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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-16
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1922
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- Deutsch
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X: 292, 16. Dezember 1922. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Und als Herr des Hauses der Sindaco Liberalst der auch zunächst das Wort nahm, um die Versammlung zu begrüßen und di« Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel zu ihrem Werke zu beglückwünschen. Er sagte: er habe sich die Ausstellung gestern abend angesehen und gestaunt über das, was der deutsche Buch handel heute leiste. Aber geradezu ergriffen worden sei er, als er in den Saal kam, der den deutschen Ausgaben Dantes gewid met ist. Er sähe darin einen Akt der Sympathie, der in Rom Widerhall fände. Denn di« Römer seien für Zeichen solchen Geistes empfänglich. Dem Bürgermeister antwortete der zweite Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuchhandel, Herr vr. Gustav Kirstein (Leipzig), mit folgenden Worten: Eure Exzellenzen! Hochverehrte Damen und Herren! Vor hundert Jahren hat Deutschlands Nationaldichter, der Verherrlich« der Ideale und der Menschlichkeit, Friedrich Schiller, «in Wort gesprochen, dem heute, in einem neuen Zeit alter, neuer Sinn und neue Flügel gewachsen sind. Ich meine das Wort: »Leicht beieinander wohnen die Gedanken, Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen». Mehr als früher sind wir heute bereit, im Reiche des Gedan kens die wahre Freiheit zu suchen, die die harte Lust der Tatsachen uns weigert. Und so ist das Gefäß des Geistes, das Buch — nicht etwa nur das deutsche Buch, nein: das Buch aller Nationen zu einem Sendboten geworden, der hinaus geht in die Lande, um das Wort der Wissenschaft, das Wort der Kunst und der Dichtung hinströmen zu lassen über di« Welt. Unsere bescheidene Ausstellung steht auf dem heiligen Boden der ewigen Stadt; ewig, weil seit allen Zeiten und in allen Zeiten Rom ein höchstes Symbol für die Besten jeder Nation war und bleiben wird — Rom, wo die Steine reden und die Denkmäler überstrahlt sind von der Sonne des Huma nismus, die hier in Italien einst ihren Aufgang nahm. Hier haben die großen Bücherfreunde, denen auch wir in Deutsch land tief verpflichtet sind, gewirkt: ein Marsilio Ficino, ein Kardinal Be-mbo, ein Aldo Manuzio; und ich als Buchhändler will nicht vergessen, daß ich im Lande des großen Vespafiano da Bisticci bin, der stolz die vite seiner Büchertäufer, der uoinini iliu-an, schreiben konnte, und dessen Eifer und Kenntnis die Entstehung der Laurenziana zu danken ist. Über Zeit und Raum hinweg reichen sich in unserer Buch ausstellung die großen Männer brüderlich die Hand. Ihr Dante steht neben unserm Goethe, der Römer Tacitus, der Ger manien verherrlicht hat, neben dem deutschen Historiker Roms Ferdinand Gregorovius. Und was den deutschen Kunstfor schern seit Winckelmann der Anblick und das Studium Ita liens gewesen ist, das spiegelt sich hundertfältig in den Büchern, die geschmückt sind mit den Abbildungen der Kunstwerke Ihres begnadeten Landes. Daß wir deutschen Verleger Ihnen dies alles einmal zei gen dürfen, daß wir es Ihrem Urteil unterbreiten dürfen und daß wir es in diesem herrlichen Palaste tun dürfen, das danken wir den bedeutenden Persönlichkeiten, die sich an di« Spitz« dieses Werkes als Ehrenkomitec gestellt haben. Wir danken es aber vor allem der Güte und der grandiosen Gastfreundschaft des Herrn Bürgermeisters der Stadt Rom, dem ich namens der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuchhandel den ehrerbie tigsten Gruß und den herzlichsten Dank zu sagen beauftragt bin. Erlauben Sie mir aber, hochverehrte Damen und Herren, daß ich noch auf einen Punkt zu sprechen komme, der gerade bei einer Ausstellung des deutschen Buches sich aufdrängt. Das verlorene Gleichgewicht der Welt drückt sich am stärksten im gestörten Gleichgewicht der Wechselkurse aus, und es sind'da durch Erscheinungen entstanden, die sich besonders in Deutsch land geltend machen und auch gerade beim deutschen Buch. Der Preis des Buches gehörte früher zu den feststehenden inter nationalen Werten, und man war gewohnt, den Preis des Buches im internationalen Verkehr als etwas so Unveränder liches und Selbstverständliches zu betrachten wie den Kurs des Geldes. Vielen, und gerade den eifrigsten