thema und führte so die Teilnehmer in den großen Aus gabenkreis unserer Dachorganisation ein. Der erste Abschnitt der eigentlichen Kursusarbcit begann dann mit einem Referat von mir: Über volkswirtschaftliche Bindungen des Buchhandels und die Grenzen -der Wer bung. Dieses mit Absicht abstrakt gehaltene Referat sollte das Gerüst abgcben für die Arbeit der ersten drei Tage. Gemäß dem Thema gliederte cs sich einmal in die Hcrausarbcitung der verschiedensten Elemente der Volkswirtschaft, die der -Buchhandel bei seiner gesamkcn Arbeit zu berücksichtigen -hat. Es wurde die These vertreten, daß der -Kreis des Buchhandels ohne die Beobachtung der Kreise Weltwirtschaft und deutsche Volkswirtschaft unmöglich sei. Nachdem also für den deutschen Buchhandel die Stelle uachgewiesen wurde, an der -er im gesamten -volkswirtschaftlichen Leben steht, wurde gleich am Anfang aus -die Besonderheiten buchhändlerischer Wer bung hingewiessn. Insbesondere wurden, -in Anlehnung an das bekannte Buch von Horst Miemann, die Schwierigkeiten der bnchhändlerischcn Werbung ausführlich erörtert. Nachdem die Stellung des Buches als »Ndarkeiiartikel« geklärt war, wurden die Schwierigkeiten, die sich aus seiner Sonderstellung als Ware ergeben, gena-nni. Hierbei wurde sowohl -auf -die Prodnktions- seite wie auch auf die Herstellungsscite sowie endlich auf den geistigen Inhalt Bezug genommen. Aus dieser Zwitterstellung und Einengung ergeben sich dann die Spannungen, -die bei der buchhändlcrischen Propaganda zu berücksichtigen sind. (Mißver hältnisse zwischen Absatz und Ertragsmöglichkeitcn; Spannung zwischen der Individualität des Buches und der Vielgestaltigkeit -des geistigen Inhalts.) Zum Schluß wurde daun der dreigc- stalti-ge Grcnzivert des Buches erörtert, der uns aber auf der andern -Seite zu den Erleichterungen der buchhändlcrischen Wer bung s-ührte. Auf diesen Austakt wurde dann während der Kur suswoche an den entsprechenden Stellen immer wieder hingc- wiesen. Die beiden anschließenden Vorträge über die »Organi sation eines Verlages- (Herr Kurtz-Stultgart) und die »O r ga n i sa t i on e i n e s S or t i -m e n ! s« (Herr Oltm-anns- Dresden) befaßten sich mit den Organisationsausgabcn, die für beide Hauptsparlcn -des Buchhandels nach -der geistigen Seite hin zu -lösen sind. Da insbesondere durch das vorjährige Re ferat des Herrn Reinecke-Magdeburg (das in den Börsenblättern 1927 Nr. 110, 123, 125 und 130 veröffentlicht ist) -die technische Seite erschöpfend -behandelt war, so war -es besonders zu be grüßen, -daß Herr Oltmanns nun auch die -geistige Struktur eines Sortimentsbctriebes -erörterte. Herr -Kurtz faßte die Ar beit -des Verlegers in vier Thesen zusammen, -von -denen ich an -dieser Stelle wenigstens die erste -wieder-gebcn -will: »Die Über produktion hat ihre Ursache in der kulturellen und wirtschaft lichen Zerfahrenheit -unserer Zeit«. Hatte der erste Vormittag -den Grundstein für die Kursusarbeit der ersten Wochenhälftc gelegt, so -waren -die nächsten 216 Tage nur der Ausfüllung dieses wcitg-estreckten Rahmens gewidmet. Die Referate dieser beiden Tage waren daher der Erörterung von Teilfr-agcii gewidmet. Nachdem das Ergebnis des Preisausschreibens für den Weih- nachtswerbeplan des Sortiments, das der Borscnverein ver anstaltet hat, bereits veröffentlicht ist, würde ich es -begrüßen, wenn -die seinen und humorvollen Ausführungen von Herrn L e-mpp-München : »über -den Wei-H nachts-werbe plan eines Sortiments- ebenfalls im Börsenblatt zum Abdruck gelangten. In der Zusammenfassung am Mittwoch abend konnte daher gesagt -werden, daß dieser erste Teil des Kursus sich mit dem Buchhändler beschäftigt hat, indem er von ihm in heutiger Zeit verlangte, daß er eine Persönlichkeit ist, -daß er Verantwork-ung -besitzt, und daß sein Schas sen, auch -wo es nach -außen hin mechanisch erscheint, von Geistigkeit -durchtränkt sein muß!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder