Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1923

109, 12. Mai 1923. Redaktioneller Teil. »5rsenVlatt f. d. Dtschn. Vuchhandel. »Wöchentlichen Verzeichnis« entnommen und beruhen daher auf d-cn Aufnahmen, die nach den der Deutschen Bücherei vorgclegten Objekten entstanden sind. Für die ausländische Literatur werden die Angaben der betreffenden Landesbibliographicn, der buchhändlerischen Fachblättcr und die direkten Mitteilungen der Verleger benutzt, wobei die Laden preise in der Auslandswährung angegeben werden. Die systematische Anordnung erfolgt ohne Trennung in deutsche und ausländische Titel, nach der im »Chemischen Zcntralblatt« seit vielen Jahren angewandten und bewährten Einteilung. Die deutsche im Handel erschienene Literatur des vorigen Jahres dürfte ziemlich vollständig erfaßt sein, während Privatdrucke kaum berücksichtigt zu sein scheinen. Die ausländische chemische Literatur ist bereits reichhaltig, aber wohl noch nicht voll ständig vertreten, was sicher nur unter großen Schwierigkeiten möglich sein wird, aber als Endziel vorschwebcn muß. Eine weitere Abteilung umfaßt kurze Bücherbesprechuugen. Sie könnte an dieser Stelle ohne Schaden wegbleiben, da sie ganz zufälligen Charakter trägt und andere Fachorgane dafür da sind. Inserate chemischer Verleger bilden den Schluß. Wie jede Fachbibliographie, so ist aber gerade diese noch für den Buchhändler und besonders für den Antiquar deshalb wichtig, weil in Zeder Nummer auch reichhaltige Listen von angebotenen und gesuchten Büchern aus dem Gebiete der Chemie enthalten sind, die meist aus Privatbesitz stammen und einer beim Verlag Chemie eingerichteten Vermittlungsstelle dienen sollen. So begrüßt man diese Bibliographie als ein gutes Beispiel, das für andere derartig geschlossene Wissensgebiete nachahmenswert wäre. vr. HansPracsent. Kleine Mitteilungen. i >-> » Dortmund wird für zweckmäßige Verwendung dieser Summe inner halb -des Buchhandels im Ruhrgebiet Sorge tragen. Der wohlge- lungcne gesellige Abend erhielt außer der reichen Beteiligung des jungen buchhäudlerischen Nachwuchses durch die gemütvollen und heiteren Plaudereien Ulrich Meyers-Berlin aus seinem Buchhändlerleben ein ganz besonderes Gepräge. Druüpreiserhöhung. — Der Vorstand des Deutschen Buch drucker-Vereins macht unterm 8. Mai bekannt: Die durch die Verbindlichkeitserklärung des vom Zentral-Schlichtungsamt gefällten Schiedsspruchs durch das Rcichsarbeitsmiuistcrium eintretcuöe neue Lohnerhöhung für die Buchdruckergehilfen und für das Hilfspersonal bedingen eine Erhöhung des gegenwärtigen Druckpreises um 10 Pro - 5 e n t. DaS entspricht einer Erhöhung des zurzeit gültigen Preistarifs (VI. Ausgabe vom April 1922) um 18 000 Prozent. Bei laufenden Verträgen, die auf Grund des berichtigten Friedens- preistarifs von 1912 abgeschlossen sind, sind diese Preise mit den nach stehenden Zahlen, denen die in Betracht kommenden prozentualen Auf schläge zugrundegclegt sind, zu vervielfachen: Formulare und Akzidenzen 6015 Kataloge, Preislisten und größere Druckarbeiten 5700 Werke, Zeitschriften und sonstige regelmäßig erscheinende Blätter sowie Zeitungen 5450 Qualitätsarbeiten 6305 Buchbinderarbeitcn 6015 Diese Erhöhungen erhalten mit dem 28. April 1923 Wirksamkeit. Jubiläen. — Im Monat Mai, der Tag hat sich nicht feststellen lassen, besteht die Buch-, Musikalien- und Kunsthandlung H. Bock ln Dresden 100 Jahre. Sie wurde im Mai 182-3 von Wilhel in Paul gegründet, der Musikalieu-Verlag und -Sortiment betrieb. Am l. Januar 1851 übernahm I o h. Beruh. Friede! die Firma und gab ihr seinen Namen. In 23jähriger eifriger Tätigkeit Hab er sein Geschäft weiter entwickelt, bis ihn am 4. Oktober 1874 der Tod abricf. Seine Witwe, Frau Antonie Friede!, geb. Schu mann, setzte das Geschäft fort. Am I. April 1883 übernahm der junge Walther Friede! die Handlung, der bald darauf zum Königlichen Hvfmusikalienhäudlcr ernannt wurde. Da er sich anderen Zielen zuwenden wollte, verkaufte er das Sortimentsgeschäft am l. Januar 1884 an N. Bcnser, der unter seinem Namen firmierte. Auch dieser Inhaber blieb nur fünf Jahre im Besitz des Geschäfts; am 1. Juli 1889 gab er es an.Nichter L Hopf in Halle a. S. ab, die es unter der Firma Richter L Hopf in Dresden wciterführten. I. H. Richter trat 1890 aus der Gesellschaft aus, und Max Hopf ver kaufte das Geschäft am 1. September 1891 an Herrn Heinrich Bock, der ihm 1894 seinen jetzigen Namen gab. 100 Jahre hat die Jubel firma der edlen Musika gedient und auch im Musikleben der Haupt- und Residenzstadt eine Nolle gespielt; möge ihr ein gütiger Stern