Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1922
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- 1922-10-11
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BSrt-nblatI f. d. Dtschn. Suchh»»d-l. Redaktioneller Teil. 238, ll. Oktober 1922. Daß die mit Mähe und Not den Papierfabrikantcn abgcrungcne geringfügige Preisermäßigung das Eingehen, bzw. das Sterben der Zeitungen und Zeitschriften nicht auszuhalten vermag, bedarf keiner Beweisführung, um so mehr, als die gesamte wirtschaftliche Lage der Verleger ungemein erschwert ist und für viele die hereinbrcchendc Katastrophe nur noch eine Frage der Zeit ist. Schncilste und wirklich nachhaltige Hilfe, die herbeizusührcn Aufgabe der Papiervcrbraucher wie auch des Reiches und der Länder ist, kann allein vor dem Unter gänge retten. Ei» Hoffnungsschimmer wird aus Bade» berichtet, wo die Negierung den Zeitungsverleger» einen Kredit von 59 Millionen Mark bewilligte, um das benötigte Papier kaufen zu können. Zwei Drittel von den etwa 159 in Baden erscheinende» Blättern sind kleinere Zeitungen, denen die Kreditgewährung sicherlich besonders zu statten kommt. Hossenlkich findet diese praktische Hilse in den übrige» deutsche» Ländern volles Verständnis, denn gerade der Mangel am not wendigen Kredit erschwert die Stellung der Verleger so ungemein. Geht man den Ursachen der so katastrophal gestiegenen Papicr- preisc nach, so wird man fcststeltcn können, dast diese Preise sich zunächst nach dem Zell- und Holzstoffpreise richten, und letztere sind wieder abhängig von der Gestaltung der Holzpreisc. Die Zeilstoffhcrstellung nähert sich wieder mehr der erzeugten Friedensmenge, nämlich rund 59 999 Tonnen im Jahre 1921 gegen rund 98 999 Tonnen im Jahre t913. Die Zeitschrift »Der Holzmarkt» behauptet auf Grund ihrer sachverständige» Untersuchungen, das, cs der Zetlstosf-Jndustrie jeden- salls sehr gut gehe, sie sei reichlich mit Rohstoffe» und ebenso reichlich mit slüssige» Mitteln versehe». Mit den Papierfabriken geht der »Holzmarkt» sehr energisch ins Gericht. Es wird bemerkt, dast die Papierfabriken aus eigenen und auswärtigen Lagerplätzen so viel Papierholz abrufbcreit hätten, dast sie jahrelang damit arbeiten könn ten, ohne in eine Holznol zu geraten. Bei den verschiedensten Papier fabriken, insbesondere bet den ganz grasten, seien plötzlich Mengen und Werte an Papierholz entdeckt worben, die zehnmal so groß waren, als buchmäßig angenommen werden konnte. Hinsichtlich der Beschaf fungskosten dieser Papierholzbcstände wird erklärt, dast die Papier fabriken wohl neun Zehntel des Holzbestandes lagern hätten, die weit unter Ivüv Mark pro Raummeter, sogar weit unter 599 Mark eingc- kauft morde» seien. Dem Ncichswirtschastsministcrim» wird nähe gelegt, einmal nachzuprtifen, zu welchen Preisen die Papierfabriken tatsächlich ihr Holz eingekaust und wie sic ihre ricscnhastcn Holzbe stände in die Bilanz eingesetzt haben, um ihre steuerliche Pflicht zu ermitteln. Es würden sich da Differenzen ergeben, die im einzelne» Falle in die Hunderte von Millionen gehen, vielleicht Mil - liarben betrüge erreichen*). Es sei daher die Behauptung der Papierfabriken unverständlich, dast sie Holzpreise bis zu 5999 Mark zu zahle» gezwungen seien. Tic amtlichen Holzverkaussprcise der preußi schen Staatssorstverwaltung bewegten sich im Jahre 1921 zwischen ISS und 358 Mark. Die Preise stiegen bis zum Juli 19LL ans IMS Mark. Auch der Einwand der Papicrsabrikcn, dast 99°/» des benötigten Papier- Holzes aus der