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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1928
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- 1928-01-02
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- 02.01.1928
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führen, daß sich die deutsche Wirtschaft zurzeit in einem Zu stand befindet, der treffend mit dem Ausdruck »Selbstkostenkrisis bezeichnet wird. In den letzten Monaten hat die Steigerung der Selbstkosten in der Produktion und der Verteilung der Waren einen Grad erreicht, der nach einem etwaigen Abflauen der Jnlandkonjunktur zweifellos befürchten läßt, daß der dann um so notwendigere Anschluß an den Weltmarkt gefährdet wird, und daß sich die Konkurrenz ausländischer Waren auf dem inländischen Markt verstärkt. Es kommt daher vor allem darauf an, daß sich unser Preisstand nicht erhöht, und dem gemäß müssen die wirtschafts- und finanzpolitischen Ziele aus der Grundlage einer einheitlichen Politik eingestellt sein. Eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik erfordert eine Stär kung der Befugnisse der Reichsregierung. Neben den großen Fragen der allgemeinen verfassungsrechtlichen Beziehungen zwischen Reich und Ländern verlange die finanzpolitische Lage die sofortige Durchführung eines Notprogramms, wofür nun folgende Vorschläge gemacht werden: I. Das wichtigste Ziel aller finanziellen Maßnahmen der nächsten Zeit muß darin bestehen, die Ausgaben von Reich, Ländern, Gemeinden und kommunalen Verbänden bereits im Jahre 1928 gegenüber dem Etat für 1927 sehr erheblich zu kürzen. Der Vor anschlag des Reichsetats sür 1828 sieht in de» reinen Rcichsaus- gaben schon eine Kürzung von über KA gegenüber 1927 vor. Damit ist ein erster Anfang einer aus Sparsamkeit eingestellten Finanz- ivtrtschaft seitens des Reichs gemacht. Das Notwendige ist damit aber noch nicht erreicht. Nunmehr müssen auch die Länder und die Kommunen zu einer durchgreifenden Kürzung der Etats sür 1928 kommen: soweit sie bereits vorgelegt find, müßten sie gegebenen falls einer entsprechenden Umarbeitung unterzogen werden. II. Dem Reichssinanzmlnister ist gegenüber dem Reichstag das Recht des Einspruchs gegen Erhöhungen der Ansätze des von der Regierung vorgelegten Etatvoranschlags sowie gegen Beschlüsse mit nachträglichen Mehrausgaben einzuräumen. Das gleiche muß sinn gemäß für die Länderregierunge» und Koinmunalverwaltungen gelten. UI. Über die in den Verordnungen über Kinanzstatistik vom 9. Februar 1926 und 25. Juli 1927 vorgesehenen regelmäßigen Ver- öfscntlichungen der Voranschläge, Einnahmen und Ausgaben hin aus müssen die Länder, Gemeinden und Gcmeindeverbände mit sosortiger Wirkung verpflichtet werden, dem Reichssinanzmlnister oder den von ihm zu bezeichnenden Stellen, und zwar Gemeinden und Gemcindevcrbände durch die Aufsichtsbehörde, auf Anforderung jede notwendige Auskunft über ihre Vermögenslage und ihre Ver pflichtungen zu geben, insbesondere in näher zu bestimmenden Zeit abständen den Stand der fundierten und schwebenden Verpflichtun gen einschließlich der Bankschulden zu melden: das gleiche muß auch für Beteiligungen an wirtschaftlichen Unternehmungen gelten. Da bei gehen wir von der Voraussetzung aus, daß dem Reichssinanz- minifter für diese Kontrolle die Aufsichtsbehörden der Länder zur Verfügung stehen. IV. Um bei den Ländern die erforderliche Sparsamkeit zu errei chen, ist es notwendig, dem Reichssinanzminister das Recht zu ge währen, unter der Voraussetzung, daß der Haushaltsplan eines Landes die allgemeinen Richtlinien der Finanzpolitik des Reiches verletzt, selbst ober durch einen Beaustragten Einspruch gegen die Vorlegung des Haushaltsplanes an den Landtag und gegen den Vollzug eines gegenüber dem Voranschlag erhöhte» Haushalts planes zu erheben, V. Die seit langem von der Wirtschaft gcsorderte und nunmehr von allen Teilen des Volkes als notwendig anerkannte Verwal- tungsresorm ist mit größter Beschleunigung in Angriss zu nehmen. Neben der Durchführung der im Reichstag angenommenen Ent schließung, jede dritte sreiwcrdendc Stelle nicht zu besetzen, ist eine Anordnung erforderlich, daß bis zur Erledigung der Verwaltungs- resorm auf allen Gebieten der Reichs-, Länder- und Kommunal verwaltung die Einstellung neuer Anwärter gehemmt wird. VI. Die Befugnisse des Rcichssparkommissars sind so zu er weitern, daß tatsächlich eine Gewähr für die Durchführung der von ihm als notwendig erachteten Sparmaßnahme» gegeben ist. Bekanntlich hat die Reichsregierung für den Januar bereits eine Konferenz der Länder einberufen, um die Reformvorberei tungen praktisch in Anspruch zu nehmen. Es ist also zu er warten, daß das neue Jahr die Entwicklung in dieser Richtung tatsächlich vorwärtstrciben wird. Die Not zwingt dazu. Da mit wäre Hoffnung aus Besserung begründet. Wie aber freilich der Druck des Reparationsagcnten jeder mann bereits zur Genüge deutlich gemacht hat, daß wir nicht mehr frei und unsere eigenen Herren sind, daß wir vielmehr in härtester Fron gehen und sremden Befehlen zu gehorchen haben, so ist nun auch im besonderen Hinblick aus die Ausfuhr förderung und aus unsere wirtschaftlichen Aussichten überhaupt unsere Abhängigkeit vom Ausland, von der Weltwirtschaft un verkennbar. Das ist Grund genug, die allgemeine Weltlage auss allersorgfältigste zu beobachten. Alle unsere Anstrengungen sind umsonst, wenn der Weltfriede gestört werden sollte. Umgekehrt kann richtige, geschickte Ausnützung der in Weltpolitik und Welt wirtschaft erspähbarcn Vorteile und Möglichkeiten den Ersolg unsrer Mühen wesentlich steigern oder erleichtern. 1928 ist international ein großes Jahr der Wahlen. Von ihrem Aus gang hängt viel ab, werden doch schon jetzt unverkennbar manche Entscheidungen bis nach diesen Wahlen vertagt, weil man sich vorher nicht sicher genug fühlt. Ebensosehr aber sorgen sich manche schon um die Folgen, die kommen müssen, wenn nach den Wahlen eine größere Aktivität im internationalen Wett kampf einsetzt. Auch hier stehen sich Pessimisten und Optimisten gegenüber. In einer Rede in Manchester führte der bekannte Wirtschaftssachverständige Sir George Paish kürzlich z. B. u. a. aus: »Die bedeutendsten Sachverständigen der Welt glauben, daß nichts einen finanziellen Zusammenbruch in der ganzen Welt verhindern kann. Aber es ist noch möglich, die Lage zu retten. Amerika hat eine große Menge Gold ausgespeichert, aber die Ausdehnung des amerikanischen Kredits wird keine achtzehn Monate länger fortdauern. Wenn in den nächsten achtzehn Monaten nichts geschieht, dann wird es unmöglich sein, die Lage zu retten, außer durch überstürzte Handlungen in einer Zeit der Krisis. Ich bin überzeugt, daß zur Rettung der Lage die ganze Welt die Tarifschranken wird abbauen müssen. Wir sehen den allgemeinen Freihandel kommen. Der Antrieb wird so mächtig sein, daß dieser Schritt unvermeidlich sein wird». Hier spricht naturgemäß der um die Zukunft seines Vaterlandes schwer besorgte Engländer, und insofern ist von seinem Pessi mismus wohl mancherlei abzustreisen. Aber zu einem guten Teil hat er durchaus recht, und gerade vom deutschen Stand punkt aus kann man ihm in vielem zustimmen. Soll das ganze internationale Schuldenproblem gelöst werden können, so muß ja in erster Linie Nordamerika seine Zollschranken fallen lassen oder seine Forderungen zum größten Teil streichen. Zu beidem zeigen die Vereinigten Staaten vorläufig allerdings kaum Neigung. Man beginnt aber auch drüben doch schon nachzu denken. Auch hier jedoch können erst die Neuwahlen Klärung bringen. Sehr viel hängt auch von der Gestaltung der ameri kanischen Konjunktur ab. Je nach dem Parteiinteresse lauten da die Nachrichten sehr verschieden, und es ist schwer, die Wahr heit zu ermitteln, zumal auch die allgemeinen Statistiken doch versagen. Das lls-clopAl lloservs Sosrä, die Bankenleitung also, betont in einem Jahrcsrückblick, daß die kaufmännischen Kredite um 230 Millionen Dollars zurückgcgangen seien, während die Darlehen auf Wertpapiere eine Zunahme um 796 Mill. Dollars erfuhren. Hierin spiegele sich der etwas geringere Umfang der Produktion und des Umsatzes während des Jahres 1927 im Vergleich zu 1926 wider. Die Firma F. W. Woolworth L Co. dagegen, als der Einzelhandel, schätzt den Wert ihres Umsatzes im Monat Dezember auf 44 Will. Dollars, was gegen das Vor^ fahr eine Zunahme um etwa 3 Mill. Dollars ausmachen würde. Im Monat November hatte der Wert des Umsatzes nur eine Höhe von 23 730 000 Dollars. Der Präsident der UationLl Ls«o- cintmii ok Naniukncturoi'g v! ll. 8. -V erklärte kürzlich in einer großen Rede gelegentlich der Hauptversammlung der etwa unserm Reichsverband der Deutschen Industrie entsprechenden Vereinigung: »Die Fabrikanten im allgemeinen sind nicht .prosperous' in dem Sinn, wie man es immer glaubt . . . . Niemals hatte der Fabrikant so hart zu schaffen, um nur seinen Betrieb eben ausrechtzuerhalten, wie eben jetzt . . .: abseits von den paar Riesen-Korporationen, durch deren Gewinne das Publikum geblendet wird, ist der Durchschnittsfabrikant in II. 8. L. heute ungefähr ebenso schlecht dran wie die Farmer. Zum mindesten müssen wir bis auf weiteres den Schutzzolltarif
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