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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1922
- Strukturtyp
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- 1922-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1922
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>>« 193, 19. August 1922. Redaktioneller Teil. ibuchdruckerei und Verlag, sowie im Braunschen Sorti ment (A. Troschütz) noch besteht. Professor Paetz, dem die Ausarbeitung des Vertrages mit Mohr übertragen worden war, äußerte sich in einer Zuschrift an das Knralelamt über Zimmer: »übrigens wird fürs erste Zimmer das hiesige Etablissement übernehmen und Mohr in Frankfurt blei ben. Von Zimmer habe ich in Frankfurt verschiedene Briefe gesehen, welche teils sein sehr lebhaftes Interesse für dieses Unternehmen zeigen, teils ihn selbst als einen sehr gebildeten und literarisch unterrichteten Mann darstellen, von dem sicher alles Gute zu hoffen ist. Sein bisheriger Prinzipal, Friedrich Perthes in Hamburg, dessen genaue Verbindung mit Jacobi, Sloibcrg, Reinhold usw. für den Grund seiner Bildung hinläng lich spricht und den ich persönlich als sehr biederen und zuver lässigen Mann kenne, gibt ihm das Zeugnis eines seinem Fache durchaus gewachsenen, in buchhändlerischcn Geschäften sehr ge übten uni literarisch gebildeten Manns*).« Am 31. Mai 1805 konnte Mohr dem »hochpreislichsn, kur- badischen Universitäts-Kuratel-Amt in Karlsruhe seine Dank sagung abstatten« und Mitteilen, daß er in wenigen Tagen, nach Eintreffen seines Freundes Zimmer, nach Heidelberg abgehen und die nötigen Einrichtungen treffen werde**). Anfang Juli traf Zimmer in Heidelberg ein. Nachdem er die Vertragsange- legenheiten mit dem Prorektor Wedekind erledigt hatte, mietete er die nötigen Räume nebst einem Zimmer sür sich in einem Hause zwischen Heu« und Augustinergasse, und nachdem ihm Mohr und auch Perthes jeder ein kleines Sortimentslager zuge sandt hatten, eröffnete er, vermutlich im August 1805, das Geschäft unter der Firma »Akademische Buchhandüing von Mohr L Zimmer». Beschäftigen wir uns jetzt näher mit diesen beiden Persön lichkeiten, die wir als zwei ganz ausgeprägte Charakterküpse des Heidelberger Buchhandels jener Zeit und des deutschen Buch handels aller Zeiten bezeichnen dürfen. Beide waren ziemlich gleichaltrig. Jakob Christian Benjamin Mohr war am 9. Oktober 1778 zu Frankfurt a. M., Johann Georg Zimmer am 1l. Januar >777 zu Untermühlcn bei Homburg v. d. Höhe geboren. Tie Ausbildung war bei beiden die gleiche landläufige gewesen. Mohr hatte seine Lehrzeit in der Varren- trapp L Wernerschen Buchhandlung in Frankfurt a. M. be standen und dann seine Gehilfenjahre in Göttingen und Ham burg verbracht; Zimmer hatte in der Zeßlerschen Buchhandlung, ebenfalls in Frankfurt, gelernt und war dann auch in Göttingen und Hamburg tätig gewesen. Schon in Frankfurt hatten beide sich kennen gelernt, dann die Bekanntschaft in Göttingen, wo sic gemeinsam in der Dieterich'schen Buchhandlung tätig waren und in Hamburg, wo Zimmer im Geschäft von Perthes, Mohr in dem von Hoffmann L, Campe angestellt war, erneuert und enger geknüpft. Göttingen und Hamburg waren damals Hauptplätze des Buchhandels, wie überhaupt Mittelpunkte des geistigen Lebens. Die Eindrücke, welche die jungen Leute hier empfingen, waren in jeder Hinsicht bedeutungsvoll für die Zukunft; sie erweiterte» ihren Gesichtskreis und erhielten mannigfache Anregungen, die durch das ganze Leben nachwirkten. Im Dieterichschen, wie im Perthesschen Geschäft gearbeitet zu haben, war ein Empfehlungs brief fürs Leben. Mohr war die mehr praktische, Zimmer die geistig bedeu tendere, mehr ideal angelegte Natur. Mohrs Wanderjahre fanden ein plötzliches Ende, während Zimmer noch einige Zeit länger in Hamburg weilen und dann Hamburg mit Heidelberg vertau schen konnte. In Frankfurt a. M., dem Mohrschen Stammhause benach bart, hatte August Christian Hermann, am 22. Septem ber 1778 zu Weinheim als Sohn des Pfarrers August Christian Hermann geboren, unter der Firma August Hermann, vermutlich am 1. August 1801, eine Buchhandlung gegründet, die sich günstig entwickelte. Mit seinem Nachbar, dem Schneidermeister Bal- thaser Mohr unterhielt er freundschaftliche Beziehungen und als er am 13. Juni 1803 nach kurzer Ehe im Alter von 27 Jahren *> Reichel, Der Verlag von Mohr und Ziminer. S. 2V. *»> Ebendaselbst. S. 20. > starb, legte August Christian Hermann dem Nachbar die Für sorge sür seine Witwe und Tochter und sür das aufblühende Ge schäft ans Herz, und es wird beschlossen worden sein, dem jungen I. C. B. Mohr die Leitung des verwaisten Geschäftes zu über- geben. So wurde dieser von Hamburg zurückgerufen und bald darauf, am 1. Januar 1804, übernahm er die Buch- und Kunst handlung sür eigene Rechnung und trat 1804 als Buchhändler ins Frankfurter Bürgerrecht. 1808 heiratete er die Witwe seiner Vorgängers. Das Jahr 1801 betrachtete er fortan als Grün- dungsjahr seiner Firma I. C. B. Mohr und hat auch 1851 im August das 50jährige Bestehen des Geschäfts gefeiert. Wie schon erwähnt, konnte er sich nicht entschließen, sein Frankfurter Ge schäft aufzugeben und nach Heidelberg überzusiedeln, er be stimmte aber Zimmer, nach Heidelberg zu gehen und dort die Lei tung des Geschäfts zu übernehmen. Mohr wie Zimmer waren nicht fremd in Heidelberg, Mohr stand bereits mit Heidelberger Professoren in geschäftlicher Verbindung, die von Daub und Creuzer herausgegebenen »Studien« erschienen bei ihm und Zimmer hatte bereits als Begleiter von Caroline Rudolph! bei der Übersiedlung von deren Erziehungsanstalt von Hamburg nach Heidelberg in der Neckarstadt geweilt und infolge einer Krankheit dort einen unfreiwilligen längeren Ausenihalt nehmen müssen. Diese Zeit wurde sür seine Zukunft wichtig, im Hause der Rudolph! lernte er viele der neu nach Heidelberg berufenen Professoren kennen und erwarb sich dadurch einflußreiche Freunde. Die junge Firma Mohr L Zimmer entwickelte sich gut. Da ich demnächst eine größere Arbeit über die Firma, ihre Ge schichte und ihre Unternehmungen veröffentliche, kann ich mich hier nur in großem Zuge mit der Geschichte der Handlung be fassen und nur der Inhaber derselben eingehender gedenken, um ihrer Bedeutung für die Zeit und für das geistige Leben der Zeit gerecht zu werden. Durch die »Studien« war das junge Untcrneh- men gut eingeführt. Die »Studien-, zu deren Lob auch Goethe begeisterte Worte fand, wurden bald Sammelstätte der hervor ragenden Geister, die Heidelberg damals beherbergte, durch dieses Organ wurde die Bedeutung der neuorganisierten Hochschule im In- und Auslande bekannt. Das Geschäft blühte empor, die Buchhandlung wurde für di« Hochschule in der Zeit ihrer ersten Entwicklung ein bedeut sames Förderungsmittel. Professoren und Studenten wurden jetzt rasch mit den neuesten Erscheinungen der Literatur bekannt und konnten diese erwerben oder sich in einem gleichzeitig mit errichteten Leseinstitut mit ihnen vertraut machen. In- folge der Niederlassung tüchtiger, sachkundiger und unterneh mungslustiger Buchhändler war auch Druck und Verlag litera rischer Unternehmungen gewährleistet, und so erschienen bald jene Werke, die den Namen Mohr L Zimmer bekannt machten und zu einer literarischen Bedeutung stempelten. Schon im Oktober 1805 erschien der erste Teil des von Arnim und Brentano herausgegebe nen »Knaben Wunderhorn- und damit schuf sich die Handlung oder vielmehr Zimmer, der hierbei Wohl der Spiritus rector war, ein Programm, die Handlung Mohr L Zimmer wurde der Ver- lag sür die jungen Romantiker und für die Gelehrten, welche der neuen Zeitströmung sich anschlossen. Zimmer trat zu seinen Autoren, Vornehmlich zu Arnim und Brentano, und zu seinen Kunden in ein freundschaftliches und inniges Verhältnis. Er muß ein sür alles Schöne empfänglicher und sehr liebenswürdiger Mensch gewesen sein, der sich mit dem ganzen Feuer der Begeisterung sür die Förderung der Literatur einsetzte, wobei ihm die Zeitströmung allerdings zustatten kam. Als die Buchhandlung eröffnet wurde, verdüsterten schwere Wol ken den politischen Horizont und der treue Perthes, der mit gro ßer Anteilnahme das Unternehmen seines Zöglings verfolgte, schreibt ihm im September 1805*): »Armer Freund! Sie werden jetzt in großen Sorgen sein über die Dinge, die da kommen sollen. Gott stehe Ihnen bei, und gebe Ihnen Mut, alles zu ertragen. Wir denken oft an Sie. Ihr ganzes Gebäude kann jetzt wieder zugrunde gehen«. Aber es kam anders. Das Kriegsgewittor zog *) Zimmer, Johann Georg Zimmer und die Romantiker. Frank- l surt a. M. 1888. S. 14. 1195
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