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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1923
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- 1923-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1923
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- Deutsch
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^ 82, 9. April 1923. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. ». Dtschn. Buchhandel. 64. 80. 89.100.102.106: Lidliotlisea eatbolleo-tbeologies, zwischen 1872— 1916s Nr. 39. 42. 59. 66. 67. 68. 78: Livres rare8 1884—1890; Nr. 51 vis 58: Vibliotdeea 8lsvica 1—8 1887—89; Nr. 65. 114: Auswahl sel tener Werke ans der älteren deutschen Literatur 1890—1906; Nr. 90: Incunabula xyloZrapbica et ekaleograMca 1898; Nr. 105: Inkunabeln vor 1501. 1903; Nr. 130: Handschriften vom Jahre 800 bis 1500. 1908; Nr. 135: Kostbarkeiten, Manuskripte, Inkunabeln 2 Tle. 1910-14; Nr. 151: Hebräische Inkunabeln 1912; Nr. 155: Manuskripte und Mi niaturen 1914. Daran schließen sich noch 12 Hefte, Flugblätter betitelt, im ganzen ein Lebenswcrk darstellend von imposantem Reichtum an Wert wie an Leistungskraft. » * Dieser biographischen Skizze sollen noch einige Ergänzungen folgen aus Briefen von drei Schülern Ludwig Nosenthals, denen d-er Herr Verfasser seine Skizze im Manuskript vorgelegt hatte: Herr Antiquar I. Halle in München schreibt Ende Januar 1923: Ihr löbliches Beginnen, eine Biographie Ludwig Nosenthals zu schreiben, freut mich sehr, und da ich Ihre Skizze zur Durchsicht bekam, will ich gerne einiges aus meinen Erinnerungen hinznfügen. Schwebt doch das Wirken und Schaffen dieses ungewöhnlichen Mannes als Bei spiel immer und immer wieder vor meinen geistigen Augen. Die Arbeitskraft Ludwig Rosenthals war riesengroß. Berge von neu ausgenommenen Büchern lagen täglich um ihn herum, gewissenhaft wurden die Aufnahmen nachgeprüst, die große Hrlfsmittclbibliothek stark benutzt, Verbesserungen gemacht und die Preise festgesetzt. Das »Prixiereri« der Bücher, es war ausschließlich dem Chef Vorbehalten, ge schah mit großer Überlegung und obzwar die Preise damals als bohr galten, es wurde in den meisten Fällen strikte daran festgchalten. Wie sehr hat die Zeit dem Standhalten an diesen Preisen rechtgegcben, gelten doch heute noch die Preise in den alten Katalogen der Firma als die maßgebendsten für die Friedenszciten. Gewöhnlich brachte die Post in damaligen Zeiten täglich eine Reihe wichtiger und gewichtiger Kataloge; mit welcher Sachkenntnis durchslog Ludwig diese Verzeichnisse, kein seltenes, wichtiges, preiswertes Buch entging seinen geschulten Blicken. Erwähnen wir nur ein Fach: Katholische Theologie. Es kamen Kata loge der großen cotslätzdischen Spezialhandlungen Bocca in Nom, Tur nerin in Paris, Stewart in London, wie flog der rote und blaue Stift Über die Seiten, hier ein roter Strich, dort ein blaues Fragezeichen, hier noch ein rotes »t« dazu, welches bedeutete, daß die Nummer tele graphisch zu bestellen war; schnell, blitzschnell wurde diese geistig an strengende Arbeit getan; ein junger Gehilfe oder Lehrling mußte nach den blauen Fragezeichen Nachsehen, ob das fragliche Buch nicht schon vorhanden, und es war, da Nosenthals Gedächtnis selten trog. Am gleichen Vormittage noch flogen Telegramme und Bestellungen nach allen Richtungen. Befriedigung herrschte, wenn die Antwort kam: -alles abgesandt«, manchmal freilich auch die Nachricht, daß eine sehr ge wünschte Seltenheit inzwischen verkauft war. Letzteres kam selten ge nug vor, denn die Konkurrenz war damals noch nicht so groß und Lud wig Nosenthal schätzte Seltenheiten und Qualität vorausschaucnö höher als sie damals galten, und in allen Katalogen seiner Kollegen fand er prciswürdige und billige Bücher. Vielleicht nur ein deutscher Kollege jener Zeit, ich erzähle aus den Jahren 1879 bis 1888, war ihm gleich zu werten, der von uns allen ebenfalls so sehr geschätzte AlbertCohnin Berlin. Nicht zu verwunden:, daß bei dem Nicsenlager, welches sich im Hanse Hildegardstraße 16 (jetzt 14) ansammclte, alle, auch die ausge fallensten Spezialitätensammler auf ihre Rechnung kamen. Freilich die Bücherkenntnis und das mwergleichliche Gedächtnis — sagte Llrdwig uns Jüngeren doch immer: wer kein sehr gutes Gedächtnis hat, taugt nicht zuin Antiquar — halfen dem Sammler nach, und noch nach Jahr und Tag erhielt er, mar cs auch das engste Gebiet, seine Offerten. Wie eiferte das Vorbild die jüngsten Mitarbeiter an! Kam eine große Theologiebestellung, so prüften wir die alten Schmöker nach und welches Glück, wenn in einer alten ?biIo80pkia naturalio, in einem Kommentar zu Aristoteles, cke coelo et wuucko (vor 1550) eine Stelle über Amerika, und sei es auch nur ein paar Worte, gefunden wurde, das theologische Buch wurde triumphierend in ein ^.merieanum vetu8ti8siinum «mgewandelt, und welche Genugtuung, wenn dann Mr. Kalbfleisch aus New Nork (er hieß wirklich so) das Buch per Kabel bestellte. Die unermüdliche Tätigkeit dieses arbeitsamen Mannes fand ihre Befriedigung wahrlich nicht in materiellen Erfolgen, es war die Freude am Buche, die Freude an der Entdeckung, die große Liebe zu seinem Be rufe allein. Denn so groß seine Erfolge als Antiquar, so groß der Ruf seiner Firma im In- und Anslande, so bescheiden war sein Auftreten und das Privatleben. Seine Erholung bestand in Spaziergängen, die mit pein lichster Regelmäßigkeit des Mittags in die schönen Bogeuhauser An lagen, des Abends nach Schwabing und zurück sich jahrelang gleich blieben, und in einem alljährlich kurzen Sommerausenthalt mit seiner Familie in einem gewöhnlich recht bescheidenen, aber in herrlicher Ge birgsgegend gelegenen Bauernhause. In einem Lebcnsabrifse Ludwig Nosenthals würde etwas fehlen, wenn man seine bescheidene, allzu bescheidene Lebensgefährtin nicht er wähnte. Die brave Frau, die gleich den Kindern den Gatten hoch ver ehrte, sorgte mit liebender Sorgfalt für sein Wohl; ihn umgab ihre Pflege, wenn er im Eifer der Arbeit oft alles vergaß, sie hielt ihm die häuslichen Sorgen und Mühen des Tages während der Arbeitszeit fern, und ein harmonisches Zusammenleben krönt diese Verbindung, die vor drei Jahren schon das goldene Ehejubiläum feiern konnte. * Herr Antiquar Emil Hirsch in München schrieb unterm 13. Februar au Herrn Max Ziegert: Wer wäre berufener als Sie, der noch zur alten Garde gehört und den Aufstieg des deutschen Antiquariats mitgemacht hat, ihre Vertreter persönlich kannte und meist mit ihnen in geschäftlichen Beziehungen stand, die Biographie Ludwig Nosenthals, des Napoleon der Anti quare, zu schreiben? Es war mir eine aufrichtige Freude, Ihre »Skizze« dnrchznlcscn, und ich möchte Ihnen meinen besonderen Dank dafür aus- sprechcn, daß Sic meinem von mir allezeit hochverehrten Lehrches, der mir stets ein leuchtendes Vorbild eines echten, wahren Antiquars gc- -wescn ist, ein würdiges biographisches Denkmal gesetzt haben. Sie sind in Ihren Ausführungen dem Geschäftsmanne Ludwig Nosenthal gerecht geworden (einige Pinselstriche hat mein Freund und Mitlehrling I. Halle in seinem an Sie gerichteten Schreiben, das