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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1924
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- 1924-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1924
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Redaktioneller Teil. (Nr. 61.) Geschäftsbericht des Vorstandes des Vörsenvereins der Demschcn Brchhändler zu Leipzig ^über das^Vereinsjahr 19231924. Zu erstatten in der Hauptveriannnlung des Börsenvereins der Tiuijchcn Duät,ändler zu Leipzig am Sonntag Kantate, dem 18. Mai 1924- Zwei Ereignisse ragen aus Kamps und Not des vergangenen Wirtschaftsjahres besonders hervor: der jähe Verfall der deutschen Währung und die im Augenblick der größten Gefahr nahe vor dem Sturz in den Abgrund Wirklichkeit gewordene, fast für unmöglich gehaltene Rettung durch die Rentenmark, Alle vorher unternommenen Versuche zur Gesundung der deut schen Währungsverhältntss« waren ergebnislos geblieben; nach kurzen Intervallen der Besserung stieg die Kurve der Entwertung höher und höher. So hatte sich der Stand des Dollars von einem Kulminationspunkt von 8150 am 1, November ISLL zu Beginn des Jahres 1923 auf 7280 gesenkt; alle ferneren Maßnahmen aber, die sofort wieder «insetzende Steigerung zu verhindern, fruchteten nichts mehr. Auch das Bemühen, durch die Devisengesetzgebung einen Schutzwall zu errichten, war vergeblich, .Am 20, November 1923 erreichte der Dollar an der Berliner Börse den Stand von 4,2 Bil lionen Mark, zu dem die Stabilisierung durchgesührt wunde. Noch erheblich darüber hinaus ging die Entwertung im be setzten Gebiet. Da die Maßnahmen der Reichsregierung dort nicht durchführbar waren und die Rentenmark nicht in Umlauf gegeben werden konnte, entwickelten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse weit katastrophaler als im unbesetzten Deutschland, Zu der Last und dem seelischen Druck, unter den Bajonetten des rachgierigen Feindes leben zu müssen, traten unzählige wirtschaftliche Erschwer nisse und Schikanen, Es braucht für den Buchhandel nur an die Handhabung der Post- und Zollbestimmungen erinnert zu werden. Wir betrachteten es als ein selbstverständliches Gebot, uns mit allen Kräften für Abhilfe einzusetzen; leider blieb uns infolge der Ohn macht der Reichsregierung in der Mehrzahl der Fälle der Erfolg versagt. An dieser Stelle möchten wir aber unseren BerufSgenosscn an Rhein und Ruhr geloben, daß wir nach wie vor mit ganzer Seel« an ihrer Seite stehen, bereit, schwerste Opfer tragen zu helfen und Treue um Treue zu wahren. Den Männern, die die Geschicke der rheinisch-westfälischen Verbandes leiten, gebührt für ihre uner müdliche opferbereit« Tätigkeit unser tiefstgesühlter Dank, Die Ge schichte unseres Stander wird er verzeichnen, was sie in schweren Zeilen für den Buchhandel ihrer engeren Heimat und von Gesamt deutschland geleistet haben. Die Scheinblüte der Wirtschaftslebens, in der Treibhaurluft der Inflation immer mehr emporgezüchtet, hat den Buchhandel in gleichem Maße geschwächt wie andere Gewerbe, Nur die Einfüh rung des Schlüsselzahlsystems und seine Reformierung im Lause des Geschäftsjahres bewahrten Verlag und Sortiment vor zu weit gehender Substanzvergeudung, ebenso wie nach Wegfall der Aus- fuhrkontrolle durch die Reglementierung der AuSlandpreisc ein zu starker Ausverkauf durch das Ausland verhindert wurde. Sollte die mit der Rentenbankgründung angestrebte Stabili sierung gelingen, so mußte auf wirtschaftlichem Gebiet eine Um wälzung cintreten, die sich in einer völligen Absatzstockung auszu- wirken