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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1922
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X» 296, 21, Dezember 1922. Redaktioneller Teil. zu lassen. Der abgedroschene Vergleich steht mit voller Absicht hier. EL ist in solchem Zusammenhänge weder an Buchkunsthöchst« leistungen im engsten Sinne gedacht, noch überhaupt an ein allge meines Urteil über die Veröffentlichungen des Verlages nach allen ihren Werten, sondern einfach daran, daß sein Durchschnittshuch das schöne Geheimnis hat, in einem ebenmäßigen Gesamteindruck bedachte Einzelheiten unaufdringlich zusammenzuschlietzen, ein ge schmackvolles Individuum zu werden, ohne Originalitätspathos. Alle Ausstattung ssragen, unter denen die Buchgröße nicht die un wichtigste für die erstrebte Buchwirkung ist, sind mit der erfreu lichsten Geschmackssicherheit, mit noblem Takt gelöst, man befindet sich einem Buchgentleman gegenüber, wenn man ein Buch des Insel-Verlages vor sich hat.) Noch unlängst hat Walzel (in der »Zeitschrift für Bücherfreunde«) mit kräftigen Worten mancherlei Angriffe abwehren müssen, die seine wissenschaftlichen Leistungen zu beeinträchtigen glaubten. Die neue Sammlung seiner Auf sätze, die durch ihre innere Verbindung ein Miteinander aus einem Nebeneinander Herstellen, ist die beste Widerlegung jener Angriffe. Wer an der Be- und Durchleuchtung einer Folge von Problem stellungen erkennen will, wie Lilerarhistorle sich zur Literatur wissenschaft weitet, wird, ob beipflichtend oder widersprechend, ans diesem Abhandlungenbande größten Nutzen ziehen. Einsllhrer in die Literatur, die gleich Croce und Walzel das Lebendige in den alten Literaturen dem Leser vermitteln und das wissenschaft lich zu tun verstehen, sind uns wichtiger als jene Literaturge schichten, die mit bibliographischen und biographischen Daten wiederholungen eher aus der Literatur heraus- als in sie hinein- sühren, weil viele in dem Bande ihrer Literaturgeschichte einen ausreichenden Ersatz für die Beschäftigung mit der Literatur selbst sehen. Aus diesem Gesichtspunkt« kann man den Neudrucken, auch wenn sie sonst für die Ausstattung, die äußere und die innere, keine besonderen Verdienste haben, wenigstens noch das Verdienst zuerkennen, vernachlässigtes oder schwer zugängliches Schrist- - tum gut wieder zugänglicher machen zu wollen. Allerdings, der Buchfreund und Büchersammler wird höhere Wünsche an einen Neudruck stellen, den er seiner Bücherei einreiht, der Neudruck soll ihm etwas ihn auszeichnendes Besonderes bieten, das die ande ren Ausgaben nicht haben. Und weil der Neudruck in der Regel eine Einzelausgabe sein wird, kann er nach der einen oder der anderen Richtung hin vollständiger werden als der Abdruck in einer Gesamtausgabe, der sich auf den korrekten, kritisch behandel ten Werktext selbst beschränken muß. So gibt der schöne Einzel druck der merkwürdigsten Novelle Heinrich von Kleists, Die Marquise von O . . . Die Dichtung und ihre Quellen. Mit einem Begleit Wort herausgege« den von Alfred Klaar. Berlin, Propyläen-Ver- l a g, 1 922, zum erstenmal eine Zusammenstellung der Parallel erzählungen, die ans die Stoffindung und Stoffverarbeitung des Dichters einen Einfluß gehabt haben können. In seinem Begleit- wort untersucht und vergleicht Alfred Klaar diese verschiedenen ^Erzählungen mit der Kleistschen Novelle, deren Originalität dabei um so schärfer hervortritt, als gerade diejenige Überlieferung der Fabel, di«, in einer literarischen Form veröffentlicht, Kleist am ehesten bekannt gewesen sein konnte (eine anonyme Erzählung Gerettete Unschuld« im »Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks« 1798), durchaus unkünstlerisch war. Das literar historische Problem, dessen endgültige Lösung, der Beweis der Abhängigkeit Kleists von einzelnen früheren Bearbeitungen seines Stoffes, noch zu manchen Streitfragen Anlaß gibt, wird nicht jeden interessieren. Aber das ästhetische Problem, das die der- schiedenartige Behandlung des gleichen Stoffes zeigt, wird um so eher zu einer Beschäftigung mit ihm reizen, als unter den Vor- gängern Kleists noch ein anderer großer Dichter, Cervantes, ist. Hat man das Material für derartige Betrachtungen in einer so bequemen und gefälligen Form vereint wie in diesem Neudruck, so gewinnt man schon dadurch, baß die Fragestellung in einem ab geschlossenen selbständigen Bande dem sie kritisch Prüfenden ent gegentritt, zu ihren Ausmaßen eine feste Stellung, gewinnt die