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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1922
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- 1922-07-20
- Erscheinungsdatum
- 20.07.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 107, 2V. Juli 1922. Herr Jäh hat darauf hingewiesen, daß der Verbandsoorstand den Antrag des Vorstandes des Börsenvereins unterstützt. Ich habe gar nichts anderes vorausgesetzt. Der Verbandsvorstand ist immer bemüht, eine Vermittlung herbeizuführen. Hier ist aber leine Vermittlung, der Verbandsvorstand tut hier, ebenso wie der Vorstand des Börsenvereins, nichts anderes, als das, was der Verlegerverein im Augenblick zugestehcn will, nun zu sanktionieren und uns glauben zu machen, daß das nun eine Ord nung sei, die irgendeinen Wert für das Sortiment habe. So töricht ist niemand unter uns, um nicht ohne weiteres zu erkcn- ncn, daß diese Ordnung keine Ordnung ist und daß der Name »Wirtschaftsordnung-, der dieser Ordnung in Anlehnung an unfern Antrag gegeben worden ist, eine grobe Irreführung ist. Es ist gar keine Wirtschaftsordnung. Es ist nichts, das über haupt irgendwie mit der Organisation des Börsenvereins etwas zu tun hätte. Herr Jäh hat ferner gesagt, daß die Zuschläge juristisch nicht haltbar seien. Meine Herren, ich halte das für einen Irrtum. Ich bin überhaupt der Ansicht, daß die Frage mit dem juristischen Gebiete gar nichts zu tun hat, und daß das Gutachten des Herrn Geheimrats Prof. vr. Heinsheimer vom Vorstande des Börsen- vereins falsch ausgelegt worden ist, daß etliches aus dem HelnS- heimerschen Gutachten nur mit Wonne aufgegriffen worden ist, weil es dem Vorstände des Börsenvereins bei seiner Politik, aus den Wirtschaftsverhältnissen und aus der Regelung der Wirt schaftsverhältnisse herauszukommen, augenblicklich in den Kram gepaßt hat. Das Heinsheimersche Gutachten ist mit Vorliebe vom Verlag und vom Vorstande des Börsenvereins benutzt wor den! aber es sagt ganz etwas anderes als das, was uns hier immer vorgeführt wird. Juristisch haltbar sind die Teuerungs zuschläge unter allen Umstünden, und zum mindesten dann, wenn der Verlag von der Erhebung freigelassen wird, ist es der Orga nisation des Börsenvereins möglich, diese Zuschläge zu schützen. Wir stehen ja damit nicht vereinzelt da. Sie sagen immer: »Es ist überhaupt eine einzig dastehende Erscheinung, daß Fabri kanten und Zwischenhändler in einem großen Verein zusammen- geschlossen sind«. Das ist gar nicht der Fall. Wir haben in Deutschland eine große Anzahl von Kartellen zwischen Fabrik»»- ten und Zwischenhändlern, die die Verbandspreise sestsetzen, an die sich sowohl der Fabrikant wie der Zwischenhändler hält. Ich hatte neulich in einem Ministerium eine außerordentlich irter« essante Unterhaltung. Nachdem von allen Seilen immer wieder angeführt worden war, der Kaufmann könne seine Bücher nicht vorlegen, hat dort ein hoher Beamter gesagt: Ich habe außerordentliche Hochachtung vor August Thyssen; der hat nämlich erklärt: »Ich erhebe die Kartell preise, die in meinem Kartell festgesetzt sind, und jeder Ab geordnete des Kartells, der mir geschickt wird, soll Einsicht in meine Bücher haben und sich von der Nichtigkeit dieser Ausführungen überzeugen. Das imponiert mir; mir impo niert aber gar nicht, wenn der kleine Kaufmann Müller oder Schulze sagt: »Ich bin selbständiger Herr meiner Entschlüsse, ich bi» Herr in meinem eigenen Hause, und ich brauche mir nicht in meine Entschließungen Hineinreden zu lassen«. Meine Herren, der großzügig denkende Kaufmann unter wirft sich Karteilbedingungen (Zuruf: Thyssen!); — nicht nur Thyssen — denn er weiß, daß sie nicht bloß zu seinen Gunsten sind, sondern zugunsten der Allgemeinheit. Meine Herren vom Verlag, wenn Sie auch nur eine Spur von Ahnung vom Kartell recht hätten (Heiterkeit), dann würden Sie wissen, daß Kartelle zwischen einer kleinen Anzahl von Leuten bei der jetzigen Wirt- schaftsentwicklung undenkbar sind. Ich werde morgen vielleicht noch Gelegenheit haben, Ihnen ein kleines Privatissimum darü ber zu halten. (Heiterkeit.) Herr Jäh hat ferner gesagt: »Meine Herren, Sie werden in ganz kurzer Zeit wahrscheinlich überhaupt gar keine Zuschläge mehr erheben können, weil die Bücherpreise jetzt so steigen«, und er hat ein Beispiel angeführt: Ein Buch, das bisher 25 Mark gekostet hat und jetzt SO Mark kosten wird, — jedenfalls ein« er hebliche Steigerung. Meine Herren, was bedeutet denn dieser neue Preis von 90 Mark? Er bedeutet doch gar nichts anderes, als daß man für diese 90 Mark nicht mehr kaufen kann als früher! 