Tschecho-Slowakei und anderen Ländern cingesührt und dort hoch bezahlt werden müßten, wird angezweiselt. Halte man aus den Holztagerplätzcn der Zellulose- und Papiersabrikc» Umschau, so würde man seststellcn können, daß noch lange nicht die Hülste des Papierholzes aus dem Auslände stammt. Aber selbst bas Ausland papierholz, das übrigens zu einem nennenswerten Prozentsatz auch aus Polen cingesührt und weit unter der deutschen Valuta eingekaust wurde, dürfe man sich nicht zum Kurse einer Tschechcnkrone <— 79 Papier- mark) vorrechnen lassen; die Holzkäufe stammten aus der Zeit des Tiefstandes der tschechischen Krone. Wie sehr aber gerade die Papierfabriken selbst am Hochtrctbcn der Holzpreise schuld zu sein scheinen, läßt sich aus der Schilderung einer Holzauktion schließen, die am 29. August in der Oberförsterei Ncssetgrund bei Altheibe in Schlesien stattsand. Das Holz wurde zu nächst mit einer Taxe von 599 Mark pro Raummeter angeboten und dann nach und nach aus 1499 Mark gesteigert, sodast der den Ver kauf leitende Forstmeister seine Verwunderung darüber aussprach, daß so ungewöhnlich hohe Preise für derartiges Holz geboten würden. Der Forstmeister machte die anwesenden Herren noch daraus aufmerksam, dast man ihm nach beendeter Versteigerung nicht den Vorwurf des Holzwuchers machen soll-, er habe diese Preise nicht gefordert. Run aber geschah das Unglaubliche: als erst die Zcllulosefabrik Wartha durch ihre Vertreter in die Auktion -ingrifs, wurden sofort Preise von Uber 2999 Mark pro Raummeter erzielt und diese Preise durch bas Höchstangebot der genannten Zellulosesabrik auf 3759 Mark herausge- trieben. Es ist selbstverständlich, daß ein derartiges Verfahren die Papier- preise ins Unermeßlich- steigern muh. Aber di- Papierfabriken, die *> Sieh- auch Bbl. Nr. 229 u. 227. 1422 eine lebhafte Papierausfuhr unterhalten, können offenbar derartige Preise mit Leichtigkeit zahlen; die riesigen Valutagewinnc bringen alles mehr als reichlich wieder ein. Ob die Jnlandkäuser dadurch dein Nut» ausgeliesert werden, scheint ihnen Hekuba zu sein. Allgemein herrscht aber auch die Ansicht vor, daß mit dem Holzschtag in Deutsch land in unzulässiger Weise zurückgchalten wird, selbstverständlich nur aus dem Grunde, um höhere Preise zu erzielen. Tie Papicrholz-Ein- fuhr betrug im Mai dieses Jahres 27 4M Tonnen, im Juni 79 299 Tonnen und im Juli 93 299 Tonnen. Von der Juli-Einsuhr ent fielen 42 999 Tonnen auf die Tschecho-Slowakei und 17 999 Lonne» aus Ostpole». Das Reichswirtschaftsministcrium hat nun sür Fichtenholzschliff aller Art einen Höchstpreis von 39M Mark festgesetzt, und zwar ans Grund des Gesetzes betreffend die wirtschaftliche Notlage der Presse. Daß die Notlage der Tageszeitungen und der Zeitschriften ungeheuer groß ist und noch Tag sür Tag zunimmt, geht auch daraus hervor, daß das jüngste Ergänzungshcst zur amtliche» Zeitungsliste sür das Jahr 1922 wieder 229 Zeitungen »nd Zeitschristen auswelst, die im letzten Vierteljahr ihr Erscheinen eingestellt haben; darunter befinden sich wieder angesehene »nternchmungcn, die aber trotz großer Zubußen nicht mehr weitcrgesithrt werden konnten. Der Kreis Mitteldeutschland des Vereins Tcntscher Zeitungsver- lcgcr plant die Zusammenlegung der Zeitungen zu Notgemeinschasten sowie eine weitere Einschränkung im Text, Umfang und in der Er scheinungsweise. In Baden ist eine derartige Notgeineinschaft bereits seit einiger Zeit gegründet worden. Dort hat sich eins Anzahl Zentrumsblätter zusauunengeschlossen, die