Übersicht von vornherein, die man sich sonst mühsam zusammen lesen mußte. Dieser Neudruck könnte und sollte das Beispiel für manchen anderervähnlicher Gattung werden. Wenn ein Werk durch seine lokal- und personalhistorischen Beziehungen dazu einladet, diese durch Anmerkungen und Bildbeilagen dokumentierend zu erläutern, kann ein Neudruck sehr^ nützlich werden, wofern er in einer Buchgestaltung alle Einzelheiten zu einem Geschichtsbilde abrundet, das mit den Personen und Zuständen vertraut werden läßt, die in di« Entstehungszeit des Werkes zurllckfllhren. Eine Schlüsselromantendeuz wird man Werthers Leiden nicht beilegen wollen, obschon sie manch« Eigenschaften eines Schlüsselromans haben. Da mag es angebracht sein, auch einmal in einer Ausgabe die geliebten Schatten heraufzubeschwören. Ein anmutender Duodezband: Goethe, Die Leiden des jungen Wei ther. Faksimile-Druck der ersten Ausgabe von 1774nachdemHanb«xemplarderHerzoginAnna A malia. Zum 150. Gedenkjahre von Goethes Wetzlarei Zeit mit den Porträts der Urbilder des »Weither« nach Briefen, Tagebüchern, Ge mälden und Scherenschnitten des 18. Jahrhun derts herausgegeben von Gerhard v. Branca. W e i in a r, E. Li ch t e n ste i n, 1 922, schafft eine Buchstimmung, in der man sich gern den »echten« Gestalten von Werthers Ge schichte nähert. Nur ein Einwand gegen die Titelsassung sei er laubt. Man sollte die Bezeichnung Faksimiledruck nur auf die photomechanische Reproduktion anwenden und das typographische Faksimile, wo Männchen auf Männchen gesetzt wird, in der glei chen Schrift der alten Druckvorlage, von ihr immer unterscheiden. Welches Exemplar zur Vorlage diente, ist mehr oder minder uner heblich, wofern nicht besondere Eigentümlichkeiten gerade diesen Abzug vor anderen auszeichnen. Ein hübscher Gedanke war es auch, einmal ein Geschichtswerk Schillers dokumentierend zu illustrieren, um so mehr, als ja Schiller selbst in den Ausgaben letzter Hand seiner beiden großen historischen Werke Wert daraus gelegt hat, sie in ähnlicher Weise auszustatten. In dem gewich tigen Quartanten: Friedrich von Schiller, Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung. Mit einunddreißig Abbildungen nach alten Darstellungen. Mün chen, O. C. Recht Verlag, 1922, läßt es sich, bei den Bild tafeln verweilend, dem anschaulichen Vortrage des Dichters vor trefflich folgen, und man darf es dem Verlage danken, daß er auch Schiller die Ehren eines kleinen historischen Prachtwerkes nicht versagt hat, die häufig sehr viel weniger bedeutender Buchware zuteil werden. Nur wäre es zu wünschen gewesen, daß ein kurzes Nachwort den Abstand der Schillerschen Auffassung von dem gegenwärtigen Stande der geschichtswissenschaftlichen Forschung gekennzeichnet hätte, um so mehr, als eine Ausgabe wie diese doch hoffentlich Wohl noch als Jugend- und Volksbuch ein« freundliche Aufnahme finden sollte. Di« Anpassungsfähigkeit des Deutschen, wie es di« einen heißen, sein Einfühlungsvermögen, wie es die andern nennen, hat die Aufnahmefähigkeit des deutschen Schrifttums für fremdes Schrifttumsgut erheblich gesteigert. Indessen darf man hier nicht allzusehr verallgemeinern wollen, die literarischen Mode strömungen haben, wie in anderen Ländern auch, an der Über setzungsliteratur einen sehr wesentlichen Anteil. Wenn man den Versuch machen wollte, die Meisterwerke der Weltliteratur in Meisterwerken dentscher übersetzungsknnst zusammenzustellen, wird man aus recht empfindliche Lücken stoßen. Und wenn man das damit erklären wollte, daß gerade -die Klassiker eines jeden Lan- des durch ihre nationalen und sprachlichen Eigentümlichkeiten sich am meisten einer Übertragung widersetzen, so ist hiergegen zu sagen, daß auch leichter zu übertragende Werke nicht übersetzt worden sind oder, wenn sie übersetzt wurden, durchaus nicht die ihnen gebührende Verbreitung gefunden haben. Das gilt z. B. für Holberg, der im achtzehnten Jahrhundert aus den deutschen Bühnen kein Fremdling war, der seit dem neunzehnten Jahrhun dert jedoch auf der deutschen Bühne ebenso wie in »der deutschen Übersetzungsliteratur zu den unbiliigerweise Vergessenen gehörte, trotz einiger anerkennenswerten Versuche, den hervorragendsten skandinavischen Lustspieldichter wicderzugewinnen. Einen neuen Versuch wagen Ludwig Holberg, Komödien (Erster Band: Der politische Kannegießer. Der Fran- zosen-Narr.) Deutsch vonHeinrichGoebel.Leip zig, H. Haessel, 1 9 2 2. Der Übersetzer hat geschickt da einge 1771
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