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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1923
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- 1923-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1923
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stundentages fällt, wenn nicht mehr, wie heut«. Hunderttausende täglich unterwegs sein müssen, um die notwendigen Geldscheine zu beschaffen, wenn nicht in allen Betrieben Palaver über Palaver wegen Lohn- und Tariferhöhungen stattfinden und wenn der große Volksbetrug, an dem wir alle beteiligt sind, zu Ende geht. Gesunde Finanzen, gesund« Steuerpolitik, vernünftige Arbeitszeit und wert« beständiges Geld gehen unzweifelhaft mit der Steigerung der Pro duktion Hand in Hand. Allein die Steigerung der Produktion wird Millionen deutscher VolksMiossen vor dem Hunger bewahren kön nen, denn nur wenn wir^mehr arbeiten, werden wir die Mittel schaffen, um auch die notwendigen Lebensmittel aus dem Ausland« einzusllhren. Wer aber dieses Ziel erreichen will, der darf nicht von vorn herein die Wertbeständigkeit der Rentenmark anzweifeln, ohne über haupt die Einzelheiten des Gesetzes, der Satzungen und der Aus- führungsbestimmungcn zu kennen. Die Rentenmark und der Buchhandel. Von vr, Eduard Urban, Berlin, Am 15. November wurde sang- und klanglos di« R.-M. (-- Rentenmark) dem allgemeinen Verkehr übergeben, jedoch nur den Worten nach, denn tatsächlich konnten nur wenige Auserwähltc sich in diesen Tagen des Besitzes von R.-M. rühmen. Auch ist noch kein Weg gewiesen und keine Möglichkeit gegeben, sich N.-M. gegen Hingabe anderer in- oder ausländischer Zahlungsmittel oder Wert gegenstände zu beschaffen. Solange" das aber nicht der Fall ist, kann die R.-M. ihren Zweck nicht erfüllen. Sollte der Grund in der noch zu geringen verfügbaren Meng« liegen, dann ist zu bedauern, daß es nicht möglich war, in kürzerer Zeit genügende Mengen her zustellen, oder daß man nicht noch diese wenigen Tage oder Wochen gewartet hat, um das neue Zahlungsmittel wirklich mit einem Schlag« allgemein dem Verkehr zu Wergeben. Gibt uns nun die R.-M, die Möglichkeit, >d, h. die Grundlagen zu einer wertbeständigen Wirtschaft, und kann sie damit der Keim für eine allmähliche Gesundung unserer Wirtschaft sein? Das ist die große Frag«, die von den berufsmäßigen Schwarzsehern sofort dahin beantwortet werden wird, daß auch die R.-M, allmählich dem Schicksal der Papiermark verfallen wird. Wer sich aber einen Funken des Glau bens an einen Wiederaufbau aus eigener Kraft und eigenem Willen bewahrt hat und entschlossen ist, mit allen Mitteln selbst dazu bei zutragen, der mutz die R.-M. vielleicht als den einzigen Weg an- sehen, der zu einem allgemeinen Wiederaufstieg führt, allerdings nur in Gemeinschaft mit verdoppelter, ja verdreifachter Arbeits leistung des einzelnen und Sparsamkeit bis zum Äußersten im Staatshaushalt. Aber ich kann mir denken, daß gerade dazu die Rentenmarkwährung beitragen wird, indem sie schonungslos unsere tatsächliche Armut ausdeckt und den Schleier von der bisherigen maßlosen Verschwendung reißt. In erster Linie hängt es von den Männern ab, die im Verwal tungsrat der Rentenbank sitzen und di« den von ihnen vertretenen Ständen gegenüber die Verantwortung dafür übernommen haben, daß die durch Gründung der Rentenmark verfolgten Ziele erreicht werden und eine Verschlechterung dieses neuen Zahlungsmittels eben nicht auftreten darf, wenn alle Stände ehrlich mithelfen. Daß dies möglich ist, zeigt uns der Vorgang in Österreich. Die Ver hältnisse logen dort im Sommer 1922 ebenso trostlos wie bei uns. Kein Mensch konnte sich di« Möglichkeit einer Rettung vorstellen. Da kam dank der Bemühungen einer zielbewußten und Willensstärken Regierung eine Anleihe zustande, es kam als Folgeerscheinung der Finanzdiktator in Person des Holländers Zimmermann, ohne dessen Einwilligung keine Staatsausgabe erfolgen darf, und was das Wichtigste war, der Notendruck wurde im gleichen Augenblick ein gestellt. Neue Noten wurden nur in Fällen zeitweiser großer Nach frage der Industrie gegen Devisen ausgehändigt. Seit einem Jahre ist die österreichische Krone, dis noch im Januar 1922 zur Mark im Verhältnis von 50:1 stand, wertbeständig, obwohl auch in Österreich die dort noch zahlreicheren berufsmäßigen Schwarzseher dem Gesundungsvorgang nur eine kurze Dauer vor ausgesagt hatten, ja, man denkt an eine Devalvation im Verhält nis von 1000 : 1. Die allgemeine Teuerung war unmittelbar vor dem