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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1927
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- 1927-12-13
- Erscheinungsdatum
- 13.12.1927
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- Deutsch
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MMMfck-mDrMMVlläümM N». 288 <cki. 154). L^iozig, Dienstag den 13. Dezember 1927. 84. Jahrgang. RÄMLomller TA Produktion und Verteilung am heutigen Duchmarkt. Ein Rückblick auf den Stuttgarter Herbstkursus. Die Fortbildungsarbeit des Württembcrgischen Buch- Häudlcc-Vercins setzte Mitte Oktober mit einem Kursus ein, der unter Leitung der Herren Professor vr. Menz-Leipzig und Theodor Marcus-Breslau in fünf Teilen (Sonnabend nach mittag, Sonntag und Montag je vormittags und nachmit tags) die Fragen des geistigen Woher und Wohin klären und die Folgerungen für Bucherzeugung und Buchvertrieb ziehen wollte. Ist das Wagnis, das in der hohen Aufgabe lag, geglückt? Kann aus dem beschrittenen Wege fortgesahren werden? Die Beantwortung soll der angeschlosscne Sachbericht und die ihn, angefügte britische Betrachtung eines Teilnehmers geben. Als Fortbildungsleiter möchte ich zu deren Verständnis ein paar Worte voranstellen. Die Beteiligung war nach Kopfzahl (60 Teilnehmer aus 29 Firmen) sehr befriedigend, das gleiche kann für die Be fähigung des Einzelnen gesagt werden. Sehr erwünscht wäre eine stärkere Beteiligung aus dem Sortiment gewesen, nament lich auch von Chefs. -Die Aussprachen waren lebhaft. Daß sie manchmal abirrtcn, liegt an der Neuartigkeit der Arbeits weise für die meisten und hat nicht geschadet. Beide Kursusleiter wollten mit voller Absicht keine Rezepte für Einzelfälle geben, sondern anregen zu eigenem Denken von großen Gesichtspunkten aus. Das gilt namentlich für Produktion und Vertrieb, wo die Verderblichkeit von An leitungen aus der Hand liegt. Aus dem Gesagten mag erhellen, wie blaß ein nachträg licher Aufschrieb gegenüber der Auswirkung der beiden starken und gegensätzlichen Buchhändlerpersönlichkeiten bleiben muß. Denn daß, wie man sehen wird, auf dem vom Börsenverein in dankenswerter Weise unterstützten Wochenendkursus etwas erreicht wurde, hing im wesentlichen von der Hingabe und dem Geschick der beiden Leiter ab. "Herbert Hoffmann. Sachbericht: I. Sonnabend nachmittag, Professor Menz: Käufertypcn einst und jetzt, Bücherkäuscr von einst, Bücherkäufer von heute. Es ist nicht ganz leicht, den Unterschied zwischen ihnen sestzustellen, und die Zahl der Abstufungen ist sehr groß. Restlose Vollständigkeit können wir nicht anstreben, wir müssen bestimmte Typen herausschälen, um an ihnen diese Besonderheiten, das Unterschiedliche von einst und jetzt zu klären. Für die Bücherkäufer von einst fehlen uns die Unterlagen. Aus Stellen der deutschen Literatur suchen wir uns ihr Bild zu rekonstruieren. Wir nehmen zunächst die Stelle aus »Dichtung und Wahrheit«, in der Goethe von der Biblio thek seines Vaters erzählt. Ein wesentlicher Unterschied gegen über dem Bücherkäufer und -leser von heute scheint uns die Gelassenheit und Ruhe zu bedeuten, mit der Goethes Vater seine Bibliothek pflegte. Ferner stellen wir eine sehr starke Bildungskontinuität fest. Den Kern dieser Bibliothek bildete» die Alten in vorwiegend wohl holländischen Ausgaben. So etwas gibt es heute nicht mehr. Goethes Vater war dem Bildungsgut von mehr als zwei Jahrtausenden verbunden. Der Bücherkäufer des 18. Jahrhunderts steht in einem internatio nalen Rahmen. Heute bietet der internationale Buchhandel ei» ganz anderes Bild. Der Bücherkäufer der Gegenwart steht im wesentlichen im Rahmen der deutschen Literaturprovinz und der deutschen Buchhandelsprovinz. Das 18. Jahrhundert bildete den Abschluß einer internationalen Entwicklung; heute stellt der internationale Büchcrkäufer einen besonderen Typ dar. Goethes Vater bestimmte seine Bücherkäufe nach der Lektüre von Rezen sionen, die originale wissenschaftliche Leistungen darstellten. Er las die Aushängebogen und kaufte ungebunden. Heute schickt der Sortimenter das ganze Buch zur Ansicht, oder es liegt in einer Bibliothek als Neuanschaffung aus. Die damalige Buch- Produktion war abgestellt auf die Messe, die zweimal im Jahr stattfand. Frankfurt war für den Buchhandel der da maligen Zeit sehr bedeutend. Die Erzeugung war durch diese Messen ganz anders rhythmisiert als heute. Eine andere Stelle aus »Dichtung und Wahrheit« belehrt über Goethes eigene Lektüre als Kind. Das 18. Jahrhundert kannte keine Jugendschriften, dagegen Volksbücher, einen illu strierten Orbis xiotus und dergleichen. Das 18. Jahrhundert arbeitete überwiegend mit altem Literaturgut. Wir dagegen gießen auch das Alte in immer wieder neue Form. Heute gibt es keine Vorzugsstellung des Verlagsortes mehr. Die Ver breitung geht nach überall hin. Aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts erzählt nun Gott fried Keller im »Grünen Heinrich« von der Familie, in die er kam, die wahllos las und deren Bücherbestand sich aus rein zufälligen, häufig Leihbibliotheken entstammenden Bänden rekru tierte. Das Buch ist hier Erlebnisersatz, ein für vieles Lesen sehr wichtiges Motiv. Parallele zu Goethes Vater, der Reise beschreibungen liest, um auf diese Weise Reisen in fremden Län dern illusionistisch zu genießen. Die Zusammenfassung. Erster Bücherkäufertyp. Goethes Vater: Wohnt im Buchhandelszentrum. Wählt seine Bücher auf Grund der »Gelehrten Anzeigen«. Ist mit dem Messebuchhandel Frankfurts sehr verbunden. Bildungskontinui tät seit Jahrhunderten. Zweiter Bücherkäufertyp. Familie aus »Grünem Heinrich«: Leute, die ihre Bücher vom Trödler be ziehen und aus Leihbibliotheken vcrlorengegangene Bücher be sitzen. Dieser zweite Typ ist noch nicht ausgcstorben. Bei Gustav Freytags Eltern ersetzt das Theater das Buch. Heute spielt das Kino diese Rolle. Bei der Massen produktion des Kinos stumpft das Einzclinteressc ab. Dem alten Theater ist eine erzieherische Ersatzwirkung nicht abzusprcchen. Das Kino läßt diese Wirkung nicht aufkommen. Lektüre von Freytags Mutter, die sehr viel liest, u. a. Clauren. Vater Freytag hat die Lauchstädter spielen sehen und zehrt daran sein Leben lang. Bemerkenswert, daß er noch in der Erinnerung Jsfland und Kotzebue genießt, aber Goethe und Schiller nicht erwähnt. 1t«I
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