Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1923
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- 1923-05-12
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Sprechsaal. X; 109, 12. Mm 1923. die dem deutschen Geist und dem deutschen Ge-dankcn im Ausland eine viel zu sehr unterschätzte Förderung zuteil werden lassen können. Bei der Festsetzung der Auslandprcisc wird viel zu wenig beachtet, daß -die Gold-, bzw. schweizer Frankcnpreise schon längst keine Friedens preise mehr sind, sondern das; sic durch Division des Gestchungs- preises mit dem jeweiligen Schlüssel errechnet werden. Also, meine Herren Verleger: bei Errechnung -der Anslandpreise nicht ausschließlich das Interesse des eigenen Geldbeutels im Auge, sondern auch die Kulturarbeit des deutschen Buches im Interesse un seres geknechteten Vaterlandes nicht vergessen! E mil Mönni ch. Verschiebung nach dem Ausland? Ein großes Berliner Sortiment erhielt aus Holland von e-inein früheren regelmäßigen Kunden und guten Abnehmer, der seine Be ziehungen wegen der vorgeschriebcnen Berechnung in ausländischer Währung kurzerhand abgebrochen hatte, nachstehendes Schreiben, das ohne jede Erläuterung wortgetreu wicdergegcbcn wird: » . . . Während der letzten zwei Jahre erhielt ich eine große Menge Bücher durch Vermittlung eines kleinen Buchhändlers. Ich erhielt die Bücher zu deutschem Jnlandpreis und sie wurden ganz einfach in kleineren Paketen als Drucksache gesandt, ohne Ausfuhr bewilligung oder sonst etwas, und niemals hat dabei etwas Besonderes stattgefunden. Dieser Buchhändler liefert aber sehr unregelmäßig, und oft dauert es Monate, bevor ich erhalte, was ich wünsche. Auch kann ich ihm nicht ganz vertrauen mit den Preisen. Wenn Sie wollen, können Sie unsere früheren Beziehungen wieder anknüpfen und mir in genannter Weise Bücher senden. Wenn es dem anderen ge lingt, wird cs doch Ihnen auch wohl gelingen. Wenn Sie damit einverstanden sind, so wollen Sie es mir eben Mitteilen, und ich sende umgehend eine Preisanfrage.« H. * * Dazu vergleiche man die durch die letzte Hauptversammlung des Börsenvcrcins angenommene Entschließung (Bbl. Nr. 102, S. 628 unten). Sommerakademien und Jungbuchhandel. Von Erich W .. . , Leipzig. Im Bbl. Nr. 65 fordert Herr Eugen Diedcrichs die Einrichtung von Sommerakademien für den Jungbuchhandel und greift dabei auf die voni Winterlager Lauenstein gefaßte Entschließung, neue Formen zur Weiterbildung der Gehilfenschaft zu finden, zurück. In welcher Weise wird die Angestelltenschaft diese Bestrebungen des Lauensteiner Kreises ausnchmen? llber -die Notwendigkeit, dem jungen Gehilfen Anregungen und Gelegenheit zur geistigen Vertiefung zu geben, brauche ich hier wohl nicht zu schreiben, die Verhältnisse liegen oft aber so, daß ihm eine Förderung seines Wissens und Denkens durch eigenes Streben, Theaterbesuch und literarische und berufliche Arbeit oder der gleichen nicht genug ist, sondern daß ihm dazu persönliche Aus sprachen mit Gleichgesinnten, gemeinsames Erarbeiten von geistigen und beruflichen Dingen erwünscht sind. Ans diesem Grunde allein schon ist die Förderung von Gemeinschaften zur Pflege geistiger An regungen und zur Urteilsbildung zu begrüßen. Es sollte sich dabei um einen losen Kreis Menschen handeln, -denen Beruf und Leben eins ist, die es vertragen, daß man auch nach Geschäftsschluß sich einmal über werktätige und literarische Dinge unterhält, und denen es darauf ankommt, das geistige Besitztum unseres Volkes mit eigenem Erfassen seines Wertes in sich aufzunehmen, allein aus eigenem Bewußtsein and eigener Notwendigkeit. Daß dabei jede so beliebte Vereinsmeierei zu unterbleiben hat, ist wohl zu erwähnen. Wie im übrigen zu ver fahren ist, wird die von der »Arbeitsgemeinschaft kultureller Buch händler« auf die Psingsttage fcstgclegte Zusammenkunft auf der Leuch tenburg bei Kahla in Thür, durch die Anssprache ergeben. Die Ar beitsgemeinschaften werden ihre sicherste Entwicklung durch die Sonimer- akademicn finden. Ein Versuch mit den literarischen und bcrufswisscnschaftlichen Fericuwochcn sollte alle Kreise der Gehilfenschaft ausmerken lassen, die der Weiterbildung des Jungbuchhandels Interesse cntgegenbringcn. Sie haben den Zweck, Wissen zu vermitteln für die, die nicht eine Portion davon irgendwie znbereitet wahllos cntgegcnnehmcn, sondern ihre Kenntnisse durch selbständiges Denken und gemeinsames Er arbeiten durch Lehrer und Schüler vertiefen, ihr eigenes objektives Urteil dabei ansbildeu wollen. Für die Teilnehmer wird es angenehm sein, zu wissen, daß es nicht daraus ankommt, ein »Schulpcnsnm« in soundsoviel Stunden unbedingt durchzunehmen, vortragen zu lassen, sondern wenige Gebiete nach gemeinsamer Fühlungnahme durchzu- sprcchen, selbständig Stellung zu nehmen, eine wahre Arbeits gemeinschaft