Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1923
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- 1923-10-16
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X: 242, IS. Oktober 1923. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7233 bilderdichter; N. Eichackcr, der unverblümt deutliche Poet, liegt neben der braven Dentschlothringcrin Lisbet Dill; da sind Walter Bloem, den 'einst die Sonne kaiserlicher Huld wärmte, der Naerener Novellist Josef Ponten, der seinen ersten Roman Jungfräulichkeit später umgebogen hat, der starkbeinigc Wilhelm Schmidtbonn, Joseph Laufs, der seine Heimat, den Niederrhcin, hauptsächlich in Ro manen bekanntgemacht hat, Nltdolf Herzog, der Volkstümliche; der lose Uzarski hat als Nachbarschaft den ernsten Ernst Thrasolt, die »zweiteilige« Nanny Lambrecht, eine umgekehrte Hahn-Hahn, womit ich die Qualitäten nicht verglichen haben will, der feinsinnige Wilhelm Schäfer, der volkstümliche Natnrphilosoph Wilhelm Bölsche, die jung aufstrebende Kraft Ludwig Mathar, der frucht bare Josef Winckler, der besinnliche Dettmar Heinrich Sarnetzki, die männlich kraftvolle Clara Viebig, weiter die Sternber'g, Karl von Per fall, Leonore Niesten-Deiters, Franziska Bram, Anna v. Krane, Paul Zech, Will Vesper, und wie sie alle heißen, die uns die gefährdete Heimat künstlerisch näher gebracht haben. Freilich kristallisiert sich um die Kunst ein bedeutend größerer Kreis von sehr viel kleineren Göttern und Göttinnen. Der Bibliothekar reiht sie ohne Gunst und Mißgunst aneinander, wie das Alphabet sie ihm liefert, nnd fragt nicht nach Art nnd Talent. Wer cs fertigbrächte, einen Ver leger zu finden, der sein (früher!) gutes Geld in »Geist« anlegte, oder wer auch dieses Wagnis nur selbst besorgte, der ist würdig, in dieser erlauchten Gesellschaft zu paradieren. Indes, wenn ich oben sagte »rheinische Autoren«, so ist das unge- ' »au; wie ich mich nachträglich in dem Druckheft über den Ausstellungs- plan überzeugte, muß cs richtig heißen »rheinische Dichter«. Die Ge- ! sellschast für rheinische Literatur ist offenbar der Ansicht, daß die ^ Kultur nur von der sogenannten Schönen Literatur gefördert wird. Als ich in meiner Naivität den Stadtbibliothekar, dem diese Ausstel- lungsabteilung untersteht, in dem Augenblick, wo er >die letzte Hand an sein Werk legte, fragte, wo er denn mich untergebracht habe, sagte er lachend: »Lieber Freund, Sie haben sich ja freilich im Laufe der Jahre eine ganze Bibliothek zusammengeschrieben (was Gott Ihnen verzeihen möge!) und auch hohe Auflageziffern erreicht, aber Sic haben (leider oder Gott sei Dank) keine Gedichte gemacht, und deshalb haben Sie hier nichts zu schaffen«. Ich werde also ernstlich darüber Nachdenken, ob ich nicht etwa auf eigene Kosten Gedichte aus früheren Bierzeitungen drucken lasse, um im nächsten Jahre ein Kölner Dichter zu sein, und hier mit meinem möglichst großem Lichtbild und Manuskripten leuchten kann! Denn dem berechtigten Verlangen des Publikums, zu wissen, wie die Dichter ausseheu, ist man von deren Seite in weitestem Maße ent- gcgengekommen. Manche haben sogar ihre Manuskripte für wert ge halten, ausgestellt zu werden. Und das ist gar nicht einmal uninter essant, jedenfalls für die Beurteilung des Charakters bezeichnend. - Vanity kair! sagte ein Bekannter, der neben mir ging. In der zweiten Abteilung haben sich mehrere Aussteller vereinigt, um die Entstehung des Buches darzustellen. Diese Verkündung des Katalogs ist