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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1922
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VörseuLlatt s. d. Dtsch». Vuchhau-L Redaktioneller Teil. 298, 21, Dezember 1922, setzt, von wo heute noch Holbergs lebendigste Wirkungen aus« gehen, von den Bühnen in Kopenhagen, Kristiania und Stockholm, und solgt sür diesen ersten Band anerkannten Regiebüchern der Nattonaltheater in Kopenhagen und Kristiania, Das ist praktisch und nicht unhistorisch. Praktisch, weil auch der deutsche Leser so am leichtesten sich Holberg nähert, den Umweg über die Doppel- fassungen der Buch- und Bllhnenform mit ihren Lesarten und ihrem notwendigerweise umfassenden literarhistorischen Apparat vermeidet. Und nicht unhistorisch, weil in diesen Regiebüchern sich die alte Holbergsche Theatertradition vererbt hat. Wieviel die Theatertradition bedeutet, lehrt nicht allein die Shakospeare-Textüberlieferung, sondern auch die Schlegelsche Shakespeare-Übersetzung, die in manchen Wendungen und Worten so sehr zum Gemeingut des deutschen Schrifttums geworden ist, daß es sogar nicht leicht ist, die besser« Schlegel übersetzung an die Stelle der schlechteren zu stellen, d, h, nach dem Originale Schlegels die fremden Überarbeitungen seiner Übersetzung wiederherzustellen. Das unternehmen, eine vernünf tige Anpassung an den gegenwärtigen Stand der Shakespeare- Philologie erstrebend, Shakespeares Werke in Einzelausgaben, die im Insel-Verlag, Leipzig, erscheinen, deren neuester Band: Shakespeare, König Heinrich IV, Leipzig, Insel- Verlag, 19 2 2, dazrl noch den Vorzug hat, di« beiden mitein ander verbundenen Teile auch äußerlich als ein Ganzes zu kenn zeichnen. Auch dafür ist Shakespeare ein bestes Beispiel, daß man sehr irren würde, wenn man die Schwierigkeiten der Übertragung des Buches einer Bühnendichtung lediglich in der ganz und gar ge treuen Wiedergabe des Wortlautes ihrer Vorlage finden wollte. Es steht mancherlei nicht im Buche, was erst auf der Bühne sichtbar gemacht werden soll, fodaß der Übersetzer, wofern er nicht kritisch ausdeutende Erklärungen gibt, von einer Unverständlich keit in die andere kommen könnte. Die Gewohnheit läßt zufrieden werden. Jahrhundertelang hat man den großen Komödiendichter der Römer, hat man Plautus auf das gründlichste mißverstan den, hat man ihn, den bejubelten Volksdichter, in die ehrbare Nähe des feinen Terentius gerückt und ihn trotz aller literarhistorischen Parallele», trotz aller seiner literarischen Weitwirkung im stillen etwas langweilig gefunden, ihn sür eine Art literarhistorischer Mumie gehalten, an der man gern die Philologen experimentieren ließ. Bei einem solchen, von Ludwig Gurlitt angestellteu Experi mente ist diese Mumie nun plötzlich erstaunlich lebendig geworden. Nicht alle werden es Wohl mit Beifall begrüßen, wenn sic er kennen sollen, weshalb dem Cicero und dem Varro, diesen sach kundigen Kennern und Liebhabern ihres Schrifttums, der alte Plautus so wert gewesen ist. Der Widerspruch gegen die Ergeb nisse der Forschungen Gurlitts, di« in den Einzelheiten immerhin sich noch ändern mögen, wird nichts nützen: nach dem Maßstabe unserer Moral, die nicht die seine und nicht die seiner Volks- und Zeitgenossen war, ist Plautus ein Erotiker gewesen, der vor keiner »Schamlosigkeit- zurückschreckte. Der Unbefangene, der sich hütet, nun aus der literarhistorischen Scylla in die kulturhistorische Charybdis zu geraten, braucht sich nicht die Ohren gleich dem mutigen Odysseus zu verstopfen, wenn er sich frohen Herzens der beiden ersten Bände bemächtigt, in denen Gurlitt deutschen Lesern zum erstenmal einen gemeinverständlichen, von archäologischen Feigenblättern befreiten Plautus beschert«: Die Komödien des Plautus, übersetzt von Ludwig Gurlitt, Mit zahlreichen Abbildungen nach antiken Vor lagen. Berlin, Prophläen-V erlag, 1922, Hier darf man einmal ein abgenutztes Wortklischee einstellen: Diese Übersetzung wird ebenso der Bibliophilen-Bibliothek wie der des klassischen Philologen unentbehrlich sein. Sie ist nicht aus die Behauptungen des Neuartigen ihrer Interpretation beschränkt, sic liefert auch die Beweise, 'die für eine wissenschaftliche Nachprüfung notwendig sind. Daß sie in der Form einer deutschen Übersetzung und nicht in der einer gelehrten lateinischen Ausgabe erschienen ist, veranlaßten die Zeitverhältnisse, Sie gehört trotzdem in die Reihe der sckitlones oxtimae des Plautus, den seltenen Fall bezeich nend, daß eine Übertragung