einschneidenden Vorgang infolge der Unsicherheit aller Ver hältnisse auf ihrem höchsten Punkt angelangt. Die Lebensmittel preise waren auf ein Vielfaches der Friedenspreise gestiegen. Nach erfolgter Stetigung der Krone ging alles wesentlich, z. T, auf Frie- denspreise herunter. Wer heute nach Österreich kommt, erkennt es nicht wieder. Wenn auch die Verhältnisse in Anbetracht der durch den Krieg verursachten allgemeinen Verarmung noch immer äußerst schwierig« sind, so ist doch der vordem hoffnungslose Kampf gegen den heimtückischen, alles zerstörenden Währungsverfall einer freu digen Zuversicht, wertbeständiger Arbeit und Sparmöglichkeit ge wichen. Eine ausländisch« Anleihe bekommen wir, ich möchte sagen »Gott sei Dank-, nicht, sind also auf unsere eigenen Mittel und Kräfte angewiesen; und so soll bei uns die eigene Rentenmark an Stelle der ausländischen Finanzdiktatur Österreichs treten. Da wir aber weder Gold noch Devisen in annähernder Menge dafür bereitstellen können, war es ein geradezu genialer Gedanke, alle schassenden Stände, Landwirtschaft, Handel und Industrie in der Weise zusammenzuschlietzen, daß jeder einzelne gewissermaßen ein kleines, aber das wertvollste und wertbeständigste Stück seines Eigentums v, H. des Wehrbeitragswertes) als Pfand beisteuert, ohne indes den Besitz daran zu verlieren, und daß di« Gesamtheit dieser Pfänder die Unterlage für Rentenpfandbriefe bildet, die ihrer seits wieder die Deckung für die Ausgabe von Rentenmark sind. Da nicht mehr Rentenmark ausgegeben werden darf, alz Pfandbriefe da sind (3200 Millionen Mark), da «in« R.-M. laut K 6 des Ge setzes gleich einer Goldmark ist, ist die R.-M. als Zahlungsmittel zu vollem Goldwert gedeckt. Ein« Entwertung kann erst eintreten, wenn dem Reiche über die ihm gesetzlich zustehende Summe hinaus ungedeckte Kredite von seiten der Rentenbank gewährt werden. Hier heißt es für dis Männer im Verwaltungsrat, dasselbe Rückgrat gegenüber der Reichsregierung zu zeigen wie Herr Zimmermann der österreichischen Regierung gegenüber, und dazu bedürfen sie ihrerseits des Rückhaltes bei allen schaffenden Ständen, der ihnen am besten durch unbedingtes Vertrauen in die Rentenmark und ihre allgemeine bereitwillige Aufnahme im Verkehr als Zahlungsmittel und Wertmesser bezeugt wird. Der nach dem Gesetz dem Reiche zu gewährende Rentenmarkkredit von 300 Millionen, di« unverzins lich, und weiteren 900 Millionen, die mit 6 v. H. zu verzinsen sind, kann schlimmstenfalls als das letzte Währungsopfer des Besitzes angesehen werden, um dem Reich einen allmählichen Übergang zu einem geordneten Haushalt zu ermöglichen, ein Opfer, das mit der Wirkung einer gleichzeitigen Ausschaltung des Schieber- und Speku- laNtentums gering ist im Vergleich zu dem Betrag von 24^ Gold milliarden, der der deutschen Wirtschaft in den 5 Nachkriegsjahren durch di« mit Recht als grausamste und gewissenloseste aller Steuern bezeichnet« Jnflationssteuer abgepreßt worden ist. Che es aber mit der R.-M. klappt, bleibt noch eine Reihe von Punkten zu klären. Entgegen der ursprünglichen Absicht fehlen in dem endgültigen Gesetz die Bestimmungen darüber, daß die vorhandenen Papiermarkmengen in einem bestimmten Wert- Verhältnis sofort eingelöst und aus dem Verkehr gebracht werden. Bei der, an ihrem inneren Wert oder besser Un wert gemessen, geringen Papiermarkmenge spielt die Höhe der Um rechnung keine so große Rolle. Aber auch die bisher zum Über gang als sogenannte wertbeständige Zwischenwährung «ingeführte Geldanleihe sollte ihrer höchst zweifcl- und mangelhaften Deckung wegen schleunigst gegen Rentenmark umgetauscht werden und mit all dem auf ihr begründeten öffentlichen Notgeld aus dem Verkehr verschwinden, denn zwei auf Goldmark lautend«, aber innerlich durchaus verschiedenwertige Zahlungsmittel können unmöglich nebeneinander bestehen, soll nicht das Bessere unter dem Schlech teren leiden. Erst wenn wir eine einzige wertbeständige Währung haben, können auch die Warenpreise sich auf ihre richtige Höhe, die dem tatsächlichen, inneren Wert der Ware entspricht, umstellen. Die Renienmark als »innere Devise» zu bezeichnen und zu werten, erscheint mir, abgesehen von dem inneren Widerspruch in der Bezeichnung, völlig abwegig und entspricht keineswegs dem, was wir von der Rentenmark erwarten. Sie soll kein Wcrtpapier sein, das gehandelt wird, sondern ein Zahlungs- und Umlauf mittel. Wie kann die Rentenscheidemünze von 1 bis 50 Renten-
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