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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1922
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- 1922-08-16
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- 16.08.1922
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VVrsaMatl h. Dtsch». vuch-audrl. Redaktioneller Tell. X° 190, 16. August 1S22. Gwinners Biographie heißen könnte. Wie Schopenhauer selbst hat auch Deussen neben der Denkwissenschaft, der Philosophie, der Gefühlswissenschaft, der Mystik ihre wohlberechtigte Aner kennung nicht versagen wollen. Daß man «ine Gefühlswissen schaft nicht mit dem Schlagwort Schwärmerei schlechthin abtun kann, beweisen nicht zum wenigsten die ihr gerade in den letzten Jahren zuwachsenden Neuausgaben und sonstigen Veröffent lichungen, unter denen au dieser Stelle die Buchreihe: Der Dom. Bücher der deutschen Mystik, noch besonders hervorzuheben ist, weil sie eine der Liebhaberbücherei genehme Auswahlsammlung der Klassiker deutscher Mystik zusammen- stellt. Ihr letzierschienener Band, der dem Mystiker in der Stadt der reinen Vernunft gewidmet ist (Schriften I. G. Ha manns. Ausgewählt und herausge ben von Karl Wibmaier. Leipzig, Jnsel-Ve> ag, 1921), macht die dem Leser und Sammler schwer zugä ichen Haupt- schrifte» des Magus im Norden bekannter und wird auch denen willkommen sein, die, auch ohne ein näheres Verhältnis zu ihm finden zu wollen, ihn wenigstens repräsentativ in den Bücher reihen ihrer Klassiker- und Romantikerausgaben nicht vermissen möchten. Aber mancher, der sich den Hamann nur der Voll ständigkeit wegen kaust, wird ihn dann doch Wohl bald näher schätzen lernen, wie auch mancher, der in den Bannkreis der Goetheana aus gleichem Grunde kam, bald erkennt, daß in den von den Goethe-Philologen betreuten Blättchen noch anderes zu finden ist als alte Wäscherechnungen. Als 1882 in seiner Ber liner Rektoratsrede Emil Du Bois-Reymond einen Goethoschen Titel in das: Goethe und kein Ende, umprägte, vermutete er Wohl nicht, daß die Fülle des Reichtums, der aus Goethes Schatz kammern strömte, nicht so bald verebben würde. Ist doch auch heute dieser Strom nicht versiegt, und obschon die Schutthaufen der überflüssigen Goetheliteratur zu beträchtlichen Gebirgen an gewachsen sind, erfährt die Bibliotheca Goetheana, die sich aus Nützliches und Wesentliches einschränkt, einen ständigen er wünschten Zuwachs, ohne daß doch schon alle ihre Desiderata von den eifrigen Herausgebern geliefert wären. Ein Jahrhundert nahezu steht die Goethe-Gruppe im Mittelpunkte unseres Schrift tums, um den sich, zentripetal und zentrifugal, dessen Kreise ordnen. Sein altes Vorrecht, mit erlesenen Gaben das Goethe fach zu füllen, wahrt der Insel-Verlag sich weiter; allerdings, der Bibliograph müßte Bettinas Briefwechsel mit Goethe. Auf Grund ihres handschriftlichen Nachlasses nebst zeitgenössischen Dokumenten über ihr persönliches Verhältnis zu Goethe. Zum ersten Male herausgegeben von Reinhold Steig (und Fritz Bergmann). Leipzig, Insel- Verlag, 1922, wohl unter dem Namen der Romantikerin rubri zieren, die in ihrem 1835 veröffentlichten »Goethes Briefwechsel mit einem Kinde», das Goethedenkmal der Romantik gedichtet hat. Bettinas Beziehungen zu Goethe sind nun allerdings in Wirklichkeit lange Zeit nicht diejenigen gewesen, die eben jener des »Briefwechsels mit dem Kinde» vorauszusetzen wünschte. Wäh rend man sich jedoch an ihrem eigenen Goethebuche seit langem erfreuen durfte, sind dessen tatsächliche Unterlagen lange in der archivalischen Verborgenheit verhüllt geblieben, aus der sie in die rechte Beleuchtung zu rücken die letzte Arbeit Reinhold Steigs war, deren Ergebnis in dieser Ausgabe, die zum ersten Male vollständig die echten Urkunden über den brieflichen und persön lichen Verkehr Goethes mit Bettina zusammenstellte, vorliegt. Damit ist dann auch gesagt, daß der Band, dem, wie wir es vom Insel-Verlag gewohnt sind, ihn wirklich bereichernde Bild- und Faksimileausgaben nicht fehlen, eine notwendige Ergänzung des »Briefwechsels mit dem Kinde» ist. Die dokumentierende Illustration klassischer Literaturwerke, wenn sie nicht wahllos, sondern mit Verstand und Wissen, wissenschaftlich vorgenommcn wird, ist durchaus nicht immer so einfach, wie das »Schaffen» von Illustrationen, die »kongenial interpretieren» (um auch ein mal einige beliebte Wendungen der Prospekt-Rhetorik zu wieder holen), dafür aber, wenn sie gelingt, häufig sehr viel wert voller als ein bloßes Buchkunststück der Originalgraphik wegen. Das gilt ebenso für den zweiten Teil von Goethe, Aus meinem Leben. Mit 52 Wiedergaben aus den 1180 Sammlungen des Frankfurter Goethe-Mu se u m s. B i l d — E r l ä u t e r u n g e n u n d N a ch w o r t her ausgegeben von Otto Heuer. Frankfurt a. M., Frankfurter Verlags« An st alt A.