Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1923
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^ 109, 12. Mai 1923. Sprechsaal. neu nicht mehr so große Auflagen hergestellt werden, wenn sich Über haupt ein Neudruck noch lohnt, und die Preise müssen dadurch ganz be deutend in die Höhe gehen. Das Schulbüchergeschäft war schon in Friedenszeiten das reine Loitericspiel, bei dem es wohl sehr lMfi-g Nieten, niemals aber große Gewinne gab. Jetzt stecken in einem solchen SchulbUcherlager selbst bei vorsichtigster Lagerbestellnug Millionen- verte, und der Buchhändler weiß nicht, ob er vielleicht bis zum nächsten Jahr damit sitzen bleibt, oder ob er dann zum großen Teil nur noch Makulaturwert hat. Außerdem gehen durch die Unterstiitzungsbiblio- thcken dem Staate ganz bedeutende Summen an Umsatzsteuer verloren, ganz abgesehen von der Einkommen- und Gewerbesteuer, die der Steuer zahler ams andere Weise wieder aufbringen muß. Rudolf Schönherr. Die Auslandverkaufsordniinfl und Ähnliches. Bon Dr. Friedrich Simon, Berlin. Der deutsche Buchhandel ist seit längerer Zeit schon darrin gewöhnt, daß die leitenden Stellen seines Zwangskartells ihn mit Verordnungen und Bestimmungen beglücken, die eines schönen Tages proklamiert wer den, und zu denen vorher Stellung zu nehmen keine Gelegenheit ge boten ist. Es wäre meines Erachtens kein Schaden, wenn auch die Verde früher darauf aufmerksam gemacht wirb, daß die und die Be stimmung geändert werden soll, daß der und jener Entwurf geplant wird und Vorschläge dazu erbeten werden. Man braucht nicht zu> be fürchten, daß die Riesenzahl der eingehenden Zuschriften die Arbeit etwa verzögert. Ich glaube, schon die Beobachtung gemacht zu haben, daß wir im Buchhandel geradezu mit einer verblüffenden Gleichgültig keit alles hinnehmen. Jedenfalls mit einer Gleichgültigkeit, die eine offene Kritik und ein offenes Wort an die richtige Stelle nicht richtet, und die sich höchstens im vertrauten Gespräch einmal anders zeigt und es dann nur wagt, oder sagen wir, sich dazu aufrafft, Kritik zu üben. Daß es so nicht weitergeheu kann, muß aber doch allmählich jedem klar werden, und ich richte mein Wort an alle diejenigen, die noch nicht angesteckt sind von dem Mißmut der Gleichgültigkeit. Die neue Verkaufsordnung für Auslandlicferungen bietet das schönste Beifpiel dessen, was uns von oben her alles zugemutet wird. Befehl I. Du sollst Deine Rechnung in Auslandswährung auf stellen. Befehl II. Du sollst den Preis im Verhältnis zum Friedens preis festsetzen. Hat also das Buch 1913 6 Franken gekostet, so darf es heute n-u/r unter ganz bestimmten Voraussetzungen diesen Preis übersteigen-. Befehl III. Du sollst dem Zwifchenbnchhändler 2522 auf den Fakturenncttobetrag gewähren. Untersuchen wir zunächst einmal diese drei Befehle! Ob ich meine Preise in Franken fcstsetzc oder prozentuale Ausschläge auf die-deutschen Jnlandpreife nehme, dürfte doch letzten Endes mir überlassen sein müssen. Wenn aber einmal diese Bevormundung für nötig gehalten wird, so darf doch zum mindesten erwartet werden, daß der Vormund die Interessen seines Mündels auch ehrlich wahrnimmt. Wie diese Wahrnehmung geschieht, wollen wir gleich bei der Kritik von Befehl II sehen. Der Frankenpreis soll den Friedenspreis nicht übersteige». Eine an und für