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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1927
- Strukturtyp
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- 1927-12-13
- Erscheinungsdatum
- 13.12.1927
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- Deutsch
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28g, 13. Dezember 1927. Redaktioneller Teil. Der neben dem sachlichen Bericht einhergehenden Kritik ver bleibt somit nur noch die Aufgabe, da zu bestätigen, wo ihr die eingeschlagenen Wege vielversprechend erscheinen, und dort auzu- regen, wo sie neue Wege sieht. Einen Kursus, der zum integrierenden Teil die Diskussion hat, also seminarartig durchgeführt wird, kann man auf zwei Arten anpacken: entweder man zieht den Kreis der zu behandeln den Themen weit und beschränkt sich darauf, die darin enthaltenen Fragen anzuschneiden, um deren Wetterverfolgung dann den einzelnen Teilnehmern zu überlassen; oder man setzt sich nur eine engbegrenzte Aufgabe, bemüht sich aber, diese innerhalb der Veranstaltung in gemeinsamer Arbeit zu erschöpfen und durch Austausch von Erfahrungen und gegenseitige Korrektur der An sichten unter der fördernden und sichtenden Leitung des Vor tragenden einem positiven Resultat möglichst nahezukommen. Die erste Arbeitsmethode hat die Annahme zur Voraus setzung, daß die Probleme, die der Vortragende behandeln will, den Teilnehmern im allgemeinen neu seien und daß es darauf ankomme, erst überhaupt einmal darauf hinzuweisen und das Interesse daran zu erwecken. Die zweite Methode setzt voraus, daß den Teilnehmern das Vorhandensein der zu erörternden Fragen bekannt ist und sie sich mit diesen bereits mehr oder weniger befaßt haben. Nun paßt natürlich kein Leisten für jeden Schuh, und die Frage, welche der beiden Methoden anzuwenden sei, kann nicht «in für allemal, sondern nur fallweise den Umständen ange messen entschieden werden. In den weitaus meisten Fällen dürfte jedoch nach meiner Ansicht die zweite Methode die richtige sein; denn die näher und weiter liegenden Probleme unseres Berufs lebens treten besonders heutzutage — wenn ich mich so aus- drücken darf — einem jeden von uns mit solcher Vehemenz auf die Hühneraugen, daß er in den seltensten Fällen erst darauf auf merksam gemacht zu werden braucht, wogegen ihm jeder Finger zeig zu ihrer Bewältigung sehr willkommen ist. Die zweite Anregung, die ich den Diskussionsleitern geben zu dürfen bitte, ist in der Theorie ebenso leicht, als in der Praxis äußerst schwierig zu befolgen: Wenn die Diskussion auf der programmgemäßen Linie wie derholt stockt, während sich das Interesse selbsttätig einer Neben frage zuwendet, so ist das ein Zeichen, daß die Behandlung dieser Nebenfrage nicht nur erwünschter, sondern unter den obwaltenden Umständen auch fruchtbarer ist als jene des ursprünglich gestellten Hauptthemas. Wenn es sich daher in solchen Fällen erweist, daß es sich nicht nur um einen toten Punkt handelt, nach dessen Über windung mit Hilfe des Vortragenden die aktive Teilnahine wieder in Fluß gerät, — dann dürfte es angezeigt sein, unter Verzicht aus die strikte Jnnehaltung der anfänglich gesteckten Richtung der natürlichen Entwicklung nachzugcben und die Energien sich dort entladen zu lassen, wo die Spannung vorhanden ist. Diese Forderung zweckbewußter Elastizität müßten auch wir Kursusteilnehmer an uns selbst vor Beginn der gemeinsamen Arbeit stellen. Denn so notwendig es einerseits ist, daß jeder seiner Meinung ungezwungen Ausdruck gibt, so hemmend — auch dem eigenen Ich gegenüber — wirkt es andererseits, wenn jeder das Lokal mit der Absicht betritt, seine mitgebrachte Überzeugung nun um jeden Preis allen Anderen beizubringcn. Sich selbst aus das richtige Verhältnis zwischen Abgabebcreitschaft und Auf nahmefähigkeit einzustellen, ist für den reibungslosen und frucht baren Verlaus der gemeinsamen Arbeit von ausschlaggebender Bedeutung. Allerdings ist dies — wie ich am besten an mir selbst seststellen konnte — eine gar knifflichc Sache, die leichter nachher erkannt und gesagt, als im rechten Moment getan ist. Aber wenn auch — wie der Franzose so richtig sagt — nun einmal die Kritik leicht und die Kunst schwer ist, so muß jene trotzdem dort ausgesprochen werden, wo die Förderung einer guten Sache angestrebt wird. Und daß es eine gute Sache ist, um die sich die beiden Vortragenden und die Leitung der Veran staltungen so erfolgreich bemüht haben, — das ist die Frage, in der alle einig sind, die dabei waren. Hellmut Seraphin, Stuttgart. Berlagsalmanache Weihnachten 1927. Des neuzeitlichen Verlegers Schaufenster ist der Almanach. Der Prospekt, der Katalog können es auch sein. Sie vermögen aber bei weitem die Individualität