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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1927
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- 1927-12-13
- Erscheinungsdatum
- 13.12.1927
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Auch der Almanach 1928 von S. Fischer Verlag, Ber lin, kann auf eine Reihe von Vorfahren zurückblicken. Soweit sie vor dem Kriege erschienen, waren sie naturgemäß viel wohlbeleibter. Zumal das recht umfangreiche 25. Fahr, das damals für 50 Pf. verkauft wurde. Es erfreute sich eines unheimlichen Absatzes. Die fesselnde Art der Einführung in seine Verlagsarbeit, die S. Fischer- schön vor sechzehn Jahren anzuwenden verstand, ist seither immer ein besonderes Kennzeichen seiner Almanache geblieben und kommt auch dem diesjährigen zugute. Oskar Loerke gibt in dem Einleitungs artikel eine Übersicht über das Verlagsjahr 1927. Er gedenkt im Anfang besonderer Ereignisse im Leben der Verlagsautoren. Voller Stolz wird uicht nur auf Gerhart Hauptmanns »Till Eulenspiegel«, sondern auch aus die Reihe jüngerer deutscher Dichter hingewiesen, denen S. Fischer in diesem Jahre den Weg geebnet hat durch Heraus gabe neuer Werke. Durch ausführliche Charakteristiken dieser Kom menden wird schon im Verlagsbericht eine Anteilnahme erweckt, die durch die folgenden Almanachbeiträge erweitert wird. Hier im Fischer-Almanach steckt der Geist der lebendigen Gegenwart. Die Beiträge sind erfüllt von Zeitgeist und dramatischer Handlung. Einen Konkurrenten hat der S. Fischer-Almanach in dem sehr repräsentationsfähigen Jahrbuch des Paul Zsolnay Ver lages 1928 bekommen. Beide Verleger gehören zu den Weg bereitern jener Literatur, die heute vornehmlich von der Zeitschrift »Die Literarische Welt« unterstützt wird. In dem Jahrbuch vom Paul Zsolnay Verlag kommen fast ausschließlich bekannte Autoren zu Worte: Max Brod, Kasimir Edschmid, Karl Sternheim, Franz Molnar u. a. Die durch diese Namen gegebene Absatzfähigkeit wird noch verstärkt durch besonders für das Jahrbuch geschriebene Ori ginalbeiträge, die von Franz Werfel, Heinrich Mann, John Gals- worthy und Felix Salten stammen. Für den Buchhandel recht gute Bekannte sind der Greif et lmanach von I. G. Cotta Nachfolger, Stuttgart, und Staackmann ' s Almanach, der in früheren Jahren unter dem Titel »Taschenbuch für Bücherfreunde« erschien. In dem Greif- Almanach sind recht gut die beiden Pole erkennbar, die die Stütz punkte des gegenwärtigen Cotta'schen Verlags bilden. Die ruhm reiche Vergangenheit klingt auf in dem Abdruck der »Briefe an Cotta«, die dem soeben erschienenen zweiten Bande des gleichnamigen Werkes entnommen sind. Das gegenwärtige Verlagsschaffen kommt in erster Linie zum Ausdruck in den Beiträgen über und von Hermann Suder- inann, dem aus Anlaß seines siebzigsten Geburtstags ein wesentlicher Teil des Almanachs gewidmet ist. Von den übrigen Hauptautoren des Cotta'schen Verlags sind Rudolf Herzog, Heinrich Lilienfein und Ludwig Fulda vertreten. Neu in diesem Kreise ist F. M. Kircheisen, der jetzt bei Cotta ein umfangreiches Lebensbild über Napoleon her ausbringt. Der umfangreiche Staackmannsche Alma nach steht dies mal im Zeichen der Originalbeiträge, also schon mehr ein Literatur- Almanach als ein Werbejahrbuch. Der in jeder Beziehung abge rundete Inhalt hätte es verdient, durch einen bezeichnenden Sammel begriff im