Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220727
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192207275
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220727
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-27
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 173, 27. Juli 1922. Redaktioneller Teil. zu einem anderen Gutachten gekommen wäre. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, wir halten die Deduktionen, die aus dem Heinsheimerschen Gutachten gezogen werden, für an den Haaren herbeigezogen. Wir sind der Ansicht, daß ganz im Gegenteil der Druck, den der Verlag auf den Börsenverein ausgeübt hat, und die mangelnde Widerstandskraft des Vorstandes des Bö» senvereins das Unheil verschuldet hat, unter dem wir heute alle, Verleger wie Sortimenter, zu leiden haben. Deshalb sind wir auch der Ansicht, daß sowohl beim Verlegerverein als auch beim Börsenvercin in ganz kurzer Zeit eine bessere wirtschaft liche Einsicht Platz greifen wird, und daß auch bei uns möglich sein muß, was bei anderen Wir-tschaftskörpern bisher möglich war, nämlich daß wir unsere Wirtschastsfragen gemeinschaftlich lösen und nicht einer gegen den andern steht. Meine Herren Kollegen, geben wir uns doch keiner Täuschung hin: wenn cs heute zu einem Wegfall der Notstands ordnung kommt — und es ist heute der letzte Tag, den wir unter der Herrschast der Notstandsordnung erleben —, wenn wir heute nichts Gleichwertiges an die Stell« der ablaufenden Notstandsordnung setzen, dann wird das Preis- und Wirlschastschaos, unter dem wir zu leiden haben, ins Gigantische vergrößert werden. Der Teuerungszuschlag wird weiter erhoben werden, weil das Sortiment ohne ihn nicht zu leben vermag; aber jede Regelung durch verantwortlich« Verbände wird fehlen, die allergrößte Verschiedenheit bei der Erhebung der Teuerungszuschläge wird Platz greifen, und wir allesamt, die wir an der Leitung unserer Organisationen beteiligt sind, werden kein Machtmittel mehr in der Hand haben, dieses Chaos aufzuhalten. Ich bin der Überzeugung, daß mit dem Wegfall der Notstandsordnung ohne einen Ersatz von morgen an aus der einen Seite ganz überspannte Teuerungszuschläge erhoben werden, während auf der andern Seite eine Schleuderei ohnegleichen ein- setzen wird, und da an der Schlenderei das Sortiment in ganz kurzer Zeit zugrunde gehen würde, werden sich die Verhältnisse so gestalten, daß in der gleichen Buchhandlung, in dem gleichen Sortiment auf der einen Seite hohe Zuschläge erhoben wer den, auf der andern Schleuderei getrieben wird, daß also die Schleuderei durch erhöhte Zuschläge ausgeglichen wird: Meine Herren, welche Stellung dann der Vorstand des Börsenvereins und die Vertretungen seiner Organe einnehmcn werden, liegt auf der Hand, und ich glaube, ich brauche mich nicht darüber auszulassen, daß diese Stellüng eine sehr peinliche sein wird, daß weder der Vorstand des Börsenvereins noch irgendeine andere Organisation in der Lage sein wird, die Interessen des deutschen Buchhandels so weiter zu vertreten wie bisher. Wir erblicken auf der Basis einer Börsenvereins ordnung die einzige Möglichkeit eines Aufbaues halbwegs einheitlicher Preise. Wollen Sie uns diese Basis entziehen, dann ga rantiere ich Ihnen, daß heute oder morgen oder in kürzester Zeit das Gebäude halbwegs gleichmäßiger Preisbildung zusa»» menstürzt, weil es Zusammenstürzen muß. Meine Herren, der Verlag spielt in dieser Frage ein eigentümliches Spiel. Alles, was er bringt, scheint mir darauf hinauszulaufen, den Börsenverein und seine Organisation zu schwächen, das Sortiment ohnmächtig zu machen und die Allein- Herrschaft des Verlags auszurichtcn. Bisher hat mit dieser Politik der Verlag den größten Schaden für sich erlitten. Seine falsche Preispolitik hat ihn an den Rand des Verderbens gebracht, wie wir aus den zahlreichen Artikeln angesehener Ver leger in der Fachpresse ersehen haben. An der Zerstörung der Fundamente unseres Wirtschaftslebens aber möchten wir Sie, meine Herren Kollegen vom Verlag, hindern, solange wir können, und wir hoffen bestimmt, daß wir ebenso wie bei der vor hergegangenen Abstimmung auch hier die Zustimmung und die Unterstützung weiter Kreise unserer Verlegeikollegen finden werden. Meine Herren, von seiten des Verlags ist gesagt worden: wir wollen aus der Zwangswirtschaft heraus und in die freie Wirtschaft hinein. Ja, meine Herren, Sie verwechseln eine Zwangsvorschrist des Staates und eineZwangsvorschrtft, di«, auf gesunden wirtschaftlichen Voraussetzungen ausgebaut, die einzelnen Berufe sich selbst schassen. Unser Wirtschaftsleben regelt sich heute nach vier Richtungen hin, und nur nach vier Richtungen. Erstens sehen wir heute in der Industrie vereinzelt eine Vertrustung. Ein« Vertrustung kann nur stattfinden zwischen Großbetrieben der Fabrikation; sie kommt also für uns kaum in Frage. Zweitens sehen wir in Industrie, Handel und Gewerbe eine Bildung von Kartellen. Eine Bildung von Kartellen ist aber, wenn sie Bestand haben soll, nur dann möglich, wenn nicht nur große Firmen oder kleine Firmen oder eine Anzahl von Firmen sich zum Kartell zusammenschlietzen, sondern wenn das Kartell auf breitester Basis von Groß und Klein aufgebaut wird. Wir haben Händlerkartelle, wohin wir blicken, wir habcn Fabrikantenkartelle, wir haben auch eine große Anzahl von ge mischten Kartellen. Die dritte Richtung unseres Wirtschaftslebens ist die berufsständische Organisation des Handwerks, die hier nicht in Frage kommt, und die vierte, meine Herren Kollegen, ist die Sozialisierung. Andere Richtlinien, nach denen unser Wirtschafts leben heute strebt und arbeitet, gibt es nicht. Es gibt heute gar keine freie Wirtschaft mehr in unserem Wirtschaftsleben, auch wenn wir von der verschwindenden Zwangswirtschaft des Staates absehen. Meine Herren, ich habe Ihnen gestern bereits in der Delegiertenversammlung gesagt, daß ein August Thyssen den Ausspruch getan hat, daß er sich den Vorschriften seines Kar tells, in dem große und kleine Firmen, Händler und Fabrikanten zusammcngeschlossen sind, ohne weiteres fügt, daß er prin zipiell die Verpflichtung anerkennt, sich zu fügen, und daß er jedem Beauftragten des Kartells gestalten wird, seine Bücher daraufhin einzusehen, ob er zu den Kartellpreisen verkauft, und ich habe Ihnen weiter gesagt, daß mir ein Beamter einer Rcichsstelle erklärt hat: »Hut ab und Hochachtung vor einem August Thyssen! Nicht aber imponieren kann mir ein kleiner Müller, Schulze oder Lehmann, der da sagt: Ich will mir in meine Bücher nicht hineinsehen lassen, weil ich ein selbständiger Kaufmann bin!« Meine Herren, lassen Sie mich nun kurz den einzelnen Paragraphen der von uns beantragten Wirtschaftsordnung zuwenden und zum Vergleich die entsprechenden Stellen des Antrags des Vorstandes des Börsenvereins heranziehen. Der K l des Gilde-Entwurss spricht ebenso, wie es in der Notstandsordnung gestanden hat, von einer Soll-Vorschrift, im Gegensatz zum Vorstandsentwurf, der alles auf die Freiwilligkeit abstellen will. Wir haben unfern Antrag auf Zuschläge bereits stark eingeschränkt durch die Worte: »während der Zeit der mangelnden Anpassung unserer Preise an den Wert unserer Valuta». Der Vorstandsentwurf schränkt das weiter ein durch die Worte: »angemessene Zuschläge«. Meine Herren, ich be- tone, daß auch das Sortiment unangemessene Zuschläge nicht wünscht, sie im Gegenteil verwirft; aber ich meine, daß die Be tonung des Wortes unerwünscht ist, wenn nicht gleichzeitig gesagt wird, wer über die Angemessenheit zu entscheiden haben soll. Dem kommt der Entwurf der Herren Richard Quelle und Otto Voigtländer — was ich hier einwerfen möchte— schon näher; denn er setzt einen paritätischen Ausschuß von Verlegern und Sortimentern voraus, der eine Entscheidung darüber trifft, was »angemessene Zuschläge« sind. Der paritätische Ausschuß nach dem Anträge Quelle und Voigtländer kann aber — und das möchte ich ganz kurz noch erwähnen — für uns nur dann in Frage kommen, wenn er nur für solche Verleger gilt — und ich glaube, die Herren Quelle und Voigtländer wollen ihn doch nur so aufgesatzt haben —, die eine freiwillige Erklärung dahin abgeben, daß sie den Schutz der Zuschläge übernehmen. Für alle anderen Verleger, die sich dieser freiwilligen Erklärung nicht anschließen, würde nach wie vor die große Lücke klaffen, wie eine Regelung der Zuschläge gegenüber ihrer Pro- duktion gehandhabt werden soll. Tor Antrag des Vorstandes des Börsenvereins wird in seinem tz l dadurch völlig unannehmbar für uns, daß der letzte Nebensatz eigentlich wieder zurücknimmt, was im ersten Satze gesagt wird, da er gämlich eine offene Tür darstelll für alle I07l
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder