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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1922
- Strukturtyp
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- 1922-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- t8S, tv. August 1922. gerechnet werden mußte, daß einzelne Mitglieder erst mit den Mittagszügen eintreffen würden, war die Hauptversammlung erst auf l Uhr mittags gelegt, und vorher war ein Spaziergang nach Böslershöhe angesetzt worden. Die Mühen des anfänglich sonnigen Weges an der Weichsel entlang wurden in Böslershöhe durch den wundervollen Blick auf die tief unten liegende Weichsel und die dahinter liegende fruchtbare Ebene entschädigt; als wir dann jedoch auf die Berge stiegen und vor uns das weite Weichseltal mit dem mächtigen, breiten, schwermütigen Strom lag, blieben alle Blicke von diesem wundervollen Bilde gebannt. Tief unten war die Stadt Graudcnz wie ein Spielzeug hinge stellt, dahinter erhoben sich di« Mauern und Wälle der alten unbe siegten Festung Courbiere, genannt nach seinem Verteidiger, dem greisen General Courbisre, der das stolze, selbstbewußte Wort sprach, als er 1807 nach dem Zusammenbruch Preußens von dem französischen General Savary zur Übergabe der Festung aufgefordert wurde, weil es kein Preußen und keinen preußischen König mehr gäbe: »Wenn es keinen König von Preußen mehr gibt, dann gibt es noch einen König von Graudenz.« Der Festung Courbiere gegenüber grüßten ans der Ferne die Türme der alten Orücnsstadt Neuenburg, und wenn man den Blick nach der anderen Seite stromaufwärts wandte, sah man die alte Ordensstadt Kulm liegen. Die Straßenbahn führte uns dann nach dem Hotel goldener Löwe, wo nach einem kurzen Frühstück um I Uhr die Hauptversammlung begann. Der 1. Vorsitzende, Herr Kriedte, Graudenz, erstattete als 1. Punkt der Tagesordnung den Jahresbericht. Er wies darauf hin, daß die Buchhändler in Polen, die mit deut schen Büchern handeln, im vorigen Jahre noch zuversichtlich waren, weil sic hofften, daß der Börscnverein und das Rcichs- wirtschaftsministerium die beschlossenen Teuerungszuschläge schützen würden. Leider sind diese Hoffnungen zunichte gewor den. Auf unsere ausführliche Begründung, daß nur durch den Schutz der Teuerungszuschläge der Buchhändler in Polen existie ren könnte, erhielten wir vom Reichswirtschvstsministerium eine Antwort, die wir seit der Besetzung von vielen Seiten zun, Überdruß gehört haben und über die wir heute nur noch als Phrase achselzuckend hinweggehen: »Die Nöte und die wirtschaft liche Zwangslage der deutschen Buchhändler in den abgetre tenen Gebieten werden voll gewürdigt, aber usw.- Mit dieser Ablehnung wird natürlich den gewissenlosen Schleuderern Tür und Tor geöffnet, diesen »Kulturträgern», denen das Geschäft über jede Kultur geht, und die über uns dumme Ausländsdeutsche hohnlächelnd den Kopf schütteln, die wir auf der Heimatscholle auf verlorenem Posten ansharrcn, während die Sinnesgenossen dieser Schleuderer längst die alte Heimat verlassen haben und jetzt geborgen in Deutschland sich womöglich an der Unterbietrmg bei Lieferungen nach Polen beteiligen. Die Begründung, daß das deutsche Buch durch den Teuerungszuschlag nicht genügend verbreitet würde, zeigt die vollständige Unkenntnis der hiesigen geschäftlichen Lage auf dem Büchermarkt. Diese Schleuderfirmen liefern das bestellte wissenschaftliche oder technische Buch Wohl billiger; diese Bücher müssen für alle Fälle bezogen werden, auch wenn sie teurer sind, der Buchhändler jedoch, der von dem Vertrieb der deutschen Bücher leben will, kann nicht nnr von die sen Bestellungen bestehen, er muß ein Bücherlager aus allen Lite- raturzweigen unterhalten und umsetzen, und nur er kann zur Verbreitung des deutschen Buches beitragen. Daß der Teue- rungszuschlag so niedrig wie nur möglich angefetzt werden muß, ist für uns eine zwingende Notwendigkeit, um die Verbreitung des deutschen Buches nach Möglichkeit zu fördern, und um auch der großen Konkurrenz von Danzig zu begegnen, das in den Ver- kehrsbcdingungen, Zoll- und Zensnrbehandinng günstiger gestellt ist als wir in den abgetretenen Gebieten. Auf der anderen Seite muß die Verdienstspanne so groß fein, baß eine Existenzmöglichkeit geschaffen wird. Die Herren, die dergleichen Verordnungen erlassen, sollten nur ein Jahr eine deutsche Buch handlung in den abgetretenen Gebieten betreiben und davon leben müssen; sie würden