Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19231129
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192311297
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19231129
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-29
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-k 277, 29. November 1923. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8066 Pfennigen überhaupt Devise sein? Man behauptet, bas Ausland wird di« Rentenmark ablehnen; es hat aber doch die wertlose Papieimark in unendlichen Mengen ausgenommen, und da sollte es die vollgedecktc Rentenmark ablehnen? Im Gegenteil, wir soll ten sobald wie möglich dazu übergehen, unsere Ausfuhr in Renten mark zu berechnen und das Ausland dadurch zu zwingen, sich zur Zahlungsleistung Rentenmark gegen Devisen anzuschafsen. Eine Gefahr scheint mir allerdings zu bestehen: die Rentenpfandbriefe, die als Unterlage für die Rentenmark dienen, dürften nicht ins Ausland wandern. Ihre Ausfuhr dürste nur der Rentenbank un mittelbar gegen Hereinnahme von Gold oder Devisen gestattet sein. Ferner müßten die Rentenpsandbriese von seiten der Rentenbank, um ähnlich wie bei der Goldwährung den Kurs der Rentenmark immer möglichst gleich zu erhalten und leinen zu starken Schwan kungen auszusetzen, an den ausländischen Börsen verlaust, bzw. gekauft, also Aibitragcgeschäfte damit je nach Bedürfnis betrieben werden. Völlig ausgeschlossen ist es ferner, daß sich die Papiermark als gesetzliches Zahlungsmittel neben der Rentenmark auf die Dauer halten kann, ebensowenig wie man etwa durch Gesetz den Wert der Papiermark festlegen kann, solang« der Notendruck ohne Deckung anhält. Die Rentenmark soll doch gerade dem Zahlen wahnsinn der Papiermark ein Ende machen. Welcher gebildete Aiensch läßt sich heut« durch die auf das geduldige Papier gedruckten Zahlen noch den geringsten Eindruck machen, welcher Kaufmann rechnet außer in seinen Büchern bei Bewertung eines Gegenstandes noch in Papiermark? Vergleiche darüber, was ein und derselbe Gegenstand in Papiermark früher gekostet hat und jetzt kostet, wirken im Inlands lächerlich, im Ausland« geradezu grotesk, wie überhaupt das Ausland für unseren Währungswahnsinn nur Mitleid und Verachtung übrig hat. Es gehören wirklich die Langmut und Ge duld des Deutschen dazu, um sich den auf allen neuen Scheinen wiederkehrenden Aufdruck: -So und soviel Mark zahlt die Reichs- bankhauptkasse in Berlin gegen diese Banknote dem Einlieferer« länger gefallen zu lassen. Soll wirklich nach der schon vergessenen T.-Mark das Spiel mit der M.-, B.-, Tr.-, Qu.- usw. Mark fort- gehen, soll der Kaufmann weiterhin Papiermarkbilanzen aufstellen, für die die ersten 10 Monate überhaupt ausfallen, schon weil für sie ihrer geringen Werte wegen Rubriken gar nicht mehr vorhanden sind? Vor wenigen Tagen war die Goldmark I Milliarde Papier mark, heut« <am 21. November) ist sie --- 1 Billion, in nächster Zeit vielleicht — 1 Trillion. Wie weit soll es noch gehen, wie soll der längst offenbare Zusammenbruch der Papiermark noch schlagen der bewiesen werden, «he zu einem gedeckten und wertbeständigen Zahlungsmittel und Wertmesser als einem gesetzlichen übergegan gen wird, wie es in der Rentenmark vorhanden ist? Hoffentlich kommen nun bald genügend Mengen heraus und ist die Möglichkeit zu ihrem uneingeschränkten Erwerb gegeben, damit dann ganz von selbst di« Papiermark dahin verschwindet, wohin sie gehört, und nur mehr als Erinnerungszeichen übrig bleibt für «ine kopfschüt telnde Nachwelt nW als Beleg eines Währungswahnsinnes, der sich in seiner Fratzenhaftigkeit selbst überschlagen hat. Den Anfang zur Einführung der Renienmark im allgemeinen Rechnungsverkchr will in höchst dankenswerter Weise das Post scheckamt machen, indem cs nach den letzten Zeitungsberichten in den ersten Tagen des Dezember zur allgemeinen Rcntenmark- Berechnung übergeht. Ich zittere davor, daß diese Absicht, eben weilet« richtig und vernünftig ist, nicht zur Durchführung kommt; wenn ja, dann müssen auch die Banken folgen, und wir haben ganz allgemein wieder die Möglichkeit eines bargeldlosen Verkehrs auf wertbeständiger Grundlage. Hat jemand dann 500 Rentenmark er übrigt, so kann er sie gegen einen Rentenpfandbries mit 5^ Ver zinsung einlauschen und hat damit das beste und sicherste Antage papier. Zu bedauern ist dt« Höhe der Summe und daß nicht Stücke zu 100 Rentenmark vorhanden sind, denn für 100 Goldmark sind heute schon die besten Jndustriepapiere zu bekommen. Kein Problem der letzten Zeit ist so heiß umstritten wie das der Rentenmark, an keiner Maßnahme soviel Kritik von allen Seiten