auch sür die Textrezension einen Aus- gabcnwert hat, überhaupt kann man nicht warm genug alle Be mühungen willkommen heißen, das klassische Altertum zu ver- 1772 menschlichen. Welch eine fröhliche Wissenschaft erfüllt die »Griechischen Erinnerungen-, Ein Reisebuch, herausgegeben von Theodor Birt, Marburg, N, G, Elwert, 1 922, Es ist, nicht nur in deutscher Sprache, die beste neuere Beschreibung einer Griechenland-Reise, die wir haben. Ein Urteil, das den nur fachwissenschaftlich orientierten be rühmten hierhergehörigen Reisewerken nicht ihren Ruhm schmä lern soll, Ihr Versuch, »auf dem Hintergrund der ewig invariablen antiken Landschaft die alten Hellenen selbst wieder aufleben zu lassen-, wird mit einer so angenehmen Methode durchgeführt, daß der Leser, nachdem er das unterhaltsame Buch zuklapptc — er wird es nicht versäumt haben, den prächtigen im Insel < Ver - l a g veröffentlichten Bilderatlas Griechenland von R, R e i - s i »ge r mit zu Rate zu ziehen, um sich Birts Schilderungen zu veranschaulichen oder zu vergegenwärtigen —, eine Vertiefung seines Wissens gewonnen haben wird, di« ihn begeistern muß, nun selbst zu sehen und zu suchen, wo Hellas und Rom lagen, (Dem einigermaßen mit dem notwendigen -wissenschaftlichen Rüst zeuge Ausgestatteten darf dazu dringend die Sammlung der Philologica Nietzsches empfohlen werden, di« jetzt auch in der prächtigen Musariou-Gesamtausgabe des M u - sarion Verlages, München, veröffentlicht sind.) Aus einige ihm liebe Verschnörkelungen hat Birt auch in der Neu ausgabe seines Buches nicht verzichten wollen. Es ist ein Jcan- Paulisieren, Die barocke Buchornamentik, die ihm zu einer Ma nier seiner Originalität wurde, hat dem großen deutschen Humo risten mehr geschadet als alle Änderungen der Gefllhlsstimmuug, die seine einst vielbewunderten Werke fast plötzlich vergessen wer den ließen, bis dann die letzten Jahre auch wieder zu Jean Paul zurückführlen. Das Buchdenkmal, das er verdient hat, fehlt ihm noch immer, erst die endgültige Gesamtausgabe wird den Reichtum dieses Herzenskünders und Seelenmalerz in seinem vollen Glanze vor aller Augen stellen. Sie ist, wie wir hoffen dürfen, im Entstehen, Begonnen hat sie Eduard Berend mit den Schlußbänden, An Jean Pauls Persönlichkeit, Zeit genössisch« Berichte, München, Georg Müller, 1913, schließen sich jetzt die ersten Bände an, die die Äußerun gen des brieflichen Verkehrs des Schwärmerischen und üm- schwärmten sammeln, in denen der Mensch bei der undankbaren Nachwelt für den Dichter wirbt. Häufig ist zu hören, dieser oder jener Wunsch sei bisher den Buchfreunden nicht erfüllt worden. Hier wird von einem Verlage einem solchen Wunsche entgegen gekommen, es wird an den Buchfreunden liegen, ob sie bald die Gesamtausgabe -der Werke Jean Pauls erhalten, deren Stelle in der Klassikerbibliothek noch leer ist. (Die Briefe Jean Pauls, Mit Unterstützung der Samson-Stif tung bei der Bayerischen Akademie der Wissen schaften herausgegeben von Eduard Berend, München, Georg Müller, 1922.) Bei dieser Gelegenheit darf vielleicht auch die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die durch ihres Herausgebers Tod unterbrochene V a s a r i ausgabe des gleichen Berlages fortgesetzt werde, von der der Vafari-Nachlaßband zur Veröffentlichung vorbereitet wird. Gerade für die großen Buchunternehmrmgen, deren Ver dienst nicht mit den Verdiensten, die der Verleger aus ihnen ziehen kann, zu verwechseln ist, kann der bereit willige Vorauszeichner sich als Buchgönner erweisen, mehr als beim Pränumerieren und Subskribieren früher und frü hester Nummern zum Vorzugspreise, Und ist nicht die Bandreihc eines ersehnten Werkes, die langsam und stetig wächst, allen, die sie weiter Pflegen helfen, ein köstliches Bibliophilenvergnügen? Je schwieriger die großangelegten Buchunternehmungen durch die Leitnöte werden, desto mehr muß man versuchen, um sie einen Kreis von Teilnehmenden zu einen, die den Verleger in seinem Wagemut nicht im Stiche lassen. Das gibt der Bestellung eines Buches einen höheren Sinn, daß die Subskribenten nicht allein dabei an die Bereicherung der eigenen Büchersammlung denken, daß sie wissen, erst durch ihre tätige Teilnahme komme ein nütz liches Werk zustande. Man sollte den Versuch nicht scheuen, auch das einmal in den Werbeschriften zu begründen und zu betonen. Es wird manchen Abseitsstehendcn gewinnen helfen, daß auch er berufen sein soll, in einem Buchverein die Entstehung eines be-
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