1014 für die 25 Mark, und daß das Publikum, wenn es früher bei den 25 Mark den Teuerungszuschlag bezahlt hat, naturgemäß auch bei dem neuen Preise von 80 Mark ohne weiteres den Tcue- rungszuschlag bezahlt. (Sehr richtig! bei den Sortimentern. — Heiterkeit bei den Verlegern.) — Ja, meine Herren Verleger, Sie verstehen das nicht, weil Sie nicht hinter dem Ladentische stehe»! (Stürmisches Händeklatschen.) Sie haben alle Philosophie stu- diert, Sie sind Ehrendoktor geworden wegen großer Verdienste, die ich nicht verkleinern will; aber vom Sortiment verstehen Sie alle verteufelt wenig. (Heiterkeit.) Ich kann Ihnen aus meiner doch nicht kleinen und nicht kurzen Erfahrung die Tatsache Mit teilen, daß das Publikum an dem Teuerungszuschlag und an dem erhöhten Preise gar keinen Anstoß nimmt (Sehr richtig! bei den Sortimentern), und Sie müssen uns das vollkommen über lassen; denn wir sind diel zu kluge Geschäftsleute, als daß wir uns wegen einer Chimäre selbst ruinieren würde». Wir jagen gar keinen Chimären nach, wie Sie es mit der Utopie Ihres festen Ladenpreises tun. Also was die Bllcherpreissteigerung belrisst, so kommt die Ka nicht in Frage, und wenn das Buch, das Herr Jäh heute mit 90 Mark kalkuliert, vielleicht in Jahresfrist wegen des Sturzes der Mark, die ja vielleicht auf den Wert der österreichischen Krone, der polnischen Mark oder des Sowjetrubels sinken kann — wir wissen ja nicht, wie die Entwicklung geht —, 300 Mark kosten muß, dann wird das gar nichts daran ändern, daß, wenn die Relation nicht hergestellt ist, dann trotz der scheinbar hohen Bllcherpreise die Zuschläge weiter erhoben werden müssen und können. Nun hat Herr Lazarus etwas Besonderes in unserem An träge gefunden. Er sagt: wir empfehlen verschiedene Zuschläge, und der Antrag des Vorstandes des Börsenvereins wäre deshalb empfehlenswert, weil er das nicht tut. Ich kann nicht finden, daß der Vorschlag des Börsenvereins in diesem Punkte besonders von unserem Vorschläge abweicht; er wünscht nur, daß möglichst einheitliche Durchführung und Bekanntgabe im Börsenblatt er folgt. Das wünschen wir natürlich auch. Wir wollen nicht etwa dahin streben — und das wissen wir Sortimenter ja am aller besten —, daß nun in jedem kleinen Örtchen oder Kreischen andere Preise sind. Überlassen Sie das ruhig der Zentralorga- nisation! Wir werden schon sehen, daß wir zu möglichst einheit lichen Preisen kommen. Wenn uns aber morgen Königsberg nachweist, daß es nicht mit demselben Zuschläge auskommm kann wie Berlin und Leipzig, und wenn das Saarland sagt, es mutz noch höhere Zuschläge erheben, so ist das wirtschaftlich begrün det, und wir werden zustimmen müssen. Die Saarländer und die Königsberger werden diese höheren Zuschläge auch ohne Zu- stimmung des Verlags erheben. Herr Lazarus, der Vertreter der Berliner Schutzgemcin- schaft der Großsortimente, hat ja auch im vorigen Jahre mit der literarisch-kulturellen Gruppe schon aus einer Basis von 35';!, zuschlagfrei abschließen wollen, und daraus, daß Herr Lazarus Ihnen empfiehlt, auf den Boden des Vorslandsantrags zu tre ten, müßten Sie eigentlich schon entnehmen können, wie unan nehmbar für das Sortiment dieser Antrag ist (Heiterkeit. — Sehr richtig!), denn wir finden Herrn Lazarus und verschiedene seiner engeren Kollegen stets im Fahrwasser des Verlags, — des Ver lags, der ihnen ja in jeder Weise entgegenkommt. Die Herren fraternisieren ja jetzt in einer Weise miteinander, daß es ordent lich erfreulich ist, zu sehen, wie Verlag und Sortiment sich ge- funden haben, und es wäre nur erwünscht, daß wir das verall gemeinern könnten. Das geschieht deshalb, weil Berliner Groß- sortimente anders verkaufen können, wenn sie ihre anderen Kol legen unterbieten wollen als kleinere Firmen. (Unruhe. — Oho! — Händeklatschen.) Unter solchen Umständen, meine Herren, ist es natürlich nicht schwer, von dem Verlag hohe Rabatte heraus- zubekommen. Wenn jemand 100 Exemplare bezieht, erhält er ohne weiteres einen höheren Rabatt, als wenn er ein Exemplar oder zehn Exemplare bezieht. Aber, meine Herren, auf Kosten des gesamten kleinen und mittleren Sortiments, insbesondere auf Kosten der Provinzialsortimente, ruinös zu arbeiten, das geht nicht. Das lassen wir uns nicht gefallen, das dulden wir nicht; und ich kann Ihnen versichern: ebenso, wie die schönwis-
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