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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1927
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- Deutsch
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W 283, k. Dezember 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. zur Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortimenter, welche als Gruppe der Gilde für einen auskömmlichen Rabatt und den Frieden zwischen Sortiment und Verlag kämpfen will. Wenn nach so aufregend verlaufener Hauptversammlung des Börsenvereins die Mitglieder ungeduldig auf die Wiedergabe des stenographischen Berichts warten und durch uns die Bitte an den Vorstand des Börsenvereins richten lassen, künftig den Bericht nicht erst nach zwei Monaten zu veröffentlichen, so können wir das voll verstehen, und wir möchten trotz aller tech nischen Schwierigkeiten auch an dieser Stelle die Bitte einer früheren Veröffentlichung im Börsenblatt wiederholen. Der Ausbildungsausschuß des Börsenvereins konnte leider zu Kantate über die bessere Ausbildung des Nachwuchses keine Vorschläge machen, bzw. den erhofften Vorschlag für eine Lchrlingsordnung noch nicht vorlegen. Um so freudiger müssen wir cs begrüßen, daß der Jungbuchhandel, welcher sich mit dieser Frage schon seit Jahren beschäftigt hat, aus seiner zweiten Tagung in Tautenburg am 26. Juni 1927 einen ernsthaft zu erwägenden Plan beraten konnte. Ihr Vorsitzender hat durch Zufall an dieser Tagung teilgenommen und fcststellen können, daß nicht leere Schlagwortc und hohle Phrasen, sondern ernst haftes Arbeiten und ernstes Wollen zum Vorwärtskommen die Tagung ausfüllten. Ein derartiges Streben, das ja nur im Sinne des Buchhandels liegen kann, wollen wir gern unter stützen. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß es für uns Chefs durchaus nötig ist, derartigen Tagungen beizuwohnen, um die Fühlung und vielleicht auch eine gewisse Führung zum Jungbuchhandel aufrecht zu erhalten. Auch der Börsenvercin fördert die Ziele des Jungbuchhandels insofern, als er zwei aus seiner Reihe in den vorläufigen Bildungsausschutz ausgenommen hat. Es freut uns, sagen zu können, daß die Interessen des Sortimentsbuchhandels in dem endgültig zu wählenden Aus bildungsausschuß des Börsenvereins dadurch voll zur Geltung kommen sollen, daß das Sortiment darin mindestens in gleicher Anzahl vertreten ist wie der Verlag. Diese Forderung haben wir daher geleitet, daß der Entwurf des Berussausbildungsge- setzes für den Sortimenter von weit einschneidenderer Bedeutung ist als für den Verleger. Die Sommep-Akademien unterstützen wir nach wie vor als eine Stufe zur Weiterbildung des Nachwuchses. Wir konnten in diesem Jahre 9 jungen Leuten den Besuch der Sommer-Akademien durch Freistellen ermög lichen. So wurde Prerow von zwei männlichen, Schlierbach von 5 männlichen und 2 weiblichen jungen Leuten besucht. Wir haben sestgestellt, daß die Teilnehmer von den Akademien rest los begeistert sind, zum Teil ausgerüttelt wurden, alle aber das Bestreben der Weiterbildung mit nach Hause nahmen und auch durch Bildung von Arbeitsgemeinschaften oder Leseabenden in die Tat umsetzten. Ilm das Ziel der Weiterbildung zu erreichen, empfehlen wir dringend, daß überall dort, wo sich mehrere Buchhandlungen befinden, die Chefs um die Angestellten bekümmern, mit ihnen Arbeitsgemeinschaften bilden und so in freier, zwangloser Weise «inen fördernden Verkehr mit ihnen pflegen, der dem Gesamt buchhandel nur zugute kommen kann. An der am 7. bis 9. Juli von uns veranstalteten Lehrlings st udienfahrt nach Leipzig beteiligte sich trotz mehrfacher Aufforderung in diesem Jahr leider nur die halbe Anzahl im Verhältnis zum vorigen Jahr. Es nahmen im ganzen 20 Lehrlinge daran teil, und zwar 15 männliche und 5 weibliche. Auch an dieser Stelle möch ten wir Herrn Studiendirektor Professor Or. Frenzel und den übrigen Herren der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt unseren herzlichsten Dank für die weitgehende, geradezu auf opfernde Unterstützung aussprechen. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich, Zutritt zu den verschiedenen graphischen und buchhändlerischen Betrieben zu erlangen. Die einleiten den Vorträge und späteren Erläuterungen erleichterten es den jungen Leuten erst, den Überblick über die Leipziger Organi sation zu gewinnen und die Herstellung des Buches kennen zu lernen. Der Dank der jungen Leute möge den Herren der Buch händler-Lehranstalt eine kleine Entschädigung für ihre großen Bemühungen sein und ihnen weiter die Lust geben, uns auch künftig bei unseren Lehrlingsfahrten ihre Unterstützung zuteil werden zu lassen. Es ist selbstverständlich, daß wir auch wieder den Besuch des Anfang Oktober stattfindenden Leipziger Ausbildungskursus durch Kostenzuschüsse an junge Leute unseres Verbandsbezirkes unterstützen. Ja, wir wünschen, daß dieser Kursus wieder recht zahlreich aus Sachsen-Thüringen besucht wird. An dieser Stelle möchten wir unsere Mitglieder auch mahnen, den buchhändlerischen Nachwuchs dadurch zu fördern, daß lieber buchhändlerisch ausgebildete Kräfte eingestellt werden anstatt der ungelernten Stenotypistinnen. Häufig genug erhal ten letztere das gleiche Gehalt und werden den Buchhandlungs- gehilsen noch übergeordnet, obgleich diese viel mehr Verantwor tung zu tragen haben. Ein Ereignis von ganz besonderer Art bot den Teilnehmern unser Pfing st treffen in Stolberg am 8.—10. Juni, das unter der Leitung des unseren Mitgliedern wohlbekannten und verehrten Universitätsprofessors Hahne-Halle stattfand. Die ersten Gäste trafen sich in Questen- berg, um an der Aufrichtung der Queste teilzunehmen, einem aus der voreddischen Zeit herstammenden kultischen Brauch. Professor Menz hielt sodann einleitend in Stolberg eine Arbeitsgemeinschaft darüber ab, ob und in welcher Weise die Spezialisierung des Betriebes dem Sortimentsbuchhandel för derlich sein könnte. Der nächste Tag war für die Teilnehmer ein Erlebnis, das sich dem Gemüt tief einprägen mußte. Der Sagen forscher Friedrich Sieber sprach zunächst, von den zwar Primitiv genannten, aber durchaus nicht primitiv, sondern noch mit viel Innerlichkeit denkenden Menschen ausgehend, über die Ent stehung von Gebräuchen, die sich naturgemäß in den Sagen widerspiegeln und zum Teil fälschlich ganz andere Auslegung bekommen haben. Es war bewundernswert, wie Sieber aus ganz anderen Gedankengängen heraus die Sagen des Harz gebietes ordnete, erläuterte und verständlich machte, indem er dabei köstliche Proben aus seinem reichen Sagenschatze wieder gab. Hochschulprofessor Timerding-Braunschweig, der uns eigentlich darüber berichten wollte, wie Deutschland und beson ders die Provinz Sachsen in den Jahren 600—800, also zur Zeit der Einführung des Christentums aussah, war durch die Aus führungen Siebers und durch die fabelhaft geschickte Vermitt lung Professor Hahnes dazu gebracht, seine Umgebung völlig vergessend, uns ein Bekenntnis seines eigenen Werdeganges zu geben, aus welchem wir vernehmen mußten, daß die materia listische Denkweise, welche bereits bei den Griechen ihren ersten Höhepunkt, mit Haeckel ein Wiedcraufblühen erreicht hatte, nun mehr elend Schifsbruch gelitten habe. Die Wissenschaft habe ein- schen müssen, daß es ihr nicht möglich sei, das Wesen des Lebens, des Seins zu erklären, die materialistische Weltanschauung habe uns jede Innerlichkeit genommen. Dagegen verspüre immer noch jeder Mensch, und sei es nur auf Minuten oder Sekunden, in sich ein Suchen nach Gott. Das Gefühl des Verbundenseins mit der Natur und den vor uns lebenden Generationen ist es, was den Menschen wieder zu sich selbst bringen und erheben, ihn wieder verinnerlichen soll. Denn wie trostlos steht beispiels weise der Arbeiter ohne innerliches Leben an seiner Maschine, nur stumpf den Tag dahin arbeitend, gegenüber dem Arbeiter, der sich bewußt ist, daß in ihm vereint Generationen leben, die deutsche Natur mit ihm verbunden ist, ihm sein Wesen aus geprägt hat, der wieder ein 'Gottsucher, wenn auch in anderer, jedoch ähnlicher Form wie der primitive Mensch ist, dessen Leben wieder einen inneren Gehalt und bewußten Zweck hat. Diesen Wandel des Geisteslebens können wir als Buchhändler nicht genug erhossen, willkommen heißen und fördern. Geradezu
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