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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1923
- Strukturtyp
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- 1923-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1923
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- Deutsch
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74. 28. März 1923. Sprechsaal. „Wertouchdondel und Lauensleiner Geist." Ergänzendes Schlußwort. (Vgl. Bbl. Nr. 53 u. 63.) Zweierlei möchte ich als Ergänzung zu meinem Eingesandt in» Bbl. Nr. 53 und zu den Erwiderungen der Herren Diedcrichs und Heidka m p und der Vereinigung fli r Deutschen Wert ön ch h a n d e l (im Bbl. Nr. 63) bemerken: 1. Ich bedaure, daß meinerseits der Irrtum geschah, als wäre Wertbuchhandel« und »Lauenstein« eine. Ich bin dankbar für die Aufklärung in Nr. 63 des Bbl. 2. Durch die Antwort-der Herren Diederichs und Heidka m p »verde ich nur noch mehr bestärkt in meiner Auffassung, wie ernst unsere Zeit für alle noch »christlich« denkenden Kollegen ist, die sich mitverantwortlich halten für ihre Kinder und die Heranwachsende Jugenb. Herr Heidkamp wird mir nicht zürnen, wenn ich eine Stelle aus einem Briefe zitiere, den er mir in diesen Tagen schrieb, die mir charakteristisch erscheint. Herr H. schrieb: »Lassen Sie E. M. Arndt ruhig in seinem Grabe ruhen, der hat mit unserer heutigen Zeit nichts mehr zu tun; mit,Beten' werden Sie auch nichts herunter holen vom Himmel ...... Mein lieber Herr H e i d k a m p, auch heute gibt es Tausende'und Abertausende, die sich nicht schämen, offen und freudig zu bekennen, daß das »Gebet« ihnen etwas Selbstverständliches und ein Herzens bedürfnis ist, lesen Sie z. B. das Buch: »Was das Gebet vermag* (Christi. Verlagshaus, Stuttgart). Gerade im Rheinland und in West falen, wohin unsere Angen jetzt in besonderer Weise gerichtet sind, gibt es viele solcher betenden Männer und Frauen, Jünglinge und Jung frauen, und wohl unserm geliebten Vaterlande, daß es noch solche gibt! lind nun, lieber Herr Kollege Diederichs, wahre Christel» (d. h. keine Namenchristen, sondern solche, die eine geistliche Wieder geburt erlebten, wie z. B. ein Paulus, ein Augustin, wie sie der Herr Jesus dem Nikodemus im Ev. Joh., Kap. 3, erklärt) sind keine Pharisäer, ivie Sie meinen, sondern im Gegenteil Leute, die über sich den Stab brachen, indem sie sich im Licht von Golgatha als »Sünder« erkannten und Erlösung fanden im Blute Jesu Christi, es sind aber auch Leute, die erkannt haben, daß sie göttlichen Ge schlechts sind (vgl. Apostelgeschichte, Kap. 17, 29) und nicht Schimpansen nachkömmlinge, die ihre Verwandten im Zoologischen Garten suchen. Allerdings, leider ist heute oftmals bei solchen, die Christo Nach folgen wollen, so wenig praktisches Christentum und so wenig Liebe zu sehen, und das muß uns tief beschämen und verunehrt unfern gött lichen Meister. Wenn aber wieder mehr Ernst damit gemacht wird in nnserm Familien-, Berufs- und Volksleben, das deutsche Volk würde wieder erstarken wie nie zuvor, es würde dann auch in sittlicher Beziehung und in unserer Literatur wieder besser aussehen und »licht der Ehebruch verherrlicht werden und nicht dj.e gemeinen Krank heiten so im Schwange sei»^ an denen ein großer Teil unseres Volkes und unsere Jugend zugrunde geht. Christen erkennen an, daß Gott ihnen das Denken gegeben hat, damit sie es gebrauchen. Wenn wir aber einen Rundblick in unserer menschlichen Philosophie halten, so sehen mir die biblische Wahrheit bestätigt, daß alles »S tückwer k« ist. Goethe sagt einmal: Die Vernunft des Menschen und die Vernunft der Gottheit sind zwei sehr verschiedene Dinge«. Die Bibel fordert deshalb auch nicht zuerst die Vereinigung unseres Denkens mit Gott, sondern unseres Willens mit Gott. Wir müssen Gott als den Gott der Liebe in Christo erfassen (Ev. Joh. 3, 16), -dann sehen wir alles in anderem Lichte. Dies ist die eigentliche Aufgabe einer Weltanschauung im Gegen satz zur Wissenschaft. Jeder Mensch muß aber persönlich diesen Kampf kämpfen, aber dem »Aufrichtigen« läßt es Gott gelingen. Augustins Bekenntnisse sind so köstlich, wenn sie ausklingen in die Wahrheit: «1'u non keeisti ack le, eor uostrum inquletum est, äonee re^uie8eat in le!