Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1923

Redaktioneller Teil. )s° 236, 9. Oktober 1923. In Artur Bärs, ebenfalls in Dresden, Exlibris und Gc- legenheitsgraphik. 10 Radierungen -mit einl. Worten von Han is Heeren. 1922. gr. 8", herrscht Fröhlichkeit und Laune, Frohsinn und Behagen. Das Exlibris für Hans Fröhlich ist bezeichnend: ein Land streicher des Lebens, der bet Sonnenschein und Vogelfang mit Ziga rette und Schnapssläschchcn wunschlos glücklich im Grase liegt. Bür gibt in der Hauptsache Gelegenheitsgraphik; wie höchstgelungen ist die Darstellung der Weiuseligkeit auf der Einladung zum Picknick! Die beiden Mappen von Walter Stein ecke, 10 Exlibris- Radierungen — Exlibris-Mappen, Hrsg, von Hanns Heeren. Nr. 3. 1922. gr. 8°; Morgensterns Tiere, 8 Radierungen mit e. Vorwort von Hanns Heeren. 1922. gr. 8", ihre Umschläge Handbatik der Frau des Künstlers, haben in Idee und Technik vielleicht nicht die große Natur oder die natürliche Leichtigkeit der Vorgenannten, aber um so lieber werden denen, die für Morgenstern Sinn haben, seine ierbilder sein. Bei Helfenbein tritt die Linie ganz hinter der Wirkung durch Hell und Dunkel zurück; in K a r l M i ch e l s 10 Exlibris-Radierungen in Mappe mit einl. Worten von Hanns Heeren, 1922. gr. 8°, ist um gekehrt alles so sehr Linie, daß es für den ersten Blick eines, der sich noch nicht in diese reine Sprache der Linie eingefühlt hat, fast ver wirrend und unverständlich wirken kann. Bemerkenswerte Buch zeicheneigner: N. H. France, Elara Viebig, Bruno H. Bürgel, Sclma Lagerlöf, Nud. Hans Bartsch. Michel liebt die Vereinigung strah lender und sich schmiegender Linien. Die zweiten, mit dem Geiste der nnr die äußersten Umrisse gebenden Körperlinien verschmelzend, führen die eigentliche Sprache. Auf dem Blatte für France, den Verfasser des »Ltebeslcbens der Pflanzen«, biegen sich, aus Blllten- kelchlinien hervorwachsend, in zart- und feinstem Schmiegen der Linien Blütenmenschcn einander zum Kusse zu; schwingende Linien umgeben sie in einem Fort- und Ausklingen, in dem die Musik ihrer Linien sie umspielt; von der linken oberen Ecke her durch queren die geraden Strahlen der All-Erweckerin das schwingend sich verschmiegende Linienspiel. So grundsätzlich alle diese Blätter. Un endlich rein, fein, erlesen ist ihre Wirkung. An Max Schenk es 10 Exlibris-Radierungen mit einl. Worten von Hanns Heeren, 1921. gr. 8", lauter persönlichen Bucheigner zeichen, rühmt Hanns Heeren reiche Phantasie, glänzendes Können, technische Meisterschaft. Die Phantasie ergeht sich am ungebundensten in einem »phantastischen Blatt«, das den Künstler von spukhaften Ge stalten umgeben am Arbeitstisch zeigt. Vier andere Blätter zeigen vor lesenden Affen, auf Männerköpfen tanzenden weiblichen Akt, einen in all der Häßlichkeit, die er gehabt haben wird, eben aus dem Ei gekrochenen Archäopterix, nacktes Weib mit einem Affen zwischen den Füßen, die übrigen Hamlet, Charon, den von weiblichem Akten umgebenen Maler, die vom Ewig-Weiblichen hinangezogene Dichterschar, Daphnis und Apollo. Die Blätter von O. Hans Beier (8 Exlibris-Radierungen) o. I. gr. 8°, sind sämtlich persönliche Exlibris, in deren jedem Ge brauch, Bedeutung, Aufgabe des Buches veranschaulicht ist: Lektüre, Erringen der Geistesfreiheit, Genießen, Sehnen nach Erlösung, Be trachtung des Menschlichen, Geistesarbeit, Aufflug. Alls eurem Blatte, gezeichnet für den kleinen Klaus Dieter Beier, sieht man einen mensch lichen Wohnort, bestehend aus zeltartig umgekehrt ausgestellten Bü chern, umgeben von freiem Feld; in eins dieser Buchzelte wird der schreiend sich sträubende Klans Dieter von einem bebrillten mensch lichen Greuel geschleppt, das den Drachen noch in der Hand hält, mit dem der arme Kleine eben gespielt hat. Bnch und Bncheignung in malam partem! Eine allerliebste Seltenheit. Kunst, Sammlerwelt und Buchhandel haben Grund, den Künst lern, voran wohl Bndzinski, Wilhelm Funk, Walter Helfenbein, Karl Michel, und ihrem Verleger Dank und Glückwunsch zuzurufen, mit dem Glückwunsch den Wunsch verbindend, in Zukunft neue schöne Gaben beschert zu erhalten. I. G. Kleine Mitteilungen. Geschäftliches aus dem besetzten Gebiet. (Zuletzt Bbl. Nr. 226.) Zu der in dieser Nummer vom Verein der Buchhändler zu Düssel dorf mitgeteilten Verlnstziffer durch verlorengcgangene Sendungen schreibt die Firma Julius Baedeker in Düsseldorf be richtigend, daß die Verluste, die allein ihre Handlung durch vcrloren- gcgangene Sendungen bis heute (29. 