-G. 1922, wie für Die Leiden des jungen Weither von Johann Wolfgang von Goethe. Herausgegeben von Max 5p eck er. Mit e i n » n d s i e b z i g Abbildungen nach zeitgenössischen Vorlagen und einer Ein führ ungin Weither und seine Zeit von Fritz Adolf Hünich. Leipzig, I. I. Weber, l922. Der Aus gabe läßt sich das gleiche Lob sprechen wie der Faustausgabe desselben Verlages, den genießenden Loser ergötzt sie, den ler nenden Leser unterrichtet sie, den mit dem Wertster sich wissen schaftlich beschäftigenden Leser fördert sie. Die Einleitung gibt in einem knappen Rahmen eine weitausgedehnte Übersicht des »Wertherismus» von seinen Ansängen im »Schlüsselroman» bis zu seinen Auswirkungen in den deutschen Wertheriaden. Herr vr. Hünich, der der rechte Mann war, eine solche Einleitung zu schreiben und den ihr entsprechenden Bildteil zusammenzustellen, wundert sich etwas, daß das nicht längst schon geschehen sei. Es war nicht so einfach, bedurfte mancher günstigen Vorbedingun gen. Aber davon abgesehen, der Ehrgeiz unserer Neudrucke liegt oft nicht in der Betonung des Neuen, sondern in der des Drückens. Aber auch die Herausgeber und Verleger brauchen es nicht immer an gutem Willen fehlen zu lassen. Gelegentlich möchten sie gern eine Handschrift heranziehen oder ein anderes irgendwie wichtiges Dokument benutzen, die aus diesem oder jenem Grunde sekretiert sind. Immerhin Pflegt das nicht die einzige und nicht einmal die größte Schwierigkeit zu sein. Eine mindestens gleichgroße pflegt in der räumlichen Trennung zu sammengehöriger Stücke zu liegen. Ta ist dann deren Vereini gung in einer getreuen Wiedergabe ein dankenswertes Unter nehmen, zumal da dann, wenn sie in einer sachkundig besorgten Faksimileedition vorgenommen wurde, als welche die Samm lung der vom Dichter eigenhändig »gefertigten», auf ihn selbst sich beziehenden Grillparzer-Akten aus den Wiener Archiven er scheint: Grillparzer über sich selbst. Ein Akten faszikel zusammengestellt von vr. Rudolf Payer zum Thurn. Wien, A m a l t h e a < V e r l a g, 1922. Der Mappcnnmschlag, der neben einer Reproduktion des schönen Grillparzer-Porträts von Josef Kriehuber 13 amtliche Eingaben Grillparzers umschließt, die von 18l1 (Gesuch um Anstellung als unentgeltlicher Konzeptspraktikant bei der Hofbibliothek) bis l856 (Gesuch um Einrechnung der Personalzulage von 300 Gul den in die Pension) reichen, ist eine Nachbildung der Faszikel- Deckel des Hofkammer-Archivs in Grillparzers Zeit, die er weist, daß man in jener hohen Behörde nicht ohne einigen Sinn für die Gcbrauchsgraphik gewesen ist. Der Mappcninhalt erläu tert in Grillparzers sich wandelnden Schriftzügen die amtliche Leibenslaufbahn des Dichters, dem die Ämter des vormärzlichcn Wien seinen behördlich-bürgerlichen Daseinsehrgeiz zügelten. Denn das ist gerade bas Tragische, das in diesen Blättern sichtbar wird, daß man dem Grillparzer »nicht ohne Wohlwollen» gegen- überstand, aber das, worauf der Dichter sich berief, nämlich den Dichter, gerade dem Hofrat verübelte. Es war eben etwas anderes, Beamter und Dichter in Weimar «der in Wien zu sein. Der Beruf des »Schaffenden» als sein Hauptberuf, dem er sich ausschließlich zu widmen habe, stand ja neuerdings noch in dem Kulturabgabenstreit zur Erörterung, wobei dann mit Recht dar auf hingewiesen worben ist, daß eine Anzahl der bedeutendsten Dichter im Nebenberuf Dichter und mit ihrem sie ernährenden Hauptberuf zufrieden gewesen sind. Gerade diese Frage wird sich generell überhaupt nicht lösen lassen, weil nicht wenigen Schaffenden die Betätigung und nicht bloß das Verdienst, die ihnen der praktische Beruf gewährte, für ihren Lebensinhalt wich tig wurde. Goethe ist alles andere als ein dekorativer Minister gewesen, und der Staatsschreiber Keller, der vielleicht von allen deutschen Dichtern des neunzehnten Jahrhunderts die meisten Unterschriften geleistet hat, empfand das Amt, das ihm ein« solche immerhin mechanische Tätigkeit auferlegte, nicht als eine Bürde, sondern als eine Erlösung von der Haltlosigkeit seiner freien und fruchtlosen Jugendjahre; er, dem es an Friedrich Schiller impo-
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