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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1922
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- 1922-07-10
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1922
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>4 158. 10. Juli 1922. Redaktioneller Teil. vürsenblau f. d. Dtschn. vuchhaud«!. der Bedeutung, und daher sind kulturpolitische Fragen auch bibliothekarische Angelegenheiten. Die Gefahr einer kulturpolitischen Krisis des deutschen Buches ist im Anzuge. Trotz höchster Produktionsleistung und überragender innerer und äuße- rer Qualität ist das deutsche Buch infolge geschickter Propaganda des Auslandes in die Enge getrieben, und es ist höchste Zeit, daß auch in Deutschland alle interessierten Kreise sich zu einer aktiven Kulturpolitik zusammenfinden. In den be setzten Gebieten ist wirksame Propaganda durch das Buch beson ders dringlich. Träger dieser Propaganda sind die buchhänd lerischen Organisationen und Bildungsbibltotheken. Letzteren mutz der Staat eine geeignete Organisation schassen, und Kom munen und freie Volksbildungsvereinigungen übernehmen Pflege und Ausbau. Die organisatorischen Aufgaben in den Grenzge bieten in West und Ost sind die gleichen, während die bildungs- psleglichen sich differenzieren. Das Vorgehen benachbarter Völ ker zeigt, daß nur in schärfster Betonung nationaler Eigen art eine weltwerbende Kulturmission erfüllt werden kann. Eine ausgedehnte Kulturpropaganda beginnt gegenwärtig in den deutschen Westmarken einzusetzcn. In der Abwehr des Fremden durch Stärkung des Eigenen ruht der Kern deutscher Kulturauf- gaben. Die rheinische Kultur ist trotz mannigfacher Gelegen heit, sich im Laufe der Geschichte westlich zu orientieren, deutsch geblieben. Je tiefer dieses Deutschsein und Deutschfühlen in dem Erleben deutscher Kultur wurzelt, desto widerstandsfähiger wird es sein und desto mehr wird es sich zu Überzeugung und Gesin nung erheben. Dazu gehört irgendein höherer Grad geistigen Seins. Hier setzen die besonderen Aufgaben der Bildungsbiblio- theken ein: Pflege vor allem der Kulturgebiete, auf denen sich dentsches Denken, Fühlen und Wollen am unmittelbarsten zeigt. Zu verstandesmäßiger Erfassung deutscher Kultur dienen in erster Linie Bücher der politischen, Kultur- und Sittengeschichte. Tie Erzählerkunst steht als Bildungsmittel obenan, da sie eine Fülle wertvollster kuliurkundlicher Stoffe vermittelt. Zur Pflege bewußter Stammeszugehörigkeit gehören ferner die Heimatdich tung, die im Rheinland besonders reich ist, Dialektdichtung und Dtalektsprache, heimatlich« Sagen, Märchen und das Volkslied. Aus der belehrenden Literatur sind alle Schriften zur Einfüh rung in die geschichtlichen, kunstgeschichtlichen, geographischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Heimat heranzuziehen. Durch die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, mit Licht- spiel und Volksbühne, durch Anlage von heimatlichen Archiven und durch Pflege von Lese- und Volksunterhaltungsabenden stellen sich die Bildungsbibliotheken weiterhin in den Dienst einer aktiven Kulturpolitik in den besetzten Gebieten. Der zweite Redner, Verbandsbibliothekar Schuster. Glei- witz, beleuchtete im besonderen die Kulturaufgabe der Bildungs bibltotheken in Oberschlesien und kam zu folgenden Leit sätzen: Volksbüchereiarbeit in Oberschlesien hat die erste Auf gabe, der zu einem großen Teil zweisprachigen Bevölkerung die Beherrschung der deutschen Sprache zu erhalten und sie zu för dern. Die Volksbüchereien Oberschlesiens schließen sich daher eng an die Volksschule und Fortbildungsschule an und legen be sonderen Wert auf die Ausgestaltung der Jugendbüchereien. Da das Bllchereiwesen durch den Krieg und die Besetzungszeit, vor allem aber durch die polnischen Aufstände schwer geschädigt wor den ist, liegt es im Interesse der Nation, daß die nötigen Mittel für den Wiederaufbau herangeschafft werden. Die Führung der neuen Grenze legt die Verpflichtung auf, längs ihr eine Reihe von Büchereien weiter auszubauen, nm «inen Wall gegenüber den hereinflntenden großpolnischen Kultureinflüssen aufzufüh ren. Die Bücherauswahl hat unter sorglicher Berücksichtigung der Sprachschwierigkeiten wie der besonderen konfessionellen Eigenart der Bevölkerung zu geschehen. Die Bil dungsbibliotheken Oberschlesiens können ihre Auf. gäbe nur dann lösen, wenn sie imstande sind, allen verwandten Kulturorganisationen wie llberharlpt allen geistig arbeitenden und strebenden Persönlichkeiten im Buchs das ausreichende Rüstzeug zu liefern. Hierzu bedarf Oberschlesien einer wissenschaftlichen Studienbücherei, die es als einzige Pro vinz