sich begreifliche Forderung: dann begreiflich, wenn der Schweizer mir Nachweisen kann, daß bei ihm die Lebenshaltung und die Herstellungskosten jeder Ware sich auch noch auf Frieöensnivean bewegen. Ich bin auch dann bereit, mich selbst mit dem Friedenspreis zu begnügen, wenn ich weiß, ich erhalte wertbeständiges Geld, das ich für Neuanschaffungen anlcgcn kann. Nun dürfte aber wohl den lei tenden Kreisen im deutschen Buchhandel bekannt sein, daß der gesamte Umsatz sich aus vielen kleinen Einzelposten zusammenfetzt. Eine Schweizer Firma bestellt also heute bet mir ein Buch, für das sie einen Nettopreis von 4.20 Franken zu bezahlen hat. Daß ich zu diesem Netto preis einen Sonderrabatt von 1622 bewilligen muß (Olten erhält 2622), sieht noch ans einem ganz besonderen Matt. Ich muß also zum Frie denspreis liefern-, zum Friedensrabatt, zum modernen 1622igen Er tra ra bat t, soll nur das Porto berechnen — Berechnung von Verpackung ivirü peinlich empfunden , habe das Vergnügen, zu den Kosten der Außenhandelsnebenstelle beitragen zu dürfen, zahle unter Umständen noch soziale Abgaben, und was erhalte ich dafür! Etwa Schweizer Franken'? O nein! Da erhalte ich eine Postanweisung, indem mein Schweizer Kunde auf der dortigen Post treu und brav seinen Frankcn- rcchnungsbetrag einzahlt, bei der ebenso treu und brav die Schweizer- Post etwa 1022 unterm Tageskurs diese Franken in Papiermark um rechnet, die ich dann stolz und freudig in meiner Kasse verbuche und zum Ausgleich des geschätzten Kontos benutze. Beim Verkehr mit mittelvalnügem Ausland ist die Lage, nicht zuletzt infolge der Umrech- nnnasschliissel der Außenhandelsnebenstelle, noch schlimmer. Deshalb dür fen wir ja dort auch zu Jnlandpreisen verkaufen, weil die Auslandpreise noch nicht einmal den Jnlandpreis einbringen- Aus diese fabelhaften Anslandvertaufspreise habe ich zunächst mal den regulären Nachlaß von 30°/o zu gewähren und dem Exportzwischenhändler außerdem 25°/<> zu vergüten. Daß -ich nach 8 7 Bezahlung in Auslandswährung verlangen- kann, ist sehr erfreulich. Ich bitte den -deutschen Sortimenter, der bei kleineren Bezügen in der Lage und willens ist, dieser Bestimmung zu entsprechen, sich bei mir zu melden. Die Ausführungen des Osfiziosus über Beschaffung von Devisen bei Zahlung in Papiermark dürften sich kaum halten lassen. In Wirklichkeit werde ich durchweg Papiermark er halten, die ich nur unter Verlust, soweit es mir überhaupt möglich ist, in Valuten nmwandeln kann, und der Hauptzweck dieser Fakturierung in fremder Währung, wertbeständiges Geld zu erhalten, steht nur ans dem Papier. Die Auslandpreispolitik des Verlages Das im Bbl. Nr. 87 veröffentlichte Schreiben des Neichswirt- , ch a f t s m i n i st e r s an die Außenhandelsnebenstelle für das Buch gewerbe vom 29. März gibt mir Veranlassung, einige Auszüge aus Briefen von Angehörigen einer bulgarischen Universität zu veröffent lichen, die schon vor und besonders nach dem Kriege gute Kunden von mir waren und die ich infolge der ganz unmotiviert hohen Ausland preise für das mittelvalutige Ausland zu verlieren im Begriff stehe. Ein Professor und Vorstand einer großen Klinik schreibt: »Solange Sie und die deutschen Buchhändler solche tollen Preise in Lewa machen werden, werde ich nie mehr Bücher aus Deutschland kommen lassen! Jeder hat mehr Vorteil, aus Frankreich Bücher kommen zu lassen, denn für den Preis des gesandten ..... bekomme ich in Frankreich die größten und dicksten Bücher in 2—3 Bänden. Ich ver stehe, daß Sie rechnen in Goldmark, aber so, wie Sie rechnen, macht das jede Bestellung von Büchern oder Instrumenten aus Deutschland ausgeschlossen!!