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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1922
- Strukturtyp
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- 1922-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1922
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Redaktioneller Teil. oVr 193. 19. August 1922. selten gewesen, daß einträgliche Hofämter, Gerichts- und Regie rungsstellen oder Professuren in gewissen Familien, selbstver ständlich katholischen Glaubens, vererbt wurden. »Es bildeten in der Pfalz», sagt Häusser, »manche Dikasterien eine patriarcha lische Folge von Söhnen und Schwiegersöhnen; das Hofgericht z. B. zählte lange Zeit so viele Minderjährige, daß man es spot tend .das jüngste Gericht' nannte, und es war keine Fadel, daß mancher zum Professor an der Heidelberger Universität desig niert war, bevor er seine Schulstudien absolviert hatte». In Mannheim, der bevorzugten Residenz des Kurfürsten, bevor er nach München übersiedelte, war ein viel regeres, geisti ges Leben als wie in der ganz von Jesuiten beherrschten und in sich verknöcherten alten Universitätsstadt am Neckar, und dort waren auch Buchhandlungen entstanden, die zu den bedeutendsten der Zeit gehörten, so Schwan L Goetz, Tobias Löffler u. a. Handlungen, deren Gedächtnis immer erhalten bleiben wird durch die Werke, welche ihre Firmen tragen. Welchen Einfluß C. F. Schwan aus das geistig« Leben in Mannheim besaß, habe ich vor Jahren im Börsenblatt ausführlich geschildert. Er war 1765 nach Mannheim gekommen und hatte die ihn von sei nem Schwiegervater Eßlinger als Heiratsgut überlassene Filiale der Eßlingerschen Buchhandlung in Frankfurt übernommen. 1735 hatte der Kurfürst Karl Philipp dem Frankfurter Buch händler Friedrich Daniel Knoch, der in Mannheim eine Nisoer- lassung seines Hauses gegründet hatte, Personalfreiheit von städtischen Lasten nebst dem Prädikat eines Hofbuchhändlers verliehen. Nach seinem Tode 1739 wurde seiner Witwe gestattet, das Geschäft durch ihren Sohn, Johann Adolf Knoch, weiterfüh ren zu lassen. Als Karl Theodor 1743 das Knoch'sche Privi legium erneuerte, wurde ausdrücklich bestimmt'): »daß derselbe sich der Einführung und Debitierung skandalöser und anderer gegen die christlichen Religionen und die wahren princiM oder sonsten contra bonos moros anstößiger oder aber, durch kaiserliche und landesfürstliche Edikte proskribicrter Bücher bei Konfiska« tionsstrasen enthalten sollte«. Knoch's Hofbuchhändler-Prädikat ging 1784 an seinen Schwager, den Frankfurter Buchhändler Eßlinger, über, der schon seit einigen Jahren mit Knoch gemein sam dessen Privileg ausübte. Nachdem Schwan einige Jahre die Eßlingersche Filiale in Mannheim geleitet hatte, reichte er im November 1769 mit seinem Schwiegervater das Gesuch ein, das Privileg auf ihn persönlich zu übertragen, was die Negierung >778 mit Rücksicht daraus genehmigte, daß Schwan ein sehr ge schickter, arbeitsamer Mensch und besonders befähigt sei. Schwan hatte sich schnell in seine neue Tätigkeit eingelebt und wußte den günstigen Boden, den er in Mannheim vorfand, trefflich auszu nutzen. Auf seine Tätigkeit, seine großen Verdienste um die Ausbreitung der deutschen Literatur, aus die Bedeutung seines Mannheimer Geschäfts will ich hier nicht weiter eingehen, bei der Neuerrichtung von Buchhandlungen in Heidelberg werden wir darauf zurllckkommen. Sein Geschäft befand sich 1782 neben der Neuen Pfalz N. 2, 14; 1801 wird es nach dem Markt und erst 1813 nach dem Eckhaus am Paradeplatz verlegt, von dem die Fama sagt, daß dort zu Schillers Zeiten bereits die Buchhand lung war. Neben der Schwanschen Handlung bestand noch die französische Buchhcndlung von Fontaine, aus der späterhin durch Vereini gung mit der Familie Artaria der Kunstverlag Artaria und Fon- taine entstand. Eine Konkurrenz entstand Schwan dadurch, daß 1768 Tobias Löffler, der vor Schwans Ankunst die Eßlingersche Filiale in Mannheim geleitet hatte, im »Goldenen Leuchter», E. 2, 4, 5, einen eigenen Buchladcn auftat. Schwan, der 1778 den Titel Hosbuchhändler und, die Würde eines Hofkammerrats erhielt, nahm später Gottlieb Christian Götz, den Sohn des Pfarrers und Dichters Götz, der bei ihm seine Ausbildung empfangen hatte, als Teilhaber auf, änderte die Firma in Schwan L Götz und lieh 1795 auf Götz, der gleichzeitig das Patent als Hosbuchhändler erhielt, die Konzession übertra gen. Schwan, der noch im losen Verband zur Handlung blieb, zog sich später nach Heidelberg