auch im zweiten Säkulum leuchten! » Auf 50 Jahre des Bestehens blickt im Mai ferner die Buch handlung Karl Scheffel in Kreuznach zurück. Reinhard S-Hmithals aus Wesel gründete im Mai 1873 in Kreuznach eine Buch handlung, die am 1. April 1893 an den jetzigen Inhaber, Herrn Karl Scheffel, überging. Dieser hatte eine gute Ausbildung er fahren und längere Zeit auch unter dem unvergeßlichen Justus Pape gearbeitet. Er erweiterte das Geschäft durch Zukauf der Firma Ferd. Harrach's Nachfolger, mit der schon seit einigen Jahren das alte Sortimentsgeschäft von N. Voigtländer vereinigt war. Herr Scheffel vereinte diese drei Geschäfte unter seiner Firma umd erhob dadurch seine Handlung zu einem lebensfähigen und gut gedeihlichen Sortiment. Ein kleiner Lokalverlag und der Verlag eines gut eiugeführten Liederbuchs sind dem Geschäft angegliedert. Möge es dem rührigen Kollegen ver gönnt sein, seine Firma auch ferner mit sicherer Hand durch die Stürme un-d Klippen der Clegenwart hindurchzusteucrn! Aus den Leipziger Kautatetagen. — Ter Verband Evangel. Buchhändler veranstaltete am 28. April abends im Gesellschafts haus »Tunnel« in Leipzig einen Gesellschastsabend, an dem über 100 Personen teilnahmen (manche Kollegen hatten ihre Gattinnen oder Söhne und Töchter mitgebracht). Nach einem fesselnden Vortrag des Mitgliedes des Preußischen Landtags Herrn Vcrlagsbuchhänölers Otto Nippel aus Hagen über das Thema »Was wollen und treiben die Franzosen an Rhein und Ruhr«? wurde eine Sammlung für «nsere bedrängten Berufsgcnossen im Nuhrgebiet veranstaltet, die einen Ertrag von Mk. 800.622.— ergab. Herr Friedrich Stessen In Prüfung von Kreuzbandsendungen. — In weiteren Kreisen ist der Irrtum verbreitet, daß eine Prüfung der Kreuzbandsendungen durch die A u ß e n h a n d e l 8 u e b e u st e l l e so gut wie unmöglich sei. Diese Auffassung scheint durch den Beschluß auf der letzten Kantate- Hauptversammlung Nahrung gefunden zu haben, daß die Postvcrwaltung ersucht werden soll, das Postgeheimnis bezüglich der Kreuzbandsendun gen aufzuheben. Die Außenhandelsnebenstelle sieht sich veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß sie auch, wenn die Post diesem mehrmals geäußerten Wunsche nicht uachkommt, sehr wohl in der Lage ist, den Inhalt der Kreuzbandsendungen in den meisten Fällen zu prüfen. Was sie bis jetzt noch nicht erreicht hat, ist lediglich das Recht, in den Räumen der Postanstalten selbst die Kreuzbandsendungen öffnen zu dürfen. Erholungsheim für Deutsche Buchhändler. — DaS in Ahlbeck am herrlichen Ostseestrande gelegene B u ch h ä n d l e r - E r h o l u n g s - h e i m ist in diesem Jahr am 9. Mai eröffnet worden. Der Tages- Pensionsprcis bei gut bürgerlicher, reichlicher Verpflegung ist für Mit glieder, deren Ehefrauen und Kinder zunächst auf 5500 Mark frei bleibend festgesetzt; etwa durch die wirtschaftlichen Verhältnisse be dingte Erhöhungen sollen sich stets nur im Nahmen der Selbstkosten bewegen. Kinder unter 10 Jahren genießen einen Nachlaß um 30 v. H. Da in diesem Jahr bereits eine sehr starke Nachfrage eingesetzt hat, empfiehlt sich eine recht baldige Anmeldung, bevor alle Plätze besetzt sind. Für die Pfiugsttage ist ein Ansflug an die See ganz be sonders zu empfehlen. Aufnahmebedingungen und Anmeldeformulare versendet die Geschäftsstelle in Berlin W. 9, Linkstr. 16. Allen An fragen ist stets Rückporto beizufügcn. H. 25 Jahre Handelshochschule in Leipzig. (Vgl. Bbl. Nr. 107.) — Zur Feier des 25jährigcn Jubiläums der Leipziger Handelshochschule hatten sich am 8. Mai im Festsaal des Neuen Rathauses die Spitzen der Behörden, Größen der Wissenschaft und der Handelswelt, Stu denten u. a. versammelt. Die Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli eröffnete und beschloß die Feier mit stimmungsvollen Gesängen. Nach der von edler Würde getragenen Ansprache des Vorsitzenden des Senats der Handelshochschule, Geheimen Kommerzienrats Richard Schmidt, der die Freudentöne geschickt mit dem ernsten Ton, der jetzt über Deutschland schwingt, zu vereinen wußte, erfolgten die An sprachen der Gäste. Herr Kommerzienrat Artur Seemann, stellvertretender Vorsitzender der Leipziger Handelskammer, übcr- brachte die Glückwünsche dieses Instituts, indem er ausführte, daß die Handelskammer alles tun werde, um das Bestehen der Handelshoch schule zu gewährleisten. Die Vertreter anderer Handelskammern schlossen sich an. Der Rektor der Leipziger Universität sprach seine Glückwünsche aus, und viele weitere Gratulationen erfolgten von den Vertretern auswärtiger Universitäten, Handelshochschnlcn usw. usw. 669