Preußens noch nicht besitzt. Eine ähnliche Einrichtung wäre für das eben endgültig losgerissene Polnisch-Oberschlesien in Kattowitz zu treffen. Die sich aus der Diskussion zu diesen Vorträgen ergebende Entschließung besagte, daß alle Bestrebungen, die das geistige Band mit den Deutschen im Auslande und in den besetzten Ge bieten erhalten und festigen können, vom -Verein Deutscher Bi bliothekare» mit allen Mitteln unterstützt werden sollen. Von den kleineren Mitteilungen mögen schließlich folgende Erwähnung finden: Bibliotheksdirektor Kunze-Hannover sprach zur amtlichen Bezeichnung der vormals Königlichen und Provinzialbibliothek in Hannover, Bibliotheksdireltor Alte nteil l e r - Detmold zum Brandunglück der Detmolder Landes- bibliothek, Bibliotheksdirektor Retsmüller- Speyer über die neu entstehende pfälzische Landesbibliothek. Saß- Berlin teilte mit, daß das bekannte, seit 1913 nicht mehr erschienene »Deutsche biographische Jahrbuch» demnächst mit Hilfe der deutschen Aka demien neu herausgegeben werden soll. Der Band 1921 ist in Arbeit und die Jahre 1914—20 sollen später in zwei übergangs- bänden behandelt werden. Leyh - Tübingen sprach sich für eine Reformierung der deutschen Bibliotheksstatistik im »Jahrbuch» aus. Dieses fast zu reichhaltige Vortragsprogramm wurde nur durch einen gemeinsamen Besuch des Wilhelmshöher Parkes mit seinen berühmten Wasserkünsten unterbrochen. Bei herrlichster Abendsonne konnte man von der Höhe des mit dem bronzenen Herkules gekrönten Oktogon das weite Fuldatal überschauen. Der letzte Nachmittag bereinigte einen Teil der Mitglieder zu einem Essen in der Stadthalle; ein anderer hatte es vorgezogeu, den letzten Abend in dem idyllischen Hannoversch Münden zu verbringen, um von Tillhs Schanze aus einen Blick auf den Zu sammenfluß von Werra und Fulda zu werfen. Am nächsten Morgen schließlich trafen sich zahlreiche Teilnehmer in Köttingen wieder, wo die dortigen Kollegen es freundlichst übernommen hotten, uns in die Einrichtungen und Schätze der berühmten Universitätsbibliothek einzuführen. Die Entwickelung des deutschen literarischen Verlages im französischen Urteil. Unter den französischen Zeitschriften ist die von Andr6 Gide ge gründete llouvellö liovue kranyame eine der wenigen anch für Deutsche unbedingt erfreulichen Erscheinungen. Diese modern gerichtete, literarisch führende Zeitschrift unterrichtet ihre Leser nicht nur in ausreichendem Umfange über Deutschland, sondern sie tut das auch im Geiste einer Objektivität, die wir bei der überwiegend von politischen Absichten be herrschten Presse Frankreichs sonst vergebens suchen. Unter dem Titel »Deutsche Verleger« (Lcliteurs ^HemsuckZ) entwirft Felix Bertaux im Märzheft ein Bild der geistigen Strömungen im deutschen Verlag der Uhten 30 Jahre. Bertaux ist ebenso betroffen von der Fülle der Ver öffentlichungen jeder Gattuug wie von der durchschnittlichen Güte ihrer Ausstattung, die von der wirtschaftlichen Not des Landes kaum etwas ahnen lasse. Viele Deutsche, die früher angeblich Bücher am liebsten nur geliehen hätten, seien Käufer geworden. Bertaux nennt Spengler und Tagore als Beispiel« dafür, das; der Geschmack und der Erfolg sich ernsthafter, ja schwerer Lektüre zuwenüe; er sieht in diesem Zeichen den unbeugsamen Willen eines besiegten Volkes zum geistigen Wieder aufstieg. In der verwirrenden Fülle der Produktion sucht B. nach Richt linien. Als Wegweiser dienen ihm die umfangreichen, verschwenderisch ausgestatteten Kataloge und Almanache der großen literarischen Ver lage mit ihren sorgfältigen bibliographischen Angaben und freigebigen Kostproben aus neuen Werken. In dieser Hinsicht lobt der französische Kritiker anch die von der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuchhandcl herausgegebene Monatsschrift »Das deutsche Buch«. Die neuen Werbemittel sind Bertaux nicht nur Zeichen kaufmän nischen Weitblicks, vielmehr Ausdruck eines bewußten Willens, des Willens zur Propaganda bestimmter Ideen. Seit S. Fischer in Berlin die jungen Kräfte dies literarischen Deutschland um sich sammelte, sieht B. in dem deutschen Verleger wenn nicht den Schöpfer, so doch den Verbreiter, den Organisator des Marktes neuer geistiger Werte. Im kaiserlichen Deutschland, das in der Vorstellung Bertaux' in erster Linie ans materielle Machtentfaltung ansging und dem eine nationale literarische Kultur fehlte, übernahm der Verleger die Nolle des Kultur politikers, der den Bildnngseifer der breiten, aufstrebenden Schichten in eine bestimmte Bahn lenkte. Dies Suchen nach einem einheitlichen deutschen Charakter scheint B. für die damals jungen Verlage typisch. 9b7
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