gemeinschaftlich hcrausgegcben werden, und zwar nach dem System des Direktors Walchncr in Wangen im Allgäu. Allgemein wird die Bereitstellung billigen Pa- pierholzes gefordert. Die Zcitungsverleger SllddeutschlandS gaben der Erwartung Ausdruck, daß die süddeutschen Länder mit ihrem bedeuten den Holzreichtum nicht die schwere Verantwortung ans sich laden, die Presse noch weiter zum Erliegen kommen zu lassen. Dieser Forderung ist gewiß zuzustimincn, die weitere Voraussetzung aber ist, daß die Papierfabriken selbst mehr Interesse für den Einkauf billigen Papier- Holzes zeigen, statt, wie vorhin dargetcgt wurde, die Preise hochzu- trciben. Die Gewinne der Papiersabrikante» lassen schon seit Jahren nichts zu wünschen übrig. So hat die Aminendorfcr Papicrjabrik in den letzten Jahren 99°/» Dividende gezahlt. Die Papiersabrik H. Weis- sing, A.-G. in Grimma zahlt 39°/» und di« A.-G. Verein sür Zell stoffindustrie 25°/». Dabei sind die reichlichen Abschreibungen zu be rücksichtigen »nd alle die sonstigen Maßnahmen, die einen erheblichen Teil der Gewinne umsassen, wie Erhöhung des Aktienkapitals »sw. Große und durchaus berechtigte Entrüstung herrscht unter den Papierverbrauchern auch hinsichtlich der mehr als rigoros zu nennen den Zahlungsbedingungen der Zellstosf - und Papier- fabrikanten. Zwar ist am 29. September eine klein« Milderung zugestanden worden, aber deshalb müssen die Zahlungsbedingungen doch nach wie vor als ungeheuerlich bezeichnet werden. Da eine weitere Milderung nicht zu erreichen war, so haben der Deutsche Papiergroß- Händler-Verband, der Bund deutscher Vereine des Druckgewcrbes, Verlages und der Papiervcrarbcitung sowie der Verband deutscher PappcngroßhÄndler angesichts der Undurchfllhrbarkeit der Zahlungs bedingungen, die zum Zusammenbruch der beteiligten Gewerbe und Ge- schästszweige führen müssen, a» die den vorstehend genannten Spitzen- verbänden angeschlossenen Mitglieder die Aufforderung gerichtet, dem Protest gegen die Verschärsung der Zahiungsbedingungc» dadurch Aus druck zu verleihen, neue Käufe zu d e n- u n e r h ö r t e n Zah lungsbedingungen nicht abzuschließen. Am IS. Oktober tritt auch die Rückvcrglltungskassc für die deutsche Presse ins Leben, und zwar auf Grund eines Be schlusses des Reichsrats, der di« Ausführungsverordnung z» dem Ge- setz über die Linderung der Not der Presse betrifft. Zugunsten der Rllckverglltungskasse wird eine Abgabe von 114 vom Tausend des Wertes derjenigen Waren erhoben, deren Ausfuhr von der Erteilung einer Ausfuhrbewilligung abhängig ist. Die Rückvergütung — für die Text seiten — ist eine gestaffelte und für die kleineren Verleger günstiger. Sie wird an die Verleger der deutschen politischen Zeitungen und Zeitschriften gezahlt. S vom Hundert der Gesamteingänge werden vorab von einer von der Neichsregierung zu bestimmenden Stelle zur Unterstützung notleidender wissenschaftlicher Zeitschriften überwiesen. An die Verleger, die bis zum 19. eines jede» Monats der Nllckverglltungskasse aus einem Meldebogen die geforderten Angabe» zu machen haben, wird fjir jede Zeitung »nd Zeitschrift unter Vorbehalt der Nachprüfung und Rückforderung der Betrag gezahlt, der sich aus der gemeldeten Papiermenge für die Textsciten ergibt. ! Die nächste Zeit wird zeigen, ob es gelingt, dem großen Sterben > der Zeitungen und Zeitschriften wirksam zu begegnen. Einstweilen be findet sich das gesamte deutsche. Verlagsgewerbe in einer entsetz-
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