drohte. Man war sich von vornherein darüber klar, daß die Schaffung der Rcntenmark nur ein Notgerüst darstellte und, ebenso wie die Gründung der Golddiskontbank, lediglich eine Zwischen lösung bedeutet«. Zum Glück für 'das deutsche Wirtschaftsleben haben sich die ursprünglich von verschiedenen Seiten geäußerten Befürchtungen nicht bewahrheitet. Immerhin stellten sich neue Er schwernisse und Röte ein: außerordentlicher Kreditmangel war und ist auch jetzt noch zu beobachten, der aus di« Dauer nicht be stehen bleiben darf, sollen Handel und Industrie nicht ernstlich Schaden leiden. Immer mehr hat sich die Erkenntnis Bahn ge brochen, daß die Beseitigung der jetzigen Schwierigkeiten nur im Zusammenhang mit der Lösung der Reparationsfrage möglich ist. So wird die Frage der Wirtschaft gleichzeitig wieder ein« solche der Politik, Wenn in zurückliegenden Jahren vielfach die Auffassung vertreten wurde, lediglich die Wirtschaft sei unsere Zukunft, so muß ten wir aus den schweren Erfahrungen der letzten Zeit erkennen, daß doch die Politik, freilich eine gesunde und starke Politik, an erster Stelle zu stehen hat. Nur in einem gesunden Staatskörper ist eine gesunde Währung und damit «ine gedeihliche Wirtschaft möglich: salus publica Suprema lex. Neben dieser starken Hand nach außen bedarf das deutsche Wirt- schastsleben des rücksichtslosen Durchgreisens im Innern, Die Vielregiererei, die sich in einer Gesetzmacherei ohnegleichen auswirkt, muß aufhören. Auch im letzten Jahr mußte der deutsche Staatsbürger eine unendliche Fülle von Vorschriften über sich er gehen lassen, die vielfach, kaum ans Tageslicht gelangt, schon über holt waren. Die Erfahrung lehrt, daß in Zeiten der Wirrnis die Gesetzemaschine mit Hochdruck produziert. Mögen solche Erschei nungen unabwendbar sein, so muß doch verlangt weiden, daß die Erzeugnisse kritischer Nachprüfung standhalten. Dos kann aber keinesfalls von der Art der Steuergesetzgebung gelten, wie sie jetzt gehandhabt wird. Aus 23 Adern wird dem deutschen Wirtschaftskörper der finanzielle Bedarf für di« Belange des Rei ches, der Staaten und der Gemeinden entnommen. Bei solcher Viel gestaltigkeit ist es nicht zu verwundern, wenn allein 50?S der Ein- nahmen durch die Kosten des Steuerapparats absorbiert werden. Der deutsche Kaufmann ist sich Wohl bewußt, welche Lasten dem Reichsfiskus obliegen, und er ist bereit, für ihre Aufbringung zu leisten, was in seinen Kräften steht. Er fordert aber unbedingt Be seitigung aller toten Unkosten, Vereinfachung der Bestimmungen und eine vernunftgemäße, der Wirtschaftlichkeit der Betrieb« und ihrer Weiterführung gerecht werdende Verteilung, Ein weiteres Gebiet, das den Buchhandel zur Geltendmachung erheblicher Bedenken veranlaßt, ist die Preiswuchergesetz gebung, Ihre Anwendung aus eine in Kriegszeitcn vom Welt markt abgeschnittene Wirtschaft mag berechtigt gewesen sein; nach Wiederherstellung des normalen Warenaustausches ist sie aber über holt, Obwohl man längst erkannt hat, daß der Grund der Warenver- teucrung lediglich die Geldentwertung, nicht aber die Warenknapp heit und etwa eine übergroße Nachfrage ist (wie könnte das bet den jetzigen Produkiionszifsern im Buchhandel zutrefsen?), war dis Be seitigung der Preiswucherberordnung bisher nicht möglich. Der Hinweis auf Parallelerscheinungen in anderen Ländern entschul digt die Beibehaltung keineswegs. Möglicherweise wagt man die Aufhebung des Gesetzes nicht mit Rücksicht auf die Verbraucher- schüft; zu oft mußte das Gewerbe die Belange der Konsumenten
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