aber nicht so zu verstehen, daß nun dem Besucher das Werden eines Buches vor Augen gestellt würde. Vielmehr sieht er nur die Bestandteile und die Werkzeuge, die dazu benutzt werden. Zunächst Papiere, dann das, was zum Druck gehört, weiter die verschiede nen Arten der Illustration vom Holzschnitt an bis zur Lithogra phie und dem Atzvcrfahren. Eine gute Buchbinder-Werkstatt (von Fritz) in Köln zeigt Hand-Einbände in verschiedenen Stadien, Kleistcrpapierc zum Vorsatz usw., die in Vergleich mit den Massen- Einbänden gesetzt werden können. Angegliedert ist dieser Abteilung das geschichtliche Werden des Gebetbuches. Prächtige alte Mehrfar bendrucke, Werke von einheitlichem Stil von innen und außen er freuen den Bücherliebhaber. Zierlicher sind ja die modernen Gebet bücher, die die Firma Benziger L Co. in Einsiedeln durch ihre Kölner Filiale hat ausstcllen lassen r feine Maroquin-, Kalbleder- und sonstige Bände mit hübschen Goldzkeraten. Endlich ist noch das Bil derbuch durch das Kölner Fröbelhaus Matthias Wei den vertreten und das geschriebene Buch, das ja glücklicherweise auch seine Liebhaber hat. Um die langgestreckten, ein wenig langweilig wirkenden Tische gruppieren sich nun in der Halle die Verlegerkojen, wie man euphemistisch diese rohgestrichenen Bretterbuden nennt, die eigentlich gemäß höherer Anordnung uniform bleiben sollen, wogegen cs einige Aussteller gewagt haben zu verstoßen, indem sie die anstoßerregende Nacktheit der Wände züchtig bekleidet haben. Indes ist der Inhalt ja die Hauptsache, und in dieser Beziehung bieten die rheinischen Verleger durchweg Erfreuliches. Am Eingang breitet die Kölner Filiale von Kösel und Pustet ihre Schätze vor uns aus. Es sind präckitigc Drucke und schwer beschlagene Einbände von Missalen und Volks bibeln, Farbendrucke aus Fugels Bilderbibel usw. Farbendrucke zeigt auch neben seinen Büchern I. P. Bachem in Köln, vornehmlich aus seinem Jugendschriftenverlag, der sich der Hauptrichtung, der Belletri stik, angeschlosscn hat. Der jungeVerlag von Kurt Schroeder in Bonn überrascht mit kostbaren kunstgeschichtlichen neuen Werken, unter denen ein solches über die ottonische Kölner Buchmalerei von Heinrich Ehl und die katalanische Bibelillustration um die Wende des ersten Jahr tausends und die altspanische Buchmalerei von Wilhelm Neuß hervor ragen. Vorzüglich ausgestattete Werke dieses Verlages sind noch das Buch Shin-Tö, 1Ü6 ok tlie 6oäs in lapan von G. Schurhammer, 8. ü., mit englischem und deutschem Text, sowie eine Darstellung des Hinduismus, übersetzt und erläutert von l>. Jos. Abs. Erwähnt ser noch eine schöne Ausgabe von Schlegels Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur. Ihre großen lexikalischen Werke zeigt die Kölner- Niederlassung der Firma Herder in Freiburg: außer dem Konver sationslexikon das Pädagogische, das Staats- und das Kirchenlexikon. H o u r s ch L Bechstedt sind mit ihren schönen farbigen Kunstdruck- wcrken der Eifel, von Köln, dem romantischen Rhein, den Vortrags büchern und dem Führerverlag vertreten. Wenn die im dritten Jahr gang in Essen erscheinende treffliche Kunstzeitschrift Hellweg, bei der der Begriff Kunst im weitesten Sinne verstanden ist, durch ihre Ausstellung noch größere Verbreitung gewinnt, so ist das ein Ziel, aufs innigste zu wünschen, besonders in dieser für Zeitschriften so schweren Zeit. Die Vornehmheit des Verlags Friedrich Cohen in Bonn prägt sich auch in dieser Auslage aus, aus der das schöne Werk von Carl Justi über Diego Velasquez und sein Jahrhundert in dritter Auf lage hervorragt. BenzigcrLCo. führen neben ihrem belletristischen Verlag ihre großen Werke Der Vatikan, Noma, Kuhns Kunstgeschichte usw. vor, Mo uta nusverlag in Siegen imponiert durch die dicken Wälzer seiner Adreßbücher, während der Saal eck-Verlag in Köln durch die Feinheit in der Ausstattung seiner Kulturdokumente des deutschen Westens besticht. Der V o l k s v c r e i n s - V e r l a g in M.-Gladbach ist mit seinen soliden, einfachen und geschmackvollen Bänden und Broschüren vertreten, Hermann Schaffstein in Köln hat seine Jugendschristen und hübsch illustrierten Sagen usw. ausgclegt. Gure Reproduktionen aus den Beständen des Kölner Wallraf- N i ch a r tz - M u s e u m s, im besonderen der altkölnischen Schule zeigt die Druckerei Paul Gehly in Köln. Geschmackvolle Bände hat auch der Nheinlandverlag Vleugels L Wolters in Köln ausgestellt. Der neue Marcan-Block-Verlag in Köln bringt zwei schön ausgestattete Werke: Novalis' religiöse Schriften und Pas- cals religiöse Gedanken heraus. Die Aussteller sind zwar nur ein Teil des rheinischen Verlags, aber das Gebotene ermöglicht doch einen guten Überblick über die rhei nische Produktion. Als vierte und letzte Abteilung der Buchausstellung repräsentiert sich die Bücherei in Haus und Beruf. Sie will zeigen, wie man Bücher in den verschiedenen Wohnräumen mustergültig unter bringen kann. Sechs Beispiele sind vorhanden: Das Zimmer des Hausherrn, der Dame, des' Bibliophilen, des Gelehrten, des Kauf manns und die Studentenbude. Die Möbel sind von mehreren Firmen gestellt, die Bücher von zwei Kölner Handlungen. In der Halle der Buchausstellung wirkt noch sehr anziehend auf die Besucher die vom Privatdozcutcn vr. Nießen in Köln veranstaltete Theateraus- stellun g. In einer langen Reihe von Kojen wird eine große Masse von Theaterbauten und -einrichtungen, Dekorationen, Kostümbildern. Bildnissen und Modellen gezeigt, die aber nur einen kleinen Teil der ganzen Sammlung Rießens bilden, beginnend mit dem Barocktheater des 17. nnd 18. Jahrhunderts, bei dem die italienischen und französi schen Theater die Hauptrolle spielen. Nach einer Radierung von Lalauze bzw. dem Aquarell von Cochin fils sehen wir in Cappdimonte- Porzcllau ausgeführt die Pompadour und Ludwig den Vierzehnten als Galatea und Akis, einen »Versuch einer zahlreichen Folge leidenschaft licher Entwürfe für empfindsame Kunst- und Schauspielfreunde«. Am Schlüsse des 18. Jahrhunderts macht sich auch das holländische Theater bemerklich. Im 19. überwiegt hier das deutsche mit all seinen hervor ragenden Darstellungstalenten, denen man trotz Schiller heute noch Kränze flicht. Die javanischen Marionetten leiten über zu den deutschen Puppcnspielen, für die man heute in Köln wieder das Interesse der Schulen in Anspruch nimmt. Ist doch au anderer Stelle in der Aus stellung ein vollständiges Puppentheater (Kölner Hänneschen) aufge- baut und angekünöigt, daß demnächst »das alte Spiel In äoetrina In- teritus oder das lastervolle Leben und erschröckliche Ende des weltbe rühmten und jedermännisch bekannten Erzzauberers Doctor Johann Faust, Trauerspiel in vier Akten und einem Vorspiel« in Szene gehen wird. Wechseln wir hinüber in die M u s i k a u s st e l l u n g, so zeigt uns die Kölner Firma P. I. Tanger die stattliche Reihe der rheinischen Komponisten in ihren Werken. Ein musikliebendes Völk- 963
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