Titel vorgestellt zu werden. Die Staackmann-Autoren bilden ja im Grunde eine Literatnrgruppe für sich. Man braucht den in dem Einleitungsartikel »Aufbauende Erzählerkunst« voll Egbert Delpy dick aufgetragenen Werturteilen nicht restlos zuzu stimmen, und man wird doch anerkennen müssen, daß es Staackmann verstanden hat, eine lebensbejahende Dichter- und Schriftstellergruppc in seinem Verlage zu sammeln. Das Wesen dieser Gruppe, auch im Titel zum Ausdruck gebracht, hätte zweifellos auf Bücherkäufer, denen der Name Staackmann allein nichts zu sagen hat, eine An ziehungskraft ausüben können. Denn die Auflagen der Staackmann- schen Verlagswerke beweisen es, daß die bodenständige, nicht über kultivierte Literatur immer noch ihre Freunde hat. So wird mancher Bücherfreund erst besonders durch den Sortimenter auf die im Al- manach enthaltenen Beiträge von dem Bauerndichter Alfred Huggen- berger, von den bekannten Österreichern mit Rudolf Hans Bartsch an der Spitze, von dem »Wunderapostel« Sterneder, von dem »Plau derer« Schöttler und anderen Mitarbeitern des Verlags Hingewiesen werden müssen. Zur literarischen Verwandtschaft des Staackmann-Verlags gehört Adolf Bonz L Comp, in Stuttgart, der ein Jahrbuch »Z e i t b ü r t i g e Dichtung« vorlegt. Nur daß wir bei Bonz etwas von schwäbischer Lust einatmen. Es ist eine liebenswürdig- heitere und untragisch-ernste Belletristik, in der noch etwas aus der Zeit Eduard Mörikcs nachwcht. Die idyllisch-harmonische Stim mung, die aus den meisten Beiträgen herausklingt, mag der nach stehende, herausgegrisfene Satz wiedergeben: »Die frischen Käse tropfen ab, der melodische Fall in den Eimer wiederholt sich immer seltener: klingt es nach langem Abstande wieder einmal ,pück', so erschrickt man fast«. Der Band, in dem unter anderen Wilhelm Schüssen, Ludwig Ganghofer, Karl Stieler und Wolfgang Goetz zw Worte kommen, ist recht passend ausgestattet und mit einem sym pathischen Bilderschmuck versehen. Der Rhein - Verlag in Basel geht mit seinem Verleger jahrbuch »Die fünf Weltteile« eigene Wege, die auch für man^ chen älteren Verlag lehrreich sein können. Als jüngeres Unternehmeir hätte der Rhein-Verlag wohl kaum damit rechnen können, in seinem Wesen erkannt zu werden, wenn er nur seine Firmenbezeichnung im Almanachtitel angebracht hätte. Mit der Benennung »Die fünf Weltteile. Ein unidyllisches Verlegerjahrbuch mit einem idyllischen Dichteralmanach« wird so recht die Richtung des Rhein-Verlags ge kennzeichnet. Die Jnternationalität des Verlags beweisen die Bei träge. Neben den Franzosen Francis Jammes und Peter Hamp der Russe Jlja Ehrenburg, der Neger Nene Maran, der Schweizer Blaise Cendrars, der Ire James Joyce. Als Auftakt des Buches der »Ländliche Dichteralmanach«, danach eine kurze Umreißung des Verlagsprogramms und weiter in einer sehr bunten Folge Proben aus den Verlagswerken, aus Zeitungen nachgedruckte feuilleton- artige Besprechungen und ab und zu mitten im Text ganzseitige Inserate, die wohl das sonst bei Verlagsalmanachen am Schlüsse zu findende Verlagsverzeichnis ersetzen sollen. Statt einer zusam menfassenden Ankündigung seiner Verlagswerke gibt der Rhein-Ver lag auf den letzten Seiten des Almanachs ein Verzeichnis der Buch handlungen, in denen seine Werke ständig vorrätig sind. Eine recht geschickte direkte Verbindung zum Bücherkäufer wird geschaffen durch ein