Bücherfreunden des Auslandes wird es schwer, sich daran zu gewöhnen, daß die Preisbildung des deutschen Buches jetzt durch di« Gewalt der Verhältnisse Veränderungen unterliegt, die man früher nicht kannte. Wir appellieren auch hier an Ihre Klugheit und an Ihre Gerechtigkeit, wenn wir Sie bitten, die ökonomischen Zusammenhänge der heutigen Zeit auch für das deutsche Buch gelten zu lassen und bei seiner Betrachtung weniger nach dem Wechselkurs als nach der Qualität zu sehen. Möge, und damit will ich schließen, diese Qualität sich Ihre Anerkennung und Ihre Freundschaft verdienen! Möge diese Ausstellung ein Hauch von dem Gefühl umschweben, das der Genius Dantes in der höchsten Verklärung seines Paradiso empfand: Hierauf bestieg die Rednertribüne der Dichter RudolfBor- chardt und hielt eine in frappierend vollendetem Italienisch frei gesprochene mehr als einstündige Rede üb« die neuen Geistes- strömunge» in Deutschland und deren Bedeutung für Europa und Italien insbesondere. Es ist unmöglich, Borchardts faszinierende Gedankengänge auszugsweise wiederzugeben; ihr« Form war ebenso gewichtig wie ihr Inhalt. Und die unendlich flüssige Eloquenz im Verein mit einem Beisatz innerlich ringenden Jm- provifierens verfehlte nicht die beabsichtigte starke Wirkung. Dann begannen die Gäste die Ausstellung zu durchfluten. Abends vereinigten der Botschafter und seine Gattin einen Kreis von Persönlichkeiten zum Abendessen. Dieser Bericht (weitere Berichte über den Inhalt der Aus stellung werden wir später bringen) soll nicht schließen, ohne dem deutschen Buchhandel zu sagen, wie sehr er unserer Römischen Botschaft verpflichtet ist. Ohne das persönliche Interesse und die Autorität des Botschafters, der in das Ehrenkomitee eintrat, wären die Dinge nicht so günstig gelaufen. Und innerhalb der Botschaft war es besonders einer der Herren, der sich unser all« Dank in einem Matze verdient hat, wie es nur der ganz zu schätzen weiß, der die Freude hatte, der Veranstaltung beizuwoh nen. Dieser Unermüdliche ist Herr Legationssekretär vr. H. v. Schmieden. Ein Bravo ihm! Ortsverein Bremer Buchhändler. Bericht iibcr die Jahresversammlung und Jahresbericht. Am 21. November 1922 fand die Generalversammlung des Orts- vercins Bremer Buchhän.dler statt. Zu unserer grossen Freude durften wir Herrn Weitbrecht als Vorsitzenden des Kreises Norden sowie mehrere Kollegen aus Wilhelmshaven und Oldenburg als Gäste in unserer Mitte begrüßen. In der Versammlung wurde der Jahresbericht verlesen und nach einigen kurzen Anfragen genehmigt. Mir den ausscheidenden Kassierer wurde Herr Wagner gewählt, als Beisitzer Herr H a in p e. Nach der Versammlung vereinigten wir uns zu einem gemütlichen Abend bei einfachem Essen und gutem Wein. Die Stimmung war fröhlich, und als die Verlosung stattsaiid, war die Geberlaune sv gut, das; fast 4000 Mark für den Unterstütznngs- fon-ds zusammenkamen. Der Jahresbericht lautete: Die letzte Jahresoersammlung fand statt nach dem berüchtigten 0. November, beim ersten Wetterleuchten des drohenden Zusammen bruchs. An der Börse war Panik, und auch uns befiel Angst und Bangen für das kommende W-eihnachtsgeschäst. Beim Znrückblick auf das vergangene Jahr müssen wir gestehen, daß es besser gewesen ist, als wir erwartet hatten und erwarten durften. Zwar dürfen wir uns nicht täuschen, alles ist nur ein Blendwerk nach außen, in Wirklichkeit ein langsames Verzehren der Substanz, d. h. des letzten Goldwertes, der uns noch geblieben mar. Vor allen Dingen aber macht die immer größer werdende Kapitalknappheit cs fast ganz un möglich, das Lager weiter so zu ergänzen, wie wir es bisher Ic- wöhnt waren. Schuld daran trägt die Preispolitik des Verlags. Un begreiflich wird und muß es jedem erscheinen, daß auch heute der Verlag noch stellenweise gegen den Strom zu schwimmen versucht, anstatt einmal lieber gründlichst durchzngreifcn, selbst aus die Gefahr hin, daß viele ans der Strecke bleiben müsse». Diese Worte sollen jedoch nicht das ewige Klagelied, welches wir täglich rm Börsenblatt lesen, wiederholen. Der ständige Streit zwischen einem Teil des Ver lags und dem Sortiment, der jetzt seit Jahren tobt, hat so tiefe Wun den gerissen und schon so viel Unheil angerichtet, daß der deutsche Buchhandel und mit ihm jetzt das deutsche Volk schwer leidet. Bricht sich nicht bald die Erkenntnis Bahn, daß der Verlag ohne ein starkes !749
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