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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1922
- Strukturtyp
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- 1922-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1922
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- Deutsch
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d. DtM. Redaktioneller Leist 182, 7. August 1922. ent Wertung absolut sin Mark ausgcdrückt) wei< ter steigen, dürfen nicht in-gleichem Verhältnis steigen, wie die Mark sich entwertet, aber ohne daß dieses Zurückbleiben, wie bisher, zu Lasten des Kapitalko-ntos geht! Ich -glaube, daß in beiden Richtungen für den Buchhandel Möglichkeiten liegen, die er bisher nicht ausnutzte und früher auch nicht auszunutzen genötigt war. Wenn ich die beiden ange- deuteten Möglichkeiten der Einfachheit halber mit einem kurzen Schlag-wort bezeichnen -soll, so möchte ich dafür -die Ausdrücke: -Typisierung« und »Rationalisierung« wählen, 1. Die Typisierung oder Herabminderung der Kosten teile, Dieser Weg ist klar und deutlich von Otto Reicht in Darmstadt im Bbl. Nr. 98 -vorgezeichnet worden und mit den Worten: »Ich habe ein Papierformat, eine Papierqualität, ein Buchfor-m-at, eine Type, einen Einb-andstoff, ein Um schlagpapier ... Ich bin auch bestrebt, nur mit einer Papier fabrik, einer Buchdruckerei und einer Buchbinderei auszu kommen . . .« Also: Vereinfachung der Buchherstellung! (Aus Bedenken dagegen komme ich nachher zurück.) Wenn ein Verlag über seinen voraussichtlichen Jahres- bedars an Papier einer Qualität zu -einem bestimmten Zeit punkt einen Kontrakt -macht, -so wird er billiger kaufen, als wenn er für jedes neuerscheinende Buch irgendwo das notwendige Papier kauft. Ebenso ist es -bei Vergebung der Druckaufträge usw. Und wenn sich einige oder eine Anzahl von Verlagen zusammen tun, um gemeinsam ihre Aufträge gleichartiger Bedürfnisse (Papier!) oder Dienste (Druck!) zu vergeben, so werden sie noch billiger einkausen. Natürlich -wird sich sofort der Ej-nwand erheben, man wolle unsere Bücherproduktion »mechanisieren«. Nein, höchstens die Ausstattung, und -auch -diese nur in begrenztem Maße. Und das ist nach meiner Ansicht kein Schaden für unsere Kultur. Wenn beispielsweise die vielen politischen Broschüren oder andere Ein tagsfliegen buchhändlerischer Produktion gleichartig aussähcn, so würde das ihre Absatzfähigkeit wenig oder gar nicht beein trächtigen. Der Bor-Wurf der »Mechanisierung« müßte übrigens dann auch gegen die »Bücherreihen« (Reclam, Fischer, Natur und Geisteswelt usw.) erhoben werden. Jedermann erkennt aber die dadurch geschaffene billige Bildungsmöglichkeit und Kulturför derung an. Das Ausland geht -bekanntlich darin viel weiter als wir. Ich erinnere nur an französische Romane in der bekannten broschierten 3,59 Fr.-Ausmachung (der Vorkriegszeit). Außerdem ist zu erwägen, daß sich sehr wohl eine Reihe von Verlagsfirmen zum gemeinsamen Bezug und Vergebung von Druck- usw. Aufträgen zusamm-enfinden könnte, ohne sich auf eine einzige Art von Papier, Type usw. zu -beschränken. Das Zu sammenarbeiten einer Anzahl von Finnen wird vorteilhafte Be dingungen auch für mehrere Sorten von Papier, Druck und Ein band -bringen. Endlich möchte ich noch die Frage aufwersen, ob wirklich jede der heute streng individuell behandelten Neuerscheinungen eine so sorgsame Behandlung lohnt? Wie mancher Roman oder Gedichtband verdient nicht -die auf ihn verwendete Liebe und die auf ihn verwendeten Kosten, ganz besonders bei der durch den verlorenen Krieg geschaffenen Wirtschaftslage des deutschen Vol kes! Damit komme ich zu Punkt 2. Rationalisierung. Auch dazu -sind bereits An regungen im Bbl. ergangen, so von Herrn vr. Menz im Bbl. Nr. 68 und 143. Bezog sich der Vorschlag der Typisierung mehr auf die im einzelnen Betrieb und am einzelnen Buch vorzunehmenden Ver billigungsaktionen, so zielt -die Rationalisierung aus die gesamte buchhändlerische Produktion ab. Sie bedeutet nicht mehr und nicht weniger als b e -wu ß t -h e r b e i g e f ü h r te E i n s ch r ä n- kung der Gesamtbücherherstellung. Man hat mit Stolz auf die hohe Zahl -der Neuerscheinungen in Deutschland während der Nachkriegszeit hingewiesen; war doch 1920 schon säst -die Zahl von 1913 wieder erreicht. Ein Anlaß zur Freude hätte darin nur liegen können, wenn der Ab- 11t« satzradius