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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1928
- Strukturtyp
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- 1928-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1928
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X- 18, 21, Januar 1928. Redaktioneller Teil. Luft. Doch als die Wirkung ausblieb, da wurde von Unbildung gesprochen und der Plan gefaßt, es müsse erzogen und die Reise für — na für das Konzert und seinen Grundgedanken geschaf fen werden. Aber bis jetzt ist von dieser Seite aus kein Er folg zu verzeichnen, im Gegenteil. Der Zug der Zeit, nicht nur der »bösen« Gegenwart, auch die der früheren Jahrzehnte sind gemeint, läßt im lieben Lande des Volkes der Dichter und Denker den -Menschen- als solchen nicht zum Leben kommen. Er ist in Schichten, Klassen, Würden gebunden, fühlt sich stolz dabei, und wie das Erwachen kam, muß jeder an seinem Teil sesthalten, will er nicht zwischen dem Vielerlei zermalmt werden. In einer solchen Situation zieht das Werbeorchester durchs Land und spielt seine Stückchen, zieht dann weiter, und wenn der Schall verklungen ist, ist es auch vergessen. Warum aber lebt in fast jedes Menschen Erinnerungen ein Kirchturm, ein Berg, ein Haus, das in besinnlichen Stunden vor sein geistiges Auge tritt? Weil es in seiner Kindheit, seiner Jugend ein täglicher Gast, ja ein Freund gewesen ist. Bei diesem, seiner Heimat muß der Mensch ausgerüttelt werden. Sonst ist doch alles Denken von Arbeit und Erwerb, Not und Bedrängnis aller Art erfüllt. Dies Ausrütteln aber kann nur ein Mensch tun, der neben ihm steht und seine Art, sein Wesen versteht, weil er selbst teil hat an seinem Wesen. Erziehen kann man einen Erwachsenen von unserer Stelle aus nicht, nur mithelsen beim Wachrütteln. Da gibt es keine Weisheit des grünen Tisches, da gibt es nur ein Bemühen. »Die führende Verleger- und Sortimentergruppe, wie die Zeit sie dringend brauchte, müßte in Gemeinschaft mit Autoren und Gelehrten, Pädagogen und Bibliothekaren dauernd daran arbeiten, den geistigen Bedürsnisstand der verschiedenen Volks kreise, Berufsschichten, geographisch bedingten Gebiete kennen zu lernen. Nur aus solcher Übersicht im großen, die ständig auf dem laufenden bleibt, wäre die Sinnwidrigkeit eines großen Teils der Neuproduktion und die nutzlose Neuherausgabe alter Werke im voraus zu erkennen und möglicherweise zu vermeiden«. Denn »nicht jeder Mensch kann beliebig jedes sprachliche Werk lesen oder gar beurteilen wollen. Es muß ihm typenmäßig nahe- stehcn, es muß in seinen Lobenskreis Passen, sozusagen zu seiner geistigen Atmosphäre gehören, sonst kann er es nicht aufnehmen, auch wenn es noch so wertvoll ist« (vr. F. Klatt). Ist man nicht in einer vorgefaßten Meinung festgerannt, kann an den Wahrheiten der Klattschen Sätze nicht vorbei gegangen werden. Von einer anderen Stelle kommend, führen sie zu demselben Punkt, wie ihn Eichelberg im Bbl. vom 27. De zember v. I. genannt hat. Es ist bezeichnend, wenn ein Beruss- praktiker und ein Volkserzieher, ohne miteinander in Fühlung zu stehen, denselben Gedanken denken. Beide sind in ständiger, unmittelbarer Fühlung mit den geistig regen Teilen des Volkes und kennen die einzelnen Typen, nicht nur einen Durchschnitt. Und vom Platz hinter dem Ladentisch aus sieht sich die schönste Theorie ganz, ganz anders an als vom Schreibtisch. Bei dem strittigen Gedanken wäre es sehr zweckmäßig, wenn Sortimenter, nicht nur Verleger, mitsprechen, noch wichtiger allerdings, wenn sie Mitarbeiten würden. Etwas mehr Aktivität wäre am Platze. Hans Kodek. Aus der Praxis des Verkaufs.*) Von Frieda Magnus-Unze r. Seit ich bewußt lebe, beschäftige ich mich mit Jugendschrif ten. Zuerst indem ich sie selbst las. Spyri, Wildermuth, Wöris- höfser, Wilhelm Busch, Flinzer und Hentschel brachten damals jedes Jahr neue Werke, und die Sammlung der Gumpertschen Töchteralben vom ersten Bande an stand mir zur Verfügung. In unserer Schulbibliothek hatten sich fast sämtliche Bände von Hosfmann, Horn, Nieritz, Ferdinand von Schmidt und Garlepp *> Der Bericht, der selbstverständlich nur subjektiv gewertet werden kann, dürste unsere Leser interessieren. Solche Beobachtun gen aus der Praxis, wen» sachlich vorgetragen, scheinen uns durchaus