9.) erlitten hat, bei einer Schlüsselzahl von 35 Millionen rund 35 Milliarden betragen haben. Die Firma ist der Ansicht, daß die Errechnung der.Gesamtverlnste der Mitglieder des Düsseldorfer Vereins, die mit rund 25 Milliarden angegeben seien, mit einer längst überholten Schlüsselzahl errechnet sein müßten. Ans Kr-rnznach wird uns geschrieben, daß Sendungen aus Jena, München und Stuttgart deshalb nicht oder zu spät eingetrofsen sind, weil sich die dortigen Postanstalten geweigert hätten, Kreuz bänder nach dem besetzten Gebiet anzunehmen. Das sei falsch! Wenn die Kreuzbänder die Aufschrift trügen: »Inhalt: Bücher, zollfrei!«, so würden sie ohne Anstand dnrchgelasscn, wie die französische Zoll behörde bestimmt versichert habe. — Erneut wird um größere Rück sichtnahme der Herren Verleger bei Berechnung der Schlüsselzahl gebeten. Die Buchhändler im besetzten Gebiet müßten infolge der -längeren Laufzeit der Sendungen die Bücher viel teurer bezahlen als die Kollegen im unbesetzten Gebiet. Ans Düsseldorf kommt folgende Mahnung: Bei Nachnahme sendungen ins besetzte Gebiet sei dringend empfohlen, den Nach- n a h m ebet r a g für Sendungen, die aus mehreren Kreuzbändern bestehen, auf jedes einzelne Kreuzband gleichmäßig zu verteilen. Es treffen erfahrungsgemäß die mit Nachnahme belasteten Kreuzbänder in der Regel schnell und sicher ein, während zugehörige Kreuzbandsenöungen, auf denen keine Nachnahme lastet, meist verlorengehen. Die Tabelle mit Ladenpreisen nach der neuen Schlüsselzahl 100 000 000 (vgl. Bbl. 234) befindet sich aus dem Bestcllzcttelbogen der gestrigen Nummer. Eine Z u s a m m e n st e l l u n g über die bisherige Ent wicklung der Schlüsselzahl befindet sich auf der zweiten Um schlagseite der Nr. 227. Ortsvcrein der Buchhändler in Hannover-Linden. — Eine Hauptversammlung findet Dienstag, den 9. Oktober, 8X> Uhr abends, im Börsenclub, Gr. Agidienstr. 341, statt. Gäste — auch von auswärts — willkommen! Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht über das letzte Vereinsjahr; 2. Neuwahl von Vorstand Und Aus schüssen; 3. Festsetzung der Vercinsbeiträge, Fehlgelder usw.; 4. C u r t N. V i n c e n tz spricht über »Wie schützt sich der Buchhandel vor völligem Substanzverlust?«. Anschließend Aussprache über Steuer und Währnngsfragen; 5. Die Lage unserer Angestellten. Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler. — Das A r b c i t s- a m t der Arbeitsgemeinschaft kultureller Buchhändler, bisher in Des sau (Kunst- und Bücherstube Karl Rauch), befindet sich seit dem 1. Oktober 1923 in Plön (Hahn'sche Buchhandlung, A. Lüdtke). Die Zeitschrift »Der Vorhof« sowie das Vortragsamt und die Buchbesprcchungsstelle werden nach wie vor in Dessau weitergesührt. Ebenso verbleibt die Austauschstelle in Harzburg (Th. Weigel) und die Leitung der Wanderausstellungen in Hamburg (F.-A. Kröppelin). Alle übrigen Angelegenheiten werden von Plön aus erledigt. Den Au fragen ist Rückporto beizulegen. Die Buddenbrook-Buchhandlung in Lübeck beabsichtigt, auch in diesem Winter eine Reihe von Vorlesungen und Vorträgen zu veran stalten. Als Vortragende sind zunächst gewonnen: der Dramaturg des Dresdner Stadttheaters vr. Wolfs, der am Mittwoch, dem 17. Oktober über die »Literaturkrisis der Gegenwart« sprechen wird: der Dramatiker Hanns Iohst, dessen »Propheten« demnächst im Lü becker Stadtthcater aufgesührt werden, und der Novellist Josef Pon ten, dessen berühmteste Werke, der »Meister«, die »Bockreiter«, die »Insel«, »Jungfräulichkeit«, der »Knabe Vielnam« und »Der Jüng ling in Masken«, weiten Kreisen bekannt sein dürften. Voraussichtlich wird auch Thomas Ma n n über »Okkultismus« lesen. Weiter sind noch Vorträge geplant von dem Intendanten des Lübecker Stadtthea ters vr. Georg Hart mann über »Moderne Bühnenkunst«, von Pro fessor Otto Anthes, von Professor Paul H o f s m a n n - Hamburg und von vr. Fritz Endres. Nene Schlüsselzahl des Buchdruckgcwerbes. (Zuletzt Bbl. Nr. 234.) - Der Deutsche Buchdrucker-Verein erließ unterm 5. Ok tober folgende Bekanntmachung: Infolge weiteren Anschwellens der Matcrialpreise und Betriebs kosten sowie der Löhne mußte die Schlüsselzahl des Deutschen Bnch- j drncker-Vereins vom 6. Oktober an ans 5 000 000 festgesetzt werden, i Diese Festsetzung ist gleichbedeutend mit einer Erhöhung der bis herigen Drnckpreise um 39 Prozent.