ich gelesen habe, noch beigefügt), aber, verzeihen Sie, lieber Herr Ziegert, der »Mensch« im besten Sinne des Wortes ist etwas zu kurz gekommen. Als ich 1^2 Jahre nach Ihnen in der Hildegardstraße 16 meine Lehrlingslausbahn begann und zum ersten Male in die gütigen Augen Ludwig Nosenthals blickte, da wußte ich, daß ich junger Novize wohlge borgen war. In den 6 Jahren, die ich teils als Lehrling, teils als Ge hilfe in dem Nosenthalschen Antiquariate verbrachte, habe ich, der damals gewiß kein Ausbund von Tugend und guter Sitte war (vielleicht bin ich es heute noch nicht), nie ein böses Wort von ihm gehört. Der grund- gütige Charakter hat sich bei keiner Gelegenheit verleugnet. Wie Sie ja selbst wissen, war er es, der die Preise für die Bücher usw. festsetzte bzw. »prixierte«, wie der damals übliche technische Ausdruck lautete. Und da erinnere ich mich mit Bergungen, wie häufig sein Bruder Nathan sagte: »Ludwig, ich meine, das hast Tu zu billig angesctzt«, und Ludwig Nosenthal, der, weiß der Himmel, in Preisen Bescheid wußte wie nicht leicht ein anderer, tat ihm den Gefallen in der Regel und run dete nach oben ab. Ein beliebter Preis der damaligen Zeit war »60«. Reklamierte Nathan in diesem Falle, so sagte Ludwig: »Gut, machen wir den Schwanz, anstatt nach oben, nach unten«, und aus den 60 wurden 90. Der herzensgute'Mann konnte nicht leicht eine Bitte abschlagen. Herr Jacques Nosenthal in München schrieb unterin 21. Januar 1923 an Herrn Ziegert: Noch immer denke ich mit großem Vergnügen an die (leider nur zu wenigen) schönen Stunden, die wir gelegentlich der Bonner Inku nabel-Auktion zusammen verbringen durften. Besonders unvergeßlich ist nur der Abend im »Hähnchen«, wo wir Kollegen so gemütlich plaudernd, neckend und scherzend beisammen saßen. Von da, auf dem Weg zum Cafe Königshof, teilten Sie mir mit, daß Sie eine bio graphische Arbeit über Ludwig Nosenthal in Arbeit hätten, und baten mich zugleich, Ihnen etliche Worte über meinen Lchrherrn, dem ich so außerordentlich viel verdanke, zn sagen. Obschon er kein eigentliches didaktisches Talent be sitzt, wirkte er doch vorbildlich auf die Jungen ein. Sein umfassendes Wissen, das uns häufig in Staunen versetzte, rief in uns den Wunsch wach, es ihm auch einmal gleichzutuu, und so saßen wir nicht selten halbe Nächte und länger über unseren Büchern, »m unsere geistigen Lücken auszufüllen. In gleicher Weise spornten uns sein unermüdlicher Fleiß, seine nie erlahmende Arbeitsamkeit und seine wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit zur Nachahmung an. Auch in seiner Lauterkeit, in seiner geschäftlichen Solidität und ungemein strengen Rechtlichkeit war er ein Vorbild seltenster Art. Alle diese hervorragenden Eigenschaften haben Ludwig Nosenthal einen schönen Kundenstamm und viele persönliche Freunde geschaffen. Ich möchte besonders eines hervorragenden Mannes gedenken, der ihm sein ganzes Vertrauen entgegcnbrachte. ES war dies der große Theo loge und Historiker Ignaz von Döllinger. Er deckte nicht nur den Bedarf an alten Werken bei der Firma Ludwig Nosenthal, auch die gesamten Nen-Erscheinnngen — die oft enormen Umfang hatten — be zog er von der Firma. Manchmal erreichten die Halbjahrsrechnungen eine so stattliche Summe, daß Dölliuger für den größeren Teil Bücher ans seiner ganz außergewöhnlich großen Bibliothek answählte, um sie an Zahl'uugsstatt zn geben, und das war immer eine Freude für uns Jungen, wenn die meist guten und schön gehaltenen Werke mit dem 449
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