« (Du hast uns zu Dir geschaffen; unser Herz ist unruhig, bis es ruhet in Dir). — Weshalb findet man heute so viel Unzufriedenheit und so wenig wahres Glück? Weil man »Gott« verloren hat; man ist zum großen Teil in Wahrheit »Gott los« geworden; dennoch wird das Goltsuchen, auch bei unserer Jugend, bleiben. Wohl allen, die zu dem kommen, der von sich sagen konnte: Kommet her zu mir, .... und ich werde euch Ruhe geben für eure Scelen, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht«. — Mit folgendem Verse möchte ich schließen: Studiere nur und raste nie, Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen, Das ist das Ende aller Philosophie: Zu wissen, daß wir glauben müssen. Bad Blankenburg. Thür. Wald, 17. März 1923. Walter Wirth. Buchhändler. Nochmals Sommerakademien. (Vgl. Bbl.' Nr. 65.) Zivei Bilder zur Kennzeichnung des geistigen Niveaus eines Teiles des Buchhandels: Ich verlange vor noch nicht allzu langer Zeit in einem der größten hiesigen Sortimente Wedekinds Werke. Der Gehilfe ver schwindet im Hintergrund, kommt nach einer Weile zurück in Beglei tung eines älteren Herrn, der mir antwortet: »Wedekmd führen wir nicht, der ist unsittlich«. In einer sehr vornehmen Buchhandlung frage ich nach Neuig keiten und gebe als Richtpunkt Morgensterns »Stufen« an. Verständ nisvoll lächelnd legt mir der Gehilfe »Graf, Das lachende Ge sicht« vor. Eugen Diederichs hat im Bbl. Nr. 65 bereits klargelegt, wie bitter notwendig geistige Vertiefung dem buchhändlerischen Nachwuchs ist. Mehr und mehr greift die rein geschäftsmäßige Auffassung um sich, die das Buch eben nur als Ware behandelt und'dadurch die eigentliche Be stimmung des Berufes, Mittler zu sein zwischen Autor und Publikum, hinfällig macht. Ein wie verschwindend kleiner Teil der Buchhändler macht sich aber diese Aufgabe noch zu seiner eigenen, wie viele haben überhaupt noch innere persönliche Beziehungen zum Buche selbst und wie viele können tatsächlich vorhandene Erkenntnisse pädagogisch so verwerten und in eine so klare Form bringen, daß dein Fernstehenden sofort der Wert eines Buckes offenbar wird! Und gerade diese Urteils kraft ist es doch, die den Buchhändler ausmacht und ihn über den Kaufmann hinaushebt. Unbedingte Stellungnahme zum Buch und be gründende Beurteilung seines Wertes oder Unwertes find unerläßlich für die innere Sicherheit des jungen Gehilfen, wenn aus ihr mit sug gestiver Kraft die eigene Auffassung auf den Käufer ausströmen soll. Das darf natürlich nicht zur Einseitigkeit führen und znm Sich-durch- setzen-wollen um jeden Preis; da aber Objektivität doch bei uns Jun gen unmöglich, ist, laßt uns wenigstens subjektiv sein. Wie das zu erreichen ist? Eugen Diederichs zeigt uns den Weg, der allerdings auch nicht ganz gerade ist. Ich habe an mehreren Volks hochschulkursen teilgenommen und bei allen stark apodiktischen Ge- lchrtenjargon vorgefunden. Dazu kommt, daß der wahrhaft Suchende sich absondert und sich- in der Masse nicht wohlfühlt, während anderer seits der innere schöpferische Trieb nicht gelehrt, sondern nur angeregt werden kann. Wie diese Anregung aber geschehen soll, kann niemand sagen; denn entscheidend, ist für jeden Menschen etwas anderes (für Luther der Blitzstrahl, für Buddha der Traum von Uruvela usw.). Trotzdem wird Diederichs' Plan fördernd wirken, vorausgesetzt, daß die richtigen Führer gefunden werden. Ich habe jedenfalls hier in Hamburg ohne Führer mit einer Arbeitsgemeinschaft, der allerdings zum großen Teil auch Künstler und andere Berufe angehören, flir den Einzelnen Erfolge gehabt, die wahrscheinlich kein Lektor Hätte erzwingen können. Wenn auch manche Unrichtigkeit bei der kritischen Beurteilung irgendeines Buches durch einseitige Stellungnahme unterläuft, so gibt sie doch auch wieder zum Denken Anlaß und verliert dadurch, ihre schädigende Wirkung. Jede Ansammlung von Wissen vermeiden wir, wir wollen Erkenntnis. Zur Diskussion standen z. B. die Themen: Weshalb ist Fontane literarischer als Marlitt?«, »Dchmel-Flaischlen«, »Die Nomantik«. Zwar ist die Zahl der Teilnehmer nach kurzer Zeit auf ein Fiinftel zusammengeschmolzen, dieses Fünftel aber ist von dem Erfolg seiner Bemühungen so sehr durchdrungen, daß sich bereits wirt schaftliche Fortschritte bemerkbar gemacht haben. Der Buchhändler muß nicht nur Händler, sondern auch etwas Künstler sein. Hamburg. A. Salow. Emmerl: Literarische Lehrregeln. (Vgl. Nr. 66 des Bbl.) Im Anschluß an die Mitteilung von Max Babenzien ' s B n ch h a n d lung in Rathenow stellen wir fest: Das Buch »Lite rarische Lchrregeln« ließ Herr' Ernst E m m e r t im Kommissions verlag bei uns erscheinen, und nach Fertigstellung übernahm Herr Einmert die Gesamtauflage dieses Werkes selbst in Vertrieb. Wir führen also dieses Werk nicht im Verlag und stehen deshalb den eigenartige» Vertriebsmaßnahmen des Herrn Emmert vollständig fern. Da Herr Emmert noch einen großen Teil der Auflage des oben er wähnten Werkes in seinem Besitz haben dürfte und wahrscheinlich auch in Zukunft sein Buch dem Buchhandel anbieten wird, möchten wir nochmals darauf Hinweisen, daß wir für alle mit Herrn Emmert ge troffenen Abmachungen und entstehenden Streitigkeiten jede Verant wortung ablehnen. Dresden-Weinböhla, 22. März 1923. Verlag Aurora. 3S5
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