des Verlagsgesichts nicht so plastisch wiederzugeben wie der Almanach. Für viele Qualitäts-Verleger ist der Almanach die gegebene Brücke vom Publikum zum Verleger schaffen. Im Almanach kann der Verlag wie beim Schaufenster zeigen, »was dahintersteckt«. Die äußere Form und der Inhalt des Almanachs lassen ziemlich sichere Rückschlüsse auf den Charakter und das Niveau des herausgebenden Verlags zu. Keine aus Besprechun gen herausgerissenen Superlative, keiue Buchtiteln angehängtcn Waschzettelphrasen, ein Stück vom eigenen Ich muß im Verlags- almauach sein, wenn er die erhoffte Wirkung bringen soll. Es ist darum wohl kein Zufall, daß Verlage ohne Gesicht selten als Alma- nachverleger auftreten, daß dagegen für etliche führende Verlags häuser die jährliche Herausgabe eines Almanachs eine Selbstver ständlichkeit geworden ist. Der Verlagsalmanach ist ein selbständiger Geselle. Er läßt seine Schwester, die Hauszeitschrift, zwar gelten, läßt sich aber nicht durch sie vertreten. Er will, was man von der Hauszeitschrift nicht behaupten kann, Stapelware sein, Qualitäts-Stapelware. So billig und so ansprechend ausgcstattet, daß schon der Sortimenter instinktiv in Erwartung eines Massenumsatzes kleine Verlagsalmanachberge auf den besten Plätzen der Ladentafel und im Schaufenster aufbaut. So suggestiv, daß jeder Weihnachtsbücherkäufer in die Versuchung ge führt wird, den billigen, ansehnlichen und vielleicht gar dicken Band noch für sich und vielleicht auch als Sondergeschenk für den Freund mitzunehmen. Der Verlagsalmanach will darum in sich etwas Ab gerundetes und Abgeschlossenes darstellen und will billig sein. Noch billiger als andere Almanache und Kalender, an denen direkt ver dient werden soll. Beim Verlagsalmanach soll sich der Verdienst nur indirekt auswirken. Er soll ja nur ein Saatkorn sein, das nach etlicher Zeit, dann aber vielfältig Frucht trägt. Um den Wert der Berlagsalmanache für sich selbst zu erkennen, muß mau Sortimentsgehilfe gewesen sein. Wenn um die Weihnachts zeit die »Novitäten« nur so »erscheinen«, wenn man wenigstens so einigermaßen über den Buchtitel hinaus Bescheid wissen möchte und muß, da kommt der Verlagsalmanach als Retter. Kein Inserat im Fachblatt, keine Besprechung schafft die Verbindung mit dem neuen Verfasser, mit dem neuen Buch wie die wenigen Seiten Lektüre, die uns im Verlagsalmanach die Bekanntschaft vermitteln. Gewiß, der artige Menus sind nicht das idealste Studium, sie verführen leicht zur Oberflächlichkeit, aber sic führen doch schon ein gutes Stück über die bloße Titelkenntnis hinaus, und wo wir verwandte Saiten an geschlagen finden, da ist der Weg nicht mehr weit, der zu einer Ver tiefung führt — beim Buchhändler und beim Bücherkäufer. Nicht nur als eine Sammlung von Kosthappen, sondern als ausgezeichnet Orientierungsmittel zunächst über den Charakter eines Verlegers, dann aber auch über seiu Schaffen im einzelnen müssen die Ver- lagsalmanache angesehen werden. Warum mag der Insel - Verlag, der damals, als sein Jnselschifs sich im ersten Jahre auf der Fahrt befand, den Insel- Almanach nicht erscheinen ließ, rasch wieder unter die Almanach- verleger gegangen sein? Doch wohl, weil Hauszeitschrift und Ver lagsalmanach verschiedene Zielpunkte haben. Vielleicht haben auch Rücksichten auf die Tradition mitgespielt. Der Jnselalmanach hat ja als Verlagsalmanach schon immer eine besondere Nolle gespielt. Er ist zum buchkünstlerischen Sammelobjekt geworden. Eine Reihe Jnsclalmanache spiegelt ein Stück der deutschen buchkünstlerischen Entwicklung wider. Als Zeichner für Umschlag und Kalendarium finden wir in den älteren Bänden die Namen F. W. Kleukens, Ehmcke, E. N. Weiß, Th. Th. Heine, Preetorius, Tiemann und einmal an Stelle des zeichnenden Künstlers den typographischen: Poeschel K Trepte. In diesem Jahre zeichnet Marcus Behmer für das äußere Kleid verantwortlich. Der Umschlag spiegelt den Insel-Verlag von heute wider: aristokratische Vornehmheit, keine harten schreienden Klänge, auch nichts von der nach Stahl und Beton drängenden Rich tung der Gegenwart, eher das Bewahren erlesener Kostbarkeiten. Hugo v. Hofmannsthal, Ricarda Huch, Rainer Maria Rilke, Karl Schcfsler, die Stützen des Insel-Verlags, geben auch im neuen Al manach den Ton an, der im Gleichklang schwingt mit den Proben aus der Weltliteratur, den »Chinesischen Anekdoten«, der »Predigt Meister Eckharts«, dem Goetheschcn »Vermächtnis« und ähnlichen Bei trägen. Wer Felix Timmermans noch nicht kennt, der wird leicht durch den geistvollen Humor, der in »Ein Tag in Lier« so fein und schelmisch dargeboten wird, zu den Buchveröffentlichungen dieses Fla men hingeleitet. 1444
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