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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1928
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- 1928-01-02
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- 02.01.1928
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jdl- 1, 2. Januar 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. beibehalten, denn bisher hat man noch keinen andern Weg ent deckt, wie man sonst unser hohes Lohn- und Lebenssührungs- niveau aufrechterhalten kann--. Bei dieser Darstellung hat er vermutlich jedoch schon die Wahlvorbereitung im Auge. Den Klagen der Landwirtschaft werden ebensolche der Industrie ent gegengestellt, um sie ausrechnen zu können. Der sachliche Bericht der ktLdt. zeigt, wie der Industrie- und Handelszeitung ge schrieben wurde, ein viel günstigeres Bild. Die Untersuchung erstreckte sich auf 22 wichtige Industrien und deren Untergruppen im ganzen Gebiet der U. 8. L. Die Antworten legen dar, daß der Menge nach die hohe Produktionsrate seit dem Herbst 1926 kaum oder auch gar nicht sank, wenn auch die Preise meist heruntergingen, und daß man überwiegend ein gutes, teilweise sogar ein ausgezeichnetes Wintergeschäft erwartet. Der Prozent satz der im letzten Jahr eingetretenen Lohnerhöhungen ist größer als der der Senkungen, freilich immerhin etwas niedriger als im Vorjahr. Warum stets manche Kreise klagen, wenn es andern gut geht, versucht G. E. Roberts von der national Ott^ Luall in New Uork auszudecken. Zuerst schilderte er sehr einleuchtend die Verschiebung in der Produktion, d. h. die ständig wachsende relative Wichtigkeit der früher als Luxus betrachteten Dinge, und gab eine Menge Zahlen über die steigende Produktivität. Von 1899 bis 1925 stieg z. B. die Zahl der gelegten Bahnkilo meter um 32?S, die der Eisenbahnangestellten um 97?L (z. T. eine Folge der Einführung des Achtstundentags) und deren Löhne um 191A, das Einkommen der Bahnen pro Fracht tonnenmeile aber nur um 55A; trotzdem jedoch konnten Divi denden erwirtschaftet und gleichzeitig dem Wirtschaftsleben besser als vorher gedient werden. Dieser Erfolg ist der Erhöhung der Kapitalanlagen um 134A und einer mehr wissenschaftlichen Be- tricbssührung zu danken. Keine Konkurrenz, sagte Roberts aber, ist so »unverantwortlich« wie die von neuem Kapital gegen altes; neues Kapital wachse schneller nach als die Bevölkerung, und cs sucht zwangsläufig irgendwo Beschäftigung; dabei hat es dann gegenüber dem alten den Vorteil, daß es sich die aller- neuesten Errungenschaften der Wissenschaft zunutze machen kann. Wenn also die Industrie heute überall erklärt, daß sie zwar große Umsätze habe, aber keine Gewinne, so läge das daran, daß infolge überschüssigen und daher billiger werdenden Kapitals so lange immer neue Fabriken usw. angelegt worden seien, bis nur noch die mit der besten Ausstattung und der fähigsten Leitung einen Gewinn erwirtschaften könnten. Diesen Konkurrenzkampf zwischen altem und neuem Kapital kennen wir auch aus anderen Stimmen. Ihm verdankt Amerika nicht zuletzt seinen Aufstieg. Er liegt auch der amerikanischen Rationalisicrungsbewcgung zu grunde. Aber der stetige Fortschritt hängt eben in erster Linie von der ständigen Kapitalneubildung ab. Was Mangel an Kapital bedeutet, wissen wir selbst ja nur zu genau. Nur mit geborgtem Kapital können wir heute unsre so dringende Ratio nalisierung durchführen, zumal eine gänzlich verfehlte Steuer politik unter dem Druck irriger Wirtschaststheorien die Kapital bildung im eigenen Lande fast unmöglich macht. England seufzt unter der Last unrentabel gewordenen alten Kapitals, ebenfalls unfähig, die Neubildung von Kapital rasch genüg vorzunchmen, weil die Grundlage seiner Weltstellnng erschüttert ist und Wirt- schaftskämpfc im Innern seine Bewegungsfreiheit lähmen. In Amerika dagegen war bisher alles eitel Wonne. Ist aber nicht auch dort dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen? Was wird, wenn die amerikanische Konjunktur doch zum Stillstand kommen sollte? An der diesmaligen Jahres wende darf man weniger als sonst den Blick rückwärts wenden. Es braucht nicht so zu bleiben, wie cs war. Es ist wenig er reicht mit der Feststellung, wie cs bisher war und wie weit man gekommen ist. Heute überschattet alles andere die bange Frage, wie es wohl weitergehen wird. Als Antwort aber kann man vorerst nur geben: es wird und muß gehen, wenn wir uns nicht selber aufgeben, wenn wir die Augen offen behalten und jeder zeit bereit sind, unsere Pflicht zu tun. In einem Punkt wenigstens scheint dabei volle Beruhigung möglich. Eine Erschütterung der Währung ist sicher nicht zu befürchten. Daran sind alle aufs entschiedenste interessiert, und die Vereinbarungen der führenden Banken lassen auf beste Ga rantien schließen. Eben erst haben sic wieder die Stabilisierung der italienischen Lira ermöglicht. Daß als letzter nun auch der französische Frank noch folgt, ist nur eine Frage der Zeit. Auch hier ist Amerika die stärkste Stütze dieser Politik. Anders ist ja das in Amerika liegende Gold nicht mehr zu verwerten. Amerika muß auf diesem Wege weiterschreitan. Es begünstigt deswegen auch die Auffüllung der englischen Goldreserven. So bald freilich der Stabilisierungsausgleich erreicht sein wird, ist die Frage um so brennender, wie Amerika seine Vormachtstellung zu sichern bemüht sein wird. In diesen Rahmen gehört die Regelung der internationalen Schulden und vieles andere, was die Politik der nächsten Jahre beherrschen wird. Zur Beurtei lung des Transferproblems aber und der amerikanischen An leihen kann aus ein Beispiel aus der Zeit vor 100 Jahren ver wiesen werden. Wie aus einer gelegentlichen Bemerkung in der jetzt im Insel-Verlag erschienenen Geschichte des Aufstiegs der Rothschilds hervorgeht — Lansburgh hat in seiner »Bank» daraus aufmerksam gemacht —, haben die Rothschilds damals den die Währung vor allem Österreichs gefährdenden Transfer der englischen Subventionen für den Kampf gegen Napoleon dadurch ermöglicht und unschädlich gemacht, daß sie in der Hoff nung auf die spätere Besserung der österreichischen Valuta mit Kredit einsprangen. So ähnlich ermöglicht heute Amerika mit seinen Krediten vorläufig den Transfer der Reparationen. Man darf daraus schließen, daß es, wie ja auch zahlreiche Äußerungen belegen, mindestens an unsere Zukunft glaubt. Schon im eigenen Interesse wird es dann aber eben dafür sorgen müssen, daß dieser Glaube nicht enttäuscht wird. Wie steht nun der Buchhandel in diesem gesamten Zu sammenhang? Daß seine Wünsche in der Richtung auf die Er haltung des Wirtschastsfriedens und eine möglichst stabilisierte Konjunktur gehen müssen, bedarf keiner weiteren Worte. Frei lich, er kann nur folgen, kaum führen. Er ist in der Haupt sache von dem Schicksal abhängig, das für ihn in der Welt wird. Doch aber braucht auch er nicht völlig untätig zu verharren. Im engeren Rahmen kann auch er aktiv ins Geschehen ein- greifen. Das Reorganisationswerk seiner Spitzenorganisation reift im Stillen. Auch sonst sind Stimmen laut geworden, die aus ein langsames Vorarbeiten für weitere Anpassung an die neuen Verhältnisse hindeutcn. Wir erinnern an die Frage des Mengenpreises und alles, was damit zusammenhängt, ebenso an die Potsdamer Debatten. Es ist aber gut, wenn überall da nur langsam gebaut wird und Vorsicht waltet. Es darf des halb ruhig auch einmal ein ganzes Jahr verstreichen, ohne daß große neue Meilensteine gesetzt zu werden brauchten. Wenn nur Wachsamkeit bleibt und die Ruhe Kräftesammlung und nicht Totenstarre ist. Aufgaben gibt es noch manche. Nicht zuletzt sei hier die Frage der Gruppenbildung wieder noch ein mal in Erinnerung gerufen. Von Spezialisierung war schon viel die Rede. Wie wäre es einmal mit einem Versuch, unter den nach Gesichtspunkten der Spezialisierung natürlich aufein ander angewiesenen Betrieben gruppenweise auf Arbeitsteilung, Jnteressensphärenabgrenzung, Propagandaharmonisierung u. ä. abzustellende Vereinbarungen anzubahnen? Aus dem Auslande lassen sich dafür mancherlei Anregungen holen. Daß derartige Rationalisierung spesenmindernd und arbeitserleichternd wirken könnte, steht außer allem Zweifel. Im Wege der Satzungs- und Organisationsresorm allein sind diese Dinge nicht zu lösen. Satzung und Organisation lehnen ja ausdrücklich ab, auf das eigentliche Gebiet des Geschäftsverkehrs überzugrcifen. Dieser Bereich ist vielmehr von je den Vereinbarungen von Firma zu Firma Vorbehalten. Hier also müßten diese Fragen ausgegriffen werden. Alles in allem läßt sich danach auch diese Neujahrsbetrach tung nur mit dem Wunsche schließen, daß 1928 den deutschen Buchhandel weiter vorwärts führen möge auf dem Wege zur Wiedergesundung und zum Wiederaufbau der Stellung, die von je sein Stolz war und in der ihn das deutsche Volk zum Besten der deutschen Kultur und des deutschen Geisteslebens nicht ent behren kann.
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