erwünscht. Die Schristleitung. angesammelt. Später hals ich eine der ersten Kreiswander büchereien einzurichten und las mit meinen eigenen Kindern die bewährten alten Freunde und die wenigen guten Neuerscheinun gen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1909 übernahm ich den Vorsitz der Kommission zur Bekämpfung der Schundliteratur in meiner Heimatstadt und lenkte ihre Arbeit im Zusammenwirken mit dem Buchhandel auf die Verbreitung guter Literatur, die in den billigen literarisch wertvollen Samm lungen bereits reichlich zur Verfügung stand. Auch die ganze Kriegszeit über setzten wir diese Bestrebungen durch Aus stellungen in den Schulen und bei Tagungen sort, immer gestützt auf Materiallieferungen unserer größten Buchhandlung. Die Nachkriegszeit brachte es mit sich, daß ich in den buchhänd lerischen Beruf ging, und zwar in eine Buchhandlung, welche in der Lage war, bald eine eigene Jugendfchristen-Abteilung herauszubilden, die Verzeichnisse herausgab und ihren Jntcr- essenkreis über die Provinz ausdehnte. Seit 7 Jahren habe ich so in nächster Fühlung Einkaus und Verkauf beobachtet. Ein Jugendbuch muß man neben der kaufmännischen Be rechnung mit den Augen der Mutter, des Kindes und des Künst lers ansehen. Nur wenn es vor diesen drei Kritikern standhält, findet es immer wieder sreundliche Ausnahme. Diese Erkenntnis müßte vor allem sich jeder Bilderbuch- und Jugendschristen-Verlag zu eigen machen, und es erfüllt mich oft mit Erstaunen, daß man es Neuerscheinungen anmerkt, daß sie weder einer Mutter noch Kindern im Manuskript Vor gelegen haben. Das Angebot an guten Manuskripten ist sicher in der heutigen Zeit recht groß. Als Mensch der Praxis, der die Bücher verkaufen soll und gern für jedes Buch die rechte Stelle heraussinden möchte und dem wirklich die ganze Skala der Jugendbücher bewußt ist, möchte ich so gern den Herren Verlegern zurufen; -Es gibt doch soviel Krippen und Klein kindergärten und Kinderhorte, in denen man den Kindern Manuskripte zeigen könnte, auch manche Lehrer würden gern einige ihrer Schüler und Schülerinnen zu einem Vorlesestünd chen als Belohnung in einen Verlag schicken. So könnte man die Wirkung der Bücher auf verschiedene Gruppen von Kindern erproben, ehe sie gedruckt werden. Schwerer ist es, Mütter zur Beurteilung zu finden. Die Anverwandten des Schriftstellers und Verlegers sind nicht unbefangen genug. Am besten wäre es, das Manuskript zum Bilderbuch wie zufällig einigen Frauen verschiedener Bildungs- und Jnteressenschichten zu zeigen oder ein Kapitel aus einem Buch in einer Teegesellschaft oder bei einem Mütterabend vorzulesen. Die Beurteilung, welche aus gesprochen wird, ist weniger wichtig als die Beobachtung, die der Lesende an seinem Publikum macht. Ich lese in jeder Woche einmal einem kleinen Kreis von Kindern aus den Neuerschei nungen vor. Mir geht es meistens so, daß ich, nachdem ich von einigen Seiten eines neuen Buches Kenntnis genommen habe, ungefähr weiß, welche Art von Mutter und Kind daran Gefallen finden wird, ob es ein dauernder Freund des Buchhändlers bleiben wird, ob es eine vorübergehende Erscheinung ist, oder ob es nur bei liebevoller Pflege und Hervorkehrung allmählich Wert schätzung finden wird. Bei diesem Probelesen stoße ich mit Er staunen immer wieder auf Erscheinungen, die den Stempel der Unverkäuflichkeit auf dem Gesicht tragen. Worin zeigt sich dieser Stempel? Es sind leider die aus zu hohen ästhetischen Gesichts punkten unkindlich gewordenen oder aus zu starkem, pädago gischem Wollen übermäßig lehrhaft geratenen Produkte. Auch die Bücher mit dem Magazinton lehnt der gesunde Geschmack durchschnittlich ab. Mutter und Kind wollen perlende Frische, wollen Herzenswärme, und wollen im Buch ein Erlebnis haben. Ein Teil der Eltern sucht die eigenen Kindhcitseindrücke in den Büchern, die sie ihren Kindern schenken; manche suchen den eigenen Geschmack, manche suchen vom Kinde aus, wie sie es gerne haben wollen; manchen ist die Eigenart ihres Kindes be wußt, und sie wissen, was ihm gemäß ist. Eine Gruppe von Eltern sieht im Buch nur die vorübergehende Unterhaltung, andere nur die Belehrung, und nur manche sind sich bewußt, daß sie dem Kinde im Buch einen Freund sürs Leben geben können. 79
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