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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.01.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1923-01-06
- Erscheinungsdatum
- 06.01.1923
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- Deutsch
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X: 5, 6. Januar 1923. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. klärende Begleitung unterordncte. Holbeins »Todesbilder» so wie seine Darstellungen aus dem alten Testament sind sicherlich stilgerechte Illustrationen, und doch machten sie sich durch ihren Werl und ihr Gewicht selbständig und schieden sich vornehm von dem Texte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Holzschnitt aus dein Buche verdrängt durch die Radierung und den Kupfer stich. Entscheidend war das Interesse am Bilde, keineswegs die Sorge um das Ganze, dem die Neuerung zweifellos gefährlich und schädlich war. Man konnte nun Bild und Text nicht mehr in einem und auf einmal drucken, da der Tiefdruck von der geätz ten oder gravierten Metallplatte ein anderes Verfahren erfor derte als der Hochdruck von dem TYPensatze. Schon vom Tech nischen her war die Harmonie bedroht. Das Bild lebte nicht mehr wie früher im Text«, vom Texte gefaßt, vielmehr neben dem Text, in effektvollem Kontraste zu ihm, als Ergänzung, als schmückend« Beigabe. Das 17. Jahrhundert ist das Zeitalter der Maler, und die Möglichkeit unmittelbarer handschriftlich freier Äußerung, di« durch die Radierkunst geboten wurde, die Emanzi pation von dem Übersetzer, dem Holzschneider erschien den Malern als ein so großer Vorteil, daß der Holzschnitt Weichen mutzte. Das 17. Jahrhundert ist auch das Zeitalter der Prunksucht, das den armen Holzschnitt an keiner Stelle, selbst im Buche nicht mehr duldete und den Glanz des Grabstichels auch in der Buch ausstattung nicht entbehren wollte. Das 18. Jahrhundert aber ist das Zeitalter höfischer Repräsentation, eleganter Zierlichkeit und galanter Feinheit, das auch in der Buchillustration die gemäldc- hafte Geschlossenheit und den Tonreichtum des Bildes genießen wollte. Nun, da das geschriebene Und gemalte Buch wirklich tot war, wurde das gedruckte als ein Gegenstand der Luxusbedücf- nifse gepflegt. Wirklich ist es den Franzosen gelungen, eine neue Buchschönheit und Buchharmonie unter schwierigen Bedingungen zu erreichen, ähnlich wie im Möbel des 18. Jahrhunderts. Von vornherein wird der Kunstrichter di« Bereinigung des Holzkerns mit dem Beschlag aus vergoldetem Metall für bedenklich und widernatürlich erklären, wie die Verbindung des Kupferstichs mit dem Buchtexte. Doch mutz man im Angesicht der Erfolge zuge- stehen, daß ein verfeinerter Geschmack in der Überwindung des Widerstreits triumphiert. Mit der großen Revolution wurde die Überlieferung dieser Luxuskunst jäh abgebrochen. Auch im Buche stellten sich Technik und Formensprach« auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Masse ein. Die von dem demokräsischen Zeitgeist geforderte Billigkeit des Buck>es. die vergrößerte Auflage, die erwünschte Schnellig keit der Produktion schlossen die Verwendung des Kupferstichs aus. Zur rechten Zeit wurde die Lithographie erfunden, und der neue Holzschnitt, nämlich der von Bewick reformierte Holzschnitt, den man besser Holzstich nennen sollte, zog wieder in das Buch ein. Der Steindruck faßte wohlfeil, flink und aktuell überall zu, bot Ersatz für jede Art von Bilddruck, nur daß der Druckprozeß ihn behinderte, so leicht und tief in den Buchkörper einzudringen wie der Holzschnitt. Das Album eroberte er, teilweise auch die Zeitschrift. Der Holzstich bot nach seiner Erneuerung ungeahnte Möglich keiten nach zwei Seiten. Einmal vermochten di« berufsmäßigen Holzschneider auch die zarteste Linie druckfähig zu machen, also die persönlich handschriftliche Zeichnung der Maler in das Buch auszunehmen, und dann lernten sie wie die Kupferstecher Ton- slächen im Druckprozeß zir übertragen, also gsmäldehaft geschlos sene Bildlichkeit zu vervielfältigen. Mit diesen neuen Fähigkeiten faßte der Holzschnitt im Buche wieder Fuß und hielt sich dort, bis daß die Photographie erfunden war und die photomechanisch« Ersatztechnik ihn scheinbar endgültig verdrängte. Die stilunsicher experimentierende Sehnsucht unserer Tage hat jede Art von Illustration erneuert, sei es nun dreist originell, sei es archaisierend alles und jedes versucht. Die Photomechanik ist natürlich für das billige Buch und für lehrhafte Illustrierung nicht zu entbehren, für das »schöne» Buch aber, für die Kunst im Buch sind alle alten Verfahren der