Preisausschreiben, das die Leser aufsordert, »Laienurteile über beliebige Bücher, Autoren oder Verlagsgruppen des Rhein-Verlags« abzugeben. Dis »treffendsten, aufrichtigsten und feinsinnigsten« Kri tiken sollen prämiiert und die beste Arbeit in je einer angesehenen deutschen und schweizerischen Zeitung abgedruckt werden. Der diesjährige A m a l t h e a - A l m a n a ch läßt recht deutlich die Verstärkung der politischen Gruppe des Verlags erkennen, zu deren Gunsten die belletristischen Beiträge zurücktreten mußten. Neben den Teilstücken aus »Fülöp-Miller: Lenin und Gandhi«, aus »Chur chill: Die Weltkrisis« ist besonders bemerkenswert der Beitrag von Graf Ottokar Czernin, dem ehemaligen österreichischen Außenminister: »Kaiser Wilhelm II.«. Die Abhandlung stellt eine scharfe Kritik an der Zeichnung dar, die Emil Ludwig vom ehemaligen Deutschen Kaiser- gegeben hat. Noch weniger Belletristik erwartet der Kundige in einer neuen Folge des Jahrbuchs: »Den Freunden des Verlags F. A. Brockhau s«. Wer mit Brockhaus befreundet ist, der wird die Neisebeschreibung lieben, und so bietet der deutsche Sven Hedin-Ver- leger denn neben einer Betrachtung von Hans Plischke über das »Wesen moderner Neisebeschreibungcn« vorwiegend Text- und Bild proben ans seinen Neisebüchern. Daneben werden in einer geist vollen und recht lustigen Plauderei: »Lassen Sie sich Ihr Schulgeld wiedergeben« die Vorzüge und die Unentbehrlichkeit der Brockhaus- schen Lexika bewiesen, es werden Presse-Urteile über die Brockhaus- Werke abgedrnckt und ein aus dem Archiv von F. A. Brockhaus stam mender Brief von Wilhelm Hauff an Heinrich Brockhaus veröffent licht. Schade, daß als Umschlagzcichnung der recht nichtssagende und abgegraste Vorwurf eines lesenden Mädchens gewählt wurde, der ebenso für einen Verlag von seichter Unterhaltungsliteratur gepaßt hätte, und dabei hätten sich doch gerade für einen Verlag mit so bestimmter Teudenz packende und charakteristische Motive finden lassen. Wohl das wissenschaftlichste Verleger-Jahrbuch ist der A lmanach des Internationalen Psychoanalytischen Verlags in Wien. Das Interesse und den Widerhall, die Sigmund Freud und seine Psychoanalyse weit über den Kreis der Fachgelehrten hinaus in der Welt der Intellektuellen gefunden haben, werden auch diesem Almanach zu einem Erfolg verhelfen, zumal da die Probleme der Psychoanalyse, die Zusammenhänge zwischen Sexualität und geistig seelischer Entwicklung oder Erkrankung im Grunde heute ja fast fiir jeden einzelnen Erwachsenen das Problem sind. Die Verlegergabe, die nicht nur für den Verkauf, sondern ihres geringen Preises wegen auch recht zur Verteilung geeignet ist, ist der Almanach des C h r. Kaiser Verlages in München. Neben den Theologen werden es besonders die zur christlichen Welt anschauung positiv eingestellten Kreise der Jugendbewegung sein, die das Büchlein dankbar entgegennehmen werden. Der religiöse Zug, der durch weite Gruppen der Jugendbewegung gegangen und Heller entfacht worden ist, hat einen Niederschlag gefunden in vielen Ver öffentlichungen von Chr. Kaisers Verlag. Und die Verbindung zwi schen Jugend und Christentum ist es wohl, die diese für manchen etwas merkwürdige Nebeneinanderreihung von Beiträgen theologischen In halts und von Aufsätzen über Laienspiel und Laienspieler recht fertigt. 1445
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