bann einsehen, welche falsche Auffassung' sic von der hiesigen wirtschaftlichen Lage gehabt haben, wie sie dazu beigetragen haben, daß immer mehr deutsche Buchhändler llö« gezwungen werden, auszuwandcrn. Hofsentlicht bringt uns die neue Wirtschaftsordnung auch den durchaus notwendigen Schutz. Eine weitere außerordentliche Belastung des llnkostenkontos entstand durch die Bestimmung, daß auch nach den abgetretenen Gebieten Auslandporto verwcirvrt werden muß. Dabei geschieht cs leider sehr oft, baß bei diesen Auslandsendungen auf den Rech- nungen sehr viel höhere Portokosten angesetzt werden, als tat sächlich entstanden sind, die Differenz beträgt hierbei öfters 10.— bis 15.— Mark. Dann berücksichtigen viele Verleger noch immer nicht die hiesigen schwierigen Wirtfchaftsverhältnisse und senden ost schon Mahnungen, wenn die Sendung noch gar nicht einge troffen ist, denn manche Sendungen sind monatelang unterwegs. Das hohe Porto für diese Mahngebühren wird uns auch in Rech nung gesetzt. Es läßt sich auch nicht durchführen, daß diese Sen dungen bezahlt werden, bevor sie eingetrossen find, denn über alle Sendungen muß eine genaue Kontrolle geübt werden, da bei den Zensur- und Zollbehörden Sendungen verlorengche». Es kommt aber leider auch ost vor, daß noch immer versucht wird, direkte Postpaketsendungcn zu machen, die dann zurück- gehen; trotzdem wird der Betrag durch Barsaktur über Leipzig erhoben. Diese Mitzstände sind in öffentlichen Erklärungen und in privaten Zuschriften sehr ost gerügt worben, leider mit sehr wenig Erfolg. Manche Unkosten (ein Brief nach Deutschland kostet jetzt 100.— Mk.) und mancher Ärger würden erspart wer den, wenn die Verleger und ihre Angestellten die vollständig ver änderten Wirtschaftsverhältnisse beachten würden. Wir hoffen, daß dieser Hinweis die gerügten übelstände abstellen wird, wenn die Verleger ihre Angestellten ausdrücklich daraus aufmerksam machen. Die weiteren außerordentlichen Belastungen durch die Danina-(Vermögens-)Abgabe, durch das neue Gewerbesteuer gesetz, durch das Angestelllen-Urlaubsgesetz (jeder Angestellte mutz nach einem halben Jahr 2 Wochen, nach einem Jahre einen Mo nat Urlaub erhalten; Zuwiderhandelnde erhalten 50 000.— Mk. Geldstrafe oder Arreststrafe bis zu einem Monat) werden eine Er höhung der Teuerungszuschläge herbeiführen müssen. Unsere Eingaben an die Behörden, wirtschaftliche Härten bei Hand habung der Zensur und bei der großen Zollbelastung gebunde ner Bücher zu mildern, find leider ohne Erfolg geblieben. Es müßte vor allen Dingen dahin gestrebt werden, daß die abge tretenen Gebiete mit dem Freistaat Danzig in der Zollbchand- lung gleichgestellt werden. Ein Zusammenschluß mit den Kollegen in Danzig und Oberschlesien soll versucht werden. Wenn diese Kollegen durch die Beibehaltung der deutschen Valuta wirtschaftlich auch besser gestellt sind, so haben sie doch dieselbe wirtschaftliche Not wie wir, und diese Not wird uns auch zusammenführen. Die schweren wirtschaftlichen Beschränkungen würden bedeu tend erleichtert werden, wenn zwischen Polen und Deutschland ein Wirtschaftsvertrag endlich zustande käme. Es würde dann auch der Postpaketverkehr zwischen beiden Staaten eingerichtet werden, wodurch das Spesenkonto sehr entlastet werben würde. Die Einrichtung eines Kontos bet der sehr gut geleiteten Postsparkasse wurde empfohlen, da dadurch der Geldverkehr ver einfacht und verbilligt wird. Zum Schluß empfahl der Vorsitzende, den Verband Weiler auszubauen und hierfür die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Durch einen engeren Zusammenschluß könnten sich die Kollegen gegenseitig helfen und stützen, und dadurch wird es ihnen möglich sein, in der alten Heimat auszuhalten und in der Berufsarbeit die Existenz zu finden und als Kulturfaktor mitzu wirken. Helfe jeder dazu, damit ihm einmal nicht der Vorwurf gemacht wird, daß er für seinen Beruf und für die Allgemcinhsit seine Pflicht nicht getan habe. Den Kassenbericht erstattete Herr Schmidt, Blomberg; nach seinem Vorschläge wurde beschlossen, den Beitrag auf 1000.— Mk. jährlich bis zu einem Angestellten und auf je 100.— Mk. für jeden weiteren Angestellten zu erhöhen und eine Umlage von je 1000.— Mk. zu machen. Um die Berbandsmit- glieder noch mehr als bisher zusammenzuschließen, und um das Interesse an unseren Bestrebungen zu fördern, hatte der stellver-
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