Vervielfältigung, Holzschnitt, Radierung, Steindruck, wieder herbeigcrufen worden. Dem Geist und der Form nach lassen sich mehrere Funktionen der Buchillustration unterscheiden. Zunächst half das Bild dem Text zu Zeiten, als di« Wissenschaft des Lesens noch lvenig ver breitet war. Fibelartig belehrend, sinnlich und anschaulich steht das Bild am Anfang und ist älter als das vernunftmäßig verab redete Schriftzeichen. Das Bild wahrt dann für lange Zeit, parallel und gleichwertig mit dem Texte wirkend, seine Bedeu tung. Ferner ist das Bild Schmuck des Buches, das als Gefäß wertvoller Gedanken eine würdige Gestalt forderte. Als kunst gewerblicher Gegenstand aber hat das Buch di« verhängnisvolle Entwicklung, die Entartung jeglicher kunstgewerblichen Arbeit mitgemacht bis zu dem Punkte, daß man sagen kann: es gibt Bücher und schöne Bücher, ohne daß der bitter« Witz dieses Satzes bemerkt Wird. Im Zeitalter der allgemeinen Bildung und des Schul- zwanges wurde die Bllcherproduktion so gewaltig gesteigert und das Buch so weithin nützlich und unentbehrlich, daß die geistige und wirtschaftliche Zweckhaftigkcit nackt und bloß hcrvortrat und das Kunstgewand abstreistc. Das Buch wird nur ausnahms weise als Kunstwerk betrachtet, ja scheint seiner wesentlichen, sachlich natürlichen Funktion durch das Eingreifen der Buch, kllnstler entfremdet zu werden. Was die Illustration betrifft, so hat sich die Literatur so entwickelt, daß die Hilf« des veranschaulichenden Bildes über- flüssig und als überflüssig schädlich wurde. Die wertvollsten und am ernstesten gelesenen Bücher unserer Tage widersetzen sich dem Bildschmuck. Oder ist wirklich ein Bedürfnis vorhanden nach illustrierten Ausgaben der Werke Flauberts, Thomas Manns oder Dostojewskis? Erstens zeichnet der Schriftsteller auch das Sichtbare so scharf nnd genau, daß er der Bildhilse nicht bedarf, und zweitens schildert der Dichter vorzugsweise seelische Vor gänge, die sich der Verbildlichung entziehen. 'Zumeist sind cs »klassische», mehr gerühmte als gelesene Werke, die illustriert werden, Werke, die gern in den Bücherschrank gestellt nnd selten herausgenommen werden, die man stolz ist zu besitzen und gelegentlich besieht, die man aber nicht zu haben braucht. Ein gesunder Zustand ist diese Kluft zwischen dem notwendigen nnd dem schönen Buche nicht. Ersprießlicher als außerordentliche Kostbarkeiten hervorzubringen — freilich auch schwerer — wäe es jedenfalls, die Buchproduktion zu veredeln unter Berücksich tigung der heute wesentlich gewordenen geistigen und wirtschaft lichen Postulats, nämlich der schnellen und wohlfeilen Herstel lung, der Deutlichkeit, Handlichkeit und Haltbarkeit. Ist das einträchtige Zusannncmvirken von Bitd und Text aus mehr als einem Grunde, dem Geist und der Form nach, für immer dahin, so ist damit di« Lust an Bilderzählung bei den Malern keineswegs erloschen. Im Gegenteil: nur werden wir uns an neue und lockere Beziehungen zwischen Bild und Text gewöhnen. Der Maler Hilst dem Dichter weniger, als daß er sich an seine Stelle setzt. Die Jüngsten wagen sich mit symbolisie render Form an di« tiefsten Seelenvorgänge. Anstatt beschei dener Einordnung und unterstützender Veranschaulichung sprengt das Bild, Eigengesetzlichkeit anstrebend, die Buchform und wird in Zukunft neue Formen erschaffen. Ein interessanter Beitrag zu den heutigen Lieferungsformen. Von Bucherrevisor Hans Stoll in München. Fm Frühjahr 1922 bestellten verschiedene Münchener Sortimenter bei einem bekannten, führenden Verlage ein größeres Werk, das im Herbst 'erscheinen sollte. Daß der Verleger sich unter den bereits im Frühjahr bestehenden Verhältnissen nicht fest an einen Preis binden konnte, ist selbstverständlich. Nnn liegt in den »freibleibenden Bestel lungen« eine gewisse Gefahr: auch wenn der endgültige Preis ange- messen, ja vielleicht sogar relativ niedrig ist, so kann er dennoch die Kaufkraft des Privatbestcliers ober auch überhaupt die Kaufkraft des allgemeinen Kundenkreises der betreffenden Sortimenter überschreiten. Es ist daher vielfach Sitte geworden, daß bei wesentlichen Preissteige rungen vorher bei den betreffenden Sortimentern angcfragt wnrde, ob sie das freibleibend bestellte Werk angesichts der höheren Preise noch wünschten. So hat nnn auch der in Rede stehende Verlag Anfang Oktober 1922 eine Karte folgenden Inhalts versandt: Das .... Werk .... geht nuu seiner Vollendung entgegen. Der endgültige Preis am Tage der Ausgabe wird für das in Ganz leinen gebundene Exemplar . . . Mark ord. betragen. Sie haben
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