zn bilden. Das Wort »Arbeitsgemeinschaft« hat nun alle bedenklichen Vorzüge eines Schlagwortes bereits in sich, wie auch die übrigen zum »Aufbau« ermunternden Schlagworte der letzten Jahre. Dadurch sollte sich niemand erschrecken lassen! Die Arbeitsgemein schaften der überall entstandenen Volkshochschulen in den Städten fußen auf einem durchaus richtig anfgebauten Grundsatz, ihre Erkenntnisse durch ihre kleinen Kreise zu erarbeiten; wenn diese Bildungsreformen sehr, sehr oft versagt haben, so hat das den sehr natürlichen Grund, daß diese Arbeitskreise sich durch keinen gemeinschaftlichen inneren und persönlichen zum Denken anregenden Geist binden konnten, weil sie dem Namen nach nur Gemeinschaft in der Stunde ihrer wöchent lich vielleicht einmaligen Zusammenkunft waren, ohne an diese ständig anknüpfen zu können, ohne sich sonst verbunden zu fühlen. Ta ist cs nicht freudig genug zu betonen, daß die Sommerakademien den wahren Gedankengang Grnndtvigs, des Hauptfördcrers der ersten, auf nordische Pläne zurückgehcndcn Volkshochschulbewegnng, verwirklichen werden und, wie die von Eugen Diedcrichs angeführten Beispiele, die Form der Arbeit mit -dem gemeinschaftlichen Aufenthalt verbinden. Ta werden sich die Kreise, die zusammengehören, finden zur gemeinschaftlichen und befruchtenden Arbeit nnö zur körperlichen Stählung des Bnch- mcnsch-cn. Aus diesem Bund werden die winterlichen Kreise entstehen. Herr Dr. Menz hat in seinem Aufsatz (Bbl. 92) über die Fortbildnngs- fragen im Buchhandel auf die übrigen Möglichkeiten hingewiesen, der Ge hilfenschaft eine Vertiefung ihres Wissens zu geben. Dabei ist zu bemerken, daß die verschiedenen Einrichtungen dieser Art meines Er achtens zu sehr an der programmatischen Abwicklung ihres Stoffes hängen: jahrein, jahraus Vorträge über das einmal festgesetzte Thema So ist es bc-danerlich, daß die Winterkurse der Buchhändler-Lehranstalt wohl durch anerkannte Fachleute verschiedene Gebiete als Ganzes be handeln, aber in späteren Kursen nie ein Eingehen auf dieses oder jenes Sondergebiet des betreffenden Stoffes erfolgte, sondern fast immer die Wiederholung. Es ist natürlich, daß da-durch das Interesse erlahmen muß. Vollauf halte ich die Anregungen des Herrn I)r. Menz über die Behandlung der großen kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren, die mehr und mehr das öffentliche Leben ausmachcn, in Fortbildungs kursen, wie wir sic haben, für wichtig; für die Buchhändler-Lehranstalt wäre das der zweite Teil der vortrefflichen »Wissenschaftskun-dc- des Herrn Professor Frenzel, wenn dieses Thema auch wesentlich er weitert behandelt werden müßte. Neben dem Elementar-Praktischen muß das Kulturelle, der Gedanke des Idealen und Schönen wieder mehr zum Vorschein kommen. Vorbildlich weiß der bekannte Leipziger Buch künstler Professor Zcitler hierauf einzugchen, was ja naturgemäß bei seinem Vortragsstoff gegeben erscheint. Zusammenfassenö sei also betont, daß es sich die bisherigen Ein richtungen angelegen sein lassen müssen, ihre Programme der Zeit und ihren Anregungen anzupassen, als deren Wichtigstes heute das Wirt schaftsleben und seine Auswirkungen besonders im Buchhandel zu be zeichnen sind. Wenn -diese Vortragskurse durch das Hinzutrcten von Arbeitskreisen kleinerer Art nnd durch die Sommerakademien in ihrer Aufgabe unterstützt werden, so ist das nur von Vorteil. Von welcher Seite ist nun der Plan zur Begründung der Sommer- kursc aufgeworfen worden, wie ist er zu verwirklichen? Welche »neue Bewegung« ist es mit den Lanensteincrn? Wie hieß es neulich? Theater!? Nichts dahinter!? Ich meine, aus ihr spricht nur der Geist, der in gerader Linie seit zwanzig Jahren durch einige Verleger die neue Buchkultur geschaffen hat und deren Weg auch eine Reihe von Ver legern beschritten hat, die vielleicht noch nicht faktisch zu ihnen ge hören. Wer weiß, was sic in ihrer Arbeit geleistet haben, wie sic auf andere anregend wirkten, wie sich dieser schöpferische Knlturgeist der Tat in den letzten Jahren ans einzelne Sortimente übertrug, wer sich zu ihnen hingezogen fühlt, der komme nach der Lcuchten- burg. Nicht -die Masse wird die Aufgabe lösen, aber auch nicht der Nnr-Wandervogel der Jugendbewegung! Wer sich mit frohem Geist verbunden fühlt mit einzelnen dieser hier ausgezeichneten Gedanken, der wirke mit! Für ihn mag -dieses Pfingsten der Beginn innerer Neugestaltung werden. Bemerkt sei allerdings, daß nur eine Aussprache über die Verwirklichung stattfindet. Meldungen nnd Auskünfte für die Tagung an, bzw. durch Herrn Eduard L a n z c n b e r g e r, Hamburg 30, Hoheluftchaussee 15. Tie Leipziger beabsichtigen gemeinsam zu fahren; Anmeldungen -dieser bei Herrn Werner Lehmann, Deutsche Wandcrbuchhdlg., Noßstr. 22. §72
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