« Ein anderer: » . . . . Ich soll mit großem Bedauern unter zeichnen, -daß die jetzigen Preise und die drohende Erhöhung derselbe» die deutschen Bücher unmöglich zu kaufen von dem meisten Teil der Studenten macht, und daß nur noch die Möglichkeit besteht, daß die Bücher ans Frankreich bestellt werden; die werden ja auch fast von allen Kollegen leichter gelesen . . . .« Ein dritter: » . . . . Der russische Verlag Wratsch verkauft z. B. (russische Übersetzung) nicht teurer als 350.— Lewa, während sie in deutscher Originalausgabe 580.— Lewa kostete und die fran zösische Ausgabe nur 450.— Lewa ausmacht. Ich persönlich bin auch großer Freund der Deutschen, mit denen ich während des Krieges lange Zeit zusammen gearbeitet habe, zwischen denen ich Freunde erwarb und vieles gelernt habe. Unser nüchternes und leider zuviel gepeinigtes Volk braucht viel mehr das vornehme Beispiel des fleißigen und ehrlichen Deutschen, als das geräuschvolle, äußerlich glänzende, innerlich inhaltlose Vorbild der Franzosen, das speziell in der Wissenschaft nur schädlich ist. Wir sind einander nötig! Daß Deutschland zurzeit Geld braucht, ist ja bekannt. Es mag es aber beziehen von dort, wo es eben zu finden ist. Die hochgesetzten Preise haben bei uns als Folge nicht Erhöhung Ihrer Einnahmen, sondern Herabsetzung bis zum Ausgeber! der Bestellungen, so-daß die beiden Seiten leiden: Wir können Ihre Waren nicht bestellen, obwohl sie dringend notwendig sind. Sie sollten sie unter dem Schlüssel halten, da sie Ihnen ja nur Waren sind . . . . . Daß sehr komplizierte Umstände hier im Spiele sind, daß es nicht die Laune eines kurzsichtigen Gesetzgebers ist, nehme ich gern an. Es tut mir aber leid, daß meine Bezüge unter diesen Bedingungen aufs äußerste gehindert sind.« Es handelt sich hier nicht um den Verlust langjähriger lieber Kunden, sondern es sind unendlich viel tiefer liegende Gründe, die mich zu dieser Frage Stellung nehmen lassen. Es geht um nichts Geringeres als um die deutsche Kultur und die deutsche Wissenschaft im Ausland und um die wenigen Sympathien, die unser Vaterland in der Welt noch genießt. Die Wissenschaft ist ein internationales Gut, und wir Buchhändler nennen uns mit Stolz die Pioniere der Wissenschaft und haben deshalb die moralische Pflicht, gerade die deutsche Wissenschaft nicht im Ausland verkümmern zu lassen; das aber wird in absehbarer Zeit der Fall sein, wenn wir den französischen und englischen Erzeug nissen nicht mehr Konkurrenz bieten können. Gerade in Bulgarien ist die russische und französische Sprache an den Mittelschulen obliga torisch eingeführt, während die deutsche Sprache nur fakultativ be trieben wird. Es wird- künftig keinem Studenten mehr einfallen. Deutsch zu lernen, wenn ihm der Erwerb gleichwertiger französischer Lehrbücher billiger kommt. Aber es handelt sich keineswegs nur um Lehrbücher, sondern vor allem auch um unsere deutschen Klassiker. 671
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