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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1922
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- 1922-07-22
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- 22.07.1922
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169, 22, Juli 1922. Redaktioneller Teil, L^rsciiblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Hali anlegen mutz. Wo wäre unser Geistesleben hingeraten, wenn der Buchhandel munter an der Schraube ohne Ende mit gedreht hätte? Di« Buchproduktion wäre, der Zahl der Erschei nungen nach, vielleicht auf ein Drittel gesunken. Aus Kosten welcher Art der Produktion, der geistig- und wissenschaftlich-hoch- stehenden oder der minderwertigen Massenware dies geschehen wäre, diese Frage stellen heitzt sie beantworten, aber zugleich auch dem Buchhandel danken für den Idealismus, den er sich in seinem Geschäftsleben noch bewahrt hat. Für diese höheren Ziel« müssen alle Angehörigen des Berufes Opfer bringen, die Arbeitgeber an ihrer Vermögenssubstanz, die Arbeitnehmer, in dem sie nicht immer neidisch und begehrlich auf die Kollegen in anderen Branchen blicken dürfen, die im Augenblick besser ver dienen, Wie sicht aus diesem Gesichtswinkel betrachtet die Propaganda für die Abwanderung aus dem Beruf aus? Glau ben die Arbeitnehmer wirklich, daß nur sie mit ihrer Arbeitskraft, und nicht auch die Arbeitgeber mit ihrem Kapital mit Erfolg in andere Berufe abwandern könnten, wenn nur der geldliche Vor teil und nicht auch die Verantwortung und Liebe zum Beruf die Triebfeder ihres Handelns bildeten? Aus ethischen Gründen Opfer bringen ist zwar edel, aber unklug, wenn sie zeitlich unbegrenzt sind und nicht auch gesunde wirtschaftliche Gründe für diese Opfer sprechen. Das aber ist im Buchhandel der Fall, Wer mit einer dauernden Verschlechterung des Markkurses rechnet und uns in Kürze in österreichische oder gar russische Geldverhältnisse entgleiten sieht, wird die wirt schaftlichen Gedankengänge der Preispolitik des Buchhandels allerdings nicht verstehen können. Er wird aber auch keinen Rat wissen, wie aus solchem Zusammenbruch des Wirtschaftslebens eines Volkes jemals wieder emporzukommen und der furchtbarsten Massenverelendung mit Hungersnot und Untergang weiter Volks teile zu steuern ist. Der Buchhandel glaubt fest an die teilweise Wiederautrichtung und an eine Stabilisierung des Markkurses j und nicht die Auswirkung in der Zukunft zu berücksichtigen. Wer ! den Buchhändler dem Buchhandel entfremdet, schädigt nicht nur das Volksganze, sondern leistet auch dem Entfremdeten einen ^ schlechten Dienst, wenn er ihn aus einem sicheren Beruf in einen, ! zu Zeiten der Geldentwertung zwar rentableren, aber auch - wesentlich risikovolleren versetzt, Wenden wir unsere Blicke nach ! Holland, wo die Periode des Preisabbaus bereits eingctreten ist. Wer wird von solchem Umschwünge des Wirtschaftslebens am meisten betroffen? Gerade die Betriebe, die in den Zeiten der Preissteigerung die rentabelsten waren und Scheingewinne auf Scheingewinne häuften mit dem Resultat, daß in Holland große industrielle Unternehmungen, ja selbst Großbanken nunmehr vor dem Zusammenbruch stehen, bzw, schon zusammengebrochen sind. Von einem Zusammenbruch von Buchhandlungen ist bisher nichts bekannt geworden. Wenn schon in einem Lande wie Holland, wo die Preissteigerungen in den letzten Jahren und umsomehr auch die Preissenkungen von geringem Ausmaß waren, der Um schwung solche Wirkungen hat, was steht uns in Deutschland dann noch bevor? Doch nun zurück zum Markthelferstreik, Es sah fast aus, als ob auf der Basis einer Zulage von 20°/« ab l, Juli eine Einigung , erzielt werden imd am Montag, dem 17. Juli, die Arbeit wieder ? ausgenommen werden könnte. Auch mit der Gehilfenschaft, die bekanntlich nicht streikt, war auf gleicher Grundlage verhandelt worden. Leider ist dieses Angebot der Arbeitgeber sowohl von der Markthelferschaft, als auch von der Gehilfenschaft abgelehnt worden. Elftere beharrt im Streik, ob letztere sich ebenfalls an- schlietzt, werden die nächsten Tage zeigen. Es ist gut, sich in sol cher Situation einmal Rechenschaft über die Gehalts- und Lohn entwicklung im Leipziger Buchhandel zu geben. Die nachstehende Tabelle gibt die Entwicklung von Durchschnittseinkommen von verheirateten Gehilfen und Markthelfern, sowie von nnverhei- rateten weiblichen Hilfskräften und jungen Burschen wieder: Angestellte Gewerbliche Arbeiter Jahr 1. Gehilfe verh. — 29 I. — Gruppe C niännl, Hilfskraft verh, — 29 I, — Gruppe I» weibl. Hilfskraft über 23 Jahre Gruppe v Markthelfer über 25 I. Bursche über 17 Jahre monatlich Steigerung monatlich Steigerung monatlich Steigerung wöchentl. Steigerung wöchentl. Steigerung °/° F °/° .4L °/° 7° °/o 19t« 180 100 135 100 80 100 27.50 100 10 100 1916 200 Ul 150 111 90 112 30 109 II 110 ISIS Nov, 260 144 195 144 130 162 39 141 14 140 1919 Sept. 390 216 325 240 142.50 178 78 284 31 310 tSM Aug, 869 483 805 596 452 565 174 632 65 eso 1921 Jan, 983 SSI 920 681 soo.so 626 198 720 71 710 Eept, 1348 748 1246 923 651 813 254 924 95 950 Okt, l 391.50 773 1292 957 676 845 2^3.50 957 98.50 985 Nov. 185 l 1028 1717.50 1271 907 50 1134 337 50 1227 126.50 I26S 1922Fcbr 2518.50 1395 2340 1733 1282 50 1603 405 1472 163 1630 April 3436 1908 3186 2360 1795 50 2244 665 50 2420 245.50 2455 Mai 3920 2172 3634 2691 2052 2565 708 2574 261.50 2615 Juni 4887 50 2715 4530 3350 2565 3206 877.50 3190 325.50 3255 Juli' 5855 3252 5426 4919 3078 3847 >047 W»r 389.50 3895 * eingesetzt mit der von den Arbeitgebern angebotenen Zulage von 20°/, auf das Juni-Einkommen. und daran, daß Deutschland vor österreichischen oder russischen wirtschaftlichen Verhältnissen, dank der größeren Arbeitsamkeit und Bildung aller arbeitenden Teile feiner Bevölkerung, bewahrt bleibt. Auf dieses Moment der Verbesserung und der Stabili sierung der Mark richtet der Buchhandel seit langem sein Augen merk, Wehe den Produzenten, die die Preisschraube ohne Ende auf den höchsten, dem Weltmarktpreis — was heitzt das übrigens, er verändert sich ja täglich — gleichenden oder ihn überschrei tenden Punkt gedreht haben. Das Hinaufkurbeln ist leicht, das Herabkurbeln muß dereinst zu Katastrophen in solchen Branchen führen. Dann wird der Augenblick kommen, wo die zurückhal tende Preispolitik des Buchhandels ihre Früchte tragen und der Buchhändler, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, vor solchen Kata strophen, die anderen Branchen drohen werden, bewahrt bleiben wird. So ist es kurzsichtig, die Dinge auch im Buchhandel immer nur unter dem Gesichtswinkel des Vorteiles des Tages zu schauen Diese Aufstellungen zeigen, daß die Gehälter und Löhne seit 1914 etwa um das 38sache, seit Januar 1921, also in den letzten ls/2 Jahren, etwa um das Sh^fache gestiegen sind. Mag sein, daß in anderen Branchen, die besonders gute Preise erzielen können, das prozentuale Wachstum ein grö ßeres war. Niemand wird aber behaupten können, daß nicht auch der Leipziger Buchhandel das seine getan hat, um durch Zulagen die Geldentwertung für seine Mitarbeiter nach Möglichkeit aus zugleichen. Den Leibriemen muß sich jetzt allerdings ein jeder enger schnallen als vor dem Kriege, Ich möchte den Unterneh mer im Buchhandel sehen, der, selbst wenn er alle Scheingewinne einrechnet, die also keine wirklichen Betriebsüberschüsse, sondern nur eine Verwässerung der Substanz sind und in unseren elenden Papiermarkbilanzen ganz unlogischer, und fälschlicherweise eben falls auf den Gewinn- und Verlustkonten zu Tage treten, auch nur annähernd im gleichen Verhältnis sein Einkommen von früher 1027
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