zurück und starb dort hochbetagt I8l5. Nach dem Tode von G. Ehr. Götz übernahm sein Sohn Friedrich Götz die Handlung, die aber rasch an Bedeutung verlor. Matter. Gieschichtc Mannheims I. S. 837. I1S4 In Heidelberg bestand, wie schon erwähnt, nur eine Handlung, die sich Buchhandlung nannte, aber schlecht ausgestattet und ohne Bedeutung war. Sie war 1745 durch Jakob Pfähler gegründet und 1771 aus dessen Söhne übergegangen, von denen der ein« sich in Frankfurt etablierte, während der andere, Friedrich Pfähler, das Heidelberger Geschäft fortsührte. Durch di« Kriegszeiten und den Verfall der Universität kam die Hand lung aber mehr und mehr herunter. Daneben bestanden noch kleine Niederlagen Frankfurter Buchhändler, unter anderem auch der Firma Hermann, deren Inhaber ein geborener Weinheimcr war und Beziehungen zu Heidelberg hatte. Auch eine kleine Leihbibliothek bestand bereits. Diese Büchervermittlungsstellen, wie wir sie getrost nennen können, genügten natürlich nicht, als der Universität Heidelberg der Reiter nahte und sie einer neuen Blüte entgegenging. Wie wir sahen, war die Hochschule dem Verfall nahe, die Gehälter konnten nicht gezahlt werden, Studenten waren sehr wenige vor handen. Der Nachfolger Karl Theodors, Max Joseph, hatte die Erbschaft in schwerer Zeit angetreten, er wußte, daß er seine Psälzer Erblande nicht halten konnte, aber er besaß den großen Edelmut, auf Anregung seiner Berater Mittel zur Verfügung zu stellen, damit der Hochschule geholfen und ihre pekuniäre Lage sichergestellt wurde. Kurze Zeit darauf fiel Heidelberg an Baden; der neue Landesherr, Karl Friedrich von Baden, einer der tüchtigsten und edelsten Fürsten seiner Zeit, hatte das Be streben, die alte Ruperto Carola zu neuem Leben und zu neuer Blüte zu erwecken. Durch das dreizehnte Organisationsedikt der badischen Lande vom 9. Mai 1803, sowie durch eine zweite Verordnung in bezug auf die Organisation der Universität vom 25. April 1804 hatte der neue Landesherr den Versuch dazu ge macht. Er suchte, bedeutende Gelehrte an die Hochschule zu ziehen und seine Bemühungen hatten besten Erfolg; eine ungeahnte Blüte begann; statt 48 Ncuanmeldungen, die 1802 borgenommen, wur den vom 20. Dezember 1805 bis 20. Dezember 1806 bereits 231 neue Akademiker ausgenommen'). Für diese neugestaltete Pflanz stätte der Bildung genügten natürlich die vorhandenen Hand lungen zur Deckung des literarischen Bedarfes nicht, es entstand der dringende Wunsch, für Dozenten wie für Studenten eine Handlung zu besitzen, welche die Gcistesprodukte der Professoren verlegen und die Studierenden mit den Neuerscheinungen in wissenschaftlicher und schöner Literatur bekannt machen könnte. Der akademische Senat sah sich deshalb genötigt, in einem Bericht vom 5. März 1804 beim Universitäts-Kuratelamte den Antrag zu stellen, eine neue akademische Buchhandlung zuzulassen. Auf den hierzu erlassenen Aufruf hatten drei Firmen um die Erlaubnis nachgesucht, »ein Buchhandlungs-Etablissement in Heidelberg unter dem Namen und mit den Privilegien einer aka- demischen Buchhandlung errichten zu dürfen«"). Es waren dies Cotta in Tübingen, Schwan L Götz in Mannheim und I. C. B. Mohr in Frankfurt. Der letztere, auf den wir nunmehr aus führlich zu sprechen kommen, war von den Professoren Weise und Paetz aufgefordert worden, sich um die Zulassung zu bewerben. Das Universitäts-Kuratorium sprach sich zunächst zugunsten der inländischen Firma Schwan L Götz aus, doch hatte eine an das Kuratorium gerichtete Denkschrift vom 13. Januar 1805'") den Erfolg, daß beide Firmen zugelassen wurden. Die Denkschrift zugunsten von Mohr war unterzeichnet von den Professoren Heise, Gatierer, Schwarz, Creuzer und Paetz. Mohr, der sich nicht ent schließen konnte, sein blühendes' Frankfurter Geschäft aufzugeben, hatte sich erboten, das Heidelberger Geschäft nicht als Filiale der Frankfurter Handlung zu betreiben, sondern cs als selbständige Handlung unter der Leitung seines Freundes Zimmer zu er richten und im Laufe der Zeit einen Verlag anzugliedern. Die Psählersche Handlung verpflichtete er sich, arifzukaufen. Während der Verhandlungen starb Pfähler jedoch und die Firma liquidierte, der Bestand wurde dann von Gottlieb Braun erworben und nach Karlsruhe verlegt, wo die Firma als Braunsche Hof- ') Levin, Heidelberger Romantik. München 1922. S. 13. Reichel, Der Verlag von Mohr und Zimmer in Heidelberg, Augsburg 1913. S. 19. '«) Reichel. S. I».
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