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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1923
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- Deutsch
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>§ 213, 12. September 1923. Sprechsaal. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Es geht nicht nicht' länger an, daß sich der Buchhandel, insbe sondere das Sortiment, -darum drlickt, nachzudenken, welche Ausgaben dem Heute aus de» veränderten Zeitverhältnissen Hernus erwuchsen. Sind zuviel verkalkte Menschen an der Spitze einer Organisation, so haben sie frischen Elementen Platz zu machen. Die Stunde aller Nur- Schönredner ist abgetanst», denn durch deren Witz und Schlagfertigkeit stehen fast alle bnchhändlerischen Versammlungen auf demselben un fruchtbaren Niveau wie unser politisches Leben. Das geborene, manch mal stammelnd ausgesprochene Wort ist heute fast ausgestorben, es herrscht der Worltcchniker mit seinem Register, das er nach Bedarf aufzieht. Man stimmt über unser berufliches Leben nach Stimmen mehrheit ab und vergewaltigt es so, wie es zurzeit die politischen Organisationen der Herren Omne8 tun. Leben und Geist brauchen wieder Freiheit und Weite, sie brauchen Wind, der weht. Darum führt einen Stil bei euren Zusammenkünste» ein, der dem Ernst der Zeit entspricht. Man braucht dabei kein Duck mäuser zu sein. Aber liest man eure Berichte über eure Versamm- Inngen, so glaubt man, Kegelklubfeste vor sich zu haben. »Wenn wir kurzarbeiten müssen, fordern mir einfach Goldlöhne«, erklärte mir neulich mein Markthelfer. Auf ähnlicher Höhe stehen die Hoffnungen der meisten Sortimenter; je geringer der Absatz wird, um so höher müssen Rabatte und Zuschläge werden. Hat es schon einmal eine Buchhändlerversammlung gegeben, wo man, ähnlich wie in der Industrie, einen volkswirtschaftlichen Fachmann zuvor angehört hätte, ehe man die entscheidendsten Entschlüsse faßte? Hat man die Orientie rung über entsprechende Maßnahmen anderer Industriezweige ge pflegt? Macht sich heute der Buchhandel die Konsequenzen davon klar, daß wir alle im nächsten Jahr höchstens die Hälfte unseres Friedensumsatzes haben? Eine Fülle neuer Probleme zeitigt unser Zusammenbruch. Hat da der Buchhandel nicht die Aufgabe, mit als erster der allgemeinen Verlotternng entgegenzutreten? Fordert unsere Verarmung nicht erst recht seine baldige Besinnung ans seine volkserzieherischen Aufgaben? Warum haltet ihr auf euren Versammlungen keine Arbeitsgemein schaften über all die aiidringenden Fragen ad und zeigt, daß die Bücher, mit denen ihr handelt, auch zu leben vermögen? Oder wenn ihr das nicht fertig bringt, warum holt ihr nicht irgendeine Führernatur zu einem Vortrag? Ein neues Gesicht bekommt seit Spenglers Auftreten die Geschichte; die Philosophie strebt wieder nach Lebensbeherrschung, der Volkstumsgedanke entwindet sich der Phrase, die Wissenschaft ahnt wieder die großen Zusammenhänge. Alle Lcbensrealitäten bekommen erst durch die Distanz im Ge sichtsbild die richtige Einstellung. Warum verzichtet ihr auf diese? »Mutlos«, schrieb PertheS, »werde ich nicht und will es nicht werden. Nie wird es an freien deutschen Männern fehlen, und Gott wird für das Weitere sorgen.« Jena, den 2. September 1922. Eugen Tiederichs. Offene Antwort auf Herrn Eugen Diederichs' offenen Brief an den Vorstand des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler-Verbandes. Wehre dich, Wehre dich selber, Wenn man dich anrennt, einzeln oder in Haufen. Ehre dich, Ehre dich selber, Wenn dich ein Schwächling neckt, laß ihn laufen. Lehr geehrter Herr Diederichs, ansonsten denke ich wie Rückert. Aber nun, da Sie, einer der Stärksten, mich anrennen, stehe ich gern Rede und Antwort. Aus Ihrem Schreiben entnehme ich, daß Sie diesmal bestimmt unsere Tagesordnung gelesen und daß Sie sich sogar an den Kopf ge faßt Haben. Das letztere wäre nicht notwendig gewesen, wenn Sie auch nur einmal innerhalb der letzten zehn Jahre unsere Ver- bandsvcrsammlungen besucht hätten. Statt dessen haben Sie fernab gestanden und in Beschaulichkeit Ihren »literarisch-kulturellen Schorn stein rauchen lassen . Auch später, als der Lauensteiner Sauerteig entstand, haben Sie uns diesen Sauerteig versagt, statt ihn unter die Masse zu mengen, damit Brot wurde. Heute zäumen Sie den Lauen- steincr Ochsen von hinten ans und laufen gegen die Form unserer beabsichtigte» Tagung Sturm. Einsiedel, das war mißgetan!« Sie, sehr verehrter Herr Diederichs, der Sie doch laut »Ochsenpanier auf jede Kritik pfeifen, üben an unserer schlichten Tagesordnung Kritik, ohne das Wesen »nd die Handhabung unserer Zusammenkünfte zu kennen. Wie meine Vorgänger pflege auch ich im Jahresbericht alle unseren Beruf angehenden Fragen anznschneiden, um so den Stoff für die fördernde Aussprache zu gewinnen. Welche Fülle von Anregungen, d i e a b e r a u ch z u r T a t wurde n, sich hieraus im Laufe der Zeit ergeben haben, kann Ihnen jeder Besucher unserer Zusammenkünfte bezeugen. Die »Sonuabendaussprache« gibt außerdem Raum und Zeit für einen freien Meinungsaustausch über weitere Gebiete. Fachleute (Bolkswtrtschaftler usw.) konnten wir uns bisher noch nicht leisten; denn auch die Herren Syndici des Börscnvereins, die uns sicher unter stützen würde», müßten wir doch zumindest als Gäste aufnehmen. Andere Krcisvereine sind in dieser Hinsicht vielleicht glücklicher dran. Wir haben bisher mit den Berichten unserer Mitglieder aus Verlag und Sortiment gut auskommen können. Auch in diesem Jahre wieder um haben sich mehrere Herren bereit erklärt, im Rahmen der Bespre chungen Bericht zu erstatten, Erfahrungen mitzuteilen und Vorschläge zu machen. Mit gutem Gewissen kann ich Jhueu von Sachsen-Thürin gen versichern: »Vieles ist schon weggeräumt!« An »Nur-Schönrednern« hat uns niemals etwas gelegen. Gerade das »geborene, manchmal stammelnd ausgesprochene Wort« hat in Sachsen-Thüringen rechte Statt gefunden. Nicht auf dicke Beschlüsse kommt es uns an, gegenseitiges Verstehen, Helsen und treues Zusam menhalten waren uns jederzeit Hauptzweck. Ein weiterer Stein des Anstoßes ist Ihnen, sehr geehrter Herr Diederichs, das »Vergnügungsprogramm«. O heiliger Ochs von Lauenstein, verzeih den Bratwurst-Sündern!" Es ist ja geradezu lächerlich, darüber zu reden. Die Not der Zeit verbietet bei unseren Zusammenkünften jedes Übermaß, und so schon wird dem Ernst der Zeit ganz von selbst entsprochen. Bedenken Sie aber auch, daß die Jahresversammlung des Kreisvercins vielen Mitgliedern Anlaß zu einem Ausspannen bietet. Gerade diese »Pausen« haben für unseren Verband »schöpferisch« gewirkt. Das, was Sie als »Kcgelklubfeste ansehen, hat unsere örtlichen Zusammenschlüsse gebracht, hat auch heute noch blühende Zeitichriftenstellen und Interessengemeinschaften ge schaffen, die auch Ihre Verlagserzeugnisse in den dunkelsten Vorstadt vierteln vertreiben. Allerdings haben wir das ohne Tsching-Bum zu stande gebracht, ohne gewaltige Börsenblattaussätze über Arbeits gemeinschaften« und »kulturelle Arbeitsämter«: ganz einfach dadurch, daß Leute, die aus unseren Versammlungen Nutzen gezogen haben, sich zur Tat zusammenfanden. So, sehr verehrter Herr Diederichs, liegen die Dinge Ich bitte Sie nicht um einen Verzicht auf Kritik, aber ich bitte Sie um Orien tierung, bevor Sie kritisieren. Ihr offener Brief hat mir die Über zeugung gebracht, daß wir in unseren Anschauungen nicht allzu weit entfernt stehen. Schon äußerlich: denn wohl zur selben Stunde wie Sie in Ihrem offenen Briefe schrieb auch ich als Schluß meines dies jährigen Jahresberichtes das Perthessche Wort: »Muß das Herz uns nicht deshalb schon groß werden, daß wir gerade in der schlimmsten Zeit leben?« Diesen Schluß haben Sie mir nun glücklich vermasselt. Darum keine Feindschaft nicht. Fühle ich recht, so gehören wir, Sie zu einem früheren, ich zu einem späteren Dackelwurs »der Hundekorb des Försters raufte und der keine Theatcrpndel brachte« (?). Halten Sie sich nicht mehr fern und kommen Sie zu uns. )luch Sie werden frischen Wind spüren! Fürchten Sie keinen »verkalkten« Vorstand. Die älteren meiner Vorstandskollegen haben noch frisches Blut, und ich selbst als der Jüngste des Kreises (in dem stark be»achteten Jahre 1888 geboren) erfreue mich trotz einiger Körper fülle der besten geistigen und körperlichen Beweglichkeit. Diese Elasti zität ging so weit, daß ich für Ihren Verlag in meinem Sortiment Grundzahlen fcstsetztc (vielleicht konnte ich auch schon damals »gleitend denken«), als Sie noch ini »Börsenblatt« erklärten, daß das Schlüssel Wahlsystem für Ihre Produktion unanwendbar sei. Doch das Hans brennt. Jeder Feuerwehrmann ist uns herzlich willkommen. »Ans diesem etwas ungewöhnlichen Wege« lade ich Sie. sehr verehrter Herr Diederichs, daher nochmals ein und hoffe mit Emannel Geibel dem 28. September entgegen: »Erschein, erschein, o Morgen, Der uus den Götterliebling bringt! Magdcb u r g, den 9. Sept. 1923. In vorzüglicher Hochachtung Fritz W a h l e, 1. Vors, des Sächs.-Thür. Buchh.-Verbandes. Beispiele aus der töplichen Praxis. Zur Begründung unserer Ablehnung der Berechnung nach Gruud- X Schlüsselzahl des Tageß der Zahlung einlge der täglichen Praxis entnommene Fälle. Verleger sendet eine größere Anzahl eines in Bänden erscheinenden Fortsetzungswerkes mit der Gesamtgrnndzahl öl>9. Ausstellungstag der 1271
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