geübt worden. Sachverständige in großer Zahl wurden gehört, ohne daß auch nur zwei von ihnen in allen Punkten übereinstimmten. Da aber schließlich ein Ausweg aus dem Währungselend gefunden werden muß, ein anderer Vorschlag aber weder gemacht worden ist, noch zur Zeit möglich erscheint, gebietet der gesunde Menschenverstand, sich über theoretische Erwägungen hinwegzusetzen und zuzugreifen, denn wir haben weder Zeit noch Geld mehr zu verlieren. Ich bin überzeugt, daß bet allseitigem Vertrauen und gutem Willen alle Gefahren, die der neuen Währung drohen, bewältigt werden kön nen. Wenn wir alle in der Geschichte der letzten Jahrhunderte an- gestcllten Versuche zur Stützung und Ausrichtung einer notleiden den Währung verfolgen — es ist dies auf verschiedenartigste Weise versucht worden und jedesmal ein Griff ins Ungewisse gewesen —, so sind sie immer irur dann gelungen, wenn sie von dem allge meinen Willen und Vertrauen begleitet waren. Jedes Gewerbe hat meines Erachtens, so wie di« Ding« heut« liegen, di« Pflicht, schon aus reiner Selbsterhaltung sich auf die Rentenmark als allseitiges Zahlungsmittel und Wertmesser umzustellen. Ist das allgemein geschehen, dann werden zwangsläufig die Preise auf ihr richtiges Maß herabgedrückt werden. Der Buchhandel sollt« dabei in der ersten Reihe Mitwirken und in der Einführung der Rentenmark im Buch- und Zeitschristenwesen vorangehen, ähnlich wie er das mit Schlüssel- und Grundzahl vor einem Jahr« gemacht hat. Seine erste Pflicht wäre, seine Preise im Hinblick auf die wertbeständige Währung zu überprüfen und durch ihre möglichste Herabsetzung den Umsatz zu beleben. Entweder werden alle Preise gleich in Rentenmark aufgestellt, oder es wird ein bestimmtes Umrechnungsverhältnis zu den bestehenden Grund zahlen festgesetzt. Jede Forderung innerhalb des Buchhandels sowohl wie zwischen ihm und dem Käuferkreise sollte in Renten mark ausgedrückt, ihre Regelung in Rentenmark verlangt werden. Solange daneben Papiermark angenommen werden muß, ist sie erst nach ermöglichter Umwandlung in Rentenmark gutzuschreiben. Die Betriebe werden dank der sich vereinfachenden Buchführung sparsamer eingerichtet, die einzelnen Arbeitskräfte wieder zu Werbe zwecken verwendet und in schaffendem Sinne ausgenützt werden können. Der Verkehr zwischen Verlag und Sortiment, zwischen Sortiment und Kunden wird allmählich di« frühere einfachere und einheitlichere Form annehmen. Alles das sollte bei der neuen Preisgestaltung vorweg mit bedacht werden. Allmählich wird auch wieder Kredit gewährt werden können, wenn auch vorerst nur kurz fristig und in geringem Umfange. In gleichem Maße wird das der Verlag von seinen Lieferern verlangen können, namentlich dann, wenn der Dreimonatswechsel des Großhandels über die Reichsbank wieder in Aufnahme kommt und zur Dauereinrichtung wird. Im Zusammenhang damit wird auch unsererseits bei Druckereien und Papierfabriken auf eine Verbilligung ihrer Preise hingearbeitet werden müssen, ein Vorgang, der durch die stark gesunkene Nach frage besonderen Nachdruck erfahren wird. Ein Vergleich mit dem Ausland, das zum Teil erheblich Wer den Friedenspreisen herstellt, erscheint mir nicht mehr am Platze; wir müssen durch geschickte Me thoden wieder die besten und zugleich billigsten Bücher herzustellen uns bemühen und uns auf geistigem Gebiet unsere Vormachtstellung zurückerobern. Die Zeit der Scheinblüte ist hoffentlich sür immer vorbei, eine Zeit, die dort groß« Gewinne vorgetäuscht hat, wo tatsächlich das Kapital allmählich aufgezehrt wurde. Sie soll einer Zeit mäßigen, aber ehrlichen und wertbeständigen Gewinnes wei chen. So dienen wir am besten sowohl der Allgemeinheit wie uns selbst und fördern den Umsatz im Buchhandel. Zur Nentenmarkfrage. Im Anschluß an die beiden voranstehenden Ausführungen, di« mehr oder weniger vorbehaltlos sür die Rentenmark «lntreten, wird es gestattet sein, einig« Ergänzungen zu geben, die den Verfasser vielleicht in den Ruf des Schwarzsehers bringen mögen, ihm aber doch zur Klärung der Lage nötig erscheinen. Zunächst sei darauf hingewiesen, daß dieDeckungs frage, die immer besonders in den Vordergrund gestellt zu werden Pflegt, für das Gelingen des Versuchs nicht die Hauptsache und nicht allein ausschlaggebend ist. Daß hier alles in Ordnung sei, kann ohne wei teres vorausgesetzt werden. Wichtiger aber ist di« Frage der Ein < lösungsmöglichkeit. Das jetzige Währungselend schreibt sich doch nicht zuletzt eben davon her, datz dieElnlösungspslicht derReichs- I07S Börsenblatt f. beu Dentlchev Buchhandel SV. yahr»aL«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder