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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1922
- Strukturtyp
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- 1922-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1922
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Redaktioneller Teil. 181, 5. August 19211. Kreisverein der Rheinisch-Westfälischen Buchhändler. 79. Jahresbericht, erstattet in der Hauptversammlung am 9. Juli 1922 in Königswinter über das Geschäftsjahr 1921/22. Unsere allgemeine wirtschaftliche Lage gestaltete sich im Berichtsjahre von Monat zu Monat, besonders aber seit dem Herbst 1921, immer unübersichtlicher und verworrener. So wohl die Industrie wie der Handel erzielten große Umsätze und Voten reichlich Arbeitsgelegenheit, aber die unsicheren Zeitver« hältnisse, vermehrt durch einen ungeheuren Steuerdruck, der uns im Buchhandel durch die Umsatz« und Gewerbesteuer besonders hart trifft, schassen eine Stimmung der Erbitterung und Gleich gültigkeit, die für das geschäftliche Leben die größten Gefahren in sich birgt. Die Entwertung des deutschen Geldes, verursacht durch die erdrückenden Bestimmungen des Versailler Vertrages und die nie ruhende Notenvermehrung, hat weitere erschreckende Fortschritte gemacht. Der Verlag sah sich infolgedessen besonders in den letzten Monaten gezwungen, seine Preise gewaltig zu erhöhen, ohne indessen bei der Eigenart des Buches auch nur annähernd der Geldentwertung folgen zu können und ohne immer aus die Existenzbedingungen des Sortiments genügend Rücksicht zu nehmen. Schneller wie die Höherbewertung des Buches stiegen von neuem im Buchhandel die Unkosten jeder Art. Die Porto- und Frachtspcsen betragen heute meistens mehr wie in Friedens- zciten die ganzen Gestehungskosten des Buches, daneben wachsen die Ausgaben für Gehälter, Mieten, Heizung, Beleuchtung und Lebenshaltung nicht nur der Summe nach, sondern auch im Ver hältnis zum gesteigerten Umsatz zu schnell. Die Ansicht weiter Kreise des Verlags und des Jungbuchhandels, daß sich das Sor timent durch Anpassung seiner Bestände an den Tagespreis schadlos halte, trifft nicht zu, weil erstens ein großer Teil des Umsatzes im regulären Sortiment auch heute noch aus Bestel lungen besteht, die zum Tagespreise eingekaust und verkauft wer den, zum anderen die unsichere Rechtslage sowie die minder wertige Ausstattung vieler älterer Bestände es dem Sortiment erschwert, Preiserhöhungen vorzunehmcn, und weil schließlich der Sortimenter unter allen Umständen die Gestehungskosten der Ersatzbeschaffung notwendig braucht, um sein Lager einiger maßen aus der Höhe zu halten. Mit Rücksicht auf die vielen Klagen aus Sortimenterkreisen unseres Bezirkes über die un gleichmäßige Preisbildung möchte ich besonders dar aus Hinweisen, daß nicht immer Gleichgültigkeit oder gar übele Absicht zugrunde liegen mutz, wenn irgendwo ein Buch unter Preis verkauft wird, daß andererseits sowohl im eigenen wie im Interesse des Gesamtbuchhandels der Preisbildung die allergrößte Aufmerksamkeit geschenkt werden mutz. Die Unzahl der Neugründungen von Bücher Vertrei benden Firmen ist sowohl für das Sortiment wie für den Verlag eine Gefahr, deren Größe die Zukunft ausweisen wird. Es ist indessen nur ein Mittel ersichtlich, wie diesen zum größten Teil rein spekulativen Betrieben der Vertrieb des Buches er schwert werden könnte, nämlich engster Zusammenschluß des soli den Verlags und Sortiments. Der Fortbestand der Verkaufsordnung für Auslandlie - s erringen war im Berichtsjahre sehr in Frage gestellt, da die Regierung mit der Absicht umging, die staatliche Ansfuhrkvntrolle ain 1. Oktober 1921 aufzuheben. Aber trotz der Schwierigkeiteil und der Fülle von Arbeit, welche den exportierenden Firmen durch die Valutaordnung erwachsen ist, ist es im Gesamtinteresse des Buchhandels zu begrüßen, daß von der Aufhebung der Kontrolle abgesehen wurde. Die Wohltat der inzwischen erfolgten Verein fachung der Valutaordnung scheint aber sehr fragwürdiger Natur z» sein, weil auch trotz derselben infolge der Preisfestsetzung in Auslandswährung einerseits oder der täglich wechselnden In landspreise andererseits eine einigermaßen richtige Preisstellung vor Eintreffen der Verlegerfaktnr die größten Schwierigkeiten verursacht. 113« Wenn sich auch die Verhältnisse zwischen den Besatzungs behörden und dem Buchhandel imbesetzten Gebiet etwas gebessert habe», so leidet der Buchhandel unter den Verkanfs- beschränkungen 'doch ganz erheblich. Gerade die gangbarsten poli tischen Bücher und Zeitschriften sind im besetzten Gebiet verboten. Dabei ist die Lebenshaltung bedeutend kostspieliger, welchem Um stand der Buchhandel seinen Angestellten gegenüber Rechnung tragen muß. Der Verlag, insbesondere der wissenschaftliche Ver lag, bringt leider den wirklichen Verhältnissen nichi das richtige Verständnis entgegen und steht aus dem Standpunkte, datz die meisten wissenschaftlichen Bücher, die in das besetzte Gebiet gehen, nach dem Auslände verschoben werden. So gibt es schon ein zelne Verleger, die nach gewissen Städten in unserm Vereins- gcbiel nur zu Auslandpreisen liefern, Fakturen in Dollarwährnng ausstellen und dergleichen mehr. Wenn auch nicht verkannt wer den soll, daß manches Buch von Angehörigen der Besatzung ge kauft wird, das laut Befehl der Hohen Kommission zu deutschen Preisen verkauft werden muß, und dann ohne Valutaausschlag ins Ausland wandert, so bewegen sich diese Umsätze nur in be- scheidenen Grenzen und stehen in keinem Verhältnis zu den riesigen Verläufen wissenschaftlicher Bücher an Ausländer in den Großstädten des inneren Deutschlands. Die Ausfuhrgenehmi gungen müssen in Ems eingeholt werden, und zwar für jede ein zelne Sendung, und sind mit noch größeren Weitläufigkeiten und Kosten verbunden wie im übrigen Deutschland. Es wäre wirk lich sehr zu begrüßen, wenn endlich wieder das frühere Vertrauen zwischen Verlag und Sortiment Platz greifen würde, auch im Interesse des Deutschtums. Die Hoffnung des Sortiments, daß der Vorstand des Börsenvereins Maßnahmen treffen würde, welche es dem Sortimenter ermöglichen würden, sein Geschäft einigermaßen im alten Stil weiterzuführen, mutzte nach der letzten Herbstversamm lung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine in Heidelberg am 10. und 11. September, auf der der Erste Vorsteher des Börsenvereins sich außer Lage erklärte, weiterhin die Teue rung s z u s ch l L ge zu schützen, endgültig abgetan werden. Die Erklärung des Vorstandes des Deutschen Ver leg e rve r e i n s, »er müßte es dem Sortiment überlassen, sich nach seinem Bedürfnis im Konkurrenzkämpfe seine Verkaufspreise frei zu bilden-, konnte von dem Sortiment nur so aufgefaßt wer den, daß es sich nunmehr zum Zwecke der Preisbildung neu orga nisieren müßte. Der von der Herbstversammlung der Kreis- und Ortsvereine in Heidelberg gewählte Zwölfer ausschuß stellte zwar noch Richtlinien auf, welche als Unterlage für Verhandlungen zwischen Verlag und Sortiment dienen sollten, um zum Ladenpreise zurückzukehren, die katastrophale Geldentwertung der nächsten Wochen zeigte aber bereits, daß der Zeitpunkt für eine derartige Regelung der Verkarffspreise noch nicht gekommen war. Ein Teil des Sortiments unter Führung der Deutschen Buch händler-Gilde glaubte in den auf der Heidelberger Tagung durch Herrn Richard Quelle vorgetragenen Ideen der »Arbeitsge meinschaft für die Regulierung der Verkaufs preise im Buchhandel« den Weg gefunden zu haben, um durch Vereinbarungen zwischen Verlag und Sortiment über die Höhe des Teuerungszuschlages, der vom Verlag geschützt werden sollte, zu gesunden Verhältnissen znrückzukehrcni es wurde auch von Ihrem Vorstande in seiner Kundmachung vom 23. Ok - tober 1921 dieses zum Ausdruck gebracht. Zweifellos enthalten die Anregungen einen gesunden Kern; sie können aber nur dann zu einem befriedigenden Ergebnisse führen, wenn auf der einen Seite eine ganze Anzahl großer einflußreicher Verleger, auf der anderen Seite große geschlossene Bezirke des Sortiments stehen, und wenn der Verlag derartige Vereinbarungen nicht benutzt, um den Rabatt immer weiter herabzusetzen. Ihr Vorstand hat, wie Ihnen bekannt ist, nach eingehenden Beratungen den Entschluß gefaßt, durch Bildung einer Arbeitsgemeinschaft der Sortimenter seines Bezirkes, in welcher er sich ge wisse Rechte sicherte, den Zusammenschluß des Sortiments anzu bahnen. Die Wiege unserer Arbeitsgemeinschaft war die Hei delberger Tagung, wo unter dem frischen Eindruck der ab- lehnenden Haltung des Börsenvereins-Vorstandes und des Ab-
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