für -deutsche Bücher in dem gleichen Umfang nach außen erweitert worden wäre, als er infolge unserer Verarmung nach innen hätte zurückgehen müssen. Das trifft aber zweifel los nur sehr bedingt zu und ist dann auch noch zum erheblichen Teil aus die Valutaverschlechterung zurückzuführen. Im Innern ist aber der fast friedensmäßige Bücherkonsum — soweit er nicht unter mühsamem Verzicht auf anderen Konsum geschah — nur der Ausdruck für unser aus den Fugen gegangenes Wirtschafts leben. Bei schwankendem, meist fallendem Geldwert weiß nie mand, welche Kaufkraft seinem Einkommen und Vermögen inne wohnt, und er kaust »drauflos», in Wirklichkeit viel häufiger mit der Vermögenssubstanz als mit dem regulären Einkommen! Aus diese Weise ergibt sich das -innere Defizit der deutschen Volks wirtschaft», wie ich es nennen möchte, das eine Kapitalauszeh rung des einzelnen Konsumenten ist (fast jeder ist Konsument und Produzent zugleich!), und das von Rat-Henau als erstem klar dargelegt und in seiner Rede in Cannes auf I bis 2 Milliarden Goldmark beziffert wurde. Dieses »innere Defizit« wird in unse rer Zahlungs-bilanz nach -dem Ausland sichtbar und erzeugt darin wiederum ein Defizit neben dem durch die Reparationen geschos senen noch größeren. Zu-m Teil erfolgt eine Begleichung durch Hergabe von Kapital an das Ausland (Mtienverkäufe usw.), teils auch durch Papier-geldexport. Alles zusammen wirkt natürlich neben weiteren Gründen als Druck aus die Devisenkurse. Anstatt also, wie vor dem Kriege, 6—7 Milliarden Gold- mark jährlich zu -ersparen«, d. h. in vermehrten und verbesser ten Unterkunfts-, Produktions-, Bahnanlagen usw. zu investieren, verbraucht Deutschland jetzt jährlich 1—2 Milliarden seines Kapi tals. Darüber täuschte die ständige Geldzeichenvermehrung hin weg, weil es bei schwankendem Geldwert weder für Produzenten noch für Konsumenten feste Bilanzgrößen gibt und somit nie- mand ein wirkliches Fazit aus seiner Vermögenslage ziehen kann. Aber — das ist -das für den Buchhandel Wichtige der vorstehen den Ausführungen — aus diesem -inneren Defizit der Volks wirtschaft-, diesem Kapitalverbrauch, beruht das Blühen unseres Wirtschaftslebens in der Nachkriegszeit, das darum nur ein Schein, eine Täuschung, eine Hochkonjunktur mit falschen Vorzeichen war! Darum gibt auch die Er reichung -der Vorkriegsproduktion für den Buchhandel keinen An laß zur Genugtuung. Das Verbrauchen der Kapitalsubstanz zu Zwecken, die aus dem Einkommen gedeckt werden müssen, -darf und kann nicht anhalten, schon weil das Physisch unmöglich ist, für den einzelnen wie für ein ganzes Volk. Die Wetterwende wird spätestens nach erfolgter Stabilisierung des Wertes der Mark eintreten, aber sie kündigt sich schon jetzt in bedrohlicher Weise an; die Gcldknapp- heit per Ultimo Juni ist ein nicht -zu verkennendes Signal. Viel leicht gehen wir jetzt (ich schreibe dies in den ersten Julitagen) einer -dritten falschen Hausseperiode entgegen; innen- und außen politische Lage, Devisenkurse, Poincarss Rede trotz Pariser Bcm- kier-bericht deuten darauf hin. Aber lassen wir uns dadurch nicht täuschen! Der Augenblick, in dem die Erkenntnis unserer großen Verarmung sich durchsetzt, muß und wird kommen (weil erst von da ab Gesundung möglich ist!), und mit ihm der Rück gang des Bücher-absatzes. Ein solcher Absatzrückgang Pflegt grö ßer zu sein, als eigentlich notwendig wäre, da in jeder Baisse- Periode massenpsychologische Wirkungen übertriebener Vorsicht aufzutreten pflegen. Solchen Bewegungen ist der Buchhandel, der kultur-, nicht naturbedingte Bedürfnisse befriedigt, besonders stark ausgesetzt! Wenn die -bisher skizzierten Gedanken einigermaßen richtig sind, so ergibt sich daraus wiederum mit zwingender Notwendig keit die Folgerung für -den deutschen Buchhandel: Herab setzung der künftig enKosten — nicht-der gegen wärtigen Preise! Das kann -aber meines -Erachtens nur durch Einschränkung der Produktion erfolgen. Denn Einschrän kung der Produktion von Büchern bedeutet Verbilligung des ein zelnen Buches in allen denjenigen Fällen, in denen bisher zwei oder mehr gleichartige Bücher über denselben Gegenstand Vor lagen und sich Konkurrenz bereiteten. Gäbe es nur ein derar tiges Buch, so könnte dessen Auflage umso höher und infolge dessen